Kontrolle loslassen/ Verantwortung übernehmen

#1
hey ihr,

ich bin grad ziemlich fertig... also eigentlich mach ich mich selber fertig. Aber ich glaub der Thread wird gar nicht so richtig ein Thema, deswegen auch der seltsame betreff...
es geht eher so um meine Gesamtsituation und mein Unverständnis mir selbst gegenüber.
Ich hab seit Jahren (6 glaub ich) sone Mischung aus Anorexie und Bulimie. Heißt, für mich ist das Hungern unglaublich wichtig, aber durch das Fressen war ich außer vor 2 Jahren mal, nie extrem ug. Ich hab 3 Klinik- + einen Psychiatrieaufenthalt hinter mir, davon waren allerdings nur 2 Kliniken wirklich gut.
In der letzten Klinik lernte ich, dass ich nicht machtlos bin, sondern in Beziehungen immer alles in der Hand hab. Das nahm mir zumindest mal den Drang zu Hungern (ich empfand Hunger dann plötzlich als etwas unangenehmes, vorher hab ich ihn geliebt). Aber heute stelle ich fest, dass ich NIE meinen Kontrollzwang losgelassen habe. In den Kliniken konnte ich immer seber bestimmen, was ich esse und so zählte ich weiter akribisch jede Kalorie, erlaubte mir nie mehr als meinen GU, später in der Tagesklnik dann sogar :roll: meinen GU+ durch Sport verbrauchtes, aber letzendlich war ich NIE an dem Punkt, dass ich aß wenn ich Hunger hatte, sondern wann mein selbt erstellter Plan es mir vorschrieb. Ich dachte, ich sei auf einem guten Weg, weil ich nur noch 1-2 RF die Woche hatte aber wenn ich zurückschaue, hatte ich einfach nur wieder die totale Kontrolle, halt 5 Tage die Woche statt wie vor der Klinik nur 1-2 Tage.

Und seit zwei Wochen stecke ich wieder richtig tief drin. Ich hatte in den Ferien ziemlich viele RF und hab dann einen Tag mal bis nachmittags nix gegessen weil mir so schlecht war und plötzlich war diese Liebe zum Hunger wieder da und seitdem brauche ich es, den ganzen Tag Hunger zu haben (Frühstück geht noch). Naja und am WE dann halt das große Fressen. ich kotze nicht mehr, neige schon immer eher zum Sport treiben.
Ich bin total verzweifelt, weil ich in der Klinik gelernt habe, dass es alles meine Verantwortung ist, wie ich mein Essverhalten gestalte und ich WILL doch eigentlich endlich wieder Kraft zum Leben haben und mich nicht mehr so ums Essen drehen und mach mich deswegen fertig, weil ich mir denke "es ist ja deine Verantwortung, du könntest einfach wieder regelmäßig essen und die Kontrolle abgeben" undich frage mich, warum ich das nicht hinkrieg? Ich könnte mich dafür echt in den A* treten, warum kann ich mich nicht endlich zusammen reißen, ich weiß doch dass es mir ohne ES besser geht! Gleichzeitig fühl ich mich mit diesem ganzen Verantwortunsgkram so überfordert und hab wieder diesen extremen Wunsch dünn zu sein, weil mir alles zu viel ist und weil ich meinen Körper plötzlich wieder so hasse...
Ich hatte letztens Nachgespräch in der Klinik und die Thera meinte, ich soll überlegen, nochmal im Sommer in die Tagesklinik zu gehen (weil es eh eine fraktionierte Behandlung sein sollte).
aber da beschäftigen mich so viele Fragen:
1. müsste ich es nicht endlich mal selber hinrkiegen?
2. wie hängt es zusammen- Traumaverarbeitung und Es... ich soll ja irgendwann mal ne traumatherapie machen, aber erst wenn ich die ES + SVV im Griff hab und frag mich ob das überhaupt geht... gerade diese Kontrolle und Macht beim Hungern hat seinen Ursprung doch m.M. nach in der ganzen MB- geschichte... (siehe Thread "liebes Opfer...")
3. besteht nicht die Gefahr, dass ich mir dann sage "du gehst ja eh bald in die Klinik" und es ganz schleifen lasse? Ok, ich gucke immerhin noch, dass es nicht so schlimm wird, dass ich die Schule nicht mehr schaffe...
4. Meine Lehrerin hat mir beim Vorstellungsgespräch gesagt, die Ausbildung (Ergotherapie) sei sehr hart und nicht unbedint was für Menschen mit Vorbelastung und irgendwie wäre es mir jetzt so peinlich, wenn sie dann mitkriegt dass ich doch nochmal in die Klinik muss... ich wollte es irgendwie beweisen...
5. Lerne ich dann überhaupt, in der realen Welt zurecht zu kommen? Oder gewöhne ich mich daran, jedes Jahr in eine Klinik zu gehen?
6. naja das übilche... was sollen nur die anderen denken... wirst Ergotherapeutin und bist selber ständig in KLiniken... aber den Punkt sollte ich mal lieber außer Acht lassen.

Ich frage mich nur ernstlich, wo liegt die Grenze zwischen zusammen reißen + endlich das Leben in die Hand nehmen und diesem... naja doch nochmal mehr Hilfe annehmen und mich "fallen lassen"...
Also ich mein, ich weiß echt im Moment nicht ob ich mir einfach mal richtig in den Hintern treten müsste oder ob meine Seele sich grad meldet und meint, sie sei wirklich überfordert damit...

puh ich hoffe ihr blickt noch durch bei meinem Fragenkatalog und meinem chaotischen Gedankengut.
bitte gebt nicht allzu harte Antworten. Also schon echte Meinung und Realität aber bitte mich nicht fertig machen! Das verkrafte ich im Moment nicht auch noch...

liebe Grüße
smutek
Zuletzt geändert von smutek am Sa Nov 06, 2010 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
Ganz gleich,
was deine Mutti sagt,

Du bist eine Prinzessin.

Re: Kontrolle loslassen/ Verantwortung übernehmen

#2
Hey ;)
ich verstehe sehr gut, was du meinst. Ich bin selber (bis auf seltene RFs) etz schon ne ganze Zeit clean (eig fast 4 Jahre...) - war auch teils anorektisch und sportsüchtig, aber auch nie schlimm UG,aber es gibt immer wieder Phasen, in denen ich auch wieder weniger esse, mehr Sport treibe und dann merk ich sofort: Dés, du musst aufpassen, weil ich dann auch wieder anfange, dieses Gefühl zu lieben... Und wenn man das ein bissl länger macht, zeigt sich das auf der Waage und schon geht es ganz schnell, dass man wieder in den Fängen der ES ist. Mein Glück ist es, dass ich in der Arbeit mitessen muss (Frühstück und Mittagessen - bin Erzieherin...) und das hilft mir schon.
und hab wieder diesen extremen Wunsch dünn zu sein, weil mir alles zu viel ist
was genau ist dir zu viel? Die Ausbildung? Die Frage Klinik ja oder nein?
Mach dich nicht so fertig, du könntest es zwar vllt alleine schaffen, musst es aber nicht. Dafür sind Kliniken doch da.Momentan kannst du halt einfach nicht anders. Das soll nicht heißen, dass du es gleich bleiben lässt zu kämpfen, aber mach dichnicht kaputt mit Selbstvorwürfen! Das bringt dich nicht weiter, sondern macht alles nur schlimmer!
Die Sache mit dem Trauma... Klar, die ES, das SVV... alles Möglichkeiten das Trauma zu kompensieren, aber trotzdem kann man - auch wenn das Trauma noch nicht aufgearbeitet wurde, von diesen Dingen zum größten Teil loskommen. Erst dann macht es Sinn, eine Traumathera zu beginnen, weil es einen sonst immer tiefer in die ES oder SVV ziehen würde. Man muss erst lernen, mit seinen Problemen anders umzugehen, bevor man eine Traumathera macht.
Meine Lehrerin hat mir beim Vorstellungsgespräch gesagt, die Ausbildung (Ergotherapie) sei sehr hart und nicht unbedint was für Menschen mit Vorbelastung und irgendwie wäre es mir jetzt so peinlich, wenn sie dann mitkriegt dass ich doch nochmal in die Klinik muss... ich wollte es irgendwie beweisen...
tja, das ist natürlich eine schwierige Situation, aber ich würde sagen, deine Gesundheit geht vor. Inwiefern ist die Ausbildung denn belastend laut deiner Lehrerin?
Lerne ich dann überhaupt, in der realen Welt zurecht zu kommen? Oder gewöhne ich mich daran, jedes Jahr in eine Klinik zu gehen?
aber du merkst doch selbst, dass du seit deinem letzten Aufenthalt dazu gelernt hast. Ich denke nicht, dass du deshalb jedes Jahr in die Klinik gehen sollst, aber wenn du das Gefühl hast, es würde dir jetzt gut tun, dann mach es :)
ja und den letzten Punkt - den lass mal wirklich außer Acht :)
Grüßlis dés
http://www.youtube.com/watch?v=AnG1fCFi9Yw

Re: Kontrolle loslassen/ Verantwortung übernehmen

#3
hey dés,
vielen Dank dass du dir Zeit für so'ne lange Antwort genommen hast!

Ich habe überlegt, ob es vielleicht nicht gut war, dass ich in den Kliniken selbst bestimmen durfte was ich ess...? In der ersten mussten wir zwar Butter aufs Brot schmieren und zwei Kekse essen, aber ich musste nie meinen Tagesbedarf an kalos essen und so hatte ich halt immer die Kontrolle in der Hand... aber ich glaub ich war auch innerlich nie bereit die ES loszulassen (und damit die Kontrolle), ich wollte irgendwie immer ein "bisschen weniger Symptome" ...naja geht halt bei ner Sucht nicht.
Klar, die ES, das SVV... alles Möglichkeiten das Trauma zu kompensieren, aber trotzdem kann man - auch wenn das Trauma noch nicht aufgearbeitet wurde, von diesen Dingen zum größten Teil loskommen. Erst dann macht es Sinn, eine Traumathera zu beginnen, weil es einen sonst immer tiefer in die ES oder SVV ziehen würde. Man muss erst lernen, mit seinen Problemen anders umzugehen, bevor man eine Traumathera macht.
Ja da sagst du was- das klingt einerseits so logisch, andererseits ist es ja gerade dieses Gefühl von Kontrolle und Macht, das mir das Hungern gibt und ich weiß einfach nicht, wie ich das loslassen kann... ich krieg echt Panik wenn ich mir vorstelle, nicht mehr kontrollieren zu können (geht ja übers Essen hinaus bei mir). Aber ich versteh auch, dass ich, wenn ich jetzt mit Konfrontation beginnen würde noch viel tiefer rutsche würde...
vielleicht wäre es eine Möglichkeit, mir zu sagen, ich erlaube mir im Sommer nochmal in die Klinik zu gehen und am stabil werden zu arbeiten (falls ich es nicht selbst hinkrieg) und mein Ziel ist, bis danach bis Ausbildungsende stabil zu werden um 1. die Schule gut zu meisterrn und 2. danach eine Traumatherapie zu machen (was ja nicht ginge wenn ichs mit der ES nicht schaffe). aber ich glaub, das hab ich beim letzten Mal Klinik auch scho gesagt...

vielleicht sollte ich doch von Verhaltens- zu Tiefenpsychologischer Therapie wechseln, hätte da ab Jänner einen Platz und irgendwie grad das Gefühl, das hat mich immer weiter gebracht als die Verhaltenstherapie weil ich da nie nie nie kapiert hab, warum ich so selbstzerstörerisch lebe... und da auch grad wieder nicht an den Punkt komme irgendwas ändern zu können.
oh ich hab so viele Fragen.

Hm was genau mir grad zu viel ist weiß ich auch nicht. Ich denk es ist der LEistungsdruck den ich mir selber mache (heule bei ner 2 :roll: ) oder dass ich es nicht schaffe mir Zeit für mich freizuschaufeln oder dass ich die ganze Last aller Freunde trage, weil ich sie nie im Stich lassen kann... ach mensch. shit. echt... muss ma kurz Frust abladen:


SAME SHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!



danke.
Ganz gleich,
was deine Mutti sagt,

Du bist eine Prinzessin.