Willkommen im Leben

#1
Ich möchte hier einen neuen Thread eröffnen und das tu ich bewusst hier im ehemaligen Bereich.

Vielleicht ist es noch zu früh, hier zu schreiben, doch ich denke, dass ich auf dem richtigen Weg bin und bei mir hat sich in dem letzten Jahr sehr viel getan.

Wenn ich heute zurückdenke, wie es mir vor einem Jahr gegangen ist und das mit heute vergleiche, würde ich sagen, dass ich sehr viel geschafft habe. Nein, ich würde es nicht sagen, sondern ich behaupte es sogar.

Vor einem Jahr war ich noch (oder wieder) Tablettensüchtig, hab zu viel Alkohol getrunken und habe leider auch Drogen nicht ausgelassen. Mit unterstützung von ein paar sehr netten, liebe Freunde, habe ich es doch geschafft mein Leben wieder so halbwegs auf die Reihe zu bekommen.
Ich hatte in den letzten Jahr höhen und tiefen und ich machte insgesamt 3 mal einen Entzug von Tabletten.
Von Mai bis August war ich in Eggenburg und das hat glaube ich mein Leben verändert. Es war das erste mal, wo ich es einen längeren Zeitraum geschafft habe (3 Monate) nicht zu erbrechen. Doch zu Hause angekommen, fing die Kathastrophe mit dem Essen wieder von neuem an.

Depremiert deswegen, weil ich es mit dem Essen wieder nicht geschafft hatte, ich arbeitslos war, meine Rechnungen nicht zahlen konnte, ich alleine war (abgesehen von meinem Ex-Freund - wobei es besser gewesen wäre, ich hätte ihn nicht gehabt in dieser Zeit) und in meinem Leben keinen Sinn mehr gesehen habe, wollte ich mir das Leben nehmen, was zum Glück von der Polizei, Rettung und Feuerwehr verhindert wurde, die mir die Wohnung aufgebrochen haben. Anschließend war ich zwei Wochen in der Psychiatrie und seit her hat sich mein Leben total verändert. Ich hatte dort sehr viel Zeit über mein Leben nachzudenken und es hat mir sehr gut getan.

Anfangs wollte ich nicht dort bleiben, wollte wieder nach Hause, doch der Arzt meinte, er würde mich in diesem Zustand in dem ich war nicht nach Hause lassen und hat mir geraten, zwei Wochen zu bleiben und ich habe darauf hin versucht, aus den zwei Wochen das beste raus zu holen.

Ich habe in dieser Zeit (wie schon gesagt) sehr viel über mein Leben nachgedacht und wusste, dass ich so nicht weiter machen wollte. Und ich habe dann auch den Sinn darin gesehen, warum ich doch auf der Psychiatrie geblieben bin.

Seit zwei Tagen habe ich einen neuen tollen Job. Er gefällt mir sehr sehr gut (abgesehen von den Dienstzeiten, die nicht so toll sind und der Verdienst ist auch nicht gerade das gelbe vom Ei - doch man kann nicht alles haben).

Seit zwei Wochen habe ich einen ganz tollen Freund und soetwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Es passt echt super zwischen uns und ich dachte nicht, dass es soetwas gibt.
Wir haben lange herum getan, bis wir uns endlich getraut haben es miteinander zu versuchen, weil wir beide ziemlich schüchtern sind. Ich wohne schon fast bei ihm und ich weiss, dass es sich vielleicht dumm anhört, doch wir reden schon über eine gemeinsame Wohnung, über Kinder und Heirat. Ich weiss genau, er ist der richtige und vielleicht haben wir auch den Vorteil, dass wir uns auch schon länger kennen auch wenn wir erst so kurz zusammen sind.

Hätte mir jemand gesagt, dass es soetwas gibt, dann hätte ich das nicht geglaubt. Doch ich denke nun, dass es für jeden Topf den passenden Deckel gibt und nichts ohne Grund geschieht.

Seit dem ich im Spital war, geht es mir mit dem Essen auch super. Ich wollte jetzt eigenartiger weise dazu schreiben, doch ich denke, dieses Wörtchen ist nicht mehr angeberacht, denn so eigenartig ist es nicht. Ich habe mich für das Leben entschieden und nicht dagegen.

Ich habe nun eine ganz andere Einstellung zum Essen. Man muss essen um leben zu können und ich erlaube es mir. Und seither habe ich auch kein Problem mehr mit den Mengen. Ich esse regelmässig, normale Mengen und ich kann aufhören wenn ich satt bin und kann auch etwas auf dem Teller lassen. Dieses Motto nach dem ich vorher gelebt habe "ganz oder garnicht" oder "jetzt ist es auch schon egal" habe ich aus meinen Gedanken gestrichen. Denn es ist niemals, niemals "auch schon egal".

Ich habe gelernt, mein Leben wieder zu lieben. Ich bereue nichts was je geschehen ist, denn wer weiss ob sich mein Leben so entwickelt hätte, wäre nicht all das geschehen was geschehen ist.

So. Und jetzt gehe ich mich vorstellen. Ich habe zwar schon einen Job der mir gefällt, aber wie gesagt, die Dienstzeiten sind nicht gerade die besten und sie sind nicht gerade Familienfreundlich wenn ich bis um 24 Uhr arbeiten muss. Mal sehen. Doch das wichtigste ist, dass ich mal einen Job habe und somit auch eine Regelmäßigkeit in meine Leben gekommen ist.

Denn das Richtige wird ganz sicher kommen!!

Re: Willkommen im Leben

#2
Wow,
Ich bin echt beindruckt von dem was du geschafft hast!
Schon fast stolz .und vielleicht auch ein bisschen neidisch darauf das ich es nicht gebacken kriege.
Aber trotz allem finde ich es sehr sehr schön das du es geschafft hast!
Yve
wo ein wille ist ist auch ein weg!

Re: Willkommen im Leben

#3
Der Bär das alles verschlungen hat, was Du geschrieben hast.

Erinnerst Du Dich an ein SNF vor 2 Jahren, an dem ich ein weinendes Mädchen im Arm hatte, wir zusammen am Zaun saßen, eine Ziggi rauchten und Du mir sagtest, wie sinnlos das Leben doch sei ?
Und ich Dir versuchte, daß Gegenteil glaubhaft zu machen ? Das es immer einen Weg gibt, wenn man denn bereit und willens ist, diesen Weg auch zu gehen ? Und nicht nur ich, sondern andere Menschen auch, Dir sagten, daß Du sowohl die Kraft dazu hast, als auch den Mut. Weil das war in Deinen Worten erkennbar. Das es aber Zeit braucht und man tatsächlich vielleicht erst ganz unten angekommen sein muß, um dies auch so zu erkennen.

Und nun lese ich Deinen Thread und freue mich einfach mit Dir. Ja - es war nicht einfach und verdammt hart, das glaube ich Dir gerne. Aber ich bin so stolz auf Dich und auf alles, was Du geleistet hast. Und ich wünsche Dir aus ganzer Seele, daß ein Lebensabschnitt beginnt, der Dir viel Freude bringen wird.

*Dich von ganzem Herzen lange umarme*

Caruso
Zuletzt geändert von Caruso am Do Nov 26, 2009 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Willkommen im Leben

#5
...auch ich erinnere mich an diese schüchterne, nervöse junge Dame (mit Verlaub, Mädchen ist doch wohl nicht mehr angebracht :) ) am SNF vor 2 Jahren. Wir haben dort auch viele Worte gewechselt und es ist eine Freundschaft entstanden. Oft habe ich dich aus einem Tief herauszuholen versucht, dir Mut zugesprochen und dich wieder aufzubauen versucht. Manchmal ist's gelungen, manchmal nicht. Gerne hast du mir jeweils auch deine Erfolgsmeldungen zukommen lassen, über die ich mich jedes Mal sehr gefreut habe.
Noch am Abend vor deiner schwärzesten Nacht hatten wir ein langes Gespräch. Was danach folgte, war wie ein Schock für mich.
Umso mehr freut es mich nun zu sehen, welch schöne Wende dein Leben genommen hat, im beruflichen wie im privaten Bereich. Ich und auch meine Familie wünschen dir, dass dieses Glück von langer Dauer sei und du nun endlich, nach so vielen Jahren, sehen kannst, dass die Medaille auch eine zweite, schöne und glänzende Seite hat. Geniesse diese Zeit, du hast sie so lange entbehren müssen und so hart darum kämpfen müssen. Der Kampf war hart, doch ich hoffe und wünsche dir, dass er es mehr als wert war.
Erinnerst du dich? Ich sagte dir mal, 2009 kann DEIN JAHR werden. So wie es aussieht, ist es DIR zu verdanken, dass ich recht bekomme. Weiter so! Ich bin stolz auf dich und ich hoffe, du bist es auch.

*dich ganz fest umarm*

Peter

PS: *der Hedi ein Packerl Tempo rüberreich* :lol:
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Willkommen im Leben

#6
Peter hat geschrieben:mit Verlaub, Mädchen ist doch wohl nicht mehr angebracht
Ich hab da eine andere Zeitrechnung, Peter :lol:
Ich darf das !

Ich sage ja auch zu Hedi noch ab und zu "....Mensch, Mädchen" :mrgreen:

*flüster*
ab Montag darfst Du das auch ...... :wink:
*flüster aus*
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Willkommen im Leben

#7
Hallo ihr Lieben,

vielen herzlichen Dank für eure netten Worte.
Ja, ich kann mich an diese Zeit noch sehr genau erinnern - wie wenn es gestern gewesen wäre. Ich habe es euch allen zu verdanken, dass ich es geschafft habe, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, denn ihr ward immer für mich da, wenn es mir sehr schlecht gegangen ist.

Ich weiss, ich war nicht immer einfach, doch wenn ich jetzt zurück blicke, weiss ich, dass diese Zeit für mich wichtig war, auch wenn es eine schwere Zeit für war, denn es waren Erfahrungen in meinem Leben, dich mich reifer gemacht haben, die mich so werden ließen wie ich jetzt bin.

Ich habe so viel durch gemacht und weiss nun, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, sei es auch noch so schwer.

@Peter
Dir möchte ich ganz besonders danken, du bist echt ein toller Mensch und ein sehr guter Freund. Du hast mir immer die Richtung gezeigt, in die ich gehen soll und auch wenn es nicht immer einfach für mich war, habe ich es doch geschafft (wenn auch mit sehr vielen Hindernissen) diesen Weg zu gehen. Du warst immer für mich da und ich habe schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen weil ich dich auch sehr oft von deinen Schlaf abgehalten habe und wir stundenlang geredet haben und es auch oft vorgekommen ist, dass aufgrund meines Zustandes wärend dem Gespräch nicht viel dabei raus gekommen ist, doch du warst immer für mich da und hast mir echt totalen Halt gegeben. DANKE SCHÖN!!!

Wie schon geschrieben, war ich mich am Donnerstag in einem anderen Betrieb vorstellen und ich könnte mir sehr gut vorstellen dort zu arbeiten. Es würde dort einfach alles passen. Ich hätte von Montag bis Freitag Frühdienst (bis 15 Uhr), jedes Wochenende und Feiertag frei. Und der Gehalt ist auch echt toll. Ich würde dort nur 30 Stunden arbeiten und würde um satte 300 Euro mehr verdienen als ich jetzt bekomme für 40 Stunden.
Da, wo ich jetzt bin, ist es zwar nicht so schlecht (von der Arbeit her), doch es ist sehr viel zu tun, und gestern habe ich überlegt, dass ich doch nicht mehr für diesen Stress bin. Ich habe in den letzten Jahren immer mit dem Geld gekämpft weil ich nicht so toll verdient habe und dazu kamen noch bescheidene Dienstzeiten hinzu.
Ich denke, dass ich diesen Stress nicht mehr brauche.
Ich habe früher immer gesagt, dass ich mich entscheiden kann für die Karriere oder für eine Familie.
Nun ja, jetzt bin ich 30 und Karriere habe ich kiene gemacht, und jetzt ist es denke ich schon zu spät dafür, also entscheide ich mich für die Familie (irgendwann sollte ich doch damit beginnen, denn ich werde auch nicht jünger).

Im Moment sehen sich mein Schatz und ich nicht so viel, weil ich dienst bis 23 oder 24 Uhr habe und er arbeitet bei der ÖBF (Österreichische Bundes Forster) und hat dienst von 7 - 16 Uhr. Darum möchte ich diesen Job auch nicht weiter machen, den ich jetzt mache und suche mir etwas anderes. Ich weiss, es wird das richtige kommen und in diesem Gewerbe wo ich bin ist es nicht so schwer etwas zu finden.

Nächste Woche kann ich einen Probetag machen, dort wo ich mich vorgestellt habe und dann sehen wir weiter. Schön wäre es schon, diese Stelle zu bekommen.

Ich werde euch aber selbstverständlich auf dem Laufenden halten, auch wenn ich nicht mehr so oft hier bin.

Re: Willkommen im Leben

#8
Peter_B hat geschrieben: Ich und auch meine Familie wünschen dir, dass dieses Glück von langer Dauer sei und du nun endlich, nach so vielen Jahren, sehen kannst, dass die Medaille auch eine zweite, schöne und glänzende Seite hat.
...und jede medaille ist bekanntlich ERKÄMPFT, VERDIENT und noch niemandem "so in den schoß gefallen"!

ich gratuliere dir von herzen!!!

Mañana
THEN IS NOW.