Ich glaube es geht darum zu emfpinden... Du schreibst ja, dass du nicht direkt Hass (oder was für negative Gefühle auch immer) im Bezug auf deine Vergangenheit fühlst. Und genau darum geht es: Das zu fühlen, was 'angemessen' wäre.
Wie soll ich das erklären?
Wenn es so wäre, dass du es tatsächlich alles nicht als schlimm o.ä. empfunden hättest damals (und auch heute noch, wenn du darüber nachdenkst, oder darüber sprichst), dann wärst du sozusagen ein nicht fühlender Mensch.
Es geht wohl 'einfach' um 'normale' Gefühle, die jeder Mensch hat und auch braucht zum Leben.
Manche Erlebnisse sind aber so extrem schlimm, dass es fast nicht aushaltbar wäre, sie 'real' zu fühlen. Also schaltet sich ein Schutzmechanismus ein, der das Gefühl ausschaltet. Als würdest du auf 'Neutral' geschaltet oder programmiert werden. Und bei einer solchen Programmierung spricht man eben auch von Trauma.
Ein Trauma ist ein überwältigendes Erlebnis, hat verschiedene Ursachen und Auslöser, ist gebundene Energie.
Es lässt keine Wahl!
Ein traumatisches Erlebnis kann als Erinnerung im Körper gespeichert bleiben, wenn es in der Situation nicht möglich war, die Energie auf
natürliche Art und Weise abzubauen. Die vom Körper im Alarmzustand bereit gestellte Lebensenergie vom Nervensystem wurde hierbei nur unvollständig aufgelöst.
Der Körper reagiert weiterhin auf die Bedrohung aus der Vergangenheit, auch wenn diese aktuell nicht mehr besteht.
Ist Verdrängen sinnvoll?
Im Augenblick des traumatischen Ereignisses sicherlich. Da geht es erst einmal darum, die Situation(en) zu überstehen / zu überleben. Verdrängen ist solange eine akzeptable Bewältigungsstrategie, wie man Zeit braucht, um wieder in eine Situation zu gelangen, in der sie körperlich und möglichst auch seelisch in Sicherheit ist.
Verdrängt man sie aber längerfristig, kann es zu psychologischen Fehlentwicklungen und Störungen kommen wie zum Beispiel einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen, Phobien oder Psychosomatischen Störungen, die ein Ausdruck dessen sind, dass das Erlebte nicht ausreichend verarbeitet wurde. (Eben u. a. auch Bulimie!)
Sich an das Geschehene ganz bewusst zu erinnern (und gleichzeitig auch zu fühlen, was gefühlt wurde!) und noch einmal in Gedanken alles durchzugehen führt dazu, dass man das Geschehene in eine sinnvolle Reihenfolge bringt, in eine erzählbare Geschichte. Das machen wir mit allen Erinnerungen, die unser Leben betreffen. Wenn wir z.B. von einem Jugend- oder Kindheitserlebnis erzählen oder davon wie wir einen Freund oder eine Freundin kennengelernt haben, dann erzählen wir eine Geschichte mit einem Anfang einem Höhepunkt und einem Ende.
Und genau so haben wir auch den (inneren unbewussten) Wunsch, ein traumatisches Ereignis "erzählen" zu können. Um diesen Prozess zu ermöglichen, ist es sinnvoll sich an ein Unglück zu erinnern (einschließlich der tatsächlichen Gefühle).
Die psychische Störungen, die durch das Erleben einer belastenden Situation entstehen, sind eher ein (ungeeigneter) Versuch sind, die unmittelbaren Folgen zu bewältigen.
Ein Beispiel (kennst du vielleicht schon):
Früher, in der Steinzeit (also gaaaaaaaaaanz früher

), wenn die Menschen von einem wilden Tier angegriffen wurden, gerieten sie in eine lebensbedrohliche Situation (ähnlich wie bei einem Trauma). Sie bekamen unendliche Angst und - kämpften oder rannten davon. Dabei wurde die große Angst körperlich abgebaut. Durch eine Aktion. So lange, bis die Gefahr vorrüber war und die Angst sozusagen aus dem Körper raus war.
Bei einer seelischen lebensbedrohlichen Situation kannst du ja nicht einfach weglaufen und als Kind schon mal gar nicht in irgend einer Form kämpfen. Also wird auch nix abgebaut - die schlimme Angst bleibt sozusagen im Körper gespeichert. Und du lebst unbewusst mit dieser riesigen Angst weiter. Das geht aber nicht! Denn es macht jeden Menschen krank, der sich permanent in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet (auch wenn das, was vorgefallen ist kognitiv - also rational gedacht - eigentlich gar nicht lebensbedrohlich wäre... dein System ist so geschaltet, dass es sich als eine Lebensbedrohung darstellt).
Ob dir das jetzt hilft?
Ich glaube, Aire hat das ganz gut auf den Punkt gebracht: Laß es einfach auf dich zukommen.
Wie machen die Therapeuten das denn, dass man kapiert, dass irgendwas "schlimm" war und dass man das dann auch so empfindet und dass man dann "die 2 Stunden durchheult" ?
Die machen das schon

Du 'sollst' ja nicht einfach 2 Stunden lang durchheulen, sondern das aufarbeiten können, was du halt so viele Jahre noch in dir trägst.
Hab Vertrauen und laß es 'einfach' auf dich zukommen.
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)