#36
von ksiezniczka!.
Heute war mein dritter Termin bei Zartbitter…
Wenn ich ihm ein Adjektiv zuordnen würde, wäre dies wohl in erster Linie „krass“.
Wir haben über Grenzen geredet: Wo meine sind, ob ich die überhaupt kenne, wer diese überschreitet und so was halt. Jedenfalls kamen wir dann in dem Zusammenhang auf meine Mutter, und Frau Zartbitter fragte mich was für Anteile in mir sind im Bezug auf meine Mutter. Das war ganz schön schwer, aber irgendetwas musste ich ja sagen, also war das Ergebnis:
1. den Teil der noch ganz klein ist. Der ihr mit ausgestreckten Armen hinterherläuft. Weint, in den Arm genommen werden möchte. Nicht gesehen wird. Dem nicht geglaubt wird. Der sich so sehr nach körperlicher, nicht sexualisierter Liebe sehnt. Der auch heute noch immer rauskommt und sich wünscht jemand singt zum einschlafen ein Schlaflied, streichelt über den Kopf usw.
2. den Teil der heute erwachsen ist und der ein Kopf Typ ist und daher weiß, dass es nicht sein kann dass man sein Leben jahrelang auskotzt, bis zur Notaufnahme ritzt, sich umbringen will usw. , wenn man ein tolles Leben hatte. Und dem es schwer fällt zu entscheiden ob er der eigenen Wahrnehmung glauben soll, oder das was ihm von der Familie erzählt wird…
Es war total schwer den ersten Teil zu sehen. An sich habe ich schon immer voll ein Problem das innere Kind wahrzunehmen (bestimmt auch, weil ich es am liebsten erschießen würde). Mir hat es geholfen (auch wenn das sehr schlimm war), dass Frau Zartbitter oft die Stimme meines 1.Kindes übernommen hat und für das Kind gesprochen hat. Das hat mich so berührt und traurig gemacht. Aber irgendwie konnte ich es richtig fühlen. Wir haben eine Puppe bestimmt, die das Kind darstellen soll. Sie hat es neben mich gesetzt und irgendwann sollte ich auf den Platz des kleinen Kindes gehen und sagen wie es sich fühlt. Das war irgendwie ganz schön krass, aber es hat mir geholfen zu sehen wie es sich fühlt. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals mitmachen würde, aber die Art der Frau hat mir so viel Sicherheit gegeben, dass das irgendwie ging.
Ansonsten bin ich bei der Frage weitergekommen warum meine Mutter immer sagt es war alles so toll und mein Gefühl mir sagt, dass ich sehr gelitten habe. Ich glaube sehr wohl dass meine Mutter sich gekümmert hat und wir immer alles hatten. Aber sie hat sich um ihr Kind gekümmert was so sein sollte wie sie es wollte und nicht um mich und um meine belange. Sie hat getan was die Außenwelt sehen sollte, aber nicht was ich eigentlich brauchte. Sehr geschockt und traurig gemacht hat mich als Frau Zartbitter mir sagte, dass Sie denkt, dass ich Recht habe und meine Mutter mit den vermeintlichen m*ssbr**ch nicht glaubt, auch wenn sie das immer behauptet.
Ich bin total durcheinander irgendwie, habe aber das Gefühl, dass mich das heute wirklich weitergebracht hat…auch wenn noch voll Chaos in meinem Kopf ist.
Ich habe große Angst, das was da im Moment passiert zu zulassen. Ich habe das Gefühl, das meine ganze Fassade bröckelt und nachher noch mehr schlimmes rauskommt als ich eigentlich dachte . Ich hab Angst vor der Wahrheit.
Als ich dort raus bin und noch ein wenig in der Stadt rumgelaufen bin,, habe ich erstmal alles wieder vergessen….! Und plötzlich im Buchladen, wer steht da vor mir ???? Die Zartbitter Frau mit ihrer Tochter. Ich war richtig geschockt. Sie hat mich nicht gegrüßt (was denke ich Absicht war) und ich war total irritiert. Dann lief Sie mir noch mal über den Weg und sie hat mir zugezwinkert….! Es hat mich beruhigt, dass Sie mich nicht vor tausend Leuten angequatscht hat. Das hat mir Sicherheit gegeben, dass ich bei ihr wirklich sicher bin. Und dann ? Hab ich richtig gemekert wie das kleine hässliche, dumme Kind in mir wieder zum Vorschein kam und die Hände nach der Frau ausgestreckt hat und sie gewünscht hat sie hätte so eine Frau als Mutter
Ach man nur Chaos….
Zerknitterte Knisie..