Klinik - ja oder nein?

#1
Hallo,

wahrscheinlich gibt es schon sehr viele Berichte und Fragen zu diesem Thema, aber ich denke, dass eure jetzige Situation und Erfahrungsberichte mir mehr helfen würden im Bezug auf meine Lebenssituation:

Ich bin seit fast 5 Jahren an den B* erkrankt, mit der Aussicht auf Verbesserung/Verschlimmerung...ich weiß es gar nicht so richtig. Es gibt Momente, an denen hätte ich mich am Anfang der Krankheit von meinem Essen entledigt, aber auch Momente, an denen ich mich nur noch schlapper, depressiver und antriebsloser fühle als früher. Und ehrlich, am Anfang habe ich jeden Tag versucht zu kämpfen, inzwischen kommt mir nur noch der Gedanke vielleicht an 2-3 Tagen die Woche.
Ich bin ausgelaugt, traurig, habe aufgegeben - denke ich. Und das ist das Schlimme an der Sache, dass ich nicht mehr kämpfen möchte, weil ich bald schon nicht mehr kann. Es vergeht kein Tag mehr ohne...

Mein Therapeut sagt, ich sollte, falls ich es weiterhin nicht mal ein Tag ohne schaffe, in die Klinik gehen.
Aber in mir sträubt es sich bei dieser Aussprache und ich denke: Auf keine Fall! Geht nicht! Nicht schon gar nicht und nicht in ein paar Jahren auch nicht! Es ist noch nicht einmal der Gedanke daran - denn diese Möglichkeit habe ich schon oft im Kopf durchgespielt - sondern die ganze Sache in die Hand zu nehmen und in die Tat umzusetzen.
Das Problem ist, dass ich mit meinen Ende 20, verheiratet und Kind und einen Job im Bereich Webung habe. Wann soll ich das machen? Wie erkläre ich das meinem Chef? Meiner Familie? Ich habe Angst, alles zu verlieren, wenn ich mir helfen lasse und ind die Klinik gehe. Und dann ist da die große Frage, bin ich nach einem Klinikaufenthalt gesund? Oder kehrt nach den Wochen Aufenthalt der Alltag wieder ein und die Sorgen von gestern? Nur mit dem Unterschied, dass dann ALLE Bescheid wissen??!! Ist die Anforderung/Hoffnung nach dieser Klinik nicht zu hoch, von allen Seiten und vorallem mir gegenüber, gesund zu werden/bleiben? Kann ich dann noch in Ruhe essen und Einladungen annehmen, ohne angeguckt zu werden, wie: Na, ob sie nach der Klinik jetzt ihr Essen in sich behält??!!

Ich habe Angst und fühle Hoffnungslosigkeit, egal ob ich mich für oder gegen die Klinik entscheide.
Denn wenn ich so weiter mache, wird das sehr auf meine Gesundheit gehen...Ich spüre schon die Folgeerscheinungen und möchte nicht, das es mehr werden!!!

Ich würde mir wünschen, von euren Meinungen zu hören. Für oder gegen die Klinik? Und wenn ja, was macht man mit Job/Familie in dieser Zeit? Wie habt ihr das geregelt?

LG, Mall
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!

Re: Klinik - ja oder nein?

#2
Hallo Mallory,
ich denke,damit Du diese Entscheidung überhaupt treffen kannst,musst Du wissen,wer in Deinem Umfeld wirklich zu Dir steht.
Ich habs da einfacher,es gibt Niemanden,dens interessieren würde,aber bei Dir hängt wirklich was davon ab.
Wem vertraust Du?
Wer würde Dich unterstützen?
Verlierst Du Deine Arbeit dadurch?
Wer darf es auf keinen Fall wissen?
und so weiter....

Ich denke,Du brauchst jetzt ersmal irgendeinen Halt,in der "Heimatfront",weil das der Ort sein wird,an dem du nach der Klinik Hilfe brauchen wirst.

Janigrüße
Zuletzt geändert von ja,ne,is klar am Mi Jun 02, 2010 20:43, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin kein Opfer!!!

wer soll die Antwort wissen,wenn nicht Du?
von "Jan Eisklar"

Die wirkliche Macht haben Jene,die nichts mehr zu verlieren haben

Re: Klinik - ja oder nein?

#3
Liebe Mallory,

also.. zunächst tut es mir leid, dass dich diese krankheit schon so lange beschäftigt und ich kann wirklich nur zu gut nachvollziehen, dass dich das total auslaugt. ich versteh wirklich, wie schrecklich das sein muss.
auf deine frage hin. ich war nie stationär in behandlung. obwohl es womöglich vor allem in der zeit meiner MS nötig gewesen wäre. ich hätte es auch NIE getan, ich habe noch kein kind und bin selber noch studentin, aber diese fragen denen man sich stellen muss. und vor allem was sagt man der familie? das alles hat mich auch immer beschäftigt, obwohl es bei der MS ja sichtbar ist, dass man eigentlich nicht gesund ist. ABER. mittlerweile frage ich mich oft, ob es nicht geholfen hätte bzw. mir helfen würde. gerade in deinem speziellen fall, wo du fast keinen tag mehr hast der gut läuft, und du selber sagst, wie schrecklich es momentan für dich ist frage ich dich, würdest du nicht alles in kauf nehmen, um einen versuch der besserung wahrzunehmen? die bulimie ist kein verbrechen, du musst dich nicht schuldig fühlen oder zu glauben, dich vor anderen leuten rechtfertigen zu müssen. würden die personen in deinem umfeld, wie etwa dein chef, um die situation bescheid wissen, würden sie dir anraten dir helfen zu lassen! und auch diesen tipp gebe ich dir. jeder mensch hat sein kreuz zu tragen, nur niemand spricht darüber. bei dem einen sind es die eltern, die sich gerade scheiden lassen, jemand anders wurde betrogen, wieder ein anderer hat schulden... und man wünscht den menschen doch nichts mehr, als dass es ihnen wieder gut geht. und somit ist das thema kein tabu. sprich mit deinem chef. erklär ihm das. dass es dir schwer fällt es anzusprechen, aber dass dein alltag momentan nur mehr schwer bewältigbar ist und du dich nach langem überlegen dazu entschlossen hast. er wird dich verstehen! und die anderen kollegen brauchen nichts mitzubekommen. denen kann man auch was anderes erzählen. natürlich musst immer noch du für dich entscheiden, was das beste für dich ist. aber ich würde es dir anraten, dir helfen zu lassen. von selber wird die bulimie nicht weggehen. und auch wenn du nicht kerngesund hinausgehst, ist es mit sicherheit ein guter anfang in ein womöglich neues leben. nur wenn du gesund bist, kannst du später auch für deine tochter stark sein. ich schätze dein freund, oder der vater deiner tochter wird in dieser zeit sehr gut für sie sorgen. mach dir keine gedanken, was die leute fragen oder reden, sondern schau auf dich!!! bedenke, es kann wirklich ein sprungbrett sein in ein neues leben mit einem besseren alltag. die letzten zehn jahre waren schlimm genug für dich. natürlich kannst du rundherum selber an dir arbeiten. zb hat mich meine therapeutin gefragt, welche rolle diese ES in meinem leben für mich hat! was wäre, wenn sie nicht da wäre? die bulimie bleibt, solange sie einen sinn in deinem leben hat. das sind lauter kleine puzzleteile die man aufarbeiten muss und die dir dann den alltag erleichtern. mein tipp also, geh in eine klinik, schalte ab und lass alle sorgen zurück und konzentrier dich einmal nur auf dich!!!!!!!!! nicht auf deine tochter, nicht auf deinen job. schau auf dich!!!! zieh das durch! auch wenn es dir vielleicht nachher noch immer nicht viel besser gehen mag, ein versuch ist es wert. denn so kanns ja nicht weitergehen... was meinst du? das ist nur meine meinung. alles liebe
Zuletzt geändert von erdbeere230 am Mi Jun 02, 2010 20:45, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Klinik - ja oder nein?

#4
Hallo,

danke für eure Beiträge. Ja, es ist und wird nicht einfach sein, einen Klinikaufenthalt zu machen und zu schauen, wem man was ezählt. Die Wahrheit erzählen oder auch "nur" ein Gang zur Kur, wie auch immer. Es ist schwer einzuschätzen, wem ich die Wahrheit sagen würde. Meinem Mann natürlich, er weiß auch über die 5 Jahre Bescheid darüber und hat immer zu mir gestanden und geholfen, wo es ging. Für ihn natürlich auch keine leichte Zeit, zu entscheiden, wie er damit umgehen soll. Zum Beispiel mit meinen Launen und die ständigen Downs...
Meinem Chef und Familie würde ich mir wohl eher eine Notlüge einfallen lassen, um mir die Zeit nach der Klinik und die Eingliederung in mein weiteres Leben zu erleichtern. Wenn ich danach andauernd ein Statement abgeben müsste und ob es geholfen hat usw...das würde mich nur umso mehr unter Druck setzten.

Ich werde nach dem gestrigen Tag - andem ich es nach Monaten einmal OHNE geschafft habe und es fühlt sich toll an!!! – auf jedem Fall weiter kämpfen. Und vorallem wieder an mich glauben!!

LG, Mall
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!

Re: Klinik - ja oder nein?

#5
Ich habe gestern Tag 2 geschafft!!!!
Nach 5 Jahre jeden Tag (bis auf ein wirklich kleine Ausnahmen) habe ich es gestern wieder geschafft!!!!
Was ist los?? Ich fühle mich super!! Ist es die Sonne? Die Lust auf einmal am Leben?
Und das merkwürdige daran ist, mein Gewicht sinkt, trotz der regelmäßigen und gut sättigenden Mahlzeiten!
Es stimmt also: Die B* macht dick und keineswegs schlanker. Im Gegenteil, ich habe in den 5 Jahren zugenommen, obwohl ich dachte, es kann doch kaum was drinnen geblieben sein. Aber so ist es!! Und jetzt wo ich eine Mahlzeit esse, in Ruhe und bis ich spüre, dass ich satt bin, dann höre ich auch auf und lenke mich ab, mit Dingen die mir Spaß machen.
Und die nächste Mahlzeit esse ich auch erst dann wieder, sobald ich hunger verspüre.
Wenn es so weiter "easy" geht und ich eine Möglichkeit habe, damit den langen Teufelskreis zu durchbrechen… ich habe schon gar nicht mehr daran geglaubt!! :shock:

Mall
Denk positiv, sei gelassen und vorallem liebe dich!