Hallo, ich bin AnnaElisa

#1
Hallo,

ich lese schon seit einiger Zeit mit und wollte mich heute einmal vorstellen.

Also zu mir: Ich bin 23 Jahre alt und Studentin. Ich weiß gar nicht so genau wann es angefangen hat aber irgendwann war es einfach da. Mein Problem ist teilweise einfach auch, das ich sowas erst wahrnehme wenn es richtig weh tut. Habe mich aber schon gebessert und erbreche nicht mehr täglich. Mein Ziel, zumindest das aktuelle Zwischenziel, wäre eine ganze freie Woche.

Kurz noch zu meinem Umfeld: Also ich bin im Moment in einer Beziehung (9 Monate) und er ist auch der einzige dem ich es gesagt habe. Er ist auch der einzige der die Narben auf meinem Arm kennt. Gesagt habe ich es nur, weil ich ihn so oft versetzt hatte und mir selbst einfach so verlogen und verletzend vor kam. Seine Antwort war dann, dass es ja ziemlich deutlich gewesen wär (er hätte es ja schon gewusst) und er sich aber freut, dass ich es selbst anspreche weil er so unsicher war, immer noch ist, was er wie ansprechen darf ohne mich zu verletzen.

Ach so, und die Krankheit äußert sich bei mir so: ich bin (zumindest laut BMI) UG. Aber das war ich schon immer. Halte mein Gewicht seit ca. 10 Jahren. Das lässt ja erahnen wie lange das schon ein Problem ist. Früher war es mehrmals täglich. Jetzt so 2-3 mal die Woche. Dem Gedanken eine Therapie zu beginnen stehe ich recht ambivalent gegenüber. Deshalb verfolge ich auch so gern die Diskussionen darüber hier im Forum. Viele der Bedenken die ich auch habe und auch der Hoffnungen sind ja hier schon angesprochen worden.

In letzter Zeit denke ich immer öfter darüber nach wie es wohl wäre normal zu sein. Wie es ist, wenn man sich über etwas freuen kann, wenn man all das gute das einem im Leben entgegen gebracht wird auch annehmen kann, sich selbst erlaubt Raum einzunehmen. Endlich einmal „Ja“ sagen zu können nicht nur zu den Menschen die man liebt sondern auch zu sich selbst.

Eine Veränderung vom harten, knochigen, kaltem und zerbrechlichem Körper zu einem weichen, warmen, lebendigen und viel stabileren Selbst.

Da möchte ich hin – und da werde ich hinkommen.

Soviel erstmal zu mir. Ist ja doch länger geworden als beabsichtigt.

Liebe Grüße

AnnaElisa

Re: Hallo, ich bin AnnaElisa

#2
Hallo AnnaElisa - herzlich willkommen hier im Forum :)
Super, dass du nicht mehr täglich erbrichst - wie geht es dir an den k*freien Tagen?
Der WEg zum Gesundwerden dauert ziemlich lange, aber die Erkenntnis der rankheit und der Wille, aufzuhören sind schon die wichtigsten Schritte. Schön ist auch, dass dich dein Freund unterstützt.
Weißt du, welche Ursachen deine Krankheit hat?
Welche Gefühle / Gedanken hast du denn generell zu einer Therapie? Ich denke, wenn man der gegenüber aufgeschlossen ist und einen guten Therapeuten hat, kann das nur hilfreich sein.
Welches Verhältnis hast du denn zu deiner Familie?
Erzähl ruhig noch mehr von dir :)
grüßlis désemparé
http://www.youtube.com/watch?v=AnG1fCFi9Yw

Re: Hallo, ich bin AnnaElisa

#3
Hallo désemparé,

danke für die liebe Antwort und die Fragen.
Also ich werde immer recht euphorisch sobald ich mehr als einen Tag schaffe. Ich merke, dass es mir körperlich und geistig besser geht. Das Problem dabei ist einfach, dass ich an den Tagen trotzdem nicht normal esse. Habe versucht mir (gesunde) Esspläne zu erstellen und Esstagebuch zu schreiben, im Nachhinein war beides, zumindest für mich, Gift. Also ich habe immer versucht diese so genau wie möglich umzusetzen, angefangen alles abzuwiegen, auf die Minute genau zu essen egal ob hungrig oder nicht . . . Kontrollzwang. Für mich ist am besten nach Gefühl zu essen und ich erkenne manchmal sogar wann ich Hunger habe und auf was aber ich hab dann immer das Gefühl es mir nicht erlauben zu dürfen.

Das sehe ich auch irgendwie als mein Grundproblem. Dieses ständige Summen im Hinterkopf das mir erzählt:“Du darfst nicht (sein)“. Ich fühle mich nicht nur überflüssig sondern als Belastung. Und das ich schon da bin ist schlimm genug, da habe ich dann auch kein Recht - weder mich zu freuen noch traurig sein zu dürfen. Und grauenhaft daran finde ich, dass mir auf der intellektuellen Ebene durchaus bewusst ist, dass all das so nicht stimmt.

Ja und so ähnlich ist das in der Familie auch. Für sie bin ich eine richtige Enttäuschung. Ich weiß sie sehen das nicht so aber für mich fühlt es sich so an. Ich kann sie ja nicht mal in den Arm nehmen. Nähe zu ihnen ertrage ich kaum. Lebe ja mittlerweile ca. 4,5 Zugstunden entfernt. Immer wenn sie etwas gemeinsam machen wollen sage ich „Nein“ und ziehe mich auch stark zurück. Habe auch schon lange nicht mehr mit meinem Vater gesprochen, seit Ostern. Oberflächlich ist alles gut. Alles was Konflikt ist oder werden könnte wird nicht angesprochen. Ich würde sagen wir verstehen uns gut aber sind uns sehr fremd. Sie wissen eigentlich kaum etwas über mich.

Was eine Therapie betrifft, naja, am liebsten würde ich eigentlich alles alleine machen. Ich frage mich dann immer was ich da finden würde, dass ich nicht auch sonst irgendwie bekommen könnte. Auf der anderen Seite stelle ich mir die Anerkennung von außen, also das es einem nicht gut geht und das man die Schmerzen und die Verzweiflung auch ernst nehmen darf und einfach einem Raum zu haben in dem man nicht leugnen muss wie schlecht es einem eigentlich geht, als etwas sehr befreiendes vor.
Aber da wär halt der Therapeut und ich habe die Befürchtung, so wie ich es bei allen anderen Menschen auch mache, alles etwas runter zuspielen und zu versuchen alle „Heilungserwartungen" zu erfüllen. Ich mein bei meinem Freund ist das auch so. Ich sage immer wie gut es läuft und das er sich absolut keine Sorgen machen muss weil ich alles im Griff habe und alles kann . . .

Um Hilfe zu bitten ist einfach so schwer weil man zugeben müsste sie zu brauchen.

Warst du schon in Therapie? Hattest du auch solche Befürchtungen und Erwartungen?

Liebe Grüße

AnnaElisa

Re: Hallo, ich bin AnnaElisa

#4
Servus AnnaElisa,

Ich kann dich gut verstehen. Auch was den/die TherapeutIn betrifft.
Es ist schwer zuzugeben, dass man z.B. einen Rückfall hatte. Aber man sucht ja die Hilfe und dazu muss man ehrlich sein. Und meine Erfahrung mit meiner Therapeutin ist, dass es das erste Mal war, dass ich Akzeptanz und sogar Verständnis und nicht Enttäuschung gesehen habe.
Meiner Therapeutin gelingt es dann meistens sogar solange nachzufragen, dass mir tatsächlich klar wird, dass es einen (und wenn auch nur für mich) auslösenden Grund gab.
Und dann komm ich selbst auf die Dinge, wie ich diese Auslöser erkennen kann. Der weitere Schritt ist dann, auf diese Auslöser anders zu reagieren...
Es ist verwirrend, plötzlich gefragt zu werden "Wie fühlst du dich jetzt gerade", und die Antwort kann einfach stehen bleiben, ohne dass man sich rechtfertigen muss.
Spring über deinen Schatten, denn die vermeintliche Schwäche, Hilfe zu suchen, ist eine STÄRKE !!!

lg
Meli
Leben ist Zeichnen ohne Radieren.
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