Hallo!
Ich bin zwar erst bescheidene siebzehn Jahre alt, aber habe mir auch schon jedem Menge Gedanken um dieses "Warum" gemacht. Denn eigentlich ist es doch völlig sinnlos - was bringt es einem Menschen erst wahllos Lebensmittel in sich hineinzustopfen und sie hinterher wieder auszukotzen?
Seit anfang diesen Jahres habe ich meine eigene Hp und mich dort ausführlich mit dem Thema beschäftigt und das ist ein Auszug davon, der sich mit eben dieser Frage beaschäftigt:
Warum eigentlich diese verfluchte Bulimie?
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Ja, warum gerade Bulimie?
das war bei mir schließlich nicht immer so, anfangs war es ja nur ne diät, dann vielleicht n bisschen ne esstörung, aber hab ja echt versucht wieder "gesund" zu werden und erst letzten herbst ist es alles so total aus dem ruder gelaufen. ab dezember dann auch die bulimie. seit januar beinah jeden tag kotzen. seit februar nicht nur beinahe.
ja also - warum??! warum gerade B U L I M I E ? ? ??
dazu habe ich ja meine ganz eigene theorie:
Früher dachte ich, Bulimiker würden sich eben echt nich zurückhalten können und fressen und kotzen. Sie sind disziplinlos und müssten sich einfach mal mehr anstrengen. bulimiker sind alle zu faul sport zu machen und haben keine selbstbeherrschung und wollen deshalb so ganz easy und bequem abnehmen.
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die üblichen vorurteile halt.
ja jedenfalls habe ich selbst auch ganz schnell gemerkt, wie viel diese vorurteile mit der wirklichkeit zu tun haben: gar nichts!
BULIMIE bestimmt das Leben. diktiert mir mein Leben. frisst buchstäblich meine Lebens-zeit. Sie nimmt meinen gesamten Tag ein. Und das sieben mal in der Woche.
natürlich wechsle ich zwar nicht den ganzen tag zwischen küche und badezimmer, aber sie bestimmt vorherrschend meine gedanken. lässt mich in meinem meer versinken und an einem selbstgeschaffenen abgrund entlang kraxeln.
Bulimie ist selbstmord auf Raten. die meiste zeit tut es einfach nur weh. es ist nicht so, dass man sagen könnte "lass doch einfach das gefresse, dann hat sich das". es ist ja auch nicht so, als ob man das genießen würde, weil man ja so gerne isst. es ist nicht umsonst "fressen". es ist wahllos in sich reinstopfen. man schmeckt nichts mehr dabei. es hat nichts mit genusssucht zu tun. ich schmecke doch nichts, ich kaue nichtmal, schlinge es im wahrsten sinne des wortes einfach runter. fülle und fülle meinem magen immer weiter, bis der schreit, dass er voll ist. und ich bin trotzdem nicht "satt".
Nicht satt im eigentlichen sinne, denn ich fülle meinen magen und versuche so andere bedürfnisse zu befriedigen. die aber so natürlich nicht befriedigt werden können. und deshalb bin ich auch nie satt.
Es ist nicht der Körper, der Hunger hat, es ist das Herz, die Seele, der Kopf. Wir versuchen gewissermassen den Lebenshunger so zu stillen. Das ist, als versuche man einen Löwen mit Gras zu füttern und ihn so satt bekommen zu wollen. Das geht nicht!!
Bulimie ist wohl mehreres zugleich:
Sie ist erstmal ein Schutz. Ein Schutz vor schlimmeren Gedanken und Gefühlen. Vor schlimmeren Schmerzen, auch wenn das erstmal nicht vorstellabr ist. Sie lenkt einen ab, beschäftigt einen. Beschäftigt einen mit fressen und kotzen. mit Schmerzen und schlimmen Gedanken. Sie hält einen davon ab, über sein Leben nachzudenken. Sie gibt einem ein Problem. Ein wahrhaftig ernstes Problem: Man stirbt langsam, aber sicher. So hat man gar keine Chance sich bewusst zu werden, dass es primär gar nicht darum geht einfach nur "wieder gesund zu werden", denn was dann? Dann stellt man fest, dass man kein leben mehr hat. Kein ich. Kein Selbst. kein Nichts.
Der Lebensinhalt wird einem genommen, denn er wird über die Krankheit definiert.
Es geht also nicht darum die Bulimie zu besiegen, sondern einen Sinn im Leben zu finden. (Denn dann hat man einen Grund zum leben, einen Grund zu ÜBERleben - und dabei hindert sie einen nunmal..)
Die Bulimie ist ein Schutzschild. Sie ist dein größter Feind und dein bester Freund - wie jede Sucht.
Sie lässt einen anderes vergessen, verdrängen.
.... es ist so entsetzlich beschämend. Was sollte man einem anderen sagen? "Ich kann das, was du an zwei Tagen isst, in einer halben Stunde problemlos verdücken." ? "Ich mache mir den ganzen Tag darüber Gedanken, wie ich am effektivsten kotzen kann." ? "Ich fresse. ich kotze. Ich fresse. ich kotze. Mir ist schlecht. Ich bin aber nicht satt." ?
Wie soll ein gesunder Mensch das verstehen? Er kann es gar nicht verstehen! Denn was bedeutet essen im herkömmlichen Sinne? Essen ist Energieaufnahme. Man isst, man geniesst, man braucht es zum Überleben. Man ist satt - nicht überfessen, zufrieden - nicht am boden zerstört und panisch vor angst. man beschäftigt sich anschließend wieder mit anderen dingen (dem Leben) - und denkt nicht nur darüber nach, ob man jetzt zuviel oder zuwenig gegessen hat. ob man zunimmt. ob es reicht, um abzunehmen. wie man am schnellsten eine toilette findet.
Meiner Meinung nach ist es kein Kampf mit einer Krankheit. ich finde die Bezeichnung auch nicht ganz richtig. Denn Bulimie entseht - genau wie Magersucht und Übergewicht (meistens) und Depressionen, Migräne u.ä. - IM KOPF.
Es ist kein körperliches Leiden. es ist Einbildung. Genau wie sämtliche Phobien; man bildet sich etwas ein, - und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Und deshalb bringt es auch nichts, zu glauben, man müsste die Fresserei in den griff kriegen und alles ist wieder okay.
Es hilft nichts, die den impuls des Kotzens zu bekämpfen. Man muss dem GRUND dafür auf die Spur kommen. Ihn herausfinden und mithilfe von ihm entsprechend handeln. Nur die Symptome zu bekämpfen ist sinnlos. früher oder später holt es dich wieder ein. man muss das "Problem" bei den Wurzeln ausreißen.
Weder kotzen noch fressen noch hungern kommen nur von ungefähr. natürlich gibt es viele fälle in denen es mit einer diät anfängt (wie auch bei mir), aber selbst die kam ja nicht von allein! und jetzt nicht behaupten, die hab ich gemacht, weil ich zu dick war - ja aaaaach neee.... aber WARUM war man überhaupt zu dick? oder fülte sich zumindest so?
Die Gründe sind zahllos und deshalb werde ich auch nicht versuchen hier irgendwie anzufangen, sie aufzulisten.
Der Grund liegt IN EUCH. irgendwo hat man ihn mal vergraben und verdrängt und/oder anderen gefühlen/Gedanken/Umständen die Schuld an der "Krankheit" gegeben.
Es hilft alles nichts - um sich endlich davon zu befreien, muss man ihn wieder ausgraben. eine lösung suchen. sich nicht länger betäuben, schützen und ablenken durch eine Einbildung, die unterbewusst vielleicht "einfacher zu ertragen" ist, als der Grund des Leidens.
Der Kampf ist nicht mit Bulimie (oder etwas ähnlichem), der Kampf ist mit dem Leben.
Das zu akzeptieren ist nicht einfach und es hat mich sehr viel Kraft, Zeit, Überlegungen und vorallem Überwindung gekostet, das so hinnehmen zu können.
Denn es bedeutet gleichzeitig, dass nicht nur DAS PROBLEM, sonder auch DIE LÖSUNG in uns liegt.
Alles was wir tun müssen, ist endlich die Verantwortung für uns selbst in die eigenen Hände zu nehmen. Ich weiß,
der erste Gedanke: WASSS?!!! DAS MACH ICH DOCH!!
zweiter, dritter oder vielleicht erst hundertster gedanke: Ich belüge mich selbst. Mir das einzugestehen ist nicht leicht, aber es stimmt.
--- Wir wälzen ständig und überall die Verantwortung für uns ab: Die Waage ist verantwortlich für unsere Stimmung, unser Wohlbefinden, unsere Ängste und all die anderen gefühle, die nicht nur Esssgestörte kennen, sondern ca 99% aller Frauen (alle die schonmal ne diät gemacht haben)
Unser Körper ist verantwortlich für das hässliche Aussehen. er ist hässlich. Er ist fett. er ist dran schuld, dass es uns schlecht geht.
Und so gibt es sicherlich noch viele andere beispiele für unsere mangelnde selbstverantwortung, die wir anderen in die schuhe schieben, weil es schlichtweg einfacher ist.
Es ist viel leichter zu sagen, dass das Wetter dran schuld ist, dass man heute zuhause bleibt und nicht raus geht. Viel einfacher zu sagen, dass die beste Freundin selbst schuld an eurem streit ist, denn sie hat ja zuerst rumgezickt... und so weiter, und so weiter.
Wir müssen erkennen, dass es ALLES an uns liegt. Unser Leiden, wie aber auch unser GLÜCK!
Es liegt in unseren Händen.
Wir sind das Problem - doch wir sind auch die Lösung!
Nur wir selbst können eine Krankheit besiegen, wenn WIR es WOLLEN (ohne Wille kann dir kein arzt der welt helfen). wir selbst und nur wir selbst - diejenigen, die uns auch in solch eine Einbildungs-krankehit hineinbeförderten (wie schon erwähnt, mag das ganz unterschiedliche gründe haben).
WANN kapieren wir, dass unser Körper unser bester Freund ist? Er REagiert auf UNS. Was soll er denn machen, wenn wir uns vollfressen? Wenn wir ihn "bestrafen" und ihn zerstören, wenn wir kotzen? Unser Körper WILL doch rein von der Natur her schon gar nicht dick sein, so viel unnötiger Ballast auf den Gelenken! Er will einzig, dass wir überleben. Wir müssen ihm nur die entsprechenden Möglichkeiten dazu geben. Was kann unser Körper dafür, wenn wir aus welchen Gründen auch immer, zu viel/zu wenig/falsch essen, weil wir anderweitig etwas nicht verkraften oder mit etwas nicht zurechtkommen.
ich habe mir oft genug gedacht, dass ich es doch einfach nur voneinander distanzieren müsste: mein "kopfliches problem" nicht "verkörperlichen" und dafür anderweitig eine ausdrucksweise suchen/finden.
aber manchmal ist es eben nur genau das, was uns darauf aufmerksam macht: die Seele kommt nicht klar und um ihren ängsten oder erinnerungen, die sie nicht verkraftet, ausdruck zu verleihen, es so zu gestalten, dass wir gezwungen sind uns damit auseinanderzusetzen.
es ist ein hilfeschrei der seele. und wir müssten dankbar sein, dass sie uns so darauf hingewiesen hat! das sie uns eine chance gegeben hat, unser problem zu erkennen und es zu lösen (anstatt sonst eines tages DARAN zu grunde zu gehen).
das hört sich ziemlich hart an, ich weiß - was für ein Gerede ... "wir müssen der bulimie dankbar sein blablabla.... spinnt die denn eigentlich?!" ....
Das alles hört sich schon wieder so nach "ich bin als kind v*rg*wa*ig* worden..." etc an. nach wirklich schwerwiegenden erlebnissen aus der kindheit. nach alkoholabhängigen eltern usw. (ich hoffe ihr wisst, was ich damit sagen will - um himmels willen, will ich damit niemanden herabsetzen oder alle misshandelten mädchen als essgestört bezichtigen etc).
Nein, das meine ich alles gar nicht. Ich will nur sagen, dass auch viele "normale" (ich hasse dieses wort, denn was ist schon normal??, aber ich hoffe ihr versteht, was ich meine) darunter leiden.
denn wie gesagt - auch ich hatte eine schöne kindheit und eigentlich nichts größeres und begonnen hat es mit einer simplen diät. und ich glaube auch mittlerweile
mein eigenes "problem" gefunden zu haben:
ich setze mich selbst schrecklich unter druck, weil ich immer das gefühl habe unnütz zu sein. dass mein leben sinnlos ist (aber nur weil eben ICH es so empfinde... und wir sind ja alle selbst für uns verantwortlich). Ich habe immer für mich selbst das gefühl überflüssig zu sein. so ein egoist zu sein. ich kann nicht "einfach nur so für mich leben". ich habe meinen sinn verloren (... hatte ihn nie?). ich lebe nicht mehr. ich bringe nur noch meine zeit rum, verschwende sie, gehe alltäglichem nach, versuche zu verdrängen und zu vergessen, dass ich nicht weiß, WOFÜR ich das alles mache. was bringt es mir alles? ... und wenn ich nun weit zurück an die anfänge denke: wollte ich nicht nur eine diät machen? ich glaubte, dass dann alles anders wird. besser. ich hatte ein ziel, ein sinn. ich hatte es erreicht und mich musste zwangsläufig die erkenntnis einholen, dass nicht alles besser ist. okay, doch gewissermassen. aber ich hatte meinen sinn wieder verloren. ich kämpfte nicht mehr, ich fristete wieder nur alltag. versuchte mich ein halbes jahr lang mit allem möglichen abzulenken und wie ist es ausgeartet? ich habe keine freude an nichts mehr, es gibt NICHTS mehr, dass mir wirklich wirklich spaß macht, ich versuche es nur noch "rumzubringen". und wenn man immer alles (auch alle hobbies etc. von früher) rumzukriegen versucht, sodass die zeit möglichst schnell vergeht: dann kann man ja auch gleich ins grab steigen.
ja, ich könnte es. habe ich auch in betracht gezogen - aber ich habe dann auch fast zeitgleich herausgefunden, dass ich leben will. richtig leben. zu genießen (-> vgl. fressen, man geniesst nicht, man stopft), das LEBEN zu genießen. überhaupt erstmal, es wieder zu fühlen. (-> vgl. ich "schmecke" nichts mehr richtig, alles ist gleich). es zu spüren. Allen Schmerz und alles Leid aus dem Leben beziehen und nicht aufgrund selbsthergeführter schmerzen (-> vgl fress/kotz). aber eben auch alles glück aus dem Leben und nicht aus einer einbildung heraus, die da heißt einen kurzen moment das gefühl zu haben, man hätte sich "unter kontrolle". ich will mir nicht länger etwas einbilden, um mir so gefühle zu schaffen, die gesunde menschen ganz selbstverständlich aus dem leben beziehen.
wut, hass, liebe, trauer, freude usw wieder fühlen können - aber um mich (bulimie als betäubung, ablenkung, schutz, panzer, mauer) vor diesen gefühlen zu "schützen", weil etwas in mir angst hat, sie könnten mich gewissermaßen verletzen oder unerträglicher sein, oder wieder vor sinn-fragen zu stehen - rette ich mich in diese "krankheit" - es ist nicht so gefährlich für mein bewusstsein, wenn ich eine "krankheit" habe um das alles nicht so (eben durch das leben) spüren zu können.
(letztendlich ist es natürlich so viel schlimmer... und vor allem viel tödlicher - aber erzähl das mal meinem (unter-) bewusstsein...)
ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass das die ursachen meiner bulimie sind. mein kopf hat es nicht mehr ausgehalten, dass ich sinnlos durch die welt geistere und meine lebenszeit verschwende und an der frage des WOFÜRS? meiner Existenz und meines Lebens verzweifele. und als es ihm endgültig zu viel wurde, hat er sich gewehrt und mein "problem" "verkörperlicht" (wie ich es nenne). das ist seine art und weise mich darauf aufmerksam zu machen - und er hat erreicht was er wollte: ich musste mich mit mir selbst auseinandersetzen.
So. Ich habe mein Problem erkannt, doch bin der Lösung deshalb nicht näher. Aber ich kann versuchen jetzt etwas dagegen zu tun, vielmehr etwas DAFÜR zu tun; für mich, für mein Leben, für die zufriedenstellung und das sein-bedürfnisses meines Kopfes (bzw seele oder geist oder psyche oder wie man es nenen möchte).
----ich frage mich, ob sich das jemals einer ganz durchlesen wird?------
aber wenn, dann hoffe ich sehr, dir auch ein stük weit geholfen haben zu können! natürlich ist es bei jedem anders und um nicht nur gegen die symptome anzukämpfen, sondern viel mehr die gründe herauszufinden ist schon ein langer weg, aber es lohnt sich! ~ich kann nur empfehlen es aufzuschreiben, ist bei mir auch letztlich die handlungsweise gewesen, die mich bis hierhin gebracht hat~
mich würde sehr interessieren, wie du das siehst? ob es dir ähnlich geht oder du dich darin gar nicht wiederfinden kannst? wie es dir geht? würde mich auf jeden fall sehr über eine antwort freuen, ins GB oder auch eine mail wenn du magst:
wispy-snowflake@web.de[/color]