Essensrthythmen/Essenszeiten

#1
Habe mir gedacht, dass wir hierzu mal einen neuen Thread aufmachen, da das Thema doch durchaus interessant erscheint.

Wie seht ihr das so? Was empfindet ihr als normal und gesund? Was habt ihr in der Klinik/Therapie darüber gelernt?
Wie macht ihr, die schon länger gesund seid, das denn so?

Ich vertrete nämlich die These, dass man, wenn man einigermaßen stabil ist, essen sollte, wann man Hunger hat und aufhören sollte, wenn man satt ist. Und ja, das hört sich jetzt viel schwieriger an, als es tatsächlich ist, denn wenn man erstmal gewöhnt ist zu essen und sich auch damit abgefunden hat (keine Aversionen mehr hegt), dann spürt man auch wirklich, wann man essen möchte und wann Schluss ist.
Das natürlich unter der Bedingung, dass man nicht mehr aus psychischen Gründen, sondern vielmehr als physischen Gründen isst. (Ich habe Hunger, deswegen esse ich. Nicht, mir geht's nicht gut und deswegen esse ich jetzt.)

Meiner Meinung nach ist es schon hilfreich und wichtig, sich erstmal an Essenszeiten zu orientieren, nur sollten diese meiner Meinung nach den Weg zum Ziel ebnen und nicht das Ziel an sich darstellen. Außerdem glaube ich nicht daran, dass man für alle Menschen pauschal sagen kann, dass es besser ist drei oder fünf Mal täglich zu essen, da ich davon überzeugt bin, dass das sowohl von Person zu Person als auch bei den verschiedenen Personen dauernd variiert.
Wenn man einen Halbmarathon läuft, dann hat man eben auch mal eher Hunger als wenn man nur vor dem Computer sitzt und arbeitet, eine Krankenschwester muss schon allein von der Energiebilanz her mehr essen als ein Schreibtischtäter und hat wahrscheinlich auch einen anderen Rhythmus.

Deswegen halte ich persönlich festgelegte Essensrhythmen für nicht so sinnvoll, zumindest nicht über Jahre.

Ich persönlich orientiere mich eigentlich an zwei Mahlzeiten, ich frühstücke immer ziemlich früh und versuche immer vernünftig zu Mittag zu essen. Ob und wann ich zwischendurch zum Abendbrot oder Kaffee etwas esse, entscheide ich spontan, und je nach Hungergefühl. Wenn ich erst um halb vier warm esse, dann brauche ich dementsprechend abends weniger und so weiter... :wink:

Wie seht ihr das, wie macht ihr das?

Alles Liebe, eure Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#2
Gut ich bin derzeit was das angeht sehr pedantisch und sicher hast du auch damit recht, das es besser ist wenn man dann isst wenn man Hunger hat.
Aber das Problem ist das ich zwar schon 16 Wochen nach einem festen Rhythmus gelebt habe und versuche das nun beizubehalten. Die Kalorienmengen die ich zu mir nehmen soll, entspricht der Portion für eine normal große Frau also etwa 1,70 m bei sitzender Tätigkeit. In der Klinik habe ich ebenso gelernt, das es lange dauert bis ich eine chance habe aus der ES rauszukommen mindestens ein Jahr muss ich die feste Essenstruktur beibehalten um eine Chance darauf zu haben das sich ein normaler Essensrhythmus einstellt und jeden Rückfall ernst nehmen, bedeutet das ich ei SORK-Schema schreiben muss mich damit auseindersetzen und beim nächsten Mal nicht wieder in die selbe Falle zu tappen.
Das ist leichter gesagt als getan und ich merke das es mir nun schwer fällt, das alles bei zu behalten und ich merke auch das ich nun schon wieder anfange zu schummeln sprich einzusparen, das heißt die ES gewinnt bei mir wieder ein stärkers Wort und das erschreckt mich

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#3
Ja, mir leuchtet ja schon ein, dass es für dich gerade sehr, sehr wichtig ist das auch beizubehalten und ich finde es ja auch toll, dass das klappt.
Meine Absicht ist es nur noch mal eine andere Sichtweise darzulegen, nicht, das als ebenso sinnvoll in Frage zu stellen.
nudel hat geschrieben:bedeutet das ich ei SORK-Schema schreiben muss mich damit auseindersetzen und beim nächsten Mal nicht wieder in die selbe Falle zu tappen.
Stimulus, Organismus, Reaktion, Consequence, Kontingenz? Darüber habe ich gestern auch geschrieben, aire! ;)
Finde ich gut, dass du das dann ganz offiziell in Teilschritten hinterfragst.
nudel hat geschrieben:Das ist leichter gesagt als getan und ich merke das es mir nun schwer fällt, das alles bei zu behalten und ich merke auch das ich nun schon wieder anfange zu schummeln sprich einzusparen, das heißt die ES gewinnt bei mir wieder ein stärkers Wort und das erschreckt mich
Kämpfen, ich glaube an dich. :D

Ich weiß jetzt auch, warum mir diese "Pedanterie" so auffällt, einfach, weil ich jemand bin, der ohne Regeln sehr, sehr viel besser funktioniert. Bei mir persönlich sind zu feste Strukturen immer kontrainduziert, mir fällt es leichter, wenn ich mich auf mich verlasse und die Dinge fließen lasse. Fiel mir gerade so auf.

Alles Liebe, Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#4
Hi,

genau bei DEM Thema bin ich jetzt mal wieder angekommen :roll:

Ich bin ja grade wieder in ner schwierigen Phase und versuche mit aller Macht jetzt wieder da raus zu kommen. Jeden Tag nehme ich mir feste Essenszeiten vor und es geht gründlich in die Hose - will heißen: Ich hab trotz geregelten Mahlzeiten FAs -.-
Was ich noch lernen muss, ist nach nem FA wieder regelmäßig zu essen - sonst folgt der nächste. Das wäre Punkt eins. Nun zu Punkt 2 :arrow: Die Frage nach dem WAS essen.... Fa-Lebensmittel auf die Gefahr hin, wieder ein FA zu bekommen? Oder "gesunde" LM, auf die Gefahr hin, sich wieder unbegrenzt die verbotenen LM reinzustopfen, weil man sich was verbietet? Wie auch immer ... (bin leider vom Thema weg - sorry) - ich will eigentlich dahin kommen, dass ich nach Hunger und Sättigung essen kann.
Problem: Habe kein Hunger und Sättigungsgefühl und deshalb eben Mahlzeiten - wenn die Regulation aber wieder da ist, dann will ich das so machen.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#5
Colourful hat geschrieben:
Ich vertrete nämlich die These, dass man, wenn man einigermaßen stabil ist, essen sollte, wann man Hunger hat und aufhören sollte, wenn man satt ist.

Das seh ich auch so, versuch ich auch so. Nur bei mir is die Schwierigkeit, dass ich oft (vermeintlich) automatisch Hunger krieg, wenn ich zB wütend bin.

Aber ich versuch mich dran. Und irgendwann wird auch das wieder hinhauen.

LG, Isa
All your cutting down to size. All my bringing you down.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#6
Unique hat geschrieben:Nun zu Punkt 2 Die Frage nach dem WAS essen.... Fa-Lebensmittel auf die Gefahr hin, wieder ein FA zu bekommen? Oder "gesunde" LM, auf die Gefahr hin, sich wieder unbegrenzt die verbotenen LM reinzustopfen, weil man sich was verbietet? Wie auch immer ... (bin leider vom Thema weg - sorry) - ich will eigentlich dahin kommen, dass ich nach Hunger und Sättigung essen kann.
Das ist wirklich schwierig, finde ich. Ich habe am Anfang, als ich gerade angefangen habe gesund zu werden, hauptsächlich Lebensmittel gegessen, die ich nicht mit einem FA in Verbindung gebracht habe. Mir hat das geholfen und ja, ich habe dann nach und nach FA-Lebensmittel wieder in meine normale Ernährung integriert. Je nachdem, was sich für dich besser anfühlt. Ich würde es einfach mal versuchen...

Ja, Isa, so einfach ist das auch nicht. ;)

Alles Liebe, eure Colour
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#7
Mein Ziel ist es zu essen wenn ich Hunger habe und dann vor allem langsam, weil das Sättigungsgefühl ja eine Weile braucht, bis es sich einstellt.
Aufhören wenn ich mich satt fühle.
Und einfach alles zu essen, aber eben in begrenzter Menge.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#8
nudel hat geschrieben:In der Klinik habe ich ebenso gelernt, das es lange dauert bis ich eine chance habe aus der ES rauszukommen mindestens ein Jahr muss ich die feste Essenstruktur beibehalten um eine Chance darauf zu haben das sich ein normaler Essensrhythmus einstellt
Hab mir vorhin die ganze Zeit überlegt, wie das geht. Im normalen Alltag... :? Gerade bei deinem Beruf.

lg

aire

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#9
Unique hat geschrieben:Hi,

genau bei DEM Thema bin ich jetzt mal wieder angekommen :roll:

Ich bin ja grade wieder in ner schwierigen Phase und versuche mit aller Macht jetzt wieder da raus zu kommen. Jeden Tag nehme ich mir feste Essenszeiten vor und es geht gründlich in die Hose - will heißen: Ich hab trotz geregelten Mahlzeiten FAs -.-
Was ich noch lernen muss, ist nach nem FA wieder regelmäßig zu essen - sonst folgt der nächste. Das wäre Punkt eins. Nun zu Punkt 2 :arrow: Die Frage nach dem WAS essen.... Fa-Lebensmittel auf die Gefahr hin, wieder ein FA zu bekommen? Oder "gesunde" LM, auf die Gefahr hin, sich wieder unbegrenzt die verbotenen LM reinzustopfen, weil man sich was verbietet? Wie auch immer ... (bin leider vom Thema weg - sorry) - ich will eigentlich dahin kommen, dass ich nach Hunger und Sättigung essen kann.
Problem: Habe kein Hunger und Sättigungsgefühl und deshalb eben Mahlzeiten - wenn die Regulation aber wieder da ist, dann will ich das so machen.
Kann das sein, dass du dir viele Dinge verbietest?
Das zB ist mein größter Grund für FAs.
Oder halt dieses typische "Hmm. Das hab ich jetzt schon gegessen, also ist es eh egal"-Denken.
Do you believe in something beautiful?
Then get up and be it.

Die Schönheit der Chance, dass wir unser Leben lieben so spät es auch ist.
Das ist nicht die Sonne die untergeht - sondern die Erde die sich dreht.

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#10
Ah das ist auch gerade mein Thema.... Habs zur Zeit echt gut unter kontrolle mich nicht zu übergeben, nicht zu wenig zu essen und auch mit etwas mehr freude und abwechslung zu essen. Aber das mit den Essenszeiten geht ganz schlecht leider :( Ich bin ziemlich oft am essen.... am liebsten wärs mir, wenn ich es schaffen könnte mindestens 3 Stunden zwischen jeder Mahlzeit verstreichen zu lassen... geht aber oft irgendwie nicht... Oft weil ich hunger hab oft aber auch nur weil mir danach ist (ich appetitt drauf hab) und jetzt bin ich ständig total aufgebläht und hab nen fetten Bauch... (esse vor allem Obst und Gemüse, deswegen noch geblähter) langsam hab ich auch Angst dass mein Magen platzt oder so (weiss klarerweise eh dass das nicht so schnell passiert trotzdem...). Habs letzte Woche recht gut gehandelt gehabt, aber diese Woche gehts drunter und drüber... ich erlaubs mir auch irgendwie und denk dann, Morgen wirds eh besser.... Aber ja, Morgen MUSS es echt besser werden, ist ja so aufgedunsen kein Zustand.
Frauen machen Diäten während Männer Karriere machen. - A. Schwarzer

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#11
Hi!

Also das mit dem "Essen wenn man Hunger hat und aufhören wenn man satt ist" find ich gaaaaanz schwierig. Ja klar, das ist mein Ziel für irgendwann in weiter, weiter Ferne, momentan bin ich aber immer froh, wenn ich halbwegs ein 3x-täglich-Schema einhalten kann und nicht schon den Großteil schon in der Früh verschlinge. Ist für mich wahnsinnig schwierig nicht einfach "kreuz und quer" zu essen, also den Tag nicht aus vielen kleinen Mini-FAs bestehen zu lassen. Ich habe ja bis vor ein paar Tagen noch ganz intensiv Kalos gezählt, jetzt versuche ich mich an Portionen zu orientieren (ok, zugegeben ich zähle schon noch immer wieder mal nach, aber nicht mehr so extrem), schaut halt z.B. heute so aus, dass ich in der Früh schon die Entsprechung für Frühstück, Abendessen und Zwischenmahlzeiten gegessen hab und sich zumindest noch ein Mittagsessen zur passenden Zeit ausgegangen ist. Am Abend heißt's dann Hungern oder eine Portion vom nächsten Tag vorziehen (als ob ich's morgen schaffen würde, das von heute mit einzuberechnen :roll: ) Ist aber sicher nicht der richtige Weg... :?

ich find's aber das höchste Ziel nach Lust und LAune, nach Hunger/Sättigung essen zu können, glaube aber, dass der Weg dahin bei den meisten über richtig geplantes Essen geht...

Hoffe das war so in etwa das, was du gefragt hast, Colour?
gglg, Hörnchen :)

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#12
Hej colour!

Gutes Thema. Im Endeffekt war es bei mir das was zum Ziel und einem Ende der Symptome geführt hat, wieder auf meinen Körper zu hören.
Ich vertrete also auch deine These, wobei ich allerdings eher der Meinung bin, dass es sich viel leichter anhört, als es tatsächlich ist. Und das obwohl es ursprünglich das banalste ist, zu essen wenn man Hunger hat und aufhören, wenn man satt ist. Als Kinder beherrschten wir das alle ohne grosses Nachdenken, aber nach Jahren der Essstörung finde ich es nicht mehr so einfach Hunger- und Sättigungsgefühl zu erkennen und wahrzunehmen.
Jedenfalls hab ich dafür relativ lange gebraucht. Und sehr eindringliches (dem Körper) "Zuhören" war von Nöten.
Ich hab es aber geschafft, mit sehr viel Aufmerksamkeit und allen Konsequenzen, sprich auch mal mehr zu essen als "die normale Portion", weil der Hunger eben grösser war, aber auch mal zb einen Tag kaum was, weil der Hunger nicht da war.

Natürlich bestimmen feste Essenszeiten aber auch irgendwie unsere Gesellschaft. Keiner Frau wäre es vermutlich möglich einen Haushalt zu schmeissen, müsste sie für jedes Familienmitglied extra kochen sobald er/sie Hunger hat. Inwieweit man diese gemeinsamen Essenszeiten aber für sich in Anspruch nimmt, ist jedem selbst überlassen.
Das wichtigste, was ich daraus für mich mitgenommen habe ist, dass mir solche Essenstrukturen anderer keine Angst mehr machen und mich nicht unter Druck setzen. Egal ob das Familienessen daheim oder Essen gehen mit Freunden, ich fühle mich nicht verpflichtet und esse je nach eigenem Bedürfnis und bin dafür niemandem Rechenschaft schuldig.

Alles Liebe

~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#13
Ja..das mit den Freunden und der Familie ist bei mir so eine Sache...

Für mich ist es immer noch ein Problem, wenn es unerwartet bei Freunden oder bei meiner Familie was zu Essen gibt..
Selbst wenn ich gerade zuvor gut gegessen habe..und papp satt bin....kann ich NICHT NEIN sagen.
Überhaupt, wenn was gutes gekocht wurde, was ich selbst sehr selten bekomme..dann MUSS ich einfach mitessen...
und fühle mich danach unendlich schlecht...weil ich ja schon sooo viel dicker bin als vor einem Jahr...und mir meine Hosen auch schon sehr viel zu eng sind...und ich kein Geld für Neue habe.

Naja...daran muss ich arbeiten...wirklich nur zu essen, wenn ich Hunger habe....und nicht nur, weil es etwas gibt, von dem ich der Meinung bin dass ich es so schnell nicht mehr bekomme.

lg,
Emily
Der Mensch kann wohl tun was er will, aber er kann nicht wollen was er will !

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#14
emily21 hat geschrieben:Für mich ist es immer noch ein Problem, wenn es unerwartet bei Freunden oder bei meiner Familie was zu Essen gibt..
Selbst wenn ich gerade zuvor gut gegessen habe..und papp satt bin....kann ich NICHT NEIN sagen.
Überhaupt, wenn was gutes gekocht wurde, was ich selbst sehr selten bekomme..dann MUSS ich einfach mitessen...
und fühle mich danach unendlich schlecht...weil ich ja schon sooo viel dicker bin als vor einem Jahr...und mir meine Hosen auch schon sehr viel zu eng sind...
...kommt mir sooo bekannt vor... :( :roll:

Re: Essensrthythmen/Essenszeiten

#15
mmmh...versteh ich nur zum teil.
kann mir nicht vorstellen, dass es bei freunden so oft etwas unerwartetes zu essen gibt und dann auch noch so aussergewöhnlich (und gut) dass man es nicht öfter haben könnte.
und bei der familie ist es doch das geringste problem oder? einfach fragen ob man eine portion für dich aufheben kann, kaum ein gericht schmeckt nicht am nächsten tag noch genauso gut.
versuch dir vielleicht vor dem essen bewusst zu werden wie du dich fühlen wirst, wenn du jetzt isst, und wie wenn du ablehnst. das bedarf tatsächlich einiger mühe.

nein-sagen zu lernen ist schwer, aber wenn man's mal beherrscht, fragt man sich warum man das nicht schon öfter gemacht hat, weil man sich soviel leichter fühlt.
viel kraft, emily!
~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~