Bequemlichkeit

#1
Hej ihr lieben,

ich weiß das klingt vielleicht n bißchen provokativ und es trifft auch sicherlich nicht auf alle zu und vielleicht ist das auch nur ein blöder gedanke von mir...

irgendwie scheint die lösung so einfach zu sein: wieder mal ein ausgewogenen essensplan aufstellen den man auch realistisch einhalten kann, konsequent Sport machen und der ganze mist wird doch sicherlich wieder aufhören.

ist es reine bequemlichkeit die einen davon abhält das zu tun?
Fängt nicht die ganze bulimie so an, dass man irgendwann seine Diätpläne nicht mehr durchhält und um mal wieder was leckeres von seiner verbotenen Liste essen zu können ohne schlechtes gewissen einfach das Kotzen für sich entdeckt.
ich meine das ist bequem -zu anfangs jedenfalls-

ich mein ich will dass es mir wieder besser geht, nicht jedesmal krise haben nach, vor und während des essens, aber besonders in lernphasen nehme ich es irgendwie billigend in kauf, essen worauf ich lust habe und schließlich, um mich zu beruhigen halt versuchen es wieder loszuwerden. Das ist nicht gut aber in stresssituationen habe ich irgendwie garkeine kraft dagegen anzukämpfen...das würde mich noch viel mehr vom lernen abhalten.

Ach ich weiß auch nicht...
ist man nicht einfach zu inkonsequent, wenn man will kann man doch sofort wieder aufhören,oder??

ich hoffe ihr versteht so ungefähr was ich meine.
Wäre schön ein paar meinungen dazu zu hören.

Re: Bequemlichkeit

#2
EHm. Nein?

ES IST EINE KRANKHEIT!!!

Man warum geht das nicht in die Köpfe rein? :roll: :evil:

Kann sowas echt nicht mehr hören.

Informiert euch doch mal drüber Kindas :?
Zuletzt geändert von Unique am So Jul 18, 2010 18:43, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bequemlichkeit

#3
Jäääp, das ist halt so. Man weiß, wie mans besser machen könnte, aber die Gedanken in die Tat umzusetzen ist schwer schwer schwe, wenn man versucht seine Probleme 'einfacher' zu bewältigen :wink: netter Trugschluss ist, dass es alles schlimmer und schwerer macht...
Das ist reine Kopfsache. Wenn man psychisch nicht in der Lage ist dagegen anzukämpfen, dann wird es nie was mit der Konsequenz. Jeder Betroffene hier weiß, wie er was besser machen könnte, wenn er es will. Ist der Wille nicht da, dann wird das nichts mit 'Ich gehe einfach mal Sport machen, dann wird das alles schon. Alles ergibt sich dann von selbst...' In meiner schlimmsten Zeit habe ich mir auch immer gesagt und ich war mir dessen bewusst, wie ich alles hätte besser machen können. Was gesund für mich ist. Was schlecht ist. Was mich einfach auf einen richtigen Weg bringen könnte. ABER das ist halt nicht so leicht, wenn ich weiß welches Ventil am leichtesten nutzen kann.
Das hat ganz sicher nichts mit bequemichkeit zutun. Wie Unique schon sagte: Es ist eine Krankheit!

Ich kann dich ja irgendwo verstehen, keinohrhase! So habe ich auch gedacht, als ich mir einreden wolllte, dass es eigentlich ganz easy ist wieder rauszukommen. Wie du anhand deines Auslösers (Stress)sehen kannst, ist es nicht so einfach...das weißt du aber selber. Oder?

Re: Bequemlichkeit

#4
Ich muss sagen, ich seh da jetzt nicht so das Verwerfliche dran, hier von Bequemlichkeit zu sprechen! Zumindest ich denke das bei mir oft!

Was hilft es einem bitteschön, sich darauf auszuruhen, dass man diese Krankheit hat? Niemand wird ja wohl bestreiten, dass es genau das, eine Krankheit, ist, aber dennoch kann man dagegen kämpfen. Doch es fordert enorm viel Kraft und Ausdauer.

Wie oft hatte ich vor, es ab heute/morgen/nächster Woche mal wirklich, wirklich anzugehen! Und wie oft wurde aus morgen übermorgen, aus nächster Woche der Monatsanfang usw. usf.
Und dann plänkelt es wieder einfach vor sich hin, weil ich mir denke, ach, momentan hast du viel mit der Uni um die Ohren, da trifft sich das ganz schlecht, wenn du dich damit noch zusätzlich unter Druck setzt.
Für mich ist es bequemer, der Sucht freien Lauf zu lassen. Ja, das ist so! Beschissenerweise! Das ist die Schwäche ggü der Krankheit...

Re: Bequemlichkeit

#5
Ok, dann sollten wir uns also alle einen netten Diätplan zulegen, am besten etwas unter unserem Tagesbedarf, weil ist ja hach-so-gesund, und fleißig sporteln, dann ist die Welt ok? :roll:
Also sind Sportbulimie und Magersucht besser? :shock:
Na Mahlzeit! :evil:
Dann mach halt, wenn Du's nicht lassen kannst. :roll:

weird

P.S.: Ich finde "Bequemlichkeit" eine Scheißausrede!
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Bequemlichkeit

#6
ich bin auch gerade geschockt !!

ich nehme mir auch oft vor es HEUTE anzugehen und bisher hat es nie geklappt ...

und deshalb bin ich jetzt zu "bequem" um gesund zu werden????

ich habe etliche therapieversuche , klinik etc hinter mir und alles ist gescheitert weil ich nicht willens mich an einen einfachen ernaehrungsplan zu halten??? weil ich zu "bequem" also faul bin ?

zum kotzen....!!!

Re: Bequemlichkeit

#7
Also als erstes fiel mir beim Lesen der einiger Antworten doch tatsächlich ein: Wer sich rechtfertigt klagt sich an.

Also ich weiß nicht, warum manche gleich so aggro reagieren.. erstens war das eine Frage von der Threaderstellerin, zweitens steht da: Trifft nicht auf jeden zu und drittens steht da sinngemäß auch der nicht ganz unwichtige Nebensatz, dass das doch zu Anfang durchaus so sein könnte, dass man das Kotzen für sich entdeckt, eben um sich Verbotenes zu "erlauben". Is ja nicht so, dass man das nicht auch schon zigfach hier lesen konnte, dass es genau so losging. Und das hat durchaus etwas "bequemes". Eben weil es so leicht erscheint. Fressen, kotzen und trotzdem weiter abnehmen. Dass das nun ein Trugschluss ist, wissen wir wohl alle und dass das in Sucht umschlagen kann, wohl auch.

Dennoch finde ich, dass man die These durchaus mal beleuchten kann (sachlich) ohne sich gleich künstlich aufzuregen, dass hier jemand den Ernst der Lage verkennt oder alles schönredet. Das liest sich für mich nämlich ganz und gar nicht so. Mal den Ball flach halten :wink:

Nadine
Zuletzt geändert von Nads am Mo Jul 19, 2010 10:02, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bequemlichkeit

#8
Nads hat geschrieben: [...]
Mal den Ball flach halten :wink:

Nadine
Wenn der Thread "bißchen provokativ" gemeint ist, wieso dann nicht bißchen provokativ antworten? :wink:
Mir riecht das hier halt zu sehr nach dem üblichen Gedankenkreisel, dass mit nur noch mehr Kontrolle alles besser wird. Und das halte ich für den Holzweg. Bin aber jetzt zu bequem :mrgreen: , das mit Zitaten aus Erfahrungsberichten von anderen hier zu untermauern. :roll:

Zum Gruße,
weird
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Bequemlichkeit

#9
Naja wenn ihr ne Krankheit, Bulimie, als Bequemlichkeit anseht, bitte.

Ich sehe das anders, weil für MICH war meine ES Ausdruck meine Probleme, die ich hatte, aber nicht lösen konnte.

Wenn es doch so einfach ist aufzuhören, warum schreiben dann viele hier: Ah, ich kann einfach nicht mehr...... ich wollte doch nicht mehr.........warum funktioniert das nicht?......will doch aufhören........

ich war auch mal so und ich habe immer aufhören wollen.. habe ganz 2 Jahre gebraucht um clean zu werden und wenn dann jemand mit so einer besch***** These ankommt, darf ich mich auch mal aufregen :evil:

P.S.: vielleicht war ich ja doch nur zu BEQUEM eher aufzuhören :roll: :roll: :roll:
Zuletzt geändert von Unique am Mo Jul 19, 2010 10:29, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bequemlichkeit

#11
Nads hat geschrieben:
Unique hat geschrieben:Naja wenn ihr ne Krankheit, Bulimie, als Bequemlichkeit anseht, bitte.
:roll:

jaja manchmal liest man eben nur, was man lesen will..
Dito. :mrgreen:
Aber Spaß beiseite. :wink: Ich glaube, es ist nicht nur die Bezeichnung "Bequemlichkeit", die hier aufregt, sondern auch ihr Hintergrund, also der Bezug auf einen strengen Plan, nach dem man sich einfach richten muss. Ist man "bequem", weil man sich nicht selbst kasteit, sondern zulässt? Der Körper kann sehr wohl mitteilen, was ihm fehlt. Wir müssen es nur zulassen!
In Lernphasen wird mehr Energie gebraucht. "Das Gehirn ist der Hauptenergieverbraucher im Körper [...] Während das Gehirn des modernen Menschen im Ruhezustand [wir erinnern uns: liegend, weder geistig noch körperlich tätig!] fast ein Viertel des gesamten Energiebedarfs des Organismus benötigt, brauchen andere Primaten [...]", Quelle: http://www.gesundheit.com/gc_detail_20_gc22080702.html (ich war jetzt nicht bequem :-X)) ). Dass der Körper dann danach schreit, ist also eher zu erwarten, oder? Wie wir damit umgehen, ist die andere Sache. Und dieser Umgang hängt mit inneren Einstellungen zusammen, die sich nicht einfach ändern, weil wir irgendwann das Idealgewicht erreicht haben oder für hinreichend lange Zeit sklavisch einem Plan folgen. Mal abgesehn davon, dass das andere zugrunde liegende Probleme gar nicht löst, gibt es doch auch so einige, die von der B. in die Magersucht gerutscht sind unter eben diesem Vorwand, "gesund" zu werden.

weird
"Your time is limited so don't waste it living someone else's life." -Steve Jobs (1955-2011)

Re: Bequemlichkeit

#12
Hallo keinohrhase,

Ich habe auch so einen ähnlichen Eindruck von mir..

Es ist für mich bequem, nicht gegen die Krankheit anzukämpfen und die Probleme zu lösen. Wahrscheinlich ist der Leidensdruck noch immer nicht groß genug, etwas zu tun, auch wenn man oft über die Nachteile nörgelt und heult. :roll:
EHm. Nein?

ES IST EINE KRANKHEIT!!!

Man warum geht das nicht in die Köpfe rein? :roll: :evil:

Kann sowas echt nicht mehr hören.

Informiert euch doch mal drüber Kindas :?
Klar ist es eine Krankheit. Und man hat viele Lösungsansätze und kann gesund werden. Trotzdem nutzen das viele nicht... u. a. auch aus Bequemlichkeit, würde ich mal sagen...
weirdFairy

Betreff des Beitrags: Re: Bequemlichkeit Mit Zitat antworten
Nads hat geschrieben:
Unique hat geschrieben:
Naja wenn ihr ne Krankheit, Bulimie, als Bequemlichkeit anseht, bitte.


:roll:

jaja manchmal liest man eben nur, was man lesen will..
Nads hat doch geschrieben, dass es nicht jeder so sehen muss. Und Du gehörst eben dazu. Deine Meinung ist doch ebenso falsch, als würde man sagen: JEDER, der nicht gesund wird, ist das aus Bequemlichkeit :wink:

lg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Bequemlichkeit

#14
@wollsocke hej liebe socke, ich wollte damit auf keinen fall die bulimie banalisieren, und dich kränken- oder irgendjemanden anderen. Ich weiß dass die bulimie sehr viel mehr ist/sein kann als das vordergründige Essproblem.

ich bin mir nur manchmal selbst so unsicher, ob ich mir das alles nur einrede, und alles viel schlimmer sehe als es eigentlich ist.
ich weiß auch nicht...

lg

Re: Bequemlichkeit

#15
Schönen Abend (oder sollte ich lieber sagen Nacht...?) zusammen,

als ich mir eben dieses Thema durchgelesen habe, verspüre ich nun auch das Bedürfnis hier mal zu antworten. Gerade auch, weil ja ziemlich direkt gegen die TE gewettert wurde von wegen 'Verharmlosung' und da stimme ich so gar nicht zu und habe es auch nicht so empfunden *schulternzuck *.

Ich weiß natürlich nicht, was genau jetzt die TE meinte, sondern kann nur meine eigene Ansicht zu dem Thema wiedergeben und auch wenn das Wort „Bequemlichkeit“ sofort auf Widerstand gestossen ist, finde ich den Ansatz sehr richtig.

Um meine eigenen Überlegungen dazu widerzuspiegeln:
Im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass die ganze ES an sich nur ein 'Überbrückungszustand' war, so nach dem Motto: Oh, ich merke, du kommst mit den Umständen nicht klar – ich helfe dir zu fliehen und dich so erstmal vor Überforderung zu schützen!
Es ist im wörtlichen Sinne KRANKHEIT – kein gesundes Leben, aber auch nicht gleich der endgültige Tod. Es ist das Mittelding, der langgezogene Atemzug, in dem man sich grob überschlagen zwischen Leben & Tod entscheidet.

Um es mal an mir selbst festzumachen:
Ich war irgendwie unzufrieden, dann kam MS und anschließende Bulimie und wieder der Weg heraus. Nun beschäftigte ich mich natürlich auch intensiv mit den Ursachen – denn die ES ist doch das ultimative Warnzeichen: Hallo du da, in deinem Leben stimmt was nicht!
Nachdem mir mit der Zeit immer klarer wurde, wofür ich die ES 'benutzt' habe und wovor ich mich mit ihr versteckt habe (allg. könnte das ja zB. sein: Vor Gefühlen, Erinnerungen, gefühlter Sinnlosigkeit des Lebens, m*ssbr**ch usw. (alles nich speziell auf mich bezogen)).
Das heißt, die ES/bzw Süchte macht/en einen auf 'Missstände' im eigenen Leben aufmerksam.
Nun sollte man natürlich an den Punkt kommen, aktiv dagegen anzugehen und sich damit auseinanderzusetzen.
Natürlich erscheint das manchmal unerträglich hart und aufwühlend und stellt einen auch immer wieder vor neue Abgründe – aber das ist doch der Clou dahinter, sich daraus nun zu befreien (egal ob durch Therapie, Freunde oder alleine usw.).

So. Wenn man von dort aus also nochmal zurück blickt könnte man sagen:
Als ich damals mit 14 so komplett orientierungslos war und heillos überfordert mit mir und der Welt, kam die ES und 'rettete' mich aus diesem Zustand heraus und legte mich sozusagen ersteinmal lahm. KRANKHEIT. Überbrückungszustand.
Erst jetzt hinterher kann ich ganz bewusst sagen: Oh, damit war ich ja völlig überfordert. Oh, das und das hat mir gefehlt.
Und damals – hätte ich mich genauso gut vor lauter Verzweiflung (auch wenn diese vielleicht gar nicht so bewusst präsent war) umbringen können. Aber der Überlebensinstinkt ist natürlich anderer Meinung, mal provokativ ausgedrückt, und somit entwickelt man unterbewusst eine Strategie der Situation/ dem Zustand zu entfliehen.

Man macht eine Pause, harrt zwischen dem Gegensatz Leben – Tod aus und entscheidet sich vorerst für keines, stattdessen begibt man sich in Krankheit: Etwas, mit dem man nicht 'gut' überleben kann, aber auch nicht gleich sofort tot umfällt. Wie eine Art Bedenkzeit.

Oft kommt es anschließend jedoch zustande, dass man es vermeidet sich teilweise über lange Zeiten hinweg mit der Problematik zu beschäftigen und bleibt in diesem Zustand der Krankheit, anstatt sich aktiv mit allen Sinnen & jeglichem Willen auf den Weg der Genesung zu begeben.
Und aus meiner Sicht, ist das der von der TE beschriebene Zustand der 'Bequemlichkeit'.

Ich habe mir auch monatelang immer wieder gesagt „Ab morgen, ab morgen, ab morgen“ und unterschwellig wusste ich, dass das ein Trugschluss ist und nur als Ausrede für heute gilt. Es geht ja nicht darum, dass man das aus der faulen Laune heraus macht.
Aber doch ist man oft dazu verleitet auf den Tag zu warten, an dem es dan KLICK macht.
Bei mir gab es diesen Tag bestimmt hundert mal ?? Beziehungsweise – wars er dann nie und den Tag gab es einfach GAR NICHT ?!

Das ist doch dann schon eine Art „ausruhen“ auf dem Zwischenzustand, in dem man sich nicht aktiv fürs Leben entscheiden muss, aber auch nicht aktiv für den Tod. Man wartet lieber noch ein bisschen...
Also wenn man es ganz böse zusammenfasst, könnte man fast sagen:
Es ist die Bequemlichkeit sich aktiv für etwas zu entscheiden mit allen Konsequenzen, die diese Entscheidung dann mit sich bringen wird.

So, ich hoffe, ich werde jetzt nicht für diesen Beitrag in der Luft zerrissen^^ und es lässt sich einigermaßen nachvollziehen, was ich sagen will.
Denn: Ja, der Krankheitszustand hat in gewisser Weise irgendwo einen Ticken Bequemlichkeit, allerdings hat diese AUCH IHRE BERECHTIGUNG! jedenfalls bis zu einem gewissen Grad hin.

Liebe Grüßchen
Wispy
Zuletzt geändert von Wispy am Di Jul 20, 2010 0:06, insgesamt 1-mal geändert.
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.