hallo ihr lieben!
ich muss nochmal schreiben - etwas loswerden was mir einfach nicht aus dem kopf geht. vielleicht denke ich auch einfach nur zu viel über meine ES nach, die ich ja eigentlich schon fast überstanden hatte - aber im moment hab ich das gefühl, dass sie mich wieder versucht einzuholen. die frage ist nur WARUM? ich habe einen guten job, eine superschöne wohnung, in die wir (mein freund und ich) anfang märz gezogen sind, den besten freund, eine liebe familie... alles läuft bestens - WARUM dann doch immer diese ständigen gedanken ans essen? WARUM mach ich mir selbst immer so probleme? alles könnte perfekt laufen - aber ich lass es nicht zu.
hängt denn die bulimie immer mit psychischen problemen zusammen? ich versuche oft tief in mich zu hören, um zu erfahren, ob mir etwas fehlt, aber ich kann nichts finden. ich weiss nicht, woran es liegt, an was es mir fehlt oder warum die ES gerade jetzt wieder erscheint, wo ich alles habe!?
am sonntag war ich auch soweit, dass ich gek*** hab. ich habe keine FAs mehr, aber den drang zum erbrechen hab ich schon, wenn ich nur gesättigt bin. mein freund war in der küche, ich im bad - ich kam raus und hab mich besch*** gefühlt - und ich konnts ihm nicht mal sagen. ich will es ihm sagen, dass ich angst hab, wieder abzurutschen, aber irgendwie kann ich nicht. er weiss ja, dass ich da mal sehr tief in diesem teufelskreis war und dass ich mich immernoch schwer tu mit dem essen, aber er denkt, ich hab das alles im griff. immer wieder bereite ich mich tagsüber vor, mit ihm zu reden und es ihm zu sagen, aber sobald er dann zu hause ist, hab ich den mut nicht mehr. ich hab keine angst, ihn dadurch zu verlieren - er ist sehr verständnisvoll, er liebt mich über alles und würde mir mit sicherheit helfen, aber irgendwie hab ich angst davor, dass er mich nicht mehr so sieht, wie er mich jetzt sieht, sich vor mir "ekelt" oder sonst irgendwas. er wird ein anderes bild von mir haben und genau das will ich wahrscheinlich nicht. er ist sehr figurbewusst, steht auf sport (ich bin absolut kein sportfan), will mit mir ins fitness gehen etc. und wenn ich dann an mir rumnörgle, meint er, ich solle doch mit ihm ins studio gehen. super, das is genau das, was ich eigentich in diesem moment nicht hören will. als freundin hört man doch am liebsten, dass man so geliebt wird wie man ist. bei so einer aussage fühlt man sich doch bestätigt, oder etwa nicht? ich denke, er kann mit der thematik ES einfach nicht so gut umgehen - weiss nicht viel darüber und spielt das auch manchmal etwas runter.
ist man als ESler überhaupt etwas sensibler was solche aussagen betrifft? ich sehe viele sachen ganz anders als er es meint... verdrehe das in meinem kopf und er weiss dann natürlich nicht, warum ich eigentlich sauer oder gekränkt bin. kennt ihr das?
und jetzt? wie solls jetzt weitergehen? jeden morgen wache ich auf und nimm mir vor, "einfach" wieder so weiterzumachen wie ich das bis vor ein paar wochen noch gemacht hab, aber es geht einfach nicht. Ich steh mir selber im weg...
vielen dank fürs zuhören!!!
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#2Liebe Sonrisa,
was Du durchmachst ist auf jeden Fall normal und gehört zum gesund werden dazu. Die ES hat Deine Persönlichkeit und Weltsicht über Jahre geprägt - gerade eine neue Situation, selbst wenn es nur ist, dass plötzlich alles gut läuft, fordert alte Verhaltens- und Gedankenmuster heraus. Es dauert lange, bis das aufhört, aber man kann lernen, die Warnzeichen zu verstehen und die ES als eine Art Bauchschmerzen zu verstehen, die man bekommt, wenn eine emotionale Herausforderung bevorsteht. Du kannst lernen, Dich dann zurückzuziehen und herauszufinden, was Dich bedrückt und wieso es das alte Bedürfnis nach Essen oder Erbrechen, den Selbsthass oder die alten Ängste auslöst, für die Du die Bulimie als "Schutz" brauchst.
Ich denke mir immer, andere haben Bauchschmerzen oder Abscheu, wir kriegen ES. Solange es sporadisch auftritt solltest Du ruhig bleiben und das als Anzeichen sehen, dass es irgendwo noch hapert. Damit musst Du Dich zweifelsohne auseinandersetzen.
Ebenso solltest Du das Deinem Freund sagen. Es ist schwer, aber wenn er nicht ablehnend reagiert, normalisiert das den Vorgang weiter und baut dir gleich die Brücke ins Leben zurück. Mein Freund hat auch akzeptiert, dass das vorkommen kann. Und sein Mitgefühl - auch er versteht die Krankheit dabei nicht wirklich - hilft mir immer, nicht wieder ganz darin zu versinken. Es ist meine Reaktion auf Probleme. Die ES ist ja nicht nur das Erbrechen, sondern alle Gefühle, die damit zusammen hängen, z. B. Narzissmus. Das alles geht so schnell nicht weg, denn es gehört zu Deinem erlernten Gefühlsrepertoire und wie Du mehrere Jahre das gelernt und für den Alltag einstudiert hast, musst Du nun die umgekehrte Entwicklung gehen.
Ich denke aber, Du solltest Deinem Freund in Thema Sport ein "p" vorsetzen. Natürlich sind wir alle empfindlicher: für uns bedeutet es zumindest in tieferen Krankheitsstadien, sich minderwertig zu fühlen, sobald nur jemand davon redet, dass er mehr Sport macht als wir, sogar wenn das total wertungsfrei passiert. Weil wir ein Ideal im Kopf haben. Und wir empfinden jede Konfrontation damit als mahnenden Zeigefinger. Das musst Du Deinem Freund verständlich machen, dass Dein Körper für Dich eben nicht ein Projekt ist oder etwas, dass Du wie ein Auto polieren kannst, sondern dass er für Dich ein emotionales Mittel ist, dass Dir hilft, schlimmste Ängste und Selbsthass abzulassen. Und damit bist Du immer bereit, Dich zu schädigen. Das muss er verstehen und vielleicht ist es auch dieser Druck, gegen den Du Dich wehrst? Immerhin sind Eure Leben - sein sportliches und Dein essgestörtes - jetzt auch räumlich zusammengelegt worden...
was Du durchmachst ist auf jeden Fall normal und gehört zum gesund werden dazu. Die ES hat Deine Persönlichkeit und Weltsicht über Jahre geprägt - gerade eine neue Situation, selbst wenn es nur ist, dass plötzlich alles gut läuft, fordert alte Verhaltens- und Gedankenmuster heraus. Es dauert lange, bis das aufhört, aber man kann lernen, die Warnzeichen zu verstehen und die ES als eine Art Bauchschmerzen zu verstehen, die man bekommt, wenn eine emotionale Herausforderung bevorsteht. Du kannst lernen, Dich dann zurückzuziehen und herauszufinden, was Dich bedrückt und wieso es das alte Bedürfnis nach Essen oder Erbrechen, den Selbsthass oder die alten Ängste auslöst, für die Du die Bulimie als "Schutz" brauchst.
Ich denke mir immer, andere haben Bauchschmerzen oder Abscheu, wir kriegen ES. Solange es sporadisch auftritt solltest Du ruhig bleiben und das als Anzeichen sehen, dass es irgendwo noch hapert. Damit musst Du Dich zweifelsohne auseinandersetzen.
Ebenso solltest Du das Deinem Freund sagen. Es ist schwer, aber wenn er nicht ablehnend reagiert, normalisiert das den Vorgang weiter und baut dir gleich die Brücke ins Leben zurück. Mein Freund hat auch akzeptiert, dass das vorkommen kann. Und sein Mitgefühl - auch er versteht die Krankheit dabei nicht wirklich - hilft mir immer, nicht wieder ganz darin zu versinken. Es ist meine Reaktion auf Probleme. Die ES ist ja nicht nur das Erbrechen, sondern alle Gefühle, die damit zusammen hängen, z. B. Narzissmus. Das alles geht so schnell nicht weg, denn es gehört zu Deinem erlernten Gefühlsrepertoire und wie Du mehrere Jahre das gelernt und für den Alltag einstudiert hast, musst Du nun die umgekehrte Entwicklung gehen.
Ich denke aber, Du solltest Deinem Freund in Thema Sport ein "p" vorsetzen. Natürlich sind wir alle empfindlicher: für uns bedeutet es zumindest in tieferen Krankheitsstadien, sich minderwertig zu fühlen, sobald nur jemand davon redet, dass er mehr Sport macht als wir, sogar wenn das total wertungsfrei passiert. Weil wir ein Ideal im Kopf haben. Und wir empfinden jede Konfrontation damit als mahnenden Zeigefinger. Das musst Du Deinem Freund verständlich machen, dass Dein Körper für Dich eben nicht ein Projekt ist oder etwas, dass Du wie ein Auto polieren kannst, sondern dass er für Dich ein emotionales Mittel ist, dass Dir hilft, schlimmste Ängste und Selbsthass abzulassen. Und damit bist Du immer bereit, Dich zu schädigen. Das muss er verstehen und vielleicht ist es auch dieser Druck, gegen den Du Dich wehrst? Immerhin sind Eure Leben - sein sportliches und Dein essgestörtes - jetzt auch räumlich zusammengelegt worden...
Zuletzt geändert von aymone am Do Mai 26, 2011 20:14, insgesamt 1-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#3hallo aymone
vielen dank für deine antwort. das hast du jetzt wirklich gut geschrieben
alles genau auf den punkt gebracht.
aber ich werds nochmal versuchen - vielleicht heute abend, vielleicht erst morgen.
Vielen vielen Dank! Das hat mir jetzt wirklich schon ein stück geholfen - den rest, ihm davon erzählen - muss ich selbst übernehmen.
vielen dank für deine antwort. das hast du jetzt wirklich gut geschrieben

ja, ich frag mich nur, WOHER kommen denn diese gedanken jetzt? ich hatte diese "kotz-gedanken" schon ewig nicht mehr und jetzt plötzlich so extrem? ich frag mich nur immer, warum denn jetzt? mir gehts doch eigentlich gut. aber von irgendwo kommt das ja auch nicht. irgendeinen grund muss es ja geben. und solange ich den nicht kenne, kann ich nicht viel dagegen tun.aymone hat geschrieben: Ich denke mir immer, andere haben Bauchschmerzen oder Abscheu, wir kriegen ES. Solange es sporadisch auftritt solltest Du ruhig bleiben und das als Anzeichen sehen, dass es irgendwo noch hapert. Damit musst Du Dich zweifelsohne auseinandersetzen.
damit hast du vollkommen recht. vielleicht sollte ich es einmal so ausdrücken, damit er es versteht. ich komm mit meinen worten nicht dort an, wo ich ankommen will. er verstehts einfach nicht und deswegen hab ich das thema auch einfach totgeschwiegen.aymone hat geschrieben: Das musst Du Deinem Freund verständlich machen, dass Dein Körper für Dich eben nicht ein Projekt ist oder etwas, dass Du wie ein Auto polieren kannst, sondern dass er für Dich ein emotionales Mittel ist, dass Dir hilft, schlimmste Ängste und Selbsthass abzulassen. Und damit bist Du immer bereit, Dich zu schädigen. Das muss er verstehen und vielleicht ist es auch dieser Druck, gegen den Du Dich wehrst? Immerhin sind Eure Leben - sein sportliches und Dein essgestörtes - jetzt auch räumlich zusammengelegt worden...
aber ich werds nochmal versuchen - vielleicht heute abend, vielleicht erst morgen.
Vielen vielen Dank! Das hat mir jetzt wirklich schon ein stück geholfen - den rest, ihm davon erzählen - muss ich selbst übernehmen.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#4Schön, wenn ich Dir helfen konnte.
Den Grund kann ich Dir natürlich nicht nennen, aber ich würde den vielleicht wirklich im Zusammenziehen suchen, denn das ist ja die größte Veränderung. Sowas bringt immer Anpassungsschwierigkeiten mit sich; jedes Paar streitet dann oder muss zumindest Gewohnheiten neu aushandeln, eigene Gewohnheiten aufgeben oder durchsetzen. Ich denke, dass das für jemanden mit unserer Disposition sehr schwer ist und vielleicht melden sich jetzt auch psychische Fallen, die Dir vorher nicht aufgefallen sind - insofern könntest Du sie noch nicht kennen. Hast Du vielleicht bestimmte Vorstellungen davon, wie Euer Leben sein sollte oder wie Du als Partnerin sein solltest? Hast Du vielleicht eigene Sachen aufgegeben oder zurückgesteckt, die wichtig für Deine Gesundheit waren? Manchmal sitzen da noch die krudesten Dinge im Hinterkopf und man merkt es nicht...
Den Grund kann ich Dir natürlich nicht nennen, aber ich würde den vielleicht wirklich im Zusammenziehen suchen, denn das ist ja die größte Veränderung. Sowas bringt immer Anpassungsschwierigkeiten mit sich; jedes Paar streitet dann oder muss zumindest Gewohnheiten neu aushandeln, eigene Gewohnheiten aufgeben oder durchsetzen. Ich denke, dass das für jemanden mit unserer Disposition sehr schwer ist und vielleicht melden sich jetzt auch psychische Fallen, die Dir vorher nicht aufgefallen sind - insofern könntest Du sie noch nicht kennen. Hast Du vielleicht bestimmte Vorstellungen davon, wie Euer Leben sein sollte oder wie Du als Partnerin sein solltest? Hast Du vielleicht eigene Sachen aufgegeben oder zurückgesteckt, die wichtig für Deine Gesundheit waren? Manchmal sitzen da noch die krudesten Dinge im Hinterkopf und man merkt es nicht...
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#5naja, im letzten halben jahr hat sich bei mir so ziemlich alles verändert. mein leben hat komplett neu angefangen. ich bin ziemlich schnell bei meinem freund eingezogen - schon nach nicht mal einer woche. seit 6 monaten wohnen wir zusammen und haben uns jetzt eine andere wohnung gesucht. sie ist wirklich sehr schön und ich fühl mich auch total wohl dort.
seit januar hab ich auch einen neuen job, der natürlich einiges fordert. gerade, weil ich totaler quereinsteiger bin und mit der materie absolut nicht vertraut war.
vorstellungen wie ich als partner sein sollte? hmm.. gute frage. ich war nach aussen hin immer die starke person, der man keine gefühle angesehen hat. das hab ich vor ihm mit der zeit abgelegt und darum bin ich auch froh. er kennt mich sehr gut, sieht mir sofort an, wenn etwas nicht stimmt und will auch immer für mich da sein. wir reden über alles - bis auf dieses thema "bulimie".
ich musste nichts aufgeben, das wichtig für meine gesundheit. die einzige essenstechnische veränderung ist, dass wir abends immer zusammen essen und ich tagsüber dann nicht wirklich weiss, wieviel und was ich essen soll, aber das wird ja wohl nicht der auslöser gewesen sein!? vorher hab ich sehr, sehr wenig gegessen tagsüber und abends dann gar nichts mehr. ich seh diese veränderung eher als positiv an. aber vielleicht komm ich damit einfach nicht zurecht, dass es mehr ist als sonst.
oft fühl ich mich nicht richtig geliebt von ihm, hab angst, er geht mir fremd - obwohl er das nie machen würde. er fragt mich auch immer wieder, warum ich so misstrauisch bin. er gibt mir ja auch keinerlei grund dafür. ich mach diese beziehung oft komplizierter als sie ist und hab angst, dass ich ihn damit irgendwann von mir treibe.
seit januar hab ich auch einen neuen job, der natürlich einiges fordert. gerade, weil ich totaler quereinsteiger bin und mit der materie absolut nicht vertraut war.
vorstellungen wie ich als partner sein sollte? hmm.. gute frage. ich war nach aussen hin immer die starke person, der man keine gefühle angesehen hat. das hab ich vor ihm mit der zeit abgelegt und darum bin ich auch froh. er kennt mich sehr gut, sieht mir sofort an, wenn etwas nicht stimmt und will auch immer für mich da sein. wir reden über alles - bis auf dieses thema "bulimie".
ich musste nichts aufgeben, das wichtig für meine gesundheit. die einzige essenstechnische veränderung ist, dass wir abends immer zusammen essen und ich tagsüber dann nicht wirklich weiss, wieviel und was ich essen soll, aber das wird ja wohl nicht der auslöser gewesen sein!? vorher hab ich sehr, sehr wenig gegessen tagsüber und abends dann gar nichts mehr. ich seh diese veränderung eher als positiv an. aber vielleicht komm ich damit einfach nicht zurecht, dass es mehr ist als sonst.
oft fühl ich mich nicht richtig geliebt von ihm, hab angst, er geht mir fremd - obwohl er das nie machen würde. er fragt mich auch immer wieder, warum ich so misstrauisch bin. er gibt mir ja auch keinerlei grund dafür. ich mach diese beziehung oft komplizierter als sie ist und hab angst, dass ich ihn damit irgendwann von mir treibe.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#6Liebe Sonrisa,
gerade die Schilderung Deiner Essensgewohnheiten hinterlässt bei mir den Eindruck, dass Du Deine Problemlösung eher verlagert haben könntest. Offensichtlich hast Du das Stopfen und Erbrechen abgestellt - aber wogegen hast Du es eingetauscht?
Sicherlich ist das, was Du erreicht hast, eine Verbesserung und ein Schritt in die richtige Richtung. Aber aus Deinen Worten wird auch ersichtlich, dass viele schädigende Gedanken noch da sein müssen - wie viel darf ich essen? Ist mehr als eine Mahlzeit zu viel? Ich denke, Du würdest jeder Freundin darauf mit einem entschiedenen "nein" antworten und ihr raten, zumindest noch zu Frühstücken, wenn nicht sogar Mittagessen und Zwischenmahlzeiten anzuraten. Die Frage ist doch weniger, warum Du wieder erbrichst, sondern vielmehr, warum da noch so viele restiktive Regeln sind?
Nur mal angenommen, das hätte keine emotionalen Hintergründe - das kann ich bei einer Essstörung aber niemals glauben - dann würde zumindest dieses wenige Essen körperliche Essanfälle auslösen. Niemand kann mit nur einer Mahlzeit am Tag satt werden und sich ausreichend ernähren. Im Übrigen: bei mir verhält es sich zu Hause ähnlich, weshalb wir eher selten zusammen essen, wir verlagern das aufs Wochenende etc. Weil wir unter der Woche beide einen anderen Tagesablauf und andere Bedürfnisse haben. Sich da anzupassen würde immer für einen von uns Hungern oder Überessen bedeuten. Eventuell kannst Du Dir in puncto körperlicher FAs also sehr schnell Erleichterung verschaffen.
Aus Deinen Worten spricht aber eine immer noch sehr essgestörte Sicht auf Deinen Körper - und damit auf Dich selbst.
Der Wunsch dünn(er) zu sein, steht ja nur für ein Ideal, das man erreichen will und dünn sein wird mit wertvoll/intelligent/diszipliniert etc. gleichgesetzt. Dick sein ist eben das Versagen. Dahinter steht die Annahme, man habe es nötig, das Ideal zu erreichen, sonst wird man abgelehnt/nicht geliebt/ist wertlos. Und das hat für Deine gesamte Wahrnehmung - Deiner selbst und anderer - weitreichende Folgen, die sich in Deinem Verhalten niederschlagen und Dich immer wieder in Situationen bringen, die Dir scheinbar bestätigen, dass Du Dich verbessern musst. Das ist der Kreislauf einer Essstörung. Selbst wenn Du das rational begriffen hast, darfst Du nie unterschätzen, wie mächtig die "Glaubenssätze" der Essstörung sind und wo sie überall auf Dich lauern und Dir sehr real das Gefühl vermitteln, sie seien richtig.
Vielleicht hat Dir diese - ja sehr schnelle - glückliche Entwicklung Deines Lebens einen Auftrieb gegeben. Du hast Dich besser gefühlt, konntest etwas aus Deinem Kreislauf raus und entsprechend einen Fortschritt machen - denn das hast Du ja. Das Problem könnte aber darin liegen, dass es eben eine von äußeren Umständen stark beeinflusste Entwicklung war. Du hast die positiven Rückmeldungen erhalten, die Du brauchtest, um Deinen Selbsthass und die dahinter stehenden Ängste zu beruhigen. Wie aber sieht es in Dir aus? Hat Dein Selbsthass nur Beruhigungsmittel gekriegt oder hast Du ihn wirklich entscheidend verkleinern können? Erhält er jetzt vielleicht neue Nahrung durch die Beziehung zu einem Sportler?
Nach Deiner Schilderung frage ich mich, wie viel sich in Deinem Innern verändert hat und wie viel Anreiz nur von außen da war? Viele erleben ja beispielsweise eine kurze Hochphase, wenn sie - gerade von Übergewicht kommend - plötzlich Modelmaße mitbringen. Alle bewundern sie, alle sind freundlich - und die Essgestörte hat kurzfristig das Ideal erreicht, der Selbsthass gibt kurz Ruhe, sie kann am Leben teilnehmen und aus sich rausgehen. Aber diese Beruhigung beruht nur auf den äußeren, positiven Rückmeldungen. In dem Moment, in dem Probleme auftauchen oder die Begeisterung abnimmt, weil die anderen sich an die neue, dünnere Person gewöhnt haben, geht auch das Hochgefühl verloren, die Essgestörte fühlt sich wieder Stück für Stück minderwertiger und muss weiter abnehmen, um wieder gut genug für das Leben zu sein.
In den meisten stationären Therapien sind bspw. auch Beziehungen verboten - damit nicht ein von außen kommendes Glück die Illusion bereitet, im Innern sei etwas besser geworden.
Grund ist, dass die innere Annahme, nicht so zu sein wie andere und auch zu schlecht zu sein, um so sein zu dürfen, dabei aktiv bleibt. Die Beruhigung nach erfolgreicher Abnahme oder nach dem Beginn einer Beziehung beruht darauf, dass vorwiegend positive Rückmeldungen und Entwicklungen da waren. An der Grunddisposition, immer etwas tolles erreichen zu müssen, um leben zu dürfen, ändert sich aber nichts; damit auch nicht am Selbsthass, an der Negativbewertung und am Verbot eigentlicher Gefühle und Bedürfnisse und damit nichts am essgestörten Kreislauf.
Ich kenne Dich nicht, aber das ist mein Eindruck, meine Überlegung zu Deiner Situation; es steht Dir frei, dass für eine Fehleinschätzung zu halten, denn ich habe wie gesagt nur einzelne Informationen zu Dir.
Aber wenn Du meinst, dass das sein könnte, kannst Du das auch als Chance begreifen. Welche positiveren Annahmen über Dich und die Welt hattest Du in dieser Zeit? Wie hat das Dein Verhalten beeinflusst und wie konntest Du damit positive Reaktionen oder gute Gefühle für Dich erhalten? Ziel ist es doch, zu merken, dass Du nicht schlecht bist, sondern dass Dir das nur der Selbsthass einredet und dafür sorgt, dass Dein Leben so läuft, dass seine Meinung bestätigt wird. Ziel ist es, zu merken, dass Du nicht durch die Regeln des Selbsthasses, sondern durch seine Aufgabe das erhälst, was Du brauchst und einfach das sein kannst, was Du meinst, Dir unter Selbstquälerei verdienen zu müssen.
gerade die Schilderung Deiner Essensgewohnheiten hinterlässt bei mir den Eindruck, dass Du Deine Problemlösung eher verlagert haben könntest. Offensichtlich hast Du das Stopfen und Erbrechen abgestellt - aber wogegen hast Du es eingetauscht?
Sicherlich ist das, was Du erreicht hast, eine Verbesserung und ein Schritt in die richtige Richtung. Aber aus Deinen Worten wird auch ersichtlich, dass viele schädigende Gedanken noch da sein müssen - wie viel darf ich essen? Ist mehr als eine Mahlzeit zu viel? Ich denke, Du würdest jeder Freundin darauf mit einem entschiedenen "nein" antworten und ihr raten, zumindest noch zu Frühstücken, wenn nicht sogar Mittagessen und Zwischenmahlzeiten anzuraten. Die Frage ist doch weniger, warum Du wieder erbrichst, sondern vielmehr, warum da noch so viele restiktive Regeln sind?
Nur mal angenommen, das hätte keine emotionalen Hintergründe - das kann ich bei einer Essstörung aber niemals glauben - dann würde zumindest dieses wenige Essen körperliche Essanfälle auslösen. Niemand kann mit nur einer Mahlzeit am Tag satt werden und sich ausreichend ernähren. Im Übrigen: bei mir verhält es sich zu Hause ähnlich, weshalb wir eher selten zusammen essen, wir verlagern das aufs Wochenende etc. Weil wir unter der Woche beide einen anderen Tagesablauf und andere Bedürfnisse haben. Sich da anzupassen würde immer für einen von uns Hungern oder Überessen bedeuten. Eventuell kannst Du Dir in puncto körperlicher FAs also sehr schnell Erleichterung verschaffen.
Aus Deinen Worten spricht aber eine immer noch sehr essgestörte Sicht auf Deinen Körper - und damit auf Dich selbst.
Der Wunsch dünn(er) zu sein, steht ja nur für ein Ideal, das man erreichen will und dünn sein wird mit wertvoll/intelligent/diszipliniert etc. gleichgesetzt. Dick sein ist eben das Versagen. Dahinter steht die Annahme, man habe es nötig, das Ideal zu erreichen, sonst wird man abgelehnt/nicht geliebt/ist wertlos. Und das hat für Deine gesamte Wahrnehmung - Deiner selbst und anderer - weitreichende Folgen, die sich in Deinem Verhalten niederschlagen und Dich immer wieder in Situationen bringen, die Dir scheinbar bestätigen, dass Du Dich verbessern musst. Das ist der Kreislauf einer Essstörung. Selbst wenn Du das rational begriffen hast, darfst Du nie unterschätzen, wie mächtig die "Glaubenssätze" der Essstörung sind und wo sie überall auf Dich lauern und Dir sehr real das Gefühl vermitteln, sie seien richtig.
Vielleicht hat Dir diese - ja sehr schnelle - glückliche Entwicklung Deines Lebens einen Auftrieb gegeben. Du hast Dich besser gefühlt, konntest etwas aus Deinem Kreislauf raus und entsprechend einen Fortschritt machen - denn das hast Du ja. Das Problem könnte aber darin liegen, dass es eben eine von äußeren Umständen stark beeinflusste Entwicklung war. Du hast die positiven Rückmeldungen erhalten, die Du brauchtest, um Deinen Selbsthass und die dahinter stehenden Ängste zu beruhigen. Wie aber sieht es in Dir aus? Hat Dein Selbsthass nur Beruhigungsmittel gekriegt oder hast Du ihn wirklich entscheidend verkleinern können? Erhält er jetzt vielleicht neue Nahrung durch die Beziehung zu einem Sportler?
Nach Deiner Schilderung frage ich mich, wie viel sich in Deinem Innern verändert hat und wie viel Anreiz nur von außen da war? Viele erleben ja beispielsweise eine kurze Hochphase, wenn sie - gerade von Übergewicht kommend - plötzlich Modelmaße mitbringen. Alle bewundern sie, alle sind freundlich - und die Essgestörte hat kurzfristig das Ideal erreicht, der Selbsthass gibt kurz Ruhe, sie kann am Leben teilnehmen und aus sich rausgehen. Aber diese Beruhigung beruht nur auf den äußeren, positiven Rückmeldungen. In dem Moment, in dem Probleme auftauchen oder die Begeisterung abnimmt, weil die anderen sich an die neue, dünnere Person gewöhnt haben, geht auch das Hochgefühl verloren, die Essgestörte fühlt sich wieder Stück für Stück minderwertiger und muss weiter abnehmen, um wieder gut genug für das Leben zu sein.
In den meisten stationären Therapien sind bspw. auch Beziehungen verboten - damit nicht ein von außen kommendes Glück die Illusion bereitet, im Innern sei etwas besser geworden.
Grund ist, dass die innere Annahme, nicht so zu sein wie andere und auch zu schlecht zu sein, um so sein zu dürfen, dabei aktiv bleibt. Die Beruhigung nach erfolgreicher Abnahme oder nach dem Beginn einer Beziehung beruht darauf, dass vorwiegend positive Rückmeldungen und Entwicklungen da waren. An der Grunddisposition, immer etwas tolles erreichen zu müssen, um leben zu dürfen, ändert sich aber nichts; damit auch nicht am Selbsthass, an der Negativbewertung und am Verbot eigentlicher Gefühle und Bedürfnisse und damit nichts am essgestörten Kreislauf.
Ich kenne Dich nicht, aber das ist mein Eindruck, meine Überlegung zu Deiner Situation; es steht Dir frei, dass für eine Fehleinschätzung zu halten, denn ich habe wie gesagt nur einzelne Informationen zu Dir.
Aber wenn Du meinst, dass das sein könnte, kannst Du das auch als Chance begreifen. Welche positiveren Annahmen über Dich und die Welt hattest Du in dieser Zeit? Wie hat das Dein Verhalten beeinflusst und wie konntest Du damit positive Reaktionen oder gute Gefühle für Dich erhalten? Ziel ist es doch, zu merken, dass Du nicht schlecht bist, sondern dass Dir das nur der Selbsthass einredet und dafür sorgt, dass Dein Leben so läuft, dass seine Meinung bestätigt wird. Ziel ist es, zu merken, dass Du nicht durch die Regeln des Selbsthasses, sondern durch seine Aufgabe das erhälst, was Du brauchst und einfach das sein kannst, was Du meinst, Dir unter Selbstquälerei verdienen zu müssen.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#7P.S. zum Thema "Angst, verlassen oder betrogen zu werden"aymone hat geschrieben: Der Wunsch dünn(er) zu sein, steht ja nur für ein Ideal, das man erreichen will und dünn sein wird mit wertvoll/intelligent/diszipliniert etc. gleichgesetzt. Dick sein ist eben das Versagen. Dahinter steht die Annahme, man habe es nötig, das Ideal zu erreichen, sonst wird man abgelehnt/nicht geliebt/ist wertlos.
In solchen Momenten, in denen man vor den eigenen Ideal-Träumen versagt (und das kann man nur, weil das Ideal nicht existiert - nichts wird irgendwann einfach so und dauerhaft nur gut sein), kann man sich nicht mehr vorstellen, dass man geliebt wird und jemand anderes mit einem zufrieden ist. Also entwickelst Du Ängste.
Und um diese zu kompensieren machst Du Deine Beziehung schwierig. Und ja, vielleicht wird man Dich sogar dafür verlassen. Denn nur Du denkst, Du kannst nicht geliebt werden. Nicht er. Du behandelst ihn aber dann wie einen Betrüger, überleg mal, was Du ihm da unterstellst? Was soll er denn denken, was Du von ihm glaubst? Er kann nicht wissen, dass Du das nicht böse meinst, sondern dass Du ehrlich Angst hast, er könne Dich nicht mehr lieben und Dich betrügen. Er kann das nicht verstehen, weil Du Dich auf eine Art und Weise wertlos fühlst, die außer Dir (und anderen Betroffenen) niemand nachvollziehen kann.
Das ist das, was ich mit Kreislauf meine. Du denkst, Du seist wertlos und alle müssten das sehen. Du bekommst Angst und hälst das ganze Schreckensszenario daher für sehr real und willst etwas dagegen tun. Das ist eine normale menschliche Reaktion. Das Problem ist: Deine Wahrnehmung läuft hier schon völlig fehl und alles, was Du tust, um es zu verbessern, wird dann noch "absonderlicher":
Du könntest ihn kontrollieren - er wird von Deinem Misstrauen gekränkt sein.
Du könntst ihm unterstellen, er kann Dich nicht lieben - das kann er dann auch nicht, aber nicht in einem emotionalen, sondern in einem praktischen Sinn; Du wirst Dich nicht über seine Geschenke oder Zärtlichkeiten freuen, er wird nicht an Dich rankommen und irgendwann denken, Du willst ihn nicht und aufgeben - er wird gehen.
Du könntest für ihn den "Clown" geben, versuchen, besonders toll zu sein, damit er Dich wieder lieben kann - er wird sich fragen, mit wem er es gerade zu tun hat, mit seiner Freundin? Mit Dr. Jekyll und Mr. Hide? Du wirst nicht mehr die sein, die er liebt - weil Du meinst, er kann Dich gar nicht mehr lieben. Aber er kann nur den "Clown" nicht lieben.
Es ist nur Deine Annahme, nicht gut genug zu sein, die alles kaputt machen kann. Und weil Du so denkst, wirst Du das nicht erkennen können, die Schuld für Probleme als quasi angeborene Charakterschwäche wahrnehmen, noch mehr kompensieren, noch mehr zerstören.
Die Kompensation und den Selbsthass darfst Du kritisieren, so viel Du willst. Aber Du musst aufhören, davon auszugehen, dass der Selbsthass richtig ist und dass Deine schlechten Züge/ Dein permanentes Versagen/ was immer es bei Dir an Gedanken ist, irgendwie begründet ist.
Dein Freund liebt Dich - er will Dich. Wenn Du Dich einmal scheiße verhalten solltest wird er vielleicht wütend sein. Wenn Du dann zur Strafe abnimmst, wird er gar nicht merken, dass Du etwas wiedergutmachst. Ein Entschuldigung reicht. Und dann rein in die Normalität - denn die will er doch auch haben!!! Wenn Du Dir nach einem Streit Verletzungen zufügst, dann wird er sich schuldig fühlen, selbst Minderwertigkeitsgefühle entwickeln - und irgendwann wird er denken, Du willst ihn mit Schuldgefühlen erpressen und gehen.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Sei ein Gegenüber, sei jemand, du darfst sein. Andere haben Spaß und sind toll, weil sie sind, weil sie schlichtweg leben. Dir erscheint jeder Fehler, jedes falsche Wort nur deshalb so schlimm, weil in Deinem Kopf immer schon die "Ich bin schrecklich, alle sind von mir genervt, ich muss mich verstecken und nicht auffallen"-Schleife läuft. Bewerte doch ma zum Spaß andere so: "die ist ja immer so dumm, war ja klar, dass die sowas wieder sagt" - plötzlich können sie nichts mehr richtig machen, oder? Genau das tust Du mit Dir selbst. Und wenn Du jemanden magst, wie bewertest Du dann dessen Verhalten? Und jetzt überleg Dir mal, dass Dein Freund Dich vermutlich genau so sieht!!!
Zuletzt geändert von aymone am Mi Mär 25, 2009 11:38, insgesamt 3-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#8vielen dank aymone, dass du dir die zeit nimmst mir zu antworten. danke!
irgendwie fühle ich mich "ertappt". gleichzeitig überrascht, weil du mit vielem recht hast, das ich bisher noch gar nicht so gesehen habe bzw nicht so sehen wollte. ich spiele meine ES oft selbst runter - ich sehe mich gar nicht mehr als richtig essgestört. vielleicht ist es der vergleich zu früher, wo ich noch richtige FAs hatte.
ich merke, dass diese gedanken ans essen wieder da sind - wie ich schon gesagt habe - aber sind die gedanken denn schon eine ES?
ich merke selbst, wenn ich hier antworte, dass ich mir wiederspreche. ich sage, ich sehe mich nicht mehr als richtig essgestört, aber im selben atemzug gebe ich zu, dass ich eher magersuchts-phasen habe bzw das bisschen essen, was ich gegessen habe noch erbrechen will.
vielleicht war es - wie du schon sagst - nur eine hochphase, in der alles gut lief, in der ich für ein paar wochen/monate einfach mal das gefühl hatte, alles richtig zu machen und "gut genug" zu sein. das ist schon möglich.
klar, ich kenne diesen kreislauf. ich esse zu wenig, irgendwann kommt dann das bedürfnis nach mehr und es entsteht ein FA - und dann ist man wieder drin... stopfen, erbrechen usw. bis jetzt konnte ich mich noch zurückhalten, da ich mir manchmal etwas "erlaube", aber irgendwie hab ich angst, dass irgendwann einmal das bisschen nicht mehr genug ist und ich da wieder drinstecke. sowas geht - wie ihr alle wisst - schneller als man will.
du hast vollkommen recht mit dem was du schreibst. solange ich dünn bin (ich bin noch nicht mal dick!) fühle ich mich stark, schön und fühle mich besser. sobald ich dann esse, bin ich die kleine "dicke", die kein selbstvertrauen hat. warum macht so ein kleines bisschen essen so viel aus?!
ich habe mir auch schonmal überlegt, ob ich eine therapie machen soll. den gedanken streiche ich aber dann oft schnell wieder, da ich ja "eigentlich gar nicht krank bin". meine schwester hatte damals auch schwere bulimie - und jetzt? jetzt kann sie essen ohne schlechtes gewissen, ist wieder völlig normal. nach aussen hin bin ich das natürlich auch für jeden, aber innerlich siehts da nicht so rosig aus.
den 2. beitrag werd ich gleich beantworten - hab noch gar nicht gesehen, dass du nochmal geantwortet hast
irgendwie fühle ich mich "ertappt". gleichzeitig überrascht, weil du mit vielem recht hast, das ich bisher noch gar nicht so gesehen habe bzw nicht so sehen wollte. ich spiele meine ES oft selbst runter - ich sehe mich gar nicht mehr als richtig essgestört. vielleicht ist es der vergleich zu früher, wo ich noch richtige FAs hatte.
ich merke, dass diese gedanken ans essen wieder da sind - wie ich schon gesagt habe - aber sind die gedanken denn schon eine ES?
naja, früher war es das - heute ist es eher das "gar-nichts-mehr-essen" und die ständigen gedanken daran, wieviel, wie oft etc.aymone hat geschrieben: gerade die Schilderung Deiner Essensgewohnheiten hinterlässt bei mir den Eindruck, dass Du Deine Problemlösung eher verlagert haben könntest. Offensichtlich hast Du das Stopfen und Erbrechen abgestellt - aber wogegen hast Du es eingetauscht?
ich merke selbst, wenn ich hier antworte, dass ich mir wiederspreche. ich sage, ich sehe mich nicht mehr als richtig essgestört, aber im selben atemzug gebe ich zu, dass ich eher magersuchts-phasen habe bzw das bisschen essen, was ich gegessen habe noch erbrechen will.
vielleicht war es - wie du schon sagst - nur eine hochphase, in der alles gut lief, in der ich für ein paar wochen/monate einfach mal das gefühl hatte, alles richtig zu machen und "gut genug" zu sein. das ist schon möglich.
ich weiss es nicht ... diese regeln sind einfach da und gehen nicht weg. egal was ich mache. schon nach dem kleinsten bissen fühl ich mich dick und würde am liebsten alles wieder k***, was ich aber selten wirklich mache. ich denke, es hilft mir vielleicht, als strafe das essen zu behalten und das völlegefühl auszuhalten, damit ich es beim nächsten mal nicht mehr tue.aymone hat geschrieben: Die Frage ist doch weniger, warum Du wieder erbrichst, sondern vielmehr, warum da noch so viele restiktive Regeln sind?
klar, ich kenne diesen kreislauf. ich esse zu wenig, irgendwann kommt dann das bedürfnis nach mehr und es entsteht ein FA - und dann ist man wieder drin... stopfen, erbrechen usw. bis jetzt konnte ich mich noch zurückhalten, da ich mir manchmal etwas "erlaube", aber irgendwie hab ich angst, dass irgendwann einmal das bisschen nicht mehr genug ist und ich da wieder drinstecke. sowas geht - wie ihr alle wisst - schneller als man will.
so wahr das ist, so traurig ist es auch. ich befürchte, ich bin weiter drin als ich wahrhaben will/kann.aymone hat geschrieben:Aus Deinen Worten spricht aber eine immer noch sehr essgestörte Sicht auf Deinen Körper - und damit auf Dich selbst.
du hast vollkommen recht mit dem was du schreibst. solange ich dünn bin (ich bin noch nicht mal dick!) fühle ich mich stark, schön und fühle mich besser. sobald ich dann esse, bin ich die kleine "dicke", die kein selbstvertrauen hat. warum macht so ein kleines bisschen essen so viel aus?!
ich habe mir auch schonmal überlegt, ob ich eine therapie machen soll. den gedanken streiche ich aber dann oft schnell wieder, da ich ja "eigentlich gar nicht krank bin". meine schwester hatte damals auch schwere bulimie - und jetzt? jetzt kann sie essen ohne schlechtes gewissen, ist wieder völlig normal. nach aussen hin bin ich das natürlich auch für jeden, aber innerlich siehts da nicht so rosig aus.
den 2. beitrag werd ich gleich beantworten - hab noch gar nicht gesehen, dass du nochmal geantwortet hast

Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#9Vielleicht beschäftigst Du Dich mal mit "weiblichem Narzissmus"? Ich schreibe das hier oft, weil ich das für sehr grundlegend halte. Und bitte google das nicht sofort, weil es um eben diesen speziellen "weiblichen Narzissmus" gehen muss und dann in seiner Ausprägung für Essstörungen. Ich habe zu nur "Narzissmus" auch sehr problematische Seiten gefunden, die meines Erachtens für jemanden, der das Konzept nicht kennt und essgestört ist, eher triggernd sind. Und "weiblicher Narzissmus" ist zum Einstieg auch nicht unbedingt das beste Schlagwort.vielleicht war es - wie du schon sagst - nur eine hochphase, in der alles gut lief, in der ich für ein paar wochen/monate einfach mal das gefühl hatte, alles richtig zu machen und "gut genug" zu sein. das ist schon möglich.
Ich habe das zuletzt in dem Thread von "kugel" beschrieben, in meiner Antwort an cogito. Aber ich erkläre das fast immer, daher kommt auch meine Signatur. Das sind natürlich meine Gedanken, aber es ist auch mein Weg raus. Und bisher war meine Erfahrung, dass sich auch viele andere davon angesprochen fühlen; aber: ich bin keine Therapeutin, es ist meine Erfahrung, keine ausgeteste Lehrmeinung.
Am besten finde ich dafür von Bärbel Wardetzki "Weiblicher Narzissmus". Wenn man das gelesen hat, darf man es meines Erachtens auch im Internet googeln. Also, darf man sowieso, wenn man das will, aber ich denke, man stößt da auch auf viel falsches/halbwahres/schlecht formuliertes und das schadet dann vielleicht sehr, wenn man sich noch nicht damit auskennt. Ich bin jedenfalls mit den ersten Funden nicht zufrieden, aber das nur als Warnung.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#10ich weiss - das thema mit mir und meinem freund ist richtig schwierig (für mich zumindest). anfangs war es ja noch viel schlimmer. mittlerweile hab ich gemerkt, dass ich nichts gut mache, wenn ich den selbsthass auf unsere beziehung übertrage und er selbst hat mir auch gesagt, dass - wenn ich immer so wäre wie in meinen "phasen" - er das nicht mit mir "aushalten" würde. da hat er so recht und ich entschuldige mich auch oft dafür, dass ich diese beziehung immer unterbewusst kaputt machen will. ich liebe ihn über alles, mehr als ich jemals einen meiner exfreunde geliebt habe und ich will nicht, dass sich das ändert. er ist so gut zu mir und ich? ich suche ständig nach fehlern.
vielleicht sollte ich endlich einmal ehrlich zu ihm sein und ihm sagen, dass es diese ES noch immer gibt und sie mich teilweise noch immer beherrscht. er denkt, ich hätte vor mehr als einem jahr aufgehört und es nie wieder getan. obwohl ich ihm immer wieder "zeichen" gebe, dass ich noch nicht normal essen kann, will/kann ers nicht einsehen bzw verstehen. ich sollte klartext reden bevor ich noch alles kaputt mache (wie schon in vorherigen beziehungen).
okay, im gegensatz zu anderen beziehungen ist das mit ihm was anderes - er spricht mich immer drauf an, wenn er merkt, dass es mir nicht gut geht und wir sprechen dann auch drüber. aber meistens geht es nur darum, dass ich mich selbst hasse und das sage ich ihm auch. ich weiss oft nicht, warum es mir schlecht geht und sobald er mich darauf anspricht, sage ich ihm, dass ich es selbst nicht weiss, ich ihn gar nicht so behandeln will und mich wahrscheinlich nur selbst nicht mag. er ist ein so lieber mensch - immer verständnisvoll, aber irgendwann wird es auch ihm zu viel werden.
ich versuche wirklich ständig an mir zu arbeiten, damit diese selbsthass phasen nicht alles zerstören, aber es funktioniert eben nicht immer. ich tu mein bestes um die beziehung aufrechtzuerhalten und ihm das zu geben, was er mir gibt.
vielleicht sollte ich endlich einmal ehrlich zu ihm sein und ihm sagen, dass es diese ES noch immer gibt und sie mich teilweise noch immer beherrscht. er denkt, ich hätte vor mehr als einem jahr aufgehört und es nie wieder getan. obwohl ich ihm immer wieder "zeichen" gebe, dass ich noch nicht normal essen kann, will/kann ers nicht einsehen bzw verstehen. ich sollte klartext reden bevor ich noch alles kaputt mache (wie schon in vorherigen beziehungen).
okay, im gegensatz zu anderen beziehungen ist das mit ihm was anderes - er spricht mich immer drauf an, wenn er merkt, dass es mir nicht gut geht und wir sprechen dann auch drüber. aber meistens geht es nur darum, dass ich mich selbst hasse und das sage ich ihm auch. ich weiss oft nicht, warum es mir schlecht geht und sobald er mich darauf anspricht, sage ich ihm, dass ich es selbst nicht weiss, ich ihn gar nicht so behandeln will und mich wahrscheinlich nur selbst nicht mag. er ist ein so lieber mensch - immer verständnisvoll, aber irgendwann wird es auch ihm zu viel werden.
damit hast du absolut recht!! das hätte nicht besser auf den punkt gebracht werden können.aymone hat geschrieben: Dein Freund liebt Dich - er will Dich. Wenn Du Dich einmal scheiße verhalten solltest wird er vielleicht wütend sein. Wenn Du dann zur Strafe abnimmst, wird er gar nicht merken, dass Du etwas wiedergutmachst. Ein Entschuldigung reicht. Und dann rein in die Normalität - denn die will er doch auch haben!!!
ich versuche wirklich ständig an mir zu arbeiten, damit diese selbsthass phasen nicht alles zerstören, aber es funktioniert eben nicht immer. ich tu mein bestes um die beziehung aufrechtzuerhalten und ihm das zu geben, was er mir gibt.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#11VIELEN VIELEN DANK für deine zeit. du bringst die dinge auf den punkt und obwohl wir nicht übermäßig viel geschrieben haben, hast du mir irgendwie die augen geöffnet - ob ES oder die beziehung mit meinem freund - ich muss an mir arbeiten und das weiss ich auch. es ist nur so schwer. ich versuche es schon so lange und komme doch nie ganz raus.aymone hat geschrieben: Vielleicht beschäftigst Du Dich mal mit "weiblichem Narzissmus"?
ich werde mich darüber informieren - nicht über google

Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#12Liebe Sonrisa,
ich denke, ein offenes Gespräch wird wirklich das beste mit Deinem Freund sein. Aber vielleicht entbindest Du ihn auch von der "Pflicht", Dir zu helfen? Bei uns ist das so. Ich meine damit, dass mein Freund zwar für mich da ist, wenn ich Probleme habe; ich erzähle ihm auch, wenn ich einen Rückfall hatte (das heißt bei mir bei schwierigen (meist unbekannten) Situationen alle paar Monate mal ein oder zwei Wochen häufige FAs und Erbrechen). Aber er weiß, dass ich das mit mir ausmachen muss. Er kann mir Ratschläge geben - aber er kann mich nicht gesund machen. Das weiß er, das weiß ich und das entlastet ihn/uns. Ich muss nicht gesund werden,um ihn nicht zu enttäuschen - er muss nicht permanent alles aushalten, wenn es mir schlechter gehen sollte. Vor allem reden wir auf diese Weise dann, wenn wir reden, über meine Probleme, nicht über meine Krankheit. So kann ich sie lösen und mich auf das eigentliche Anliegen, nicht auf die krankhafte Ausformung konzentrieren. "Ich habe mich erbrochen" heißt dann so viel wie "Mir geht es gerade richtig beschissen, nimm mich in den Arm, ich muss da was wieder auf die Reihe kriegen."
Hier im Forum war mal ein Partner, der ganz toll geschrieben hat, dass er das einfach als Krankheit seiner Freundin betrachtet. Dann geht sie eben nach dem Essen Erbrechen. Das hat nichts mit falscher Toleranz zu tun.
Aber meine Erfahrung ist nunmal auch die, dass das Essen das letzte Problem ist (solange nicht eine akute Gesundheitsgefährdung vorliegt). Natürlich ist es ein wichtiger Teil, wieder ordentlich zu essen und das zu lernen.
Noch wichtiger ist aber, emotional klar zu kommen. Nur dann kann auch das Essen/ die Körperwahrnehmung entemotionalisiert werden. Das geht vor allem nciht von heute auf morgen, emotionales Essen ist auch bei mir noch ein großes Thema, allerdings neige ich alles andere als zum Hungern.
Ich glaube aber, wenn die Emotionen wieder an ihren richtigen Platz sollen, ist es wichtig, Normalität zu haben. Wenn man nicht über seine Bulimie sprechen kann, jeder Rückfall eine Enttäuschung oder ein Verrat am anderen sind, dann kann man sich nicht normalisieren. Wie gesagt, ich sehe die ES, sobald man aus dem akuten raus ist, als eine Art emotionale Bauchschmerzen an, über die ich lernen kann, meine Gefühle und mich besser wahrzunehmen. Wenn Bulimie aber immer als Ausnahmezustand wahrgenommen wird - wie soll ich mich dann mit dem eigentlichen Problem beschäftigen? Ich habe dann ja erst mal das Problem, mich noch mal wieder "falsch verhalten" zu haben. Dann bin ich mit Vorwürfen beschäftigt. Ich sollte mich in so einem Moment aber um mich sorgen und mich fragen, was denn nun wohl schief gelaufen ist, dass es mir wieder so gehen muss.
Wie gesagt: wenn Du es schaffst, einigermaßen "normal" durchzukommen (wenngleich Du sehr wenig isst, pass da bitte auf Dich auf!), dann mach Dir deshalb keinen zusätzlichen Stress. Man darf leben, auch wenn man krank ist. Du hast von heute auf morgen das Recht trotz Deiner Bulimie oder momentan eher magersüchtigen Phase Dinge zu tun. Du musst nicht gleich auf allen Gebieten "gesund" werden. Auch damit kann man sich Leistungsdruck machen. Wenn es jetzt schon Dinge gibt, bei denen Du Dich gut fühlen kannst, dann tu die häufiger und leb sie aus - egal ob Du abends wegen etwas anderem kotzt. Du kannst dann einen Bereich nach dem nächsten angehen - es muss nicht gleich alles funktionieren, das tut es ohnehin nie. Das wäre ein Ideal - und das kann man nicht erreichen oder nicht aufrecht erhalten. Selbst wenn man selbst ganz perfekt ist, dann würde irgendwer anderes Scheiße bauen. Man kann nur klarkommen und es sich nett machen; man kann nur dahin kommen, dass Versagen und Fehler einen nicht mehr in Frage stellen und nicht mehr auslösen, dass man sich selbst zerstören will. Aber man wird immer mal wieder ungenießbar, depressiv, uneinsichtig, motzig, idiotisch, dumm, faul oder was auch immer sein. Genauso wie man oft liebenswert, selbstlos, freundlich, lustig, geistreich oder mutig sein wird. Das ganze sollte nur ein Gesamtbild sein, dass nicht mehr zur einen oder zu anderen Seite ausschlägt und einen zwingt, krankhaft zu kompensieren.
Also, sorg für Dich und in dem Maße, wie Du kannst. Jede noch so kleine Freude mehr in Deinem Leben ist in der Gesamtbilanz ein FA weniger - selbst wenn der Selbsthass am Anfang wegen jeder kleinen Freude besonders gemein zu Dir sein wird (immerhin setzt Du ihn dann mal auf Diät...das kennt er ja gar nicht
)).
Schön, wenn ich Dir helfen konnte! Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du Dir Deine Fesseln bald abstreifen kannst!
Aymone
An die vielleicht mitlesende Allgemeinheit: ich spreche mich in diesem Thread nicht dafür aus, unkontrolliert zu Erbrechen. So möchte ich nicht verstanden werden! Mein Anliegen ist es in jedem Beitrag, zu helfen, aufzuhören. Es geht mir lediglich darum, dass "gesund werdende" Essverhalten nicht zu einem weiteren, schädigenden Leistungsfeld zu machen, sondern es vor allem als ein Warnsignal zu verstehen, dass etwas mit den eigenen Emotionen oder der eigenen Lebensführung im Argen ist, mit dem man sich konstruktiv auseinandersetzen muss. In diesem Beitrag ging es um Rückfälle oder die Verlagerung von Essverhalten auf einem nicht mehr extrem akuten Niveau. Das bitte ich bei der Lektüre meiner Worte zu bedenken. Wer sich selbst gesundheitlich schädigt, muss natürlich "erste Hilfe" leisten, d. h. ggf. unter ärztlicher Aufsicht wieder anfangen, zu essen oder sich Hilfe holen, die ihn/ sie von ständigem Erbrechen abhält.
ich denke, ein offenes Gespräch wird wirklich das beste mit Deinem Freund sein. Aber vielleicht entbindest Du ihn auch von der "Pflicht", Dir zu helfen? Bei uns ist das so. Ich meine damit, dass mein Freund zwar für mich da ist, wenn ich Probleme habe; ich erzähle ihm auch, wenn ich einen Rückfall hatte (das heißt bei mir bei schwierigen (meist unbekannten) Situationen alle paar Monate mal ein oder zwei Wochen häufige FAs und Erbrechen). Aber er weiß, dass ich das mit mir ausmachen muss. Er kann mir Ratschläge geben - aber er kann mich nicht gesund machen. Das weiß er, das weiß ich und das entlastet ihn/uns. Ich muss nicht gesund werden,um ihn nicht zu enttäuschen - er muss nicht permanent alles aushalten, wenn es mir schlechter gehen sollte. Vor allem reden wir auf diese Weise dann, wenn wir reden, über meine Probleme, nicht über meine Krankheit. So kann ich sie lösen und mich auf das eigentliche Anliegen, nicht auf die krankhafte Ausformung konzentrieren. "Ich habe mich erbrochen" heißt dann so viel wie "Mir geht es gerade richtig beschissen, nimm mich in den Arm, ich muss da was wieder auf die Reihe kriegen."
Hier im Forum war mal ein Partner, der ganz toll geschrieben hat, dass er das einfach als Krankheit seiner Freundin betrachtet. Dann geht sie eben nach dem Essen Erbrechen. Das hat nichts mit falscher Toleranz zu tun.
Aber meine Erfahrung ist nunmal auch die, dass das Essen das letzte Problem ist (solange nicht eine akute Gesundheitsgefährdung vorliegt). Natürlich ist es ein wichtiger Teil, wieder ordentlich zu essen und das zu lernen.
Noch wichtiger ist aber, emotional klar zu kommen. Nur dann kann auch das Essen/ die Körperwahrnehmung entemotionalisiert werden. Das geht vor allem nciht von heute auf morgen, emotionales Essen ist auch bei mir noch ein großes Thema, allerdings neige ich alles andere als zum Hungern.

Ich glaube aber, wenn die Emotionen wieder an ihren richtigen Platz sollen, ist es wichtig, Normalität zu haben. Wenn man nicht über seine Bulimie sprechen kann, jeder Rückfall eine Enttäuschung oder ein Verrat am anderen sind, dann kann man sich nicht normalisieren. Wie gesagt, ich sehe die ES, sobald man aus dem akuten raus ist, als eine Art emotionale Bauchschmerzen an, über die ich lernen kann, meine Gefühle und mich besser wahrzunehmen. Wenn Bulimie aber immer als Ausnahmezustand wahrgenommen wird - wie soll ich mich dann mit dem eigentlichen Problem beschäftigen? Ich habe dann ja erst mal das Problem, mich noch mal wieder "falsch verhalten" zu haben. Dann bin ich mit Vorwürfen beschäftigt. Ich sollte mich in so einem Moment aber um mich sorgen und mich fragen, was denn nun wohl schief gelaufen ist, dass es mir wieder so gehen muss.
Wie gesagt: wenn Du es schaffst, einigermaßen "normal" durchzukommen (wenngleich Du sehr wenig isst, pass da bitte auf Dich auf!), dann mach Dir deshalb keinen zusätzlichen Stress. Man darf leben, auch wenn man krank ist. Du hast von heute auf morgen das Recht trotz Deiner Bulimie oder momentan eher magersüchtigen Phase Dinge zu tun. Du musst nicht gleich auf allen Gebieten "gesund" werden. Auch damit kann man sich Leistungsdruck machen. Wenn es jetzt schon Dinge gibt, bei denen Du Dich gut fühlen kannst, dann tu die häufiger und leb sie aus - egal ob Du abends wegen etwas anderem kotzt. Du kannst dann einen Bereich nach dem nächsten angehen - es muss nicht gleich alles funktionieren, das tut es ohnehin nie. Das wäre ein Ideal - und das kann man nicht erreichen oder nicht aufrecht erhalten. Selbst wenn man selbst ganz perfekt ist, dann würde irgendwer anderes Scheiße bauen. Man kann nur klarkommen und es sich nett machen; man kann nur dahin kommen, dass Versagen und Fehler einen nicht mehr in Frage stellen und nicht mehr auslösen, dass man sich selbst zerstören will. Aber man wird immer mal wieder ungenießbar, depressiv, uneinsichtig, motzig, idiotisch, dumm, faul oder was auch immer sein. Genauso wie man oft liebenswert, selbstlos, freundlich, lustig, geistreich oder mutig sein wird. Das ganze sollte nur ein Gesamtbild sein, dass nicht mehr zur einen oder zu anderen Seite ausschlägt und einen zwingt, krankhaft zu kompensieren.
Also, sorg für Dich und in dem Maße, wie Du kannst. Jede noch so kleine Freude mehr in Deinem Leben ist in der Gesamtbilanz ein FA weniger - selbst wenn der Selbsthass am Anfang wegen jeder kleinen Freude besonders gemein zu Dir sein wird (immerhin setzt Du ihn dann mal auf Diät...das kennt er ja gar nicht

Schön, wenn ich Dir helfen konnte! Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass Du Dir Deine Fesseln bald abstreifen kannst!
Aymone
An die vielleicht mitlesende Allgemeinheit: ich spreche mich in diesem Thread nicht dafür aus, unkontrolliert zu Erbrechen. So möchte ich nicht verstanden werden! Mein Anliegen ist es in jedem Beitrag, zu helfen, aufzuhören. Es geht mir lediglich darum, dass "gesund werdende" Essverhalten nicht zu einem weiteren, schädigenden Leistungsfeld zu machen, sondern es vor allem als ein Warnsignal zu verstehen, dass etwas mit den eigenen Emotionen oder der eigenen Lebensführung im Argen ist, mit dem man sich konstruktiv auseinandersetzen muss. In diesem Beitrag ging es um Rückfälle oder die Verlagerung von Essverhalten auf einem nicht mehr extrem akuten Niveau. Das bitte ich bei der Lektüre meiner Worte zu bedenken. Wer sich selbst gesundheitlich schädigt, muss natürlich "erste Hilfe" leisten, d. h. ggf. unter ärztlicher Aufsicht wieder anfangen, zu essen oder sich Hilfe holen, die ihn/ sie von ständigem Erbrechen abhält.
Zuletzt geändert von aymone am Mi Mär 25, 2009 15:28, insgesamt 4-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#13Ein kleines P.S.
Das Buch, dass ich Dir empfohlen habe, hebt sehr auf die Rolle der Mutter ab. Ich finde das nicht immer passend, weil einem andere auch die gleichen Schäden zufügen können. Aber das Muster, das beschrieben wird, das finde ich so gut und passend.
Das Buch, dass ich Dir empfohlen habe, hebt sehr auf die Rolle der Mutter ab. Ich finde das nicht immer passend, weil einem andere auch die gleichen Schäden zufügen können. Aber das Muster, das beschrieben wird, das finde ich so gut und passend.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.
Re: Noch nie gesund gewesen? Rückfall?
#14ja, das ist eine gute idee. ich will nicht, dass er sich unter druck gesetzt fühlt, weil er mir helfen soll. ausserdem bin ich ja das hauptproblem und muss an mir selbst arbeiten. er kann mich unterstützen, aber heilen kann ich mich nur selbst.aymone hat geschrieben: ich denke, ein offenes Gespräch wird wirklich das beste mit Deinem Freund sein. Aber vielleicht entbindest Du ihn auch von der "Pflicht", Dir zu helfen?
leider bin ich noch immer nicht dazu gekommen, mit ihm zu sprechen, da ich gestern ein geschäftsessen hatte und erst dann zu hause war, als er schon geschlafen hat. ich hoffe, es ergibt sich demnächst eine möglichkeit, mit ihm zu darüber zu reden.
ich habe mir gestern das buch, das du mir empfohlen hast, bei amazon angesehen und die inhaltsbeschreibung gelesen. mit dem, was ich gelesen habe, kann ich mich zu 100% identifizieren. ich werde mir das buch bestellen - vielleicht hilft es mir ja wenigstens ein bisschen das alles zu verstehen.
vielen dank nochmal!