Wussten wir VOR der Bulimie schon bescheid über den Ausgang?

#1
Hallo Ihr Lieben,

Ich möchte zu Beginn filialunae (aus einem anderen Thread) zitieren, weil mich dieses Kommentar zum Nachdenken angeregt hat:

[...] Außerdem solltest du nicht unterschätzen, wie sehr sowas triggern kann.
Ich hab damals immer auf RTL die Serie "Popular" geschaut, weil da eine Bulimie hatte und ich mir ( damals noch unbewusst) dachte "Wenn ich mich erst mal so dünn gehungert habe und so ein devoter Mensch geworden bin, dann darf auch ich wieder anfangen, zu essen und dann darf auch ich wieder Bedürfnisse haben, aber erst, wenn ich so unten war und mich genug gequält, bestraft und erzogen habe."

Ist es wirklich Möglich, sowas schon unbewusst zu denken, und geradewegs in die Bulimie zu schlittern?

Ist es sogar möglich, bevor die Bulimie noch begonnen hat, schon an ein danach zu denken? An das, was man sich danach alles leisten darf (so, als wäre die Bulimie eine Kur oder eine Straftat, durch die man erst mal durchmuss)?

Wusste nicht vielleicht ein jeder von uns irgendwo tief drinnen, wie das alles Enden würde? (Ich bin ja immer noch felsenfest davon überzeugt, dass ich einfach nur Mega-mässig abnehmen, und halt dünn sein wollte. Und am Schluß halt die Dünnste von allen.) [Muß dazusagen, dass ich lange Magersucht hatte, und nie kotzte, und eigentlich nur als letzte Notmassnahme das Kotzen anfing.]

Und etwas ist mir dabei noch eingefallen: Ich hatte als Teenager fürchterliche Komplexe, nur eins war ich (und zwar ohne zu hungern): Superdünn. Ich bekam so am Rande mit, wie die Klassenkameradinnen versuchten, abzunehmen, wie 3 (!) Mädchen aus der Klasse wegen Magersucht in stationärer Behandlung waren.... Und wisst Ihr, was mir damals manchmal durch den Kopf schoss:
"Warum bin ich nicht dick oder wenigstens, dann hätte ich wenigstens ein Ziel, wie ich besser ausschauen würde, und könnte darauf hinarbeiten, und müsste nicht Komplexe haben, mit meinem Körper, an dem ich NICHTS verändern kann!???"

...Seltsam....

Monica Lewisnkij

#2
Ich denke, ich wusste sehr bewusst, wie das Enden sollten. Ich wollte schlank werden und meinen Charakter bessern und danach würde ich ein Recht darauf haben, zu existieren und alles würde besser werden und ich dürfte glücklich sein. Daran gebunden war es, dass ich immer unten sein musste, bevor ich mich über was freuen darf.

Ich habe sogar relativ bewusst mit der Bulimie angefangen, ich hab es vorher in der "bravo" und ähnlichen Zeitschriften gelesen, hab es bei anderen Mädchen gesehen.
Ich war mir sicherlich nicht darüber bewusst, dass ich niemals dünn werden würde und niemals mein Leben gut werden würde, aber ich hab das gedacht und dachte, dass ich dann irgendwann so ein guter Mensch bin, dass ich damit aufhören kann.

Eine vermeintlich einfache Problemlösung eben.
Zuletzt geändert von aymone am Do Feb 17, 2011 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

#3
Wenn ich so zurückdenke, fallen mir auch einige Gedankenmuster von damals ein in denen ich z.B. dachte es wäre doch gar nicht so schlecht mal für ne kurze zeit magersüchtig zu sein und dann anschließend einfach mein leben normal weiterzuführen, nur mit dem für mich wichtigen unterschied endlich dünn zu sein...
Natürlich war mir nie klar was es wirklich bedeuted magersüchtig zu sein, bzw. ,wie es jetzt gekommen ist, Bulimikerin zu sein!
Mir gings eigentlich ganz ähnlich, ich war in meiner Jugend gar nicht dick, zwar hab ich mir das unerklärlicherweise immer eingebildet und hatte deswegen auch immer Komplexe, doch wenn ich mir jetzt die alten Bilder anschaue, so mit 12/13 Jahren hatte ich wirklich eine gute Figur, besser wie heute!
Es ist nicht mal so, dass ich durch die Bulimie abnehme.. ich hab mittlerweile ja schon des öfteren gelesen, dass es normal ist durch die Bulimie anfangs etwas abzunehmen, aber das dies dann stagniert, wenn ich aber meinen Gewichtsverlauf anschau, dann muss ich sagen, dass ich durch die Bulimie immer eher zunehme, es gibt kurze Phasen in welchen ich mein Gewicht halten kann, oder es sogar etwas sinkt, aber dann kommt wieder eine lange Phase in der ich nur zunehme egal wieviel ich K*!!
Darum denk ich mir als wieso ich das ganze überhaupt mach... natürlich, unsinnig is es ja sowieso, aber wenn es nicht mal den einen erhofften Zweck erfüllt sondern grad noch das Gegenteil, wieso hör ich nicht einfach auf, was hält mich noch an dieser ganzen Fress und Brech Handlung??
Eigentlich hab ich doch nur damit angefangen um mein Gewicht zu senken und wenn´s jetzt steigt, dann muss mann doch einfach damit aufhören können, wie´s bei irgendwelchen anderen unnützen Diäten auch der Fall ist... aber so einfach geht´s nun mal leider nicht.... :cry:

#4
Danke für Eure Antworten.

Das erstaunt mich irgendwie immer noch, dass man das vorher so bewusst "denken" kann.
Ich war, als meine ES begann schon 25 Jahre (!), und - wie ich dachte - mir selber immer sehr über meine Gefühle und Handlungen bewusst.

Aber als ich anfing, abzunehmem kam mir kein einizges Mal der Gedanke, dass ICH eine ES haben könnte. Ich dachte nur: "Schau, wie das super geht."
Gut, es war hart, es war härter, und wenn der Körper null Reserven mehr hat, dann tut das hungern weh. Sehr weh.
Aber selbst, als mein Bodymassindex deutlich unter die Unternährungsgrenze gefallen war, und darüber hinaus, als schon sämtliche BMI-Rechner schwere Magersucht anzeigten, dachte ich nur "Ach was, die übertreiben dass doch nur so, weiss ja eh jeder, damit jeder Dicke denkt, er ist noch normalgewichtig, etc..."
Ich dachte einfach, ich sei die Größte mit meiner Diät, und wie der Spiegel selbst Knochengerüste noch zu Fett verzerrt wissen ja eh die meisten.

Bis dann irgendwann das Stadium erreicht war, wo langsam aber sicher die ersten FAs begannen.
Ich fand das SELTSAM (!!!!), dachte mir, warum ich aufeinmal nicht mehr aufhören konnte zu essen, und das mit einem BMI unter Kate Moss... *ggg

Irgendwann gab ich dann "Fressanfall" in die Suchmaschine ein, und zack - da waren sie - all die netten Essstörungsseiten.
Und erst ab da begann ich, zu checken, dass irgendwas wohl nicht stimmt.
Seit ich filis Kommentar gelesen habe, überlege ich die ganze Zeit, ob es da nicht doch einmal so ein Moment des Verstehens gegeben hat.
Aber ich denke, mir fällt keines ein.

Liebe Grüße,
Monica Lewinskij

#5
Jetzt mein Gegenbeispiel:
Ich bin mit 16 Jahren in die Magersucht geschlittert, ohne überhaupt jemals etwa über ES gehört zu haben. Mit ungefähr 18 Jahren kam dann der schleichende Übergang in die Bulimie. Als mir bewusst war, dass es eine ernsthafte Erkrankung ist, über die ich keine Kontrolle mehr habe, war ich schon über 20.
Anscheinend nützt Aufklärung im Fall der Bulimie nichts ... :-(,, bisher habe ich immer geglaubt, wenn ich damals Bescheid gewusst hätte, wäre es mir besser ergangen, aber dies ist wohl ein Trugschluss.

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#6
hey
ich bin zwar immer noch mitten drin in der bulimie, aber ich hoffe ich kann trozdem mal hier schreiben

also, magersüchtig wollte ich werden.. mein ziel war es magersüctig zu werden, so dünn wie die models und von allen geliebt werden und glücklich zu sien ( magersucht = glücklich) (jetzt weis ich das es schwachsin ist)
irgendwann kamen die fa 's und dan hab ich mit dem erbrechen angefangen, aber ich hab mir immer gesagt ich werde nie an bulimie leiden weil ich das "schmutzig" fand, tja und irgendwann hang ich jeden tag über der schüssel

lg

#7
ich hab mich immer schon sehr für die psyche des menschen interessiert, auch vor meiner bulimie. ich war und bin mir vollkommen bewusst was ich da tue, worauf es hinausläuft, was ich mir damit antue,etc. ich versuch mich praktisch selbst zu heilen, mit all dem wissen das ich mir über die jahre angeeignet hab:p

#8
wie man ja hier weiß, hab ich früher einfach nur viel gegessen ohne k*. war halt n dickes kind wegen dem stress und so hab ich halt alles in mich reingefressen. wo ich dann schaffte abzunehmen, guckte meine mutter nen film und ne doku über ES mit mir. mit ihren worten: "damit du nicht vom einen extrem ins andere rutscht"
ich beschäftigte mich dann weiter damit, las bücher etc. aus diesem grund. meine mutter fand das gut und da ich ja konstant schlank war, war sie zufrieden und fand ihr ziel erreicht zu haben.
na ja - man sieht ja wo ich trotz/deswegen hingekommen war.....
Man hat die Schicksale, die man hervorruft und die zu einem passen. (Hermann Hesse)

#9
mein fall:
vor gut zwanzig jahren war das keine krankheit, schlicht verschwendung, m*ssbr**ch von lebensmitteln. irgendwann ist mir bewußt geworden, dass ich krank war. bis ich wirklich davon weg wollte, und bewußt etwas dagegen unternommen habe, dauerte es noch einige zeit.
lg, Gert

#10
Genau @ Gertl und auch @ kendra, und andere...

...das hätte mich immer schon mal interessiert. Ich meine, heutzutage ist das ja (und wie man hier ja gehört hat auch ganz besonders in Amerika) fast schon eine Art "Diät".
Wie ja schon bekannt hatte ich lange MS, und wäre nicht einmal auf die Idee gekommen, zu kotzen...??!!

Also, wie kam man früher auf die Idee, zu kotzen?
Wie war das bei Euch?

Ich hab einmal das Buch von Dolores Schmidinger gelesen, die ihre Bulimie darin beschreibt. Ich glaube, mich entsinnen zu können, dass sie damals in den 60er oder 7oer Jahren den Tip zum Kotzen von einer Freudin bekommen hat.

Monica Lewinskij

#11
@moni:
den tipp brauchte mir keiner zu geben, diese "gabe" habe ich schon von geburt an. dysfunktion des oberen magenschließmuskels. d.h.: zum entsetzen aller konnte ich immer schon auf kommando kotzen. bei gewissen anlässen war´s von vorteil, insgesamt eher von nachteil. das extrem-speiben hat sich beim bundesheer entwickelt. in der zeit ist auch meine mutter gestorben, da hat wohl das eine das andere ergeben.
jetzt ist´s vorbei. gott sei dank.(wenn ich wollte, könnte ich noch immer auf kommando. ich will nicht mehr.)
lg, Gert

#12
Wie ich schonmal in einem anderen Thread schrieb:

Auch ich habe ziemlich bewußt begonnen zu erbrechen, wohl wissend was Bulimie ist, aber nicht genau wissend, wo das hinführt.
Es war ganz bewußt als Hilferuf eingesetzt, da alle anderen Hilferufe zuvor keinen Erfolg hatten. Ich dachte, wenn ich ernstlich krank würde, dann würde man meine Rufer erhören und sich um mich kümmern. Dabei habe ich leider aber auch vergessen, dass man einem Bulimiker - solange er nicht extrem untergewichtig wird - seine Krankheit nicht ansieht und niemand weiß, dass ich mir zu Hause die Seele aus dem Leib kotze und daher auch wieder niemand darauf reagieren kann. Da hatte ich mir die falsche Symptomatik ausgesucht. Das war allerdings auch sicherlich kein Zufall. Bei mir liegt zwar eine Mischform von MS und Bulimie vor, aber eine rein restriktive extreme MS "passt" einfach nicht zu meiner "Persönlichkeitsstörung".

Ich hatte lange Zeit Schuldgefühle, weil ich mich so sehenden Auges ins Verderben gestürzt und es provoziert habe, aber auch dabei habe ich vergessen, dass niemand aus Spaß und Langeweile Bulimiker wird, sondern doch irgendwelche Probleme sich dahinter verbergen.

Heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher, ob ich mich wirklich sooo bewußt in die Bulimie begeben habe oder ich da die chronologische Abfolge nicht etwas verwechselt habe. Ich glaube nicht, dass man eine Bulimie bewußt herbeiführen kann - aber man kann sich bewußt sein, dass man Bulimie HAT. Zu der Bulimie gehört mehr als nur das Kotzen und die Ursachen der Bulimie habe ich ganz sicher nicht bewußt herbeigeführt!!

lieben Gruß
Lupus

#13
Bei mir ist es auch so, dass ich 2 Freundinnen hatte, die an Bulimie leideten. Ich versuchte sie immer zu überreden damit aufzuhören, aber schlussendlich half nix.
Doch irgendwie, keine ahnung.. kam DER abend, an dem ich es auch tat.. zuerst war es "nur" 1 mal wöchentlich oder 1 mal im monat.. aber dann, dann wurde es immer und immer mehr...

#14
also ich hab öfters mitgekriegt wie meine mutter +tanten wen feste waren darüber geredet haben das man ja einfach erbrechen gehen köntne wen man zu viel isst
nochdazu kamen viele berichte im tv und so kam ich auf die idee...

lg

#15
bei mir kam das einfach irgendwann, da war ich total überfressen und hatte so richtig druck auf dem bauch und dachte nur "boa das musste jetzt loswerden" - da ging das so ganz einfach ohne finger einfach nur vorbeugen und es kam. dann wurde das immer schweriger aber ich wollts halt doch loswerden und dann wurde halt di art und weise wie ich es loswurde perfektioniert.....
Man hat die Schicksale, die man hervorruft und die zu einem passen. (Hermann Hesse)