darf doch nicht sowas Schlechtes über meine Familie/meinen Ursprung sagen,ich stell mir immer vor,wie verletzt meine Eltern wären,wenn sie das jemals lesen würden.
Meinen Eltern geht es selber immer schlechter,sie bauen stark ab und reden viel vom Sterbenwollen.
Die Erwachsene ist gefragt,sich zu kümmern um sie.
Ich empfinde das so verdammt egoistisch hier so zu jammern,ich weiß doch garnicht,ob ich das nicht alles mir ausdenke.
Grad,wo ich die letzten Worte schrieb,weiß ich,das ich nicht lüge....
Aber .............
Jani
Hallo Jani,
ich kann Deine Schuldgefühle gegenüber Deinen Eltern verstehen. Die habe ich auch immer.
„Ich darf doch nicht sowas Schlechtes über meine Familie/meinen Ursprung sagen,ich stell mir immer vor,wie verletzt meine Eltern wären,wenn sie das jemals lesen würden.“
Es klingt vielleicht komisch, aber ich and das, was das Kind geschrieben hat, überhaupt nicht wertend. Es war eine Beschreibung. Eine Beschreibung der damaligen Welt. Vielleicht erinnert das Kind nicht alles richtig, aber es wäre dennoch keine Lüge, da es Erinnerungen sind. In dem Erleben des Kindes war es so. Natürlich haben Deine Eltern nicht mit Absicht schädliches getan. Es ging bzw. geht ihnen selbst sehr schlecht. Aber ist das ein Grund, dass es Dir deswegen lebenslänglich auch schlecht gehen muss? Ist das ein Grund, dass Du ewig Dich in Deiner Wohnung verkrümelst, wie Deine Eltern? Ewig hinter der Mauer bleibst, Dich ewig quälst mit Fressanfällen, Dir ewig Schuldgefühle machst? Ich glaube, Du bist weiter als Deine Eltern, denn die wären nie auf die Idee gekommen, dass sie Hilfe in Anspruch nehmen können. Oder dass mit ihrem Leben etwas nicht richtig ist. Und gerade wenn Deine Eltern jetzt stark abbauen und Deine Hilfe in Anspruch nehmen, hast Du gerade erst Recht ein RECHT, andernorts schwach zu sein und Dich um Dich kümmern. Für jeden Menschen ist es eine belastende Zeit, wenn die eigenen Eltern zum Pflegefall werden. (Um es mal krass auszudrücken.) Im Normalfall ist wohl möglich, dem auch Positives abzugewinnen. Unsere Dozentin hat uns letztens erzählt, wie das für sie war, als sie neben ihrer Mutter spazieren ging, die am Rollator lief. In dem Moment fühlte sie eine tiefe Dankbarkeit und hat sich an die Zeit erinnert, in der sie Kind war. Ich vermute mal, irgendwelche Wohlfühlgefühle werden bei Dir wohl eher nicht auftauchen. Also, wie gesagt, viele Menschen entwickeln eine Burnout, wenn zu den üblichen Belastungen in der „Rushhour des Lebens“ noch die Sorge um die Eltern dazu kommt. Es ist natürlich noch schwieriger, wenn man so wie Du ohnehin schon am kämpfen ist mit sich selbst. Du hast also wirklich Unterstützung verdient, hörst Du??
Ich wäre froh, wenn Du das für Dich annehmen könntest. Wenigstens das Angebot, hier zu schreiben. Wenn Du Dir sonst schon keine Hilfe genehmigen kannst (außer von Deinem Therapeuten.)
LG
aire