Re: positive Gedanken an die ES-Zeit

#19
hm, so was ähnliches kenne ich auch...aber auf bulimischer seite...
wenn ich länger keinen FA hatte, und sich bei mir richtig druck aufbaut, dann fällt es mir sehr schwer, nicht loszufressen, weil ich total überrumpelt und gänzlich eingenommen bin von der vorstellung von bestimmten nahrungsmitteln und wie sie schmecken etc...so als würde man jetzt sofort sterben oder zu staub zerfallen, wenn man sich nicht seinen fressgelüsten hingibt...und so eine totale glückseligkeit,die man sich eibildet zu empfinden, wenn man dies und jenes jetzt verspeist...

nur, wenn man dann wirklich den FA schiebt, ist es vielleicht die ersten 5-10minuten "schön" - danach fällt man wieder von diesem "high" in einen "zustand der erkenntnis" - dass das alles nur eine illusion war, es gar nicht so toll war, man darauf auch verzichten hätte können und nun wieder einen FA schiebt und sich damit selbst ein bisschen mehr zerstört. unnötig geld für nahrungsmittel ausgibt, die dann sowieso im klo landen, danach ist man wieder total müde, wirr, depressiv, verschwollen und einem ist wahrscheinlich wieder stundenlang schlecht...
in dem moment wo der druck einen gänzlich vereinnahmt, idealisiert man dann die nahrung, ja, man vergöttert sie regelrecht.

doch umso mehr man erkennt, dass das alles nur trugbilder sind, die durch die sucht in einem hochkommen, umso eher findet man möglichkeiten, diese situationen durchzustehen - und sei es auch nur, sich in diesem moment an einen ort zu begeben, wo es nicht möglich ist oder nur schwer möglich ist, es "durchzuziehen".
und auch wenn ich dann einfach nur unter menschen bin, mich zuschwafeln lasse etc, während ich gedanklich in "fresssphären" schwebe, geht es mir danach viel besser, als wenn cih einen FA schiebe - irgendwie total erleichtert, diesen "wahnsinn" überstanden zu haben und stolz, dem fressdruck einmal weniger nachgegeben zu haben...

ich merke auch, dass es mir ohne brechen auch ziemlich schlecht geht (depressionen, labilität etc...), aber egal wie schlecht es mir geht, ohne brechen geht es mir dann immer noch besser als mit brechen.

Re: positive Gedanken an die ES-Zeit

#20
Hört sich an, als würdest du bereits deine Probleme kennen. Sie in Angriff zu nehmen ist allerdings eine andere Sache. Den Weg der Essstörung kennst du bereits. Dies gibt dir Sicherheit. Neue Wege rufen immer Angst hervor, denn man begibt sich auf unsicheren Terrain. Im Grunde ist die ES ja eine Angststörung, indem du dich in ihre Hände begibst schützt du dich gleichzeitig vor dem großen Ungewissen. Doch irgendwann muss man sein Leben in den Griff bekommen und sich dessen Anforderungen stellen. Auch du wirst eine Lehrstelle finden, vielleicht nicht gleich heute aber mit Sicherheit morgen. Und.. ein normales Leben kann man nur ohne ES führen, denn sie raubt einem die Kraft für die Dinge, auf die es ankommt. Also verschwende deine Energie lieber auf die Suche nach einem Sinn anstelle neuer Diäten

Re: positive Gedanken an die ES-Zeit

#21
Also, ich denke, dass ich Kara sehr gut verstehen kann. Es geht ihr ja auch weniger um die bulimische Zeit als um die Zeit des restriktiven Essens, die anorektischen Phasen und das ist etwas, was ich von mir selbst auch gut kenne.

Mit der anorektischen Phase verbinden viele User hier (ich auch), eine Zeit der Konzentration, der Reinheit, man hat ein Ziel auf das man hinarbeitet, egal, wie sinnlos und zerstörerisch dieses Ziel auch ist. Und in diesem Augenblick ist man ja auch meistens davon überzeugt, dass es sich lohnt, dass sich alles gelohnt hat, wenn man erstmal Gewicht xyz erreicht hat. Das überträgt sich auch auf andere Dinge des Lebens, ich war in meiner anorektischen, disziplinierten Phase sehr viel ordentlicher und vor allem auch sehr viel fleißiger, ich hatte auch keine Widerstände, weil ich mich mit menschenverachtender Disziplin über alles hinweggesetzt habe, was mir im Weg stand.
Und diese Kraft, die man da paradoxerweise entwickelt, ist etwas, was ich auch vermisse. Dieses dichotome Denken, alles in schwarz und weiß zu malen, macht es so einfach, so einfach nicht denken zu müssen, keine Verantwortung (für sich selbst) zu übernehmen, weil alles starr und richtig und falsch ist.
Das vermisse ich auch manchmal, weil ich jetzt immer gucken muss, was ich eigentlich will, was für mich jetzt richtig ist, muss auf soviel achten, soviel Verantwortung für mich übernehmen und mich andauernd überwinden, weil ich diese Art der Disziplin aufgeben musste...

Kann das also schon verstehen...

Alles Liebe, Colour
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: positive Gedanken an die ES-Zeit

#22
Und wie schaffst du es dagegen anzusteuern?


Meine Pläne dann nicht in die Tat umzusetzen, fühlt sich an, als würde ich sehnsüchtig auf etwas warten was ich liebe, es kommt aber einfach nicht.
So als wüsste ich z.B. dass es einen Mann gibt der mich liebt, der aber nie kommt um mich zu besuchen oder so. Ich hoffe du weißt wie ichs mein. :wink: