Essen da, aber ich will nicht

#1
Hi ihr Lieben,
sicherlich erinnert sich der ein oder andere noch an mich. Ich bin seit Anfang Mai in einer Klinik und habe seit 8 Tagen nicht mehr gek.... Zwar hatte ich jede Nacht FAs, aber damit konnte ich ganz gut umgehen. Jetzt bin ich dieses Wochenende zuhause und habe wieder allen möglichen Mist an Süßem usw. gekauft. Ich will nicht, dass "es" passiert, hab jetzt voll Angst, dass ich es nicht schaffe, mir den Kram einzuteilen....Entweder sollte ich nur Gesundes oder nix zuhause haben oder 1 Süßigkeit, damit könnte ich umgehen, aber sobald es mehr wird, verliere ich die Kontrolle..
Ist es eigentlich möglich, Lebensmittel zuhause zu haben, ohne, dass man immer wieder in die alte Schleife zurückfällt?!
Hilfe...

Eure Sol...

Re: Essen da, aber ich will nicht

#2
hallo liebe sol!
Sol hat geschrieben: Jetzt bin ich dieses Wochenende zuhause und habe wieder allen möglichen Mist an Süßem usw. gekauft. Ich will nicht, dass "es" passiert, hab jetzt voll Angst, dass ich es nicht schaffe, mir den Kram einzuteilen....
darf ich fragen, warum du denn überhaupt so viel gekauft hast?
du wohnst nicht mehr zu hause, oder? ansonsten könntest dus ja deinen eltern/freund etc. geben, der dir dann nur immer eine gewisse menge gibt.
hmm... ich weiss, wie schwer es ist zu "widerstehen". im moment fällt mir leider keine andere möglichkeit ein, um dich davon abhalten zu können.
wenn du merkst, es ist so weit, dann geh raus, unternimm was etc. lenk dich ab!!
wahrscheinlich hilft es auch nichts, wenn dus irgendwo aufbewahrst, wo du nicht so leicht hinkommst (keller etc). denn, wenn einem nach FA ist, ist es auch egal, ob man noch kurz in den keller muss oder nicht... :? :roll:
Sol hat geschrieben: Ist es eigentlich möglich, Lebensmittel zuhause zu haben, ohne, dass man immer wieder in die alte Schleife zurückfällt?!
ja, das ist möglich. aber bis dahin ist es ein langer weg.
die meisten süßen sachen, die ich zu hause habe, isst entweder mein freund oder ich muss sie wegwerfen, weil sie irgendwann schlecht werden :P
wenn du weiterhin an dir arbeitest, kommst du irgendwann mit sicherheit auch damit zurecht!!

Re: Essen da, aber ich will nicht

#3
Sol hat geschrieben:Ist es eigentlich möglich, Lebensmittel zuhause zu haben, ohne, dass man immer wieder in die alte Schleife zurückfällt?!
Ich schaffe es nur ganz selten, aber ich konnte mich einige Male davon abhalten, alles in mich reinzustopfen, als ich alle meine "gefährlichen Sachen" ganz oben in einem Küchenschrank verstaut habe. Um da oben ranzukommen, brauchte ich erstmal einen Stuhl aus dem Esszimmer und der Weg ist schon etwas weiter.
Aber wie schon gesagt, es hat nur einige Male geklappt, größtenteils eher nicht.

Und falls du eine Freundin/Freund hast, die dein Problem kennt, dann würde ich die Sachen(wie Jersey gesagt hat) da unterbringen und eben in kleinen Portionen abholen- falls das irgendwie geht
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Essen da, aber ich will nicht

#4
Huhu!!

Das konnte ich auch lange nicht! Also viel Süßkram zu Hause haben. Selbst in der Schublade wusste ich ja: Es IST da und damit war anfangs schwer umzugehen. Ich hab dann nur "Einzelteile" gekauft und mit der Zeit hat es sich eingependelt, dass Süßigkeien wieder im Haus sein konnten,ohne dass ich den Drang hatte, gleich alles zu vernichten. Das braucht Zeit. Lass Dir die Zeit und "übe" es erst langsam mit einzelnen Süßigkeiten!
LG Nadine

Re: Essen da, aber ich will nicht

#5
Ouh, also ich schaffe das (Süßigkeiten in rauhen Mengen zuhause haben) auch eher selten. Ich erlaube mir zwar immer was süßes, aber mir hilft es, wenn ich dann dafür extra zum Bäcker oder anderem Laden losziehen muß. Auf dem Weg treffe ich Menschen und verliere das extreme Verlangem (nach dem Süßen). Und dann kann ich es meistens auch genießen!

Ich habe es aber auch schon öfter geschafft, hier die Schränke davon voll zu haben. Plus: wenn es quasi extrem viel ist, dann esse ich es auch nicht.

Ich glaube das ist - jedenfalls bei mir - auch ein bißchen so: Keine allzu großen Verbote. Sprich: Irgendwas süßes habe ich immer da, aber eben nur so viel, wie ich essen würde, ohne dass es schon ein Fressen wäre.

Wenn ich mich gut fühle, probiere ich es auch immer wieder mit mehr, das klappt dann auch, aber prinzipiell will ich mich eher nicht so sehr strapazieren.

LG

Re: Essen da, aber ich will nicht

#6
Hallo Mädels,
ich danke euch.
Leider ging es auch schief... nun, ist passiert, ich kann es jetzt nicht ändern. Warum ich "es" gekauft habe... ich weiß es nicht, weil man eigentlich Lebensmittel braucht, aber ich schon beim Kaufen die Kontrolle verliere...?!...
Ich weiß manchmal auch nicht weiter. Mir geht es jetzt auch gar nicht gut. Nach 8 Tagen... wieder zurück... Bockmist...
Wie geht es euch mit der B momentan? Bzw. wegen FAs?
Bei mir gibt es keine Tage, an denen es leicht ist, aber manchmal, wenn in der Klinik viel zu tun ist, wir viel unterwegs sind o. ä., dann denk ich bis abends nicht einmal daran. Es ist schön, wenigstens für solche Zeiträume "frei zu sein" von den Geißeln...
Ich bin ehr optimistisch, habe aber auch große Angst, das "Spiel" geht nämlich nun auch schon ein paar Jahre... dabei mag ich mich ja eigentlich schon, wie ich bin. Es ist nunmal niemand perfekt. Und ich bin eine Frau, kein Mädchen mehr... da sollte man sich doch die ein oder andere Rundung gönnen. Keinen stört es, nur mich haben sie gestört, aber warum eigentlich?
Gute Frage...
Ich drück euch. Brauch das gerade irgendwie ganz besonders....
PS. Das Schlimme is, dass ich mir zuhause sogar noch Kochsendungen ansehe.... Irgendwie makaber, oder?!

Re: Essen da, aber ich will nicht

#7
Sol hat geschrieben:Ich drück euch. Brauch das gerade irgendwie ganz besonders....
Dankeschön! Ich drück dich auch ganz dolle! :D
Da fällt mir grad wieder ein, wonach ich mich in letzter Zeit total sehne: dass ein Mensch mich mal wieder richtig aufrichtig umarmt und nicht nur kurz zum Abschied. Ich habe immer das Gefühl, dass man Körper so abstoßend ist, dass keiner ihn berühren möchte.
Meine Mutter löst sich auch immer ganz schnell aus meiner Umarmung.... :(
Sol hat geschrieben:Und ich bin eine Frau, kein Mädchen mehr... da sollte man sich doch die ein oder andere Rundung gönnen. Keinen stört es, nur mich haben sie gestört, aber warum eigentlich?
Das geht mir genauso...ich hasse meinen Hintern, meine Brüste...ich weiß, dass ich sie akzeptieren muss, weil ich sonst wieder in die MS rutsche, aber ich hasse einfach jedes Gramm Fett an mir.
Aber ganz dürre Mädchen mag ich auch nicht, weil das wiederum auch nicht gut aussieht- ach ich weiß auch nicht was ich will...ich will einfach, dass mich jemand liebt.
Sol hat geschrieben:Das Schlimme is, dass ich mir zuhause sogar noch Kochsendungen ansehe.... Irgendwie makaber, oder?!
Ich finde es überhaupt nicht makaber..ich schau mir im fernsehen auch immer Kochsendungen an und wenn ich eine Zeitschrift lese, dann immer ein Kochmagazin und Kochbücher durchforste ich auch immer.
Und ich stehe immer vor der Kantinentheke in der Schule, um mir einfach das Essen anzuschauen...es klingt dumm, aber ich glaube, das gehört einfach zur ES und ist normal.
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Essen da, aber ich will nicht

#8
hallo sol!

schade, dass dus nicht "überstanden" hast... aber ich weiss wie schwer es ist, zu widerstehen. wenn der kopf erstmal darauf aus ist, einen FA zu haben, kann man nicht viel dagegen tun. man ist dem irgendwie ausgeliefert :(
Sol hat geschrieben: Bei mir gibt es keine Tage, an denen es leicht ist, aber manchmal, wenn in der Klinik viel zu tun ist, wir viel unterwegs sind o. ä., dann denk ich bis abends nicht einmal daran. Es ist schön, wenigstens für solche Zeiträume "frei zu sein" von den Geißeln...
hast du denn zu hause keine beschäftigung, die dir spaß macht und die dich ablenkt?
Sol hat geschrieben:Ich bin ehr optimistisch, habe aber auch große Angst, das "Spiel" geht nämlich nun auch schon ein paar Jahre... dabei mag ich mich ja eigentlich schon, wie ich bin. Es ist nunmal niemand perfekt. Und ich bin eine Frau, kein Mädchen mehr... da sollte man sich doch die ein oder andere Rundung gönnen. Keinen stört es, nur mich haben sie gestört, aber warum eigentlich?
schön, dass du sagst, dass du dich selbst magst. ich mag mich eigenltich auch überwiegend selbst, aber es gibt eben auch tage, an denen ich mich und meinen körper hasse, an denen ich mir wünsche, das ganze fett wäre weg. aber wie kätzchen schon sagt - bei anderen find ichs absolut nicht schön, wenn sie so dünn sind. also warum dann bei mir?
Kätzchen hat geschrieben:
Sol hat geschrieben:Das Schlimme is, dass ich mir zuhause sogar noch Kochsendungen ansehe.... Irgendwie makaber, oder?!
Ich finde es überhaupt nicht makaber..ich schau mir im fernsehen auch immer Kochsendungen an und wenn ich eine Zeitschrift lese, dann immer ein Kochmagazin und Kochbücher durchforste ich auch immer.
Und ich stehe immer vor der Kantinentheke in der Schule, um mir einfach das Essen anzuschauen...es klingt dumm, aber ich glaube, das gehört einfach zur ES und ist normal.
JA, ich denke, das ist wirklich ein teil der krankheit. als ich noch b*** hatte, hab ich am liebsten für andere gekocht. ich stand teilweise minutenlang vor einem regal und hab mir das essen einfach nur angesehen. heute koch ich noch immer gern für andere, aber auch deswegen, weil ich dann selbst mitesse und einen schönen abend mit ihnen verbringe. früher hab ich ja nie mitgegessen...
schlimm... auch wenn wir alle unterschiedlich sind, die gleichen züge kommen wegen der ES bei jedem durch...

wie gehts dir denn jetzt, sol??

Re: Essen da, aber ich will nicht

#9
Hey ihr Lieben, bin heute bis Freitag aus der Klinik zuhause, erstmal das letzte Mal. Mir geht es dort sehr gut, da ich mich dort nicht übergebe. Zwar esse ich dort - meiner Meinung nach - sehr viel, fühl mich auch aufgebläht, aber irgendwie nehm ich trotzdem nicht viel zu (ein *kg, aber das geht noch). Wir machen dort ja auch Sport, 4 x die Woche und ich ernähre mich ganz gut. Nur nachts ist es ganz übel, weil ich dann teilweise Zucker pur in mich löffel. Aber der Körper braucht es. Oder Stärke. Kartoffelstärke, Weizengries (weich) und so ein Kram mit Puddingpulver usw. Aber ich seh echt gesünder aus. So, heute bin ich wieder zuhause und was ist... es ist wieder passiert. Ich verstehe das einfach nicht...

Lg Sol, etwas fertig und traurig

Re: Essen da, aber ich will nicht

#10
Hallo Sol,
bist du denn glücklich zu Hause? Fühlst du dich wohl? Fühlst du dich mit den Leuten wohl die du daheim hast? Fühlst du dich vielleicht momentan einsam, wenn du daheim bist, weil man in einer Klinik ja immer Leute um sich hat, und dass das vielleicht die B auslöst?
Was tust du denn so, wenn du daheim bist? Hängst du nur rum, oder strukturierst du dir den Tag und unternimmst etwas draußen?
Erinnert viel an deine schlimme B-Zeit in deiner Wohnung? Vielleicht könntest du ja ein bißchen etwas umräumen und so. Und vielleicht komplett andere Nahrungsmittel als früher kaufen. Das hatte mir auch geholfen.
Tine

Re: Essen da, aber ich will nicht

#11
Liebe Tine,
ich danke dir für die tollen Ideen. "Eigentlich" fühl ich mich zuhause pudelwohl, aber in meinem Körper irgendwie manchmal nicht so recht zuhause. Ich kann es kaum erklären. Ich kann mich nicht im Spiegel angucken und könnte mir NIE vorstellen schwimmen zu gehen o. ä.
Es ist so, weil es immer so war und das zu ändern fällt schwer. In der Klinik esse ich nachts ja auch Süßkram und das klappt, zuhause klappt es nachts auch, aber am Tag nicht.
Mir ist aufgefallen, dass mich das Leben manchmal ankotzt, was die Gesellschaft angeht etc. Wenn es mir zu viel wird, greife ich "darauf" zurück. Ich hab in der Klinik den Weg gefunden, wenn mich etwas ankotzt, darüber zu sprechen oder nen Spaziergang zu machen, zuhause ist "der alte Weg" irgendwie noch so leicht und hilft garantiert, mich besser zu fühlen. So ungefähr. Kannst du das nachvollziehen?
Wie schauts bei dir in dieser Hinsicht aus?
Ganz lieben Dank
Sol
PS. Heute war ich mit dem Rad draußen und es geht mir gleich ganz gut. Ob es am Sport oder abreagieren liegt.. ich weiß es nicht. Aber ich hätte jetzt keine Lust auf K.....

Re: Essen da, aber ich will nicht

#12
Hallo Sol,
super, dass es bisher gut ging! Ach, Fahrradfahren bewirkt sicher vieles..man reagiert sich ab, man genießt das Wetter, glückshormone werden freigesetzt..man hat gute Luft (wenn man nicht durch die Stadt radelt)..
Ich habe inzwischen relativ selten mit einem richtigen Essanfalltag oder so zu kämpfen, bin (im Alleingang) da relativ weit gekommen. Nur manchmal, wenn diese üblichen Methoden nicht helfen, dann wirds kritisch, manchmal geht es dann auch etwas schief ,manchmal dann auch noch mit übergeben, manchmal aber sogar ohne...aber es ist soweit ok für mich, weil es so selten ist. Früher war es furchtbar, da hatte ich dauer-esschaos-tage...und was ich da für Fa's hatte, du meine Güte..grauenhaft, und Afm obendrein, Ms mit dazu..naja.
Ich habe irgendwann angefangen, genau solche Sachen zu hinterfragen, was mich denn eigentlich stört, was ich anders haben will, wie es sein müßte,damit es einigermaßen ok ist..usw...und das half irgendwie. Aber wehe, ich bin mal machtlos ,dann wirds halt schwer.
Vielleicht könntest du ja in solchen Fällen, wenn es bei dir schwierig wird, und du sonst in der Klinik mit jemand anderen sprichst, jemanden anrufen? Vielleicht eine Freundin aus der Klinik, oder eine andere Freundin oder Bekannte? Oder wenigstens TAgebuch schreiben, oder hier im Forum, oder einen Blog eröffnen oder so..?
Auf jeden Fall kann es echt lange dauern, bis alles so richtig hinhaut...da braucht man Geduld, und Zwischenfälle passieren, wie bei einem Kind, wenn das laufen lernt, fällt es ja auch oft zwischendurch hin..aber es denkt nicht drüber nach sondern steht auf und läuft weiter. Manchmal weint es, aber wenn man es ablenkt, beruhigt es sich und dann läuft es wieder weiter, oder bleibt erstmal sitzen udn spielt am Boden...
Tine

Re: Essen da, aber ich will nicht

#13
Liebe Tine,
du bist toll, ich danke dir. Ich bin schon sehr stolz auf mich, da es statt dem früheren täglichen Mehrfachalbtraum einfach nur hier passiert, das ist schon ein Fortschritt und vor allem habe ich es auch zuhause schon"ohne" geschafft.
Du hast Recht, nobody´s perfect. Am schlimmsten ist wirklich, wenn man sich dann noch mit SChuldgefühlen überlädt, weil es passiert ist und sich noch weiter runter drückt. Dann ist die nächste FA schon vorprogrammiert.
Du hast mir Mut gemacht.
Dankeschön! :-D
Das Wichtigste für mich persönlich ist... zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin. Man kann es schaffen da raus zu kommen, aus der Hölle.
Sol