ich habe schon länger hier und in andren Foren mitgelesen und mich nun entschlossen, euch einmal von mir zu berichten. Zum einen, um mich selber in meinem Weg zu bestärken, zum anderen um Mut zu machen, dass man es schaffen kann!
Heute ist es genau 6 Wochen her, dass ich meinen letzten Anfall hatte. Und diesmal bin ich fest entschlossen, es nicht mehr zu Rückfällen kommen zu lassen und ich schau optimistisch in die Zukunft!

Aber jetzt einmal von Vorne. Alles hat vor etwas mehr als zwei Jahren angefangen. Mit meinem damaligen besten Freund hat sich etwas mehr entwickelt, als in einer Freundschaft sein sollte... Er wollte aber keine Beziehung mit mir und ich habe die Fehler bei mir gesucht, warum das so ist. Er hatte immer sehr hübsche und schlanke Freundinnen und deshalb hab ich dann versucht, abzunehmen, obwohl ich nie dick war und Normalgewicht hatte. Ich hab dann auch relativ schnell **kg abgenommen, aber das sehr ungesund, ich habe einfach sehr wenig gegessen. Und irgendwann kamen dann die Heißhungerattacken... Erst hab ich dann einfach "nur" ne Tafel Schokolade oder so gegessen, danach hab ich mich dann immer schlecht gefühlt. Danach hab ich immer versucht, am nächsten Tag noch weniger als bisher zu essen, um die Fressattacke wieder auszugleichen. Das Ganze ist dann zu einem Teufelskreis geworden. Im Extremfall hab ich 1 Tag gefressen, die nächsten drei Tage gar nichts gegessen oder nur Suppe und jede Fressattacke wurde schlimmer als die davor. Irgendwann bin ich zu dem Punkt gekommen, wo ich schon fast von alleine gekotzt hätte, weil mir so schlecht war... Und irgendwann war dann auch die Hemmschwelle weg, einfach den Finger in Hals zu stecken... Im Sommer 2008 bin ich dann bei meinen Eltern ausgezogen und ich konnte in Ruhe mich meinen Fressattacken und dem Kotzen widmen. Da ging das Ganze dann richtig los!
Das mit meinem "besten Freund" lief noch bis in den Herbst 2008. Irgendwann hab ich ihm Heulend von meinem Problem erzählt. Er hat mich erst getröstet und Mut gemacht, ich habe die nächsten Tage erfolgreich normal gegessen. Und er hat sich einfach nicht mehr bei mir gemeldet! Tagelang, bis ich mich dann mal bei ihm gemeldet hab... Er hat nicht mal gefragt, wie es mit geht oder ähnliches. Ich war nur enttäuscht und hab schließlich die Sache mit ihm, die insgesamt 14 Monate lief, beendet. Und danach ging das mit der Bulimie erst richtig los...
Ich hab versucht, mich abzulenken, bin viel zu Konzerten gefahren... Bin aber immer wieder im gleichen Teufelskreis gelandet!
Noch im Herbst 2008 habe ich dann meinen jetzigen Freund kennengelernt, mit dem ich auch sehr glücklich bin. Er weiß aber erst seit letztem Sommer von meinem Essproblem. Anfangs habe ich es vor ihm geheimgehalten, weil ich mich geschämt habe und Angst hatte, es ihm zu sagen, weil ich das letzte mal gnadenlos enttäuscht wurde. An Tagen mit ihm ging es mir dann gut, an Tagen, an denen ich alleine war hatte ich meine Anfälle...
Im März letzten Jahres hatte ich es dann auf eine gewisse Art und Weise geschafft aufzuhören, dass ich aber weiterhin ein gestörtes Essverhalten hatte ist mir erst später klar geworden. Ich habe die Anfälle einfach durch Trinken von Lightcola und ähnlichem und Kauen von Kaugummi ersetzt, wodurch mir auch eigentlich jeden Tag schlecht war. Gegessen habe ich vorsichtshalber eher weniger als mehr, weil ich wusste, dass wenn ich zunehmen würde, ich automatsich meinen würde, wieder kotzen zu müssen. So bin ich dann in den nächsten Teufelskreis gerutscht. Ich stand jeden Tag mindestens 1 mal auf der Waage, hab mich gefreut, wenn sie wieder weniger als am Tag davor angezeigt hat und wehe, es war mehr... Ich habe schon regelmäßig, also 3 Mahlzeiten am Tag, gegessen und auch normale Portionen, aber nur kalorien- und fettarme Lebensmittel. Dadurch hab ich so viel abgenommen, dass ich nach ca. 4 Monaten Untergewicht hatte. Irgendwann hat mich dann eine gefragt, ob ich magersüchtig bin, was mich schon geschockt hat.
Da dachte ich dann, ok, jetzt kannst du dir ja mal wieder was gönnen. Du wiegst sowieso zu wenig, also kann ich doch jetzt essen, was ich will! Also wollte ich etwas Schokolade essen... Und was ist passiert? Totaler Kontrollverlust! Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Natürlich musste ich danach auch auf die Waage, war geschockt, was die gesagt hat, und der nächste Weg war der zum Klo...
Da hat dann alles wieder von Vorne angefangen! Sogar noch schlimmer als vorher und es hat sich immer weiter gesteigert! Fast jeden Tag mindestens 1 Anfall und die Mengen wurden immer größer! Ich war wieder in der Hölle...
Meinem Freund hatte ich in der vermeindlich anfallfreien Zeit von meiner Essstörung erzählt, dachte aber, ich hätte sie überwunden... Als es dann wieder los ging habe ich mich lange nicht getraut, es ihm zu erzählen. Er war inzwischen sogar bei mir eingezogen, weil wir uns zusammen einen zweiten Hund nach Hause geholt habe. Privat lief also inzwischen eigentlich alles wunderbar!
Irgendwann war ich total am Ende, nach den Anfällen ging es mir total beschissen, aber ich konnte es einfach nicht lassen... Als ich mal wieder richtig verzweifelt war, habe ich meinen Freund eingeweiht, der seit dem auch versucht, mir zu helfen und mich zu unterstützen. Ich habe aber auch gemerkt, dass er sich da einfach nicht in mich reinfühlen kann, nicht weiß, wann ich was von ihm brauche, wann ich mit ihm reden will, er weiß nicht, was er mir sagen soll usw. Ansonsten weiß niemand von meinem Problem. Das ist auch noch ein Grund, warum ich das ganze jetzt hier schreibe, um Unterstützung von Leuten zu bekommen und hoffentlich auch selber geben zu können, die genau wissen, wie man sich fühlt.
Seit ich letzten Sommer wieder voll in die Bulimie gerutscht bin habe ich Schritt für Schritt versucht, den Weg heraus zu finden. Über eine Therapie habe ich auch nachgedacht, mich dann aber doch dagegen entschlossen. Wenn nochmal ein Rückfall kommt, wird das wieder ein Thema sein, darüber will ich aber gar nicht nachdenken, da ich fest entschlossen bin, es aus eigener Kraft zu schaffen!
Der erste Schritt war, die Waage abzuschaffen. Das blöde Ding hatte mich lange genug irre gemacht!!
Als zweiter Schritt habe ich die Lightgetränke abgeschafft und trinke fast nur noch Mineralwasser. Die Süßstoffe sind nämlich auch alles andere als Hilfreich und zudem nicht gerade gesund.
Der dritte wichtige Schritt für mich war, mir Essenspläne zu erstellen. Und ja, dabei zähle ich Kalorien. Das ist bestimmt nicht für jeden der richtige Weg und ich will das auch nicht mein Leben lang machen, aber mir hilft es. Mein Ziel ist ja auch nicht damit abzunehmen, sondern ich will einfach den Fehler vermeiden, wieder zu wenig zu essen wie beim letzten Mal. Ich habe jetzt rausgefunden, bei welcher Kalorienzahl ich mein jetziges Gewicht, mit dem ich sehr zufrieden bin, zu halten.

Dann gehe ich seit November letzten Jahres ins Fitnessstudio, was mir auch extrem hilft! Man fühlt sich nach dem Training einfach nur gut und man vergisst während dem Training alles Andere! Mein Freund geht auch mit und so macht das ganze doppelt Spaß!


Ich fühle mich mit meinem neuen Lebensstil alles in allem gesund, fit und frei!
Ich glaube, der Beitrag ist nun schon relativ lang und enthält doch nur einen Bruchteil von meiner ganzen Geschichte!
Erstmal DANKE fürs Lesen und DANKE, dass ich das hier loswerden durfte!
Ich weiß, ich habe noch einen langen Weg vor mir, es wird immer bessere und schlechtere Tage geben, Tage, an denen man das Leben genießt, aber auch Tage, an denen man versucht ist, wieder in alte Verhaltensmuster zu rutschen... Aber es lohnt sich, zu kämpfen!!!
Das Leben kann so schön sein und man sollte es sich nicht mit sowas wie einer beschissenen Bulimie zur Hölle machen lassen!!
Ich werd jetzt erst mal mit den Hunden spazieren gehen und die Sonne (auch wenn es kalt ist) genießen!
