Hey red rose,
Danke für Deine Nachricht!
red rose hat geschrieben:Ich war 3 mal in einer Jugendpsychatrie da ich ES schon seid meine 15 LBj.habe,dann wohnte ich für ein halbes Jahr in einer Essgestörten WG-was überhaupt nix gebracht hatte.
Das ist hart. Deine Eltern wissen also auch, daß Du eine ES hast. Das finde ich schon mal nützlich, auch wenn sie Dich jetzt vielleicht nerven und bedrängen. Es ist bloß, daß die Verheimlichung der ES vor dem Umfeld, mich noch tiefer in dem "vicious circle" gefangen hält.
red rose hat geschrieben:und irgendwann hab ich mich sebst eingewiesen (da war ich 18)in eine normale Erwachsenenpsychatrie ohne Spezialisierung.Ich hatte alle Freiheiten,unbegrenzten Ausgang meine eigene toilette und nur Leute mit anderen Krankheitsbildern um mich rum.Dort hab ich es auf Anhieb geschafft und hatte nur 2 Rückfälle während der Therapie,welche 7Wochen ging.
Das finde ich auch sehr nützlich, Du hast erfahren können, daß es durchaus noch für Dich möglich ist B*-frei zu leben. Da kommt in mir die Frage auf, was war in der Therapie für Dich so gut, daß es Dich so stark motiviert hat? Kannst Du sagen, wie Du Dich gefühlt hast und was Dir die Therapie gegeben hat?
Hast Du dort auf angenehme Weise ausreichend Zuwendung bekommen? Hast Du die bei Deinen Eltern nicht gehabt?
red rose hat geschrieben:.bis ich kurz vor dem ABI in die Anorexie gerutscht bin und dann wieder ins kotzen..mein ABI hab ich gut bestanden keine Ahnung wie..
Ja, das ist der ständige Kreislauf, MS,B*,MS, B*.... . Na, daß Du Dein Abi machen konntest, ist auch klasse.
Da ist schon eine ganze Menge positives Potential vorhanden, denke ich. Aber es müssen auch Faktoren auftreten, die Dich so runter ziehen, das Du wieder abstürzt.
Wenn Du es beantworten willst/kannst:
Was belastet Dich in Deinem Leben am allermeisten? Was gefällt Dir an Deinem Leben wirklich gut?
Gibt es Personen über die Du Dich geärgert hast, jemanden oder mehrere, auf den/die Du wirklich wütend bist?
Gibt es Personen, die Du sehr magst, mit denen Du gut zurecht kommst?
Hast Du Verluste/Trennungen erlitten, an/von Menschen, die Dir wichtig sind/ waren?
Wenn Du drei Wünsche frei hättest, was würdest Du Dir wünschen?
red rose hat geschrieben:Was machst du eigentlich beruflich?hast du Familie?Was hat dich damals dazu bewegt gesund zu werden?
Ich habe (1982!) Abi gemacht. Dann habe ich eine Ausbildung in einem Steuerberaterbüro gemacht, für drei Jahre. Ich fand das absolut gräßlich, aber ich wollte schnellstmöglich zu Hause raus, und dafür brauchte ich Geld. Da begann bei mir die B*.
Als ich fertig war mit der Lehre (1985), bin ich nach Berlin gezogen und habe dort Betriebswirtschaft studiert, Fachrichtung Steuern und Wirtschaftsprüfung. Nebenbei habe ich in Steuerbüros gearbeitet. Außerdem hatte ich einen 4 1/2 Monate langen Klinikaufenthalt wegen der B*, und anschließend weiter ambulante Therapie.
Das studieren fand ich klasse, aber das Fach fand ich immer noch gräßlich. Ich hatte Angst, was anderes zu studieren, weil ich gedacht habe, ich bekomme dann keine Arbeit. Also habe ich durchgehalten.
Als ich im Examen war (1993), hatte ich einen heftigen B*Rückfall, und hätte mich fast zu Tode gekotzt. Als ich wußte, daß ich den Abschluß bekomme, habe ich die letzten Prüfungen nicht mehr angetreten, es ging nur noch um die Endnote. Ich konnte absolut nicht mehr, und um aus der B* wieder raus zu kommen, bin ich in eine Wagenburg gezogen. Ohne Klo's.
Ich hatte nur noch ein paar Sachen und einen "Wohnwagen". Wohnung weg, Jobs weg, ohne Geld... .
Durch Unterstützung meiner Eltern habe ich es nach drei Monaten geschafft, wieder Wohnung und Arbeit zu bekommen. Und die B* war tatsächlich zum Stillstand gekommen.
Ich dachte felsenfest "das passiert mir nie wieder". Habe tapfer gearbeitet, und fand meine Arbeit dabei gräßlich. Den ganzen Tag nur im Büro, immer vorm Computer, und irgendwas berechnen, was mich gar nicht interessiert hat.
Eine Weile ging es gut, aber wie das mit einer Sucht ist, sie verschwindet schon mal für eine Zeit, und kann doch plötzlich wieder auf der Matte stehen. Nachdem ich mich beruflich nach oben gekämpft habe, und dann die Top-Position im Top-Büro mit Top-Bezahlung errungen hatte (obwohl ich das alles immer noch gräßlich fand), siehe da, tauchte die B* wieder auf (1998).
Ich geriet wieder so tief hinein, daß ich nach zwei Jahren zu schwach war, um noch weiter zu arbeiten. Ich war lange krank, und habe schließlich die Kündigung für meinen Job bekommen. Das war mir aber da auch schon egal.
Ich mußte dann in eine "Reha-Klinik", wegen ES und Depressionen. Das tat mir sehr gut, ich fand neuen Mut, und beschloß den so verhaßten Beruf endlich aufzugeben. Ich bekam eine Bewilligung für eine Tanz- und Gymnastikausbildung, weil ich schon lange Gymnastikunterricht gegeben hatte, nebenbei.
Ich war voll happy, im Mai 2000 sollte es beginnen in Bremen, und zwei Jahre dauern. Kurz nachdem ich die Bewilligung bekommen hatte, bekam ich Probleme mit den Beinen. Ich konnte plötzlich nicht mehr laufen. Starke Schmerzen in den Knien und keine Kraft, zu stehen oder zu gehen.
Klinikaufenthalt, nichts gefunden, konnte wenigstens wieder etwas laufen. Ich bin trotzdem nach Bremen umgezogen, aber nach acht Monaten mußte ich die Ausbildung aufgeben, weil zu geschwächt war. Ich mußte in Rente gehen, mit 38 Jahren.
Außerhalb der Wohnung brauche ich einen Rollator, seitdem.
Später (2005) wurde festgestellt, daß ich einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule hatte, der das Rückenmark abgequetscht hat. Ich wurde sofort operiert. Danach wurde es nicht mehr schlimmer mit meiner Verfassung, aber auch nicht besser.
Die meisten Ärzte waren der Meinung, daß der Bandscheibenvorfall der Ursprung der Gehbehinderung war, daß sie sich aber nur so schwerwiegend auswirken konnte, weil ich durch die jahrelange ES sehr geschwächt war und schon dauerhafte Nervenschäden hatte.
Dann wieder Psychiatrische Klinik 3 1/2 Monate, Psychsomatische Klinik 2 Monate, ambulante Therapie 1 1/2 Jahre. Ich machte Arbeitstherapie zur Reha. Es wurde nicht besser, und dann war es irgendwann klar, daß ich nicht mehr in Lage war/bin zu arbeiten.
Schließlich habe ich es akzeptieren können, und lebe inzwischen sehr einfach, ruhig und bescheiden. Was geht, geht. Was nicht geht, geht eben nicht. Ich bekomme sehr viele Medikamente, vor allem Neuroleptika, ein Antiepileptikum und ein Antidepressivum.
Ich lebe in einem Haus für alte Menschen und Schwerbehinderte, alle in separaten Wohnungen. Bin 90% schwerbehindert, gehbehindert und brauche eine Begleitperson. Vor ein paar Wochen ist mein Freund hier ins Haus, in eine eigene Wohnung gezogen. Weil er meine Begleitperson ist, hat er eine Ausnahmegenehmigung bekommen.
Darüber sind wir beide sehr, sehr happy. Wir sind seit acht Jahren zusammen, und mein Freund hat das meiste meiner "Krankheits-Story" miterlebt. Und hat mir dabei immer zur Seite gestanden. Bewundernswert.
So wir sind glücklich, mein Freund ist glücklich und ich bin glücklich. Ich lebe seit dem 21. Januar 2000 abstinent von der ES, nach einem Eßplan der Overeaters Anonymus. Und das funktioniert wirklich gut.
Familie hab ich selbst nicht, meine Mutter lebt noch, und meine beiden älteren Schwestern, aber ca. 600 km von mir entfernt. Wir verstehen uns doch sehr gut, und telefonieren auch viel.
Was mich bewegt hat, gesund zu werden, nun, ich würde sagen daß ich mich durch jahrelange Therapie schließlich selbst geliebt und verstanden habe. Und das ich begriffen habe, daß ich gelitten habe, in meinem Leben. Und das nur ich das ändern konnte. Das ich die Angst überwunden habe, und beschlossenen habe, meinen eigenen, authentischen Lebensweg zu gehen.
Das war jetzt etwas länger. Ich habe es ziemlich ausführlich gemacht, vielleicht kann es Dir noch etwas nützen.
Ich wünsche uns weiterhin viel Erfolg in unseren Angelegenheiten und viel Lebensfreude!
Liebe Grüße
Mary Mary