fragen über fragen! u.a. bulimie männer langzeitstudie

#1
mir schwirren gerade sehr sehr viele gedanken im kopf herum und ich werd jetzt einfach mal drauf los schreiben und schauen was für antworten ich bekomme :)

ich habe gerade erfahren dass ein junger mann, den ich kenne, seit jahren unter bulimie leidet. bin vollkommen durcheinander und hätte mir das nie(!) und niemals(!) bei ihm gedacht. aber ja, wird wohl bei vielen betroffenen so sein.
er ist seit einigen jahren betroffen, doch sieht es nicht als das problem.
was ich eigentlich fragen wollte:

:arrow: er sagt er habe eine 'zwangsstörung' bulimie. ich würde sagen eine 'sucht (essstörung)' bulimie.
was denkt ihr darüber? warum könnte man bulimie als zwangsstörung sehen bzw kann man das?

:arrow: er ist der erste mann von dem ich wirklich weiß, dass er essgestört ist. kennt ihr (männliche) bulimiker? und, wie hat das bei ihnen angefangen, warum haben sie eine ES? es gibt ja doch einige unterschiede zu frauen..
ich habe schon viele bücher und co über essstörungen gelesen, doch ES bei männern (bulimie mehr als magersucht) ist noch immer ein sehr unklares und wenig erforschtes (ich finde kein besseres wort) thema für mich.

:arrow: gibt es einige klare langzeitstudien für bulimie oder gar für bulimie bei männern?
würde mich freuen, wenn ihr was wisst oder ein paar ideen und gedanken zu meinen fragen habt.

lg, hannah
Zuletzt geändert von wasserwesen am Mo Mär 01, 2010 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

Re: fragen über fragen! u.a. bulimie männer langzeitstudie

#2
ich weiß zwar nicht, wie viel ich dir jetzt weiterhelfe, aber ich bin ein junge und habe seit 5 jahren eine essstörung. wie das angefangen hat weiß ich aber nicht mehr. bei mir kommt das daher, dass ich ein schlechtes/schwieriges umfeld habe und einige traumatische erlebnisse in meiner kindheit hatte.
zu den anderen sachen kann ich leider nicht wirklich was sagen. ich sehe bulimie als essstörung, weiß allerdings auch nicht genau, was eine zwangsstörung ist :oops:

Re: fragen über fragen! u.a. bulimie männer langzeitstudie

#3
Hi,
er sagt er habe eine 'zwangsstörung' bulimie. ich würde sagen eine 'sucht (essstörung)' bulimie.
was denkt ihr darüber? warum könnte man bulimie als zwangsstörung sehen bzw kann man das?

er ist der erste mann von dem ich wirklich weiß, dass er essgestört ist. kennt ihr (männliche) bulimiker? und, wie hat das bei ihnen angefangen, warum haben sie eine ES? es gibt ja doch einige unterschiede zu frauen..
ich habe schon viele bücher und co über essstörungen gelesen, doch ES bei männern (bulimie mehr als magersucht) ist noch immer ein sehr unklares und wenig erforschtes (ich finde kein besseres wort) thema für mich.

gibt es einige klare langzeitstudien für bulimie oder gar für bulimie bei männern?
würde mich freuen, wenn ihr was wisst oder ein paar ideen und gedanken zu meinen fragen habt.
Jede Sucht ist auch eine Zwangsstörung und zumeist auch jede Zwangsstörung eine sucht ;) Zwangsstörung: Wenn jemand permanent unter einem bestimmten Zwang leidet, der sich permament im Kopf/der Psyche wiederholt (zB alle 5 Minuten muss ich jetzt die Zahlen der Reihe nach aufzählen oder aber ich denke ständig an Essen). Daher ist eine Sucht eine Zwangsstörung und Zwangsstörungen eben zumeist auch eine Art von Sucht. Diese Art von Zwangsstörungen (Sucht als Zwangsstörung) beinhaltet vor allem Selbstverletztendes Verhalten. Bulimie ist eine Sucht und daher auch eine Zwangsstörung.

Ja, ich kenne einen männlichen Bulimiker: Mich selbst ;) Heute bin ich zwar ehemalig, aber ich bin nun mal ein Mitglied des männlichen Geschlechts und liet lange Zeit an dieser Erkankung.

Nun die Gründe für eine ES bei Männern ist relativ ähnlich wie bei Frauen - auch wir Männer sind heute in dem Zugzwang, dass wir "gesund, fit, sportlich, jugendlich, voller Elan und Tatkraft, einfach wie der schönste Hollywoodheld" aussehen sollen. Und daher wird heute von vielen Männern auch schon mal ein Ich-möchte-nicht-zunehmen-Wahn im Kopf erzeugt der sich des öfteren dann auch in einer ES zeigen kann. Weiters natürlich die typischen Merkmale Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, eigene Gefühle unterdrücken (was sowieso bei vielen Männern ein Problem ist), nicht über Probleme sprechen, aber auch schwierige Kindheit (so wie bei mir).

ES bei Männern ist nicht unerforscht, doch leider bis heute immer noch (fast) ein Tabuthema - denn ein Mann mit einer ES ist ein Mann mit Problemen und ein Mann mit Problemen gilt in unserer Gesellschaft als Schwach, als Lulu, als Verlierer und daher melden sich wenige. Erst seit kurzem wird daran intensiver gearbeitet, dieses Thema zu enttabuisieren.

Ja, es gibt Studien (ich muss gestehen ich kann mich nicht mehr genau erinnern) - sieh mal unter der buchsektion, da gibt es ein buch über ES bei Männern (von einem ehem. Betroffenen Mann), darin sind Quellenangaben enthalten.

Kann mich auch da nicht mehr genau an das buch erinnern - hatte es damals in der öffentlichen Bücherei gelesen:
Weiters wurden generell und überhaupt die ersten medizinischen+Psychologischen Studien über Essstörungen in den 60er und 70er Jahren nicht mit Frauen gemacht, sondern mit Männern: Die Frage damals war, was passiert sowohl physisch als auch psychisch, wenn jemand in eine ES rutscht, besser gesagt, was passiert bei Mangel an Nahrung. Es handelt sich, wie du am zweiten Teil des Titels der STudie vielleicht erkennen kannst "was passiert bei Mangel an Nahrung" um eine militärische Studie - die U.S.Army wollte wissen, was passiert mit ihren Soldaten, wenn sie für längere Zeit nichts zu Essen finden. Um diese Studie durchführen zu können haben sie 100 freiwillige aus der U.S. Army gesucht (es waren alles Männer). 50 davon sollten Stück für Stück ihr Essverhalten von einem gesunden zu einem anorektischem Verhalten umstellen (vor allem das Thema Gewicht/Essensmenge spielte dabei natürlich eine wichtige Rolle), die anderen 50 sollen "normal" weiteressen und dann wurde regelmäßig der Körper und die Psyche beider Probandengruppen verglichen.

Die Ergebnisse dieser Studie sind natürlich jene die wir heute für Effekte einer ES kennen und die damals gewonnen Erkenntnisse sind bis heute für die Behandlung einer ES aus medizinischer Sicht einwirkend und sehr wichtig (zB das ES eine Sucht ist). Für die U.S.Army wurde damals das erste Mal der Wahn entwickelt, dass alle Soldaten egal welcher U.S.Einheit zugehörig ein Survivaltraining bekommen, denn sie erfuhren durch die Studie, dass die U.S.A im Kriegsfalle sofort verlieren würde, würden die meisten Soldaten plötzlich kein Essen mehr haben (da ja sowohl die körperl. als auch psychische Leistung so krass abnimmt).

Ebenso wichtig wurde dann die damalige Erkenntnis, als die anorektischen Soldaten wieder "normal" hätten essen sollen: Einige schafften es, einige rutschten in die Bulimie (weil sich das Thema Gewicht so stark in ihnen verankerte, dass sie ja nicht zunehmen wollten - ohne das sie vor der Studie je daran gedacht hätten) andere wiederum schafften es nicht - um ihnen dann zu helfen wurden damals neuartige Therapieformen entwickelt und diese Formen werden bis heute angewendet (also auch bei Frauen). ein interessanter Effekt (den ich als ehemaliger bestätigen kann): Der Zwang Essen besteht weiterhin nur verändert sich dazu das Denken: Der eine Mann hat plötzlich alles mögliche an Kochgeschirr zu sammeln begonnen, der andere hat Gewüzre zu sammeln begonnen (=Kreisdenken Essen wurde auf "Sammeln" übertragen) obwohl ihr Essverhalten sonst wieder "gesund" war.

lg
mart1

Re: fragen über fragen! u.a. bulimie männer langzeitstudie

#5
danke für eure antworten
& tut mir leid für meine so späte antwort..

also ich glaube auch für einen mann ist es vielleicht leichter zu sagen 'ich habe eine zwangsstörung' als 'ich habe eine essstörung' weil essstörung doch in den meisten köpfen als weiblich gilt.. da ist es für einen mann vielleicht "angenehmer" sich als zwangsgestört als als essgestört zu bezeichnen.

@ mart1: ich hab sogar schon mal was von dieser studie gelesen! echt arg, wenn man so merkt, wie eben richtig süchtig die essstörung macht - eben eine richtige sucht ist!...
Zuletzt geändert von wasserwesen am Di Jun 29, 2010 15:07, insgesamt 1-mal geändert.