Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#16
Para hat geschrieben:Ja, das kann sein. Also ich hab irgendwie nicht mehr viel gefühlt oder so. Mir war nur körperlich manchmal "anders". Mir war oft schwindelig, ich hab manchmal gezittert oder hab mich schwach gefühlt oder als ob ich schweben würde oder sowas... ganz komisch. Aber so rein emotional war da nich viel. Naja und in der Nacht hatte ich oft extreme Spannungszustände und Panikattacken.
Ja, das kann ich gut verstehen.
Mensch...das mit deiner Mutter hört sich auch sehr (in meinen Ohren) schrecklich an :roll: Das ist ja kein Wunder wenn du da oftmals einfach müde warst und extreme Spannungszustände und Panikattacken hattest.
Du tust mir leid. (auch wenn ich schon oft mit dir "gezickt" habe)
Ich habe wirklich noch nie/selten etwas von deiner Vergangenheit gelesen...

Liebe Grüsse, Larissa
Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut könnte eine Gans nach Hause bringen.
Georg Christoph Lichtenberg

Das Leben ist ein Regenbogen!

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#19
liebe para

ich bin zwar nicht die Wanderin,möchte aber, wenn ich darf auch gerne was dazu sagen.

Ich bin auch jahrelang schon in Therapie und trotzdem kann ich meine Vergh. immer noch nicht als Traum erkennen. Wie du, denke ich, es war doch nicht schimm!!!!! Aber ich versuche, bzw, Therapeutin versucht mit mir zu erkennen und ich glaube es beginnt sich was zu tun.

Deshalb bitte para, mache die Therapie so oft es möglich ist, denn du wirst es brauchen.

cogito

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#20
hallo para.

habe es früher auch als normal gesehen, weil ich viele sachen verdrängt hatte.
es sind dann viele neg. sachen in meinem leben passiert und da fing ich an zu merken, dass mit mir etwas nicht stimmt.
und als ich dann die B bekam ging ich zur psychol. ich wußte einfach nicht mehr weiter und hatte panikattacken. ich hatte so viel angst vorm sterben.
und dann in der thera, kamen die ganzen sachen und gefühle hoch. ich merke auch, dass noch irgendetwas in mir steckt, dass ich mich noch nicht traue heraus zu lassen.

liebe para, zieh die thera durch, auch wenn es teilweise schwer ist. du gewinnst ganz viel an freiheit und lernst dich verstehen und schön langsam lieben. und du lernst zu vergeben, vorallem dir und den anderen. der hass verliert an kraft!!!

lg w
erinnerungen sind kleine sterne am himmel, die tröstend in das dunkel leuchten...

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#21
So viel Hass hab ich garnicht mal. Zumindest nicht DIREKT auf meine Eltern oder auf meine Vergangenheit oder so.


Wie machen die Therapeuten das denn, dass man kapiert, dass irgendwas "schlimm" war und dass man das dann auch so empfindet und dass man dann "die 2 Stunden durchheult" ?

Ich hab keine Ahnung wie die das schaffen sollen.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#22
Ich glaube, liebe para, du gehst zu sehr mit der Einstellung dran, dass du deine Vergangenheit jetzt schlecht finden "musst" und traumatisch und schlimm. Und dass du die "zwei Stunden durch heulen" musst.

Lass es einfach mal auf dich zukommen. Wenn deine Therapeutin das mit dir durch gesprochen hat und dir erklärt hat, wie es normalerweise aussieht in einer Kindheit, dann kommt das alles schon.

lg

aire

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#23
Ich glaube es geht darum zu emfpinden... Du schreibst ja, dass du nicht direkt Hass (oder was für negative Gefühle auch immer) im Bezug auf deine Vergangenheit fühlst. Und genau darum geht es: Das zu fühlen, was 'angemessen' wäre.
Wie soll ich das erklären?

Wenn es so wäre, dass du es tatsächlich alles nicht als schlimm o.ä. empfunden hättest damals (und auch heute noch, wenn du darüber nachdenkst, oder darüber sprichst), dann wärst du sozusagen ein nicht fühlender Mensch.
Es geht wohl 'einfach' um 'normale' Gefühle, die jeder Mensch hat und auch braucht zum Leben.

Manche Erlebnisse sind aber so extrem schlimm, dass es fast nicht aushaltbar wäre, sie 'real' zu fühlen. Also schaltet sich ein Schutzmechanismus ein, der das Gefühl ausschaltet. Als würdest du auf 'Neutral' geschaltet oder programmiert werden. Und bei einer solchen Programmierung spricht man eben auch von Trauma.

Ein Trauma ist ein überwältigendes Erlebnis, hat verschiedene Ursachen und Auslöser, ist gebundene Energie.
Es lässt keine Wahl!

Ein traumatisches Erlebnis kann als Erinnerung im Körper gespeichert bleiben, wenn es in der Situation nicht möglich war, die Energie auf natürliche Art und Weise abzubauen. Die vom Körper im Alarmzustand bereit gestellte Lebensenergie vom Nervensystem wurde hierbei nur unvollständig aufgelöst. Der Körper reagiert weiterhin auf die Bedrohung aus der Vergangenheit, auch wenn diese aktuell nicht mehr besteht.

Ist Verdrängen sinnvoll?
Im Augenblick des traumatischen Ereignisses sicherlich. Da geht es erst einmal darum, die Situation(en) zu überstehen / zu überleben. Verdrängen ist solange eine akzeptable Bewältigungsstrategie, wie man Zeit braucht, um wieder in eine Situation zu gelangen, in der sie körperlich und möglichst auch seelisch in Sicherheit ist.
Verdrängt man sie aber längerfristig, kann es zu psychologischen Fehlentwicklungen und Störungen kommen wie zum Beispiel einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen, Phobien oder Psychosomatischen Störungen, die ein Ausdruck dessen sind, dass das Erlebte nicht ausreichend verarbeitet wurde. (Eben u. a. auch Bulimie!)

Sich an das Geschehene ganz bewusst zu erinnern (und gleichzeitig auch zu fühlen, was gefühlt wurde!) und noch einmal in Gedanken alles durchzugehen führt dazu, dass man das Geschehene in eine sinnvolle Reihenfolge bringt, in eine erzählbare Geschichte. Das machen wir mit allen Erinnerungen, die unser Leben betreffen. Wenn wir z.B. von einem Jugend- oder Kindheitserlebnis erzählen oder davon wie wir einen Freund oder eine Freundin kennengelernt haben, dann erzählen wir eine Geschichte mit einem Anfang einem Höhepunkt und einem Ende.
Und genau so haben wir auch den (inneren unbewussten) Wunsch, ein traumatisches Ereignis "erzählen" zu können. Um diesen Prozess zu ermöglichen, ist es sinnvoll sich an ein Unglück zu erinnern (einschließlich der tatsächlichen Gefühle).

Die psychische Störungen, die durch das Erleben einer belastenden Situation entstehen, sind eher ein (ungeeigneter) Versuch sind, die unmittelbaren Folgen zu bewältigen.

Ein Beispiel (kennst du vielleicht schon):
Früher, in der Steinzeit (also gaaaaaaaaaanz früher ;-)), wenn die Menschen von einem wilden Tier angegriffen wurden, gerieten sie in eine lebensbedrohliche Situation (ähnlich wie bei einem Trauma). Sie bekamen unendliche Angst und - kämpften oder rannten davon. Dabei wurde die große Angst körperlich abgebaut. Durch eine Aktion. So lange, bis die Gefahr vorrüber war und die Angst sozusagen aus dem Körper raus war.

Bei einer seelischen lebensbedrohlichen Situation kannst du ja nicht einfach weglaufen und als Kind schon mal gar nicht in irgend einer Form kämpfen. Also wird auch nix abgebaut - die schlimme Angst bleibt sozusagen im Körper gespeichert. Und du lebst unbewusst mit dieser riesigen Angst weiter. Das geht aber nicht! Denn es macht jeden Menschen krank, der sich permanent in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet (auch wenn das, was vorgefallen ist kognitiv - also rational gedacht - eigentlich gar nicht lebensbedrohlich wäre... dein System ist so geschaltet, dass es sich als eine Lebensbedrohung darstellt).


Ob dir das jetzt hilft? :roll:

Ich glaube, Aire hat das ganz gut auf den Punkt gebracht: Laß es einfach auf dich zukommen.
Wie machen die Therapeuten das denn, dass man kapiert, dass irgendwas "schlimm" war und dass man das dann auch so empfindet und dass man dann "die 2 Stunden durchheult" ?
Die machen das schon ;-)
Du 'sollst' ja nicht einfach 2 Stunden lang durchheulen, sondern das aufarbeiten können, was du halt so viele Jahre noch in dir trägst.

Hab Vertrauen und laß es 'einfach' auf dich zukommen.
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#24
Wow, florina! Danke für den Text! Das ist ja interessant!! Also... ich wusste zwar jetzt auch schon das ein oder andere über "Trauma", aber "Energien die im Körper gespeichert sind", sind mir neu... klingt aber einleuchtend und auch wichtig.


Vielleicht kennst du dich auch mit folgendem aus (ich hab nämlich wirklich absolut keine Ahnung was das sein soll!):

Ich hatte heute Nacht überraschenderweise wieder einen "Vorfall" bei dem ich Nachts aufgestanden bin und eine irreale "Idee" hatte. Etwas was nicht real war.

Ich war den Abend allein Zuhause, mein Freund war bei einer Geburtstagsfeier und kam erst etwa um Mitternacht. Er hat mir heut früh erzählt, dass ich dann aufgestanden wär und total aufgebracht war und ihn gefragt hätte warum er mich "verdammt nochmal immer so erschrecken muss!!" (angeblich hab ich auch gezittert und war irgendwie ganz ängstlich und verwirrt) danach bin ich angeblich wieder ins Bett gegangen - daran erinnere ich mich aber nur ganz schleierhaft, eigentlich war das ja nicht wirklich real, was sollte mich denn so erschreckt haben? Ich hab ja geschlafen. Angeblich hat er auch was gesagt, aber ich kann mich nicht erinnern.

Ne Stunde später (er war immernoch wach), bin ich dann angeblich aufgestanden, war wie hellwach und hab in meinem Zimmer rumgesucht (?). Er erzählt, dass ich ihn dann gefragt hätte ob er denn nun "die Puppe" mitgebracht hätte. "Die Puppe, na die mit den Haaren". Angeblich war ich ganz aufgebracht und wollte unbedingt diese Puppe. "na die mit der auch Kinder spielen und so!!". Ich dachte anscheinend, dass er genau wusste von welcher Puppe ich spreche. Dann hätte ich angeblich wütend abgewunken und wär ganz schnell wieder im Bett verschwunden gewesen (?).
Ich kann mich auch daran nur ganz schleierhaft erinnern, ich weiß nur, dass da ein wütendes Gefühl war in mir und dass ich eeeendlich diese Puppe wollte (welche auch immer), aber was das für ne Puppe gewesen sein soll? Ich kenn keine Puppe.


Ich bin überrascht, dass mir das wieder passiert ist, das hab ich seit bestimmt 3 Jahren nicht mehr gehabt! Früher ziemlich oft. Früher (so mit 11, 12 Jahren) war das sogar so, dass ich für diese ominöse "Puppe" die es da in meinem Kopf gab, die ganze Wohung auf den Kopf gestellt hätte, alle Schränke ausgeräumt hätte und immer panischer geworden wäre, bis man mich wachgerüttelt hätte und erklärt hätte, WO ich bin, wieviel Uhr wirs haben, was die Realität ist etc.

Früher hatte ich das so, dass ich dann auch so komische Eingebungen hatte, anscheinend immer im Halbschlaf, und dann aufgesprungen bin und mich auch hektisch angezogen hab, weil ich wohl ganz schnell irgendwo hin musste (?). Meist an Orte oder zu Menschen die es eigentlich garnicht gab. Jedes mal war ich dabei total aufgebracht und verwirrt, hab immer leicht gezittert und konnte niemanden wahrnehmen, außer meine "Mission" oder was auch immer das jedesmal war.

Manchmal hab ich nach was gesucht was nicht existent war, manchmal musste ich irgendwo hin, manchmal musste ich unbedingt was aufschreiben, manchmal musste ich was besorgen usw. usw. ... Alles Dinge die es nicht wirklich gab, Probleme die nicht real waren. Ich hatte das oft, auch wenn ich mich nicht richtig erinnern kann. Aber mein Vater oder Brüder wissen, dass die mich oft wieder "zurückholen" oder "wach machen" mussten.
Es war immer als wär ich in ner Art "Wahn". Und wenn ich dann wieder klar war, wusste ich nicht was das war und ich hab mich immer unendlich geschämt dafür.


Mit 14, 15 hatte ich das auch noch ab und zu, in abgeschwächter Form, aber dann nicht mehr.

Und heute Nacht hatte ichs wieder!!
Früher hab ich angeblich auch manchmal im Schlaf geschrien (??) , ich hoffe, dass mir das jetzt auch nicht nochmal passiert :oops:
Oder noch schlimmer: eingenässt, :oops: :oops: :oops: :cry:





WAS
IST DAS?? Wieso hab ich das (gehabt). Was ist das denn??? Hat das nen Namen? Weiß das jemand?

Ich hoffe, dass ich das nicht mehr erleben muss, das fühlt sich nämlich richtig schlimm an. Vor allem wenn man mich dann wieder "zurückholt", dann bin ich richtig geschockt und depressiv.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#26
Was das ist?
Ich weiß es nicht genau.
Ich kann nur meine Gedanken und/ oder Meinung dazu schreiben. Aber Para - ich bin kein 'Profi'... es ist wirklich wichtig, dass du das alles mit jemandem besprichst, der da wirkliche Kompetenz und am besten auch schon länger Erfahrung hat.
Es gibt da bestimmt irgend einen Fachbegriff für - aber ob der wichtig ist??? Ich glaube nicht. Vielleicht denkst du: 'Ich habe irgendwas!' Hast du ja auch in einer bestimmten Form. Du hast schlimme Dinge erfahren!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass all das was du geschrieben, vor allem aber erlebt hast (mehrmals) auf jeden Fall mit deinen Erlebnissen als Kind in direktem Zusammenhang stehen. Du kannst dich nicht mehr daran erinnern - dein Unterbewusstsein arbeitet ganz intensiv! Es arbeitet deine Erlebnisse auf. Jeder Mensch träumt. Das ist das Aufarbeiten des Erlebten. Es ist, als würde eine Wunde abheilen - so ähnlich arbeitet unser UB (Unterbewusstsein) auch. 'Heilung' ist in unserem Körper/ Geist/ Seele-System vorgesehen. Und das Abheilen seelischer Wunden geschieht u. a. über das UB. Also handelt es sich hier um einen Heilungsprozeß.

Ich weiß nicht, inwieweit deine Träume und unbewusste nächtlichen Erlebnisse den Heilungsprozeß beeinflussen. Sie tun es sicher! Und sie sind eine Art Signal. Nämlich etwas zu tun (was du ja auch tust, oder?).

Wie ist es denn mit deiner Thera? Besprichst du dort sowas? Vielleicht wäre es sogar eine gute Idee, wenn du dir das, was du hier schreibst ausdruckst und dort mal zeigst?
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#27
Liebe Para,

wie einige andere hier im Forum auch wurde ich als Kind von meinen Eltern ziemlich oft geschlagen, angeschrieen und mit wüsten Vorwürfen überhäuft. Was ich nicht kannte, war eine Verlässlichkeit auf die Liebe meiner Eltern. Liebe gab es nicht. Nur deren Forderungen und Bedürfnisse, die ich zu erfüllen hatte. Aus heutiger Sicht das schlimmste war die Unsicherheit: Jeden nachmittag halb vier (da kam meine Mutter nach Hause) und halb sieben (da kam mein Vater) legte sich eine schwere Last auf mich, die mich kaum noch atmen ließ. Ich war angespannt. Wie werden sie gelaunt sein? Gibt es wieder Vorwürfe und Schläge? Habe ich "alles richtig gemacht", um bloß keinen "Anlass" für einen Streit zu geben? Erst als ich feststellte, sie sind gut gelaunt, war die Gefahr fürs erste gebannt - was aber nicht hieß, dass der gesamte Abend ruhig verlief.

Noch vor einigen Jahren hatte ich die Überzeugung, die Schläge meiner Eltern hätten mir nicht geschadet. Ich war zwar nicht der Meinung, eine besonders glückliche Kindheit gehabt zu haben, wusste auch, dass ich mich wohl nur außerhalb der Familie fühlte - aber alles fühlte sich nicht so schlimm an. Ich kannte es ja auch nicht anders.

Die Verdrängung unseres Leides als Kinder ist ein ganz normaler Prozess. Wie hätten wir als Kinder denn damit umgehen können? Wir waren abhängig von unseren Eltern, brauchten deren Liebe und Zuneigung, wollten von ihnen gehalten werden - das bekamen wir zwar nicht, strengten uns aber dafür umso mehr an, um es doch noch irgendwann zu bekommen. Und diese Anstrengungen begleiten uns bis in unser Erwachsenenleben, bis wir endlich begreifen, dass wir die Liebe, die uns als Kind gefehlt hat, nicht mehr bekommen werden. Weder von unseren Eltern, noch von irgend einem anderen.

Für meinen Prozess der Bewusstwerdung, in dem ich grad mittendrin stecke und für den ich demnächst eine stationäre Therapie beginnen werde, waren und sind die Bücher von Alice Miller sehr wichtig. Ich kann sie Dir nur dringend empfehlen. Ich habe alle Bücher von ihr gelesen, die meisten davon im Laufe der Jahre mehrfach. Es lohnt sich deshalb, sie sich selbst zu kaufen. (siehe http://www.alice-miller.com) Ich empfehle Dir, mit dem "Drama des begabten Kindes" anzufangen.

Aus meiner Sicht ist der erste Schritt, sich bewusst zu machen, wie ungeheuerlich das Verhalten der Eltern war. Stell Dir einfach vor, Du wärest mit Deinen Eltern so umgegangen wie sie mit Dir. Werden Erwachsene geschlagen, nennt man das Folter. Niemand käme auf die Idee, das gut und wichtig "für die Erziehung" zu nennen. Jedem würde klar, dass die Integrität des Menschen damit verletzt wird. Warum dürfen dann hilflose Kinder von den für sie wichtigsten Menschen brutal geschlagen werden? Wird da die Integrität des Kindes, sein Bedürfnis nach Liebe und Zuneigung nicht verletzt?
Jeder Erwachsene wird wahnsinnig, wenn er von seinem Gegenüber permanent widersprüchliche Botschaften erhält. Er liebt mich / er liebt mich nicht... Wie soll sich dann ein Kind wohl fühlen, wenn es ständig in Angst leben muss? Das Kind hat Angst, verletzt zu werden und sehnt sich doch nach Liebe. Es braucht Geborgenheit und muss doch mit den Wutausbrüchen der Eltern zurecht kommen usw usf.

Das geht meiner Erfahrung nach erst einmal nur über den Kopf. Da ist keine Wut. Erst einmal nur Verstehen und rationales Anerkennen des Traumas. Ohne Gefühle dazu. Den Zugang zu den Gefühlen haben wir uns damals abgewöhnt, weil wir nicht merken durften, wie schlecht es um uns stand. Wir hätten sonst kaum überlebt. Unseren Gefühle müssen wir uns nun wieder langsam öffnen. Das braucht Zeit. Nach dem rationalen Verstehen kommt eine Phase der Traurigkeit, der Trauer. In dieser befinde ich mich nun. Und ich hoffe, in der stationären Therapie endlich zu den Gefühlen der Empörung und Wut zu gelangen, um das alles endlich hinter mir zu lassen - und mein Leben neu zu beginnen. Ich nenne es "meine emotionale Geburt" bzw. meine wirkliche Geburt: Auf der Welt bin ich schon, nur noch nicht am Leben...

Sei nicht ungeduldig mit Dir. "Fragen sind ein Kind der Freiheit - Olivenbäume und Antworten brauchen Zeit."

Die Fragen sind in Dir und ebenso die Antworten. Ich wünsche Dir die Geduld, zunächst die Fragen zu leben und später den Mut und die Kraft, den Antworten zuzuhören.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

#29
Noch zum Thema "Einnässen".

Liebe Para, ich verstehe Deinen kurzen Hinweis darauf so, dass Du als Kind eingenässt hast - und zwar über das für Kleinkinder übliche Maß / Alter hinaus.

Traumatisierte Kinder nässen sehr häufig und sehr lange ein. Ich weiß leider, wovon ich da spreche / schreibe. Es ist eine Möglichkeit des Kindes, etwas loszuwerden, von sich abzusondern, wofür es keine anderen Weg sieht.

Beim Schreiben fällt mir auf, das hier eine Parallele zum Kotzen gegeben sein könnte. Beim Einnässen wie beim Kotzen entledigt sich der Körper von etwas, was aber nur Symbol ist. Das eigentliche Problem ist ein anderes. Da dieses aber nicht gelöst werden kann, wird ein - untauglicher - Versuch gestartet, sich durch Einnässen / Kotzen davon zu befreien.