Hallo liebe Forumsmitglieder,
wie oft habe ich mir ausgemalt, dass etwas passieren würde. Etwas, dass mir die Sicherheit gibt, ohne Bulimie glücklich leben zu können. Oder überhaupt leben zu können. Oder wenigstens glücklich zu sein, zufrieden. Ich schätze es würde reichen, wenn es mir "gut" geht.
Mittlerweile leide ich seit beinahe 6 Jahren an Bulimie. Es gab gute und schlechte Zeiten und Monate an denen ich mir nicht mehr vorstellen konnte, wie man so etwas überhaupt machen kann. Ich lebte mit mir, dick und schlank, dann dicker und dünner, dann wieder dick. Egal wie sehr ich meine bulimischen Exzesse betrieb. Ich konnte es meist auch nicht an bestimmten Lebensumständen festmachen.
Theoretisch dürfte es mir nicht so gehen. Ich müsste zufrieden sein. Ich lebe in einer Partnerschaft, habe einen festen Job, bin nicht reich, habe aber auch keine Geldsorgen. Ich habe kaum Freunde, aber das habe ich mir selbst so arrangiert.
Der Drang mit Menschen zu sprechen und sei es über Belangloses ist beinahe verschwunden. Nichts interessiert mich mehr. Stundenlang könnte ich nur im Bett liegen oder lesen und flüchten.
Vielleicht wissen einige von euch, wie es mir gesundheitlich geht. Meine Blutwerte sind eine Katastrophe, ich bin bleich, habe Haarausfall, Herzrhythmusstörungen, Konzentratiosschwäche das übliche.
Als ich eines Tages in einen beinahe wahnhaften Zustand verfiel, war ich mir sicher, dass ich aufhören würde. Egal wie dick ich noch werde, egal wie beschissen ich mich fühlen werde. Ich war mir sicher, dass ich im Grunde meines Herzen doch leben wollte. Ich versuchte eine Therapie zu beginnen und hasste es. Ich hasste die Termine, die Gespräche, die Analyse und den Rat mich in eine Klinik zu begeben. Wieso sollte ich auch, bin ich etwa ug? Habe doch genug Reserven.
Der Trotz den ich verspüre vergiftete die Atmosphäre. Woher wollte ein anderer Mensch wissen, wie krank ich bin? Bin ich überhaupt so krank oder nur zu schwach?
Der "Deal" war, dass ich mir selbst Infusionen verabreiche um eine erneute Elektrolytentgleisung zu vermeiden. Mache ich auch brav. Man fühlt sich toll danach, so lebendig. Nur der Venflon stört, wenn man sich zum x-sten Mal über die Kloschüssel beugt um Nahrung loszuwerden.
Es wurde nicht besser, ich hörte nicht auf. Nur im 1. Jahr war es jemals so schlimm wie jetzt. Niemals habe ich derart oft gegessen und erbrochen.
Ich habe kein Leben mehr. Jeder der mir emotional zu nahe kommt, wird durch meinen selbstzerstörerischen Strudel mit vernichtet. Es tut mir leid, ich hätte besser alleine bleiben sollen.
Ich weiß nicht was ich mir erwarte, jetzt da ich meine momentane Situation erläutert habe, ich weiß nicht wieso ich es angesprochen habe. Verzweifelt, wünsche ich mir wohl, dass jemand meine Schreie hört, die ich durch mein reales Schweigen nie hörbar gemacht habe. Wieso fühlt es sich so an? Ich möchte sprechen, aber ich kann es nur hier. Schreiben, dann hat es mehr Distanz und tut nicht so weh.
Das Leben für meine Krankheit
#1Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.
Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.
Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.