Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#151
aire hat geschrieben:Also fühlst du gleichzeitig Mitleid und "er hat es verdient"?
Das eine,schliesst das andere nicht aus...schon mal was von Hassliebe gehört??Man verachtet seine Eltern für die Dinge die sie einem angetan haben aber ohne sie wäre man nun ja auch nicht da wo man ist..und es gibt ja immer zwei Seiten,so schlecht eine Kindheit auch gewesen sein mag-sie hat immer auch gute Seiten,egal wie selten sie auch waren...aber Eltern bleiben Eltern...genauso wie eine Mutter sein Kind weiter liebt wenn es einen Mord begangen hat ist es auch andersrum-na ja zumindest bei mir....
Nocturn hat geschrieben:Wer soetwas tut, der ist kein Mensch, der es wert ist in dieser Gesellschaft zu leben.
Und wer entscheidet das??Wovon machst du diese Aussage abhängig??Ich rede jetzt nur für mich aber wenn mein Vater nicht gewesen wäre würden viele Menschen heute nicht so leben wie sie leben...man kann einen Menschen nicht auf einzelne Taten reduzieren...es gibt niemanden der komplett schlecht ist(zumindest kenn ich keinen...)-man hat immer auch gute Seiten...wer entscheidet nun welche Seite gesellschaftsfähig ist und welche nicht??
Nocturn hat geschrieben:Ich finde, dass es normal wäre, wenn Du dich freuen würdest das er stirbt
Also ich denke nicht das es "normal" wäre...es ist und bleibt Teil des Lebens...es gehört zu einem...Vater bleibt Vater egal wie sehr er einem weh getan hat und ich denke schon das es normal ist dann auch Trauer zu spüren wenn dieser Teil im Begriff ist zu gehen....

Trifft sicherlich nicht auf jeden zu....kann nur für mich sprechen...

Lieben Gruss und ich wünsch dir alles Liebe und Gute Naturelle

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#152
Ganz schön interessant, wassich gestern hier alles getan hat :) :roll: und mich juckt es auch in den Fingern, zu antworten.
Leider hab ich keine Zeit und muss los, denn ich fahre heute wieder hin.

Aber bald. Danke euch allen.

An maruja noch Danke für die PN, auch da juckt es in meinen Fingern :D Hat mir sehr gut getan, Danke.

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#154
Danke.

Heute bin ich gefasster.

Bin kurz daheim und pack meine Sachen und fahre bis Montag-Früh hin.
Mein Dad hat sich heut gewünscht, dass ich bleibe. Er hat Angst und fühlt sich so allein :( :( :( Mir ist das auch lieber. Bin nur "mal kurz" die 300km heim gefahren und hab gepackt und nun fahre ich wieder hin. Gefühlsmäßig ist jetzt dort mein Platz. Da steh ich voll dahinter.

LG und man liest sich leider erst wieder später,
Naturelle

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#155
Gefühlsmäßig ist jetzt dort mein Platz. Da steh ich voll dahinter.
Dann gehörst Du auch dorthin und es ist eine gute Entscheidung.
Wünsche Dir viel Kraft, Naturelle - Du wirst sie brauchen.

Alles, alles Gute an Dich
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#156
auch von mir ganz viel kraft,vielleicht kannst ihm irgendwann verzeihen oder vielleicht sagar noch solang er lebt...ich kann zwar nicht verstehen warum jemand so was macht und das ist eigentlich nucht verzeilich aber ich glaub es ist für euch beide gut wenn du das schaffen könntest..ich drück dich ganz doll
die angst in der eigenen leere zu versinken ist wie wein stich ins herz.. wer nicht kämpft hat schon verloren.

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#157
Wir habens überstanden. War sehr hart, aber ich bin froh, dass ich die Kraft hatte bei ihm zu sein und dass er bis zum Schluss jemanden an seiner Seite hatte.

War seit Do bei meinem Dad und da wünschte er sich, dass ich bleibe und ihn begleite.
Do-Abend bin ich noch mal die 300 km zu mir heim gefahren und hab Sachen geholt.
Bei meiner Sis dann übernachtet. Am liebten wäre ich gleich wieder zu ihm, aber ich hab im Heim niemanden erreicht, also fuhr ich zu meiner Schwester.
Freitag um 12 war ich wieder bei ihm. Er konnte kaum noch reden, aber hatte noch lichte Momente.
Ich war bis Samstag bei ihm, schlief sogar 3 Stunden auf dem Boden in der Nacht, nur um seine Hand noch halten zu können. Dann brachten mir die Schwestern einen Sessel, als ich mich aufm Boden neben seinem Bett fanden.
Freitagsbend kam ihm noch Schaum ausm Magen hoch. Er hatte ja Wasser im Bauchraum und das drückte nach oben. Er konnte immer schwerer atmen, weil das Zeug auch in seinen Atemwege gelangte.
Es rasselte fürchterlich.
Seit Freitagnachmittag bewegte er sich nicht mehr. Er war sogar zu schwach um mit einem Strohhalem zu trinken.
Er schlief die ganze Zeit und hatte wache Momente, in denen er meine Hand drückte und versuchte die Augen zu öffnen. Aber es war keine Kraft mehr da.
Samstagfrüh um ca. 8 Uhr sagte er noch: Anna oder Anja. Ich verstand es nicht. Und drückte meine Hand. Er hatte mich noch erkannt. Ich fragte: Hast du Schmerzen, woraufhin, er noch hmhm machte - also dieses Geräusch für "Nein".
Ich drückte immer zurück, wenn er drückte, streichelte ihn, küsste ihn, legte meine Wange an seine, sagte ihm, dass ich ihn lieb habe...
Ich verfluchte es, dass Sterbehilfe verboten ist, denn es war hart ihn so zu sehen.
Dann um 10 Uhr atmete er immer mühsamer, schwächer. Schließlich weniger und 10.17 Uhr hörte er ganz auf und durfte endlich heimgehen und wurde erlöst. Bei jedem seiner letzten Atemzüge hoffte ich, dass es endlich der letzte sein wird, der ihn von seinem Leid erlöst.
Ich bin jetzt zwar erleichtert, aber auch sehr fertig. Er wird mir so fehlen.
Und ich war froh dabei zu sein, als er starb, denn ich hatte solche Angst, dass er einsam und alleine ist, wenn es passiert. Und ich bin so froh, dass er mich noch gespürt hat, dass er merkte, dass ich die ganze Zeit bei ihm war.

Waren 3 harte Tage bei mir... Oh Mann.... Aber endlich muss er nicht mehr leiden.

Ich danke Gott dafür, dass ich die Kraft hatte ihn die letzten 19 Stunden so zu begleiten. Und ich hoffe so sehr, dass es ihm noch was gegeben hat und dass er sich in seinem Leiden nicht allein fühlte.

LG Naturelle

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#158
Hallo Naturelle,

du hast da was Großes geleistet, ich habe sehr viel Respekt davor. Dass du diese Kraft aufgebracht hast. Ich habe bisher nur Hunde und Katzen so gesehen in ihren letzten Momenten und habe mir nie Gedanken gemacht, wie das bei Menschen aussieht.

Wie geht es dir jetzt?

lg

aire

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#159
Liebe naturelle

Erstmals herzliches Beileid. Toll, dass du es geschafft hast, bis zum Schluss bei ihm zu sein. Glaube dir, dass es schwer war, aber bedenke, jetzt geht es ihm besser(in diesem Glauben, dass er in Frieden schlafen kann,starb dein Vater ja auch, oder)
Weißt du, ein Glaube ist sehr wichtig, besonders wenn es zu Ende geht.
Naturelle, ich bewundere dich, dass du es geschafft hast bei ihm zu sein und dabei nicht die Vergh. zur sprache zu bringen. Echt bewundernswert!
Wünsch dir alles alles Gute

cogito

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#160
Bild
Mein Beileid, liebe Naturelle. :cry:

Ich finde es stark von Dir, dass Du diese schwere Minuten so tapfer überstanden hast und nicht von der Seite Deines Vaters gewichen bist. Das weiss er sicherlich zu schätzen!
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#162
Liebe Naturelle
Auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Das, was du da in den letzten Tagen und Wochen geleistet hast, verdient höchsten Respekt. Unabhängig davon, was früher mal gewesen ist: Nicht jeder Mensch hätte die Kraft und den Willen, in den letzten Stunden für jemand anderen derart dazusein.

Dein Vater ist nun gestorben, wurde von seinem Leiden erlöst. Wahrscheinlich im inneren Frieden. Du bist bei ihm gewesen in dieser Zeit, hast dich um ihn gekümmert. Dafür war er dir bestimmt sehr dankbar, auch wenn er dies nicht in Worten ausdrücken konnte (vielleicht). Doch allein die Tatsache, dass er dich am Donnerstag gebeten hat zu bleiben, beweist dies doch.
Naturelle hat geschrieben:Ich verfluchte es, dass Sterbehilfe verboten ist, denn es war hart ihn so zu sehen.
Ich kenne die eigentliche Bedeutung dieses Wortes "Sterbehilfe" schon. Dennoch: Ist nicht das, was du gemacht hast, eine andere Art von Sterbehilfe? Du warst da für ihn, hast ihm geholfen, die Krankheit, die Schmerzen zu ertragen. Du hast ihm geholfen, von dieser Welt Abschied nehmen zu können, ohne dass er sich sich hat einsam fühlen müssen.
Du hast viel dazu beigetragen, dass er würdevoll gehen konnte, auch wenn er dies in den Augen mancher gar nicht verdient gehabt hätte. Ich finde es äusserst stark von dir, dass du dies auf dich genommen hast.

EINE der vielen Lasten ist nun von dir genommen. Die Last eines todkranken Vaters, von dem man nicht weiss, wie lange er noch zu leben hat. Nimm dir die Zeit zu trauern, in welcher Form auch immer du dies tun wirst. Arbeite aber weiter an dir und fahre fort, die Vergangenheit aufzuarbeiten, egal, was da noch ans Tageslicht kommen mag. Erst dann wirst du richtig frei sein.

Ich wünsche dir dazu weiterhin viel Kraft.

fühl dich gedrückt
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#163
Bild
Mein herzliches Beileid, liebe Naturelle.
Ebenfalls verbunden mit meinem allerhöchsten Respekt vor Dir. Es ist nicht selbstverständlich, was Du getan hast.
Du hast Kraft und Größe bewiesen und wenn sich die Tage der Trauer irgendwann gelegt haben werden, kannst Du vielleicht auf diese Kraft weiter aufbauen für Dein eigenes Leben.

mit einer lieben Umarmung
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Vater - v*rg*wa*ig* - Krebs

#164
Mein Beileid und tiefstes Mitgefuehl! Es ruehrt mich zu Traenen wie tapfer du sein Leid mit ihm durchgestanden hast - noch dazu unter den Umstaenden. Ich bin wirklich baff! Was du da geleistet hast....Wahnsinn, mir fehlen wirklich die Worte.

Ich hoffe, so bloed es sich vielleicht anhoeren mag, die Zeit der Trauer nutzen um dich zu erholen. Ich weiss so eine Situation "nur" von meinem Cousin, als er starb...das is natuerlich nicht das Gleiche wie ein Vater.... Doch die Zeit der Trauer war irgendwie auch eine Erleichterung, waehrend dieser Zeit an sich merkte man es nicht, aber rueckblickend ging es mir besser je mehr ich den Schmerz einmal rausliess...

Ich kann mich den Vorrednern nur anschliessen. Ich ziehe ehrlich den Hut vor dir.

Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch, was ich geschrieben habe...

Es tut mir aufrichtig leid fuer dich.

Stille Gruesse,
Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem