Hallöle!

Ok, ich weiß, dass das jetzt eine total komische Frage ist:

Aber habt ihr irgendein Bild von der ES- quasi eine Vorstellung von ihr in bildhafter Form?

Ich muss sagen, dass ich schon seit sehr langer Zeit immer das Bild von einem schwarzen Hengst mit glühenden Augen in meinem Kopf habe...den ich immer wieder versuche hinter Schloss und Riegel zu bringen, aber er schafft es immer wieder, den Zaun splittern zu lassen und auszubrechen.
Er verbreitet Chaos und zerstört jede Form der Vernunft.

Oh Mann, hört sich das jetzt bescheuert an..aber ich denke schon, dass es mal interessant wäre zu wissen, wie ihr eure ES verbildlicht.

Vor allem weiß ich zum Beispiel, dass mein Bild eigentlich ein zeimlich falsches ist...denn der schwarze Herngst ist ja für mich ein Monstrum mit unglaublicher Kraft.
Und die ES an sich KANN einfach nicht so schlecht und kraftvoll sein, denn sie ist ja ein Teil von mir.
Ein Schutzmechanismus meines Körpers, also nichts was Chaos bringen sollte, sondern Ordnung.

Und obwohl ich das in der Theorie weiß, ist immer noch dieses abschreckende Bild in meinem Kopf...
Keine Ahnung, wie ich auf so einen Quatsch komme...

Hey pic!

Also es stimmt schon…die ES ist schon irgendwie ein Monstrum, denn wie du schon richtig geschrieben hast, zerstört sie alles.

Aber sie hat doch auch immer eine Funktion- hätte ich die ES nicht entwickelt, hätte ich damals mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Selbstmord begangen. Sie hat mir „scheinbar“ die Kontrolle wieder zurückgegeben und mein Leben in meinen Augen wieder „lebenswert“ gemacht.

Und sie ist ja tatsächlich kein Fremdkörper, sondern ein Teil von mir. Die ES-Gedanken kommen ja nicht vom Himmel, ich denke sie ja. Und es ist mein Handeln.

Ja, die ES ist schlimm und ihre Folgen katastrophal.
Aber sie als Monstrum wirklich anzuerkennen…das würde ja bedeuten, dass ich selber einen Teil eines Monstrums in mir habe- und damit würde ich mich selbst noch weniger wertschätzen, als ich es eh schon tue. Kann Selbstakzeptanz nicht nur dadurch kommen, dass man sich selbst vollkommen akzeptiert mit all seinen Schwächen?

Damit meine ich nicht, dass ich für immer essgestört bleiben will.
Bloß scheint es für mich theoretisch dann leichter, sie loszulassen, wenn ich von mir selber aus merke, dass ich sie für mich nutzen darf, aber nicht MUSS.

Der Denkansatz ist eigentlich ähnlich, wie der bei dem geplanten FA.

piccola hat geschrieben:eine ES kann man eben nicht "wegsperren", die bricht immer wieder durch. die mußt du besiegen...

Hallo Picci,

ich finde Kätzchens Anschauung eigentlich überhaupt nicht "fragwürdig". Ich finde, es ist absolut wichtig, zu wissen, welche Funktion eine ES für einen hat oder hatte, um sie hinter sich zu lassen. Natürlich tut eine ES einem irgendwas Gutes - sonst würde ja keiner fressen/kotzen/hungern etc. (Natürlich üerwiegen auf Dauer die negativen Aspekte.)

Nach außen hin hat man das Chaos nach einem Fresskotzanfall - vor allem in der Küche. Aber nach innen ist alles auf einmal ganz klar und sortiert, wenn man erst mal gekotzt hat. Ging mir zumindest so. Auf einmal hatte ich so manche Lösung im Kopf für mein Problem....

Ich bin auch nicht so der Typ, der da in Bildern gedacht hat. Aber es hat sicherlich Vorteile, wenn man das kann. Mich stört an dem Pferdebild nur, dass ich Pferde mag. Aber in der Mythologie wird das wohl auch anders gesehen. Zum Beispiel hat ein steigendes Pferd eine Silhouette, die mit der Schlange verbunden wird. Habe ich irgendwo man gelesen.

Na ja. Alles hat zwei Seiten. Pferde. Und Esstörungen. Passt schon.

lg
aire

Hab grad nochmal übelegt, wie ich überhaupt jemals auf das Bild von dem schwarzen Hengst gekommen bin…und mir ist es dann wieder eingefallen:
Ich habe nämlich damals mal „Feuerkind“ von Stephen King gelesen und da kommt ein Mann drin vor, der in der Lage ist andere gedanklich zu manipulieren. Allerdings bekommt er danach immer sehr heftge Migräneanfälle und beschrieben wird das auch durch einem schwarzen Hengst, der dabei in seinem Kopf ausbricht und dessen Hufe sich schmerzhaft in ihn hineinbohren.

Ok, die Geschichte und das Bild passen gar nicht zu meiner Situation, aber irgendwie habe ich bei diesen Textstellen immer gedacht: Genauso ist es bei mir auch. Meine Gedanken gehen einfach mit mir durch und es sind schlimme Gedanken. Egal wie oft ich sie verdrängen will, brechen sie doch immer wieder hervor.Der Hengst hat den Nagel irgendwie auf den Kopf getroffen.

Aber ich muss zugeben, ich mag Pferde auch total. Das Gibt dem Bild noch so einen merkwürdigen Beigeschmack- wie ich schon sagte, die ES ist halt nicht nur schlecht- sie hat auch ihre Funktion, deshalb ist es ja auch so schwer, sie nur zu hassen.

Irgendwie fühle ich mich voll komisch, dass ich meiner ES so ein Bild "übergestülpt" habe- ich hab wohl irgendwie zu viel Phantasie in meinem komischen Gehirn.

Kätzchen hat geschrieben: Irgendwie fühle ich mich voll komisch, dass ich meiner ES so ein Bild "übergestülpt" habe- ich hab wohl irgendwie zu viel Phantasie in meinem komischen Gehirn.

Nö - bloß das falsche Buch gelesen.

aire hat geschrieben:

Kätzchen hat geschrieben: Irgendwie fühle ich mich voll komisch, dass ich meiner ES so ein Bild "übergestülpt" habe- ich hab wohl irgendwie zu viel Phantasie in meinem komischen Gehirn.

Nö - bloß das falsche Buch gelesen.

Jap, scheint wohl so!

Ist aber interessant mal festzustellen, dass ich anscheinend die Einzige bin, die sich die ES irgendwie bildhaft vorstellt.

Na, dann frag ich mal so:

Wenn ihr entscheiden müsstet, was für ein Bild ihr für die ES verwenden würdet, was würde das dann sein?

Ich habe auch ein Bild...

Bei mir ist die Magersucht eine wunderschöne zierliche fee (nicht abgemagert), die Perfektion, sie lockt mich und greift nach mir für eine warme Umarmung.. äußerlich..
Innerlich ist sie aber ganz verdorben und will mir böses, so hat sie z.B spitzte zähne (die so ja nicht sichtbar sind)...

Und die Bulimie... hmm da hab ich kein konkretes Bild aber den Teil habe ich immer gehasst, also wäre mein Bild vond er BUlimie einfach nur durch und durch hässlich

lg crab

@crab

Ich finde es schon krass, dass nicht nur die Gesellschaft die Magersüchtigen als besonders diszipliniert, perfekt etc. ansiet, sondern sogar die Betroffenen selbst sich dadurch reiner fühlen...ich kann es total nachvollziehen, aber eigentlich ist die Magersucht ja objektiv betrachtet nicht "besser" als die Bulimie.

Und trotzdem wird mit der Bulimie das ganze Ekelhafte verbunden. Ja gut, k* an sich ist ja auch nicht besonders reinlich, aber ich kann es einfach nicht einsehen, dass die Gesellschaft die Magersucht nahezu vergöttert.

Als gebe es irgendwie "tollere" Essstörungen...und Binge-Eating ist ja nach der Gesellschaft sowieso nur verpöhnt. Dauernd wird gedacht/gesagt "Können die sich nicht einfach mal zurückhalten? Kann doch nicht so schwer sein..boah sind die faul."

@pic

piccola hat geschrieben:ne fette aufgedunsene kröte, die immer lauert und beobachtet, und die einen vergiftet

Da musste ich gerade voll lachen!
Nichts gegen dein Bild, aber das ist echt lustig! Na gut, vergiftet zu werden ist jetzt nicht so toll, aber du weißt ja was ich meine, oder?

hm .. ein bild der ES ... ehrlich gesagt finde ich es ganz schön schwer, so etwas in einem bild zusammenzufassen .. denn es ist ja sowohl ein teil von mir, als auch ein absoluter fremdkörper, der eigentlich in meinen gedanken keinen platz einnehmen sollte. .. ich glaube ich bin kein mensch, der viele dinge visualisiert .. doch wenn, dann geht es mir eher so wie piccola .. die bilder kommen plötzlich, in bestimmten situationen .. doch ein generelles bild meiner ES habe ich nicht .. ich stelle es mir unheimlich vor, etwas so lebendiges in mir zu haben (wie z.b. diesen schwarzen hengst wie bei kätzchen) .. echt unheimlich .. aber das ist wohl von mensch zu mensch verschieden .. ich fasse meine gedanken dann doch lieber in worte, auch was die ES betrifft .. wenn ich mich denn überhaupt dazu äußere . denn eigentlich ist sie tief in mir verschlossen, ich kann oberflächlich darüber sprechen, doch in die tiefe komme ich nicht .. da ist zuviel, was mir angst macht, was vielleicht niemals herausdarf .. was schlicht und einfach zu krank für die welt ist, diese gedanken kann ich niemandem anvertrauen . auch mein anzweifeln der gesamten menschlichen existenz .. absurde gedankengänge, die ich nicht einmal selbst beschreiben kann .. ich wäre froh, wenn ich so ein klares bild vor augen hätte, wie ihr . obwohl ich trotzdem angst davor hätte, welche gestalt das annehmen könnte .. da lasse ich es lieber eingesperrt ..

LG

moon_willow hat geschrieben:da ist zuviel, was mir angst macht, was vielleicht niemals herausdarf .. was schlicht und einfach zu krank für die welt ist, diese gedanken kann ich niemandem anvertrauen .

Das klingt echt schlimm!
Ich kann auch vollkommen verstehen, dass man so etwas komplexes und großes wie die ES nicht in ein eiziges Bild zwängen kann. Und wenn ich mir tatsächlich in Bild von ihr machen müsste, dann würde es glaube ich immer irgendetwas geben, was ich nicht bedacht habe.
Und auf der anderen Seite ist sie gar nicht so kompliziert- sie ist fast schon wie ein Parasit, der sich immer weiter in einem einnistet und sich vermehrt.

Aber wenn du Gedanken so tief in dir drin hast, die du nicht hervorholen darfst, dann ist eine Genesung doch fast unmöglich, oder?
Ich meine, müssen wir uns nicht erst einmal vollkommen kennenlernen bzw. erst eine eigene Persönlichkeit entfalten, die wir dann mit all ihren Stärken und Schwächen akzeptieren?
Das meinte ich ja schon vorhin auf die ES bezogen. Müssen wir nicht alles an uns erforschen und als Teil von uns annehmen, um es zu akzeptieren?

Ok, ich weiß wirklich nicht, was in dir schlummert und nach deiner Beschreibung, sind es ja echt schlimme Gedanken...aber das ganze Leben lang mit so einer "Hölle" (sry, mir fiel grad nichts besseres ein) in einem herunzulaufen...da kann man sich selber doch nie wertschätzen, oder?

Kätzchen hat geschrieben:Na, dann frag ich mal so:

Wenn ihr entscheiden müsstet, was für ein Bild ihr für die ES verwenden würdet, was würde das dann sein?

Hallo Kätzchen,

ich "musste" mal in der Therapie meine ES bildlich darstellen. Ich habe einen Gong gemalt. Wieso einen Gong? In der Musiktherapie habe ich mal gezeigt bekommen, dass man auf einen Gong nicht nur drauf hauen kann wie für's Mittagessen. Man kann ihn mit dem Klöppel auch mehrfach sanft anschlagen - und wenn man das in der richtigen Art und lange genug tut, "kippt" der Gong irgendwann: Man hört dann einen lange dröhnenden Klang, der immer lauter wird, obwohl man gar nicht mehr spielt. Und das hat mich erinnert an den inneren Druck, der sich zunehmend aufstaut und irgendwann in einem FA entlädt.

Anschließend sollte ich die Heilung bildlich malen. Ich nahm dieses Bild:
Das ist ein Pferd, das auf seinem Essen eingeschlafen ist. Zu der Zeit konnte ich Essen absolut nicht mal in Sichtweite haben (es musste immer in Schränken stehen). Sonst hätte ich mich gleich unter Druck gesetzt gefühlt jedes Mal, wenn mein Blick drauf fällt. Und das war eben mein Ziel: Total entspannt mit Essen umgehen. meine Therapeutin meinte, es sei hilfreich, so ein Bild, das einen an das Ziel erinnert, im Portemonnaie, oder in der Tasche zu tragen. Das habe ich dann auch gemacht. Ob es zur Heilung beigetragen hat, wer weiß. Jedenfalls könnte ich mittlerweile auf einer Tafel Schokolade einschlafen, ja. (Wenn ich keine Angst hätte, sie würde schmelzen und die Bettwäsche versauen. )

Übrigens: Meine Therapeutin hat mein erstes Bild nicht erkannt. Meinte, es sehe aus wie eine Waschmaschine. Ich musste es ihr dann erklären. Sie hat es trotzdem im weiteren Verlauf der Stunde als Waschmaschine bezeichnet. Solche Dinge waren der Grund, warum ich die Therapie dann abgebrochen habe.

lg

aire

Kätzchen hat geschrieben: Ok, ich weiß wirklich nicht, was in dir schlummert und nach deiner Beschreibung, sind es ja echt schlimme Gedanken...aber das ganze Leben lang mit so einer "Hölle" (sry, mir fiel grad nichts besseres ein) in einem herunzulaufen...da kann man sich selber doch nie wertschätzen, oder?

tja, ich weiß es selbst auch nicht .. wie gesagt, ich hinterfrage alles und jeden, denke viel zu viel über den sinn und zweck des lebens nach.. ich meine, es ist nicht so, dass ich kein reales leben mehr habe .. nur hindert mich irgendetwas daran, mich frei zu fühlen .. ich fühle mich permanent eingesperrt, mein essverhalten ist alles, was ich bestimmen kann . ich habe so schreckliches fernweh, ich halte es einfach nicht aus, in einer gesellschaft zu leben, in der man funktionieren muss... und nicht individuell sein darf. manchmal denke ich, ich wäre in einer früheren zeit besser aufgehoben gewesen .. das einzige, was mich am leben erhält, sind meine freunde, die mich einfach verstehen .. ich bin so froh, sie zu haben .. oder generell menschen, die ähnlich denken wie ich .. die nicht klarkommen mit der feindlichkeit der menschen untereinander.. ich meine, warum muss die welt aus kämpfen bestehen ? ich verstehe es einfach nicht .. nichts und niemand wird geschätzt, es ist alles so falsch und gespielt .. warum verstehen manche es nicht, dass gewalt und zerstörung keine option ist? tja das sage ausgerechnet ich .. die ihren körper jeden tag stück für stück zerstört . doch wo soll sie sonst hin, die wut auf alle zerstörung und ungerechtigkeit in der welt .. ? und ich weiß nicht, ob ich eine hölle in mir habe .. ich denke nicht, ich bin doch ich .. ich kann einfach meine gedanken mit niemandem teilen, da ich sonst wahrscheinlich für verrückt gehalten werde. und ehrlich gesagt will ich nicht auf der geschlossenen enden . . ich bestehe ja nicht nur aus solchen gedanken, da gibt es noch viele andere seiten an mir, lustige, schräge, verquere oder einfach nur alberne .. und schlussendlich bin ich ja auch noch ein rational denkender mensch .. deswegen versuche ich, diese komische verzerrtheit der gedanken tief in mir zu halten .. um niemanden zu verschrecken .. immer wenn ich mich jemandem anvertraue, hat das unangenehme konsequenzen .. genauso, wie damals, als meine familie das mit der B* mitbekommen hat .. seither lastet ein riesiger druck auf mir - ich MUSS gesund werden .. ich muss es in ihrem tempo, so schnell es eigentlich 'gehen müsste' , doch was, wenn ich dazu nicht bereit bin? ich muss in meinem eigenen tempo gesund werden, meine eigenen ansichten ändern, langsam aber SICHER die ES wirklich hinter mir lassen bzw mit meinen gefühlen anders umgehen .. doch was passiert, wenn es 'zu lang' dauert ? mir wird mit stationärer Thera gedroht .. weil sie es mir nicht glauben, dass ich es schaffen kann .. und dann müsste ich das schuljahr wiederholen und alles drum und dran .. das will ich nicht .! und wenn ich dann sage, ich mache es nicht, dann heißt es, das hätte ICH nicht zu entscheiden .. toll .. ich bin einfach nur fertig mit den nerven . habe fast täglich migräne deswegen und schlafe nachts wie ein stein .. sorry fürs offtopic .. ich weiß auch nicht was ich hier eigentlich mache ..

LG

Hey an alle ..

auch wenn ich diesen thread nicht aufgemacht habe, würde es mich trotzdem freuen, wenn noch jemand etwas dazu schreiben würde .. ich finde schon, dass das ein interessantes thema und vor allem eine nicht unbedingt einfach zu beantwortende frage ist, was meint ihr dazu?

(abgesehen davon habe ich das gefühl, dass wenn ich in einen thread schreibe, niemand mehr darauf antwortet .... aber das ist wohl blödsinn, ich sollte mich nicht so verdammt wichtig nehmen ...

Alles Liebe (: