Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#31
Kate hat geschrieben:Dann sollte man sich eine andere Belohnnug suchen, als Essen.
Ähem... ich sagte ja bereits: man springt dann meist zur nächsten destruktiven "Belohnung", z.b. Sportsucht, Arbeitssucht, Putzzwang etc.

Das ist nämlich so:

Ich persönlich neige dazu es immer zu übertreiben und ... ja, süchtig zu werden. Eben weil ich n Suchtkandidat bin --> aufgrund unverarbeiteter, bisher nicht verkrafteter Probleme die meine Seele blockieren. D.h.: Ich fühle mich leer und mies und alles was mir nur im geringsten ein positives Gefühl macht wird immer und immer wieder gemacht ohne Rücksicht auf Verluste. Mein Belohnungssystem reagiert nur auf intensivere Reize und selbst die werden schnell wieder vergessen, weil ich von so vielen negativen Gefühlen überflutet bin. oder so. So entsteht jedenfalls eine Sucht: Kurze Entspannung, kurze Erleichterung, ein gutes Gefühl... und das braucht man wieder und wieder und ohne fühlt man sich schleeeecht!

Naja jedenfalls kann ich mich auch gut ernähren. Ich weiß wies geht und ich habs auch schon getan. Nur neige ich in meinen cleanen Phasen eher zur Magersucht. Ich kanns nicht richtig kontrollieren. In meinem Kopf sind eben Zwänge bezüglich meiner Nahrungsaufnahme. Eine Essstörung zu haben bedeutet kaum mehr die Kontrolle über sein Verhalten zu haben, über seine Gedanken darüber usw.

Ich hab ständig Rückfälle, weil ich keine Ersatzhandlungen finden kann. Das liegt unter anderem daran, dass ich nicht weiß WARUM ich diese Essstörung hab, bzw. WAS ich damit ganz konkret zu unterdrücken versuche. Solange ich das nicht kenne, werde ich immerwieder zu süchtigem Verhalten neigen... um mich zu betäuben und abzulenken von den Sorgen die ich vielleicht nicht verkrafte, mit denen ich nicht umzugehen weiß, sonst hätte ich ja nicht dieses Problem. Nicht wahr?


Ich gehöre auch zu denen die immer erzählen, dass man seine Ernährung umstellen soll etc. Aber trotzdem ist da was, was mich immerwieder "überwältigt".

Aber das interessiert dich nicht weiter, denn du bist grade in deiner Euphorie. Eben die euphorische Phase die jede Bulimikerin hat wenn sie es mal schafft länger Zeit clean zu sein.

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#33
Para hat geschrieben: Aber das interessiert dich nicht weiter, denn du bist grade in deiner Euphorie. Eben die euphorische Phase die jede Bulimikerin hat wenn sie es mal schafft länger Zeit clean zu sein.
och para, könntest du aber auch etwas netter formulieren, oder zumindest als ich-botschaft. klingt etwas aggressiv ;)

ich bin auch eine sucht-persönlichkeit ... oder sagen wir, ich neige zu extremen. alkohol zum beispiel ... ich tu mir schwer, dass ich meine grenzen nicht überschreite. und ich muss zugeben, in netter gesellschaft betrink ich mich auch gern mit jemandem ... naja, nach ein paarmal übertreiben schränk ich das meistens wieder ein.

oder zigaretten - ich bin eigentlich nichtraucher, aber phasenweise rauch ich beim fortgehen ... und auch da fällt es mir dann schwer, aufzuhören oder maß zu halten.

sex, das gleiche ... phasenweise total übertrieben.

gras - einmal probiert, wollte gleich wieder.

allerdings schaff ich es doch immer, rechtzeitig aufzuhören. aber als mir mal jemand sagte, über mein alkoholproblem solle ich auch mal nachdenken, ist mir doch etwas anders geworden und ich hab eingesehen, dass ich da echt gefährdet bin.

soviel zu "suchtpersönlichkeit" ... so ungern ich es eingestehe, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist es eben so.

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#34
Ich bin/war süchtig kriminell. Vor allem was Diebstahl betrifft. Darunter fällt auch Schwarzfahren und ähnliches...

Ich hatte noch vor nem Jahr haufenweise Zeugs was ich irgendwo gestohlen, aber nie benutzt hab. Alles was es so gibt. Erst Kleinkram und dann musste der Schwierigkeitsgrad immer weiter erhöht werden.
Ich bin losgegangen um was zu klauen. Manchmal hab ich nen Laden betreten nur um dort etwas mitzunehmen. Manches war für mich nichts wert, wenn ich es nicht geklaut hab.
Gekauft war gleich = wertlos. Geklaut war = "super, aber wollte ich eigentlich sowieso nicht haben..."

Ich hab es gehasst etwas zu kaufen. Ich war geizig ohne Ende und dabei total kleptoman :roll:
Ich wurde natürlich irgendwann verknackt.

Danach ging wieder die riiiiiiieesen Fressphase los. Und so hangel ich von einer Scheiße in die nächste...

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#38
Kate hat geschrieben:
Nur, ich weiß auch ganz genau, dass ich, obwohl ich schon ein knappes halbes Jahr symptomfrei, gesund und leistungsfähig bin, nicht wirklich gesund bin. Bin ich nicht. Ich kann kämpfen, ich kann das, ich schaffe das. Und ich bin verdammt gut. Nur geheilt bin ich deswegen noch lange nicht, auch, wenn es sich meistens so anfühlt und ich keinerlei Rückfälle habe.
Darf ich fragen warum? :(
Ganz einfach, weil ich erst Jahre gesund und symptomfrei sein möchte, bevor ich mich als komplett gesund bezeichnen werde.
Ist so, und das ist auch meine persönliche Entscheidung. Und dafür habe ich Gründe.
kunststoff hat geschrieben:ich glaube, dass bulimie ganz eng mit der psyche verwoben ist. beim aufhören geht es nicht nur ums physische (nicht mehr kotzen) sondern auch um das psychische (geistig von der krankheit loslassen). und das hast du vielleicht noch nicht zur gänze gemacht und deshalb fühlst du dich noch krank. Es geht ja doch irgendwie darum nach der langen kranken zeit einen strich zu ziehen und nicht immer mit den ängsten wegen einem rückfall oder dem abgebauten selbstwertgefühl leben zu müssen.

und ich glaube das ist der schwierige teil. weil du musst zuerst passiv aufhören (nicht mehr kotzen) und dann auch noch aktiv (dir wieder ein leben bauen)...
Ja und Nein. Mir geht's gut, ich fühle mich nicht krank. Das nun gar nicht. Ich finde nur auch nicht die richtigen Worte, um das zu beschreiben. Es ist eher so, dass ich mir sage, dass ich den Tag nicht vor dem Abend loben möchte und auch, wenn es eine lange Zeit ist. Ich weiß es nicht.
:D

Alles Liebe, Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#39
hallo kate...

in einer sache hast du sicher recht: man kann sein hirn umpolen.
nur leider ist das sehr schwierig. man muss seine gedanken kontrollieren. nur leiiiider bin ich noch nicht so weit.
habe meine sucht immer verlagert.
die B ist die schlimmste. keine andere sucht hatte mich so im griff, wie das essen. ist ja auch die billigste und überall gibt es die droge zu kaufen.

finde es total gut, daß du deinen ausweg gefunden hast!!! und deine begeisterung hätte ich auch gerne.

mach weiter so und gib nicht auf. bleib auf deinem weg.

alles gute :) lg w :)
erinnerungen sind kleine sterne am himmel, die tröstend in das dunkel leuchten...

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#40
:)
Leute, ihr müsst nur ein einziges Buch lesen: Inke Jochims; Zucker und Bulimie.. Erschienen im hedwig- verlag. ISBN.Nr: 3-9808847-8-3, 15 Euro...

Dann braucht man sich solche Beiträge nicht unbedingt durchlesen, in dem so krass verallgemeinert wird, wie in dem ersten dieses Themas.
Es gibt in Deutschland etwa 4. Millionen Bulimikerinnen und diese handeln, wie bereits erwähnt nicht (alle) aus einer gemachten Opferrolle oder Schlankheitswahn heraus. Es ist widersinnig, soetwas zu behaupten, da die meisten Frauen in Perioden des Kotzens, tendentiell ZUNEHMEN.. Wie schon erwähnt, habe ich in der zeit, in der ich jetzt bereits nicht erbrochen habe, abgenommen... Diese Erkenntnis alleine nimmt mir nicht die Sucht der Bulimie!!!
Bulimie ist eine Sucht und hat somit immer auch eine körperliche Komponente. Eine Sucht des Gehirns. Diese wird bei der Bulimie oftmals völlig ignoriert, auch von einer Menge Psychologen. Diese versuchen sich damit zu begnügen, nach Problemen, Mustern und Auslösern zu suchen, wobei die physischen Auslöser knallhart ignoriert werden. Dabei handelt es sich z.B. um den Serotinspiegel, der vor Fressattacken extrem niedrig ist. Dieser niedrige Spiegel ist bedingt durch die Veranlagung, Stress, andere Emotionen.
Genauso wenig kann man einfach so in den Raum stellen, das die Bulimikerin nur wieder lernen müsse, ihr Sättigungsgefühl wahrzunehmen!! Dann müsste man einem Alkoholiker auch erzählen können, dass er nur so viel trinken sollte, bis er keinen Durst mehr hat. Die Sucht Bulimie ist wie jede andere Sucht ein Mittel um, krass gesagt, das Gehirn zu verarschen. Die Fressattacke, der Alkoholrausch kommt im gehirn als etwas Positives, Sinnvolles an und wird deshalb mit Glücksgefühlen belohnt... Das hat sich bei dem Süchtigen verselbstständigt..

Es ist so krass, ihr lest das Buch und fühl euch mit jeden satz erleuchteter. Ihr werdet nicht nur verstehen: Ja ich hab da sone typische Situation, da bin ich in Gefahr, zu erbrechen... Nein... Ihr werden VERSTEHEN, woran das liegt, wie der Körper Fressattacken in den Organismus und Stoffwechsel miteinbezieht. Am Ende des Buches stehen sehr (!) hilfreiche tipps.... Wie man seinen Serotinspiegel senken kann, welche VERHALTENSMAßNAHMEN angesagt sind, Zusatzpräperate wie Glutamin (aus der Apotheke), die den Stoffwechsel begünstigen und wirklich entscheidend helfen, die Simptomatik einzudämmen!!!

Ich will ja keine Promo machen:D und auch nicht Kates Erfahrungen miesmachen. Wenn dir deine Erkenntnis geholfen hat, ist das wunderschön!
Aber ich denke, bei solch einem Ratschlag fühlen sich viele "Opfer" der Bulimie verletzt und vor den Kopf gestoßen.... Und sie werden sich fragen: Wenn ich nur aus meinem Schlankheitswahn heraus handele, wenn ich es wirklich nur wollen muss, wieso dauert meine Therapie, die Heilung dann 15 jahre??

LG, Elifee

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#41
ach, elifee ...
du wärst nicht die erste, die sich nach zucker und bulimie ernährt ;)
wenn richtige ernährung der schlüssel wäre, dann gäbs wohl keine bulimiker mehr. aber weißt du, ernährung ist auch nicht alles - da gibts noch die psyche ;)
richtiges essverhalten ist ein erster schritt, ein arbeiten an der körperlihcen komponente. aber die psyche spielt eine nicht unwichtige rolle ... und an die kommt man halt leichter mit thera ran.

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#43
Das weiß ich als Psychologentochter, denke ich, auch ganz gut^^

Nur wisst ihr, wenn man versteht, was in einem vorgeht, fühlt man sich nicht so ausgeliefert. Man hat etwas mehr das Gefühl, mächtiger und stärker zu sein, als die Bulimie. Die Psyche wird therapiert, Verhaltenspläne aufgestellt.... Aber über Zucker und Bulimie wurde in meiner ehmaligen tiefenpsychologischen Behandlung nie gesprochen...! Und es hätte mir geholfen...

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#44
Klar bist du jetzt euphorisch... aber wusstest du, dass Zucker sowieso schädlich ist und man das auch als gesunder Mensch besser meiden sollte? Das ist kein Bulimiker-Problem. In JEDEM Körper werden diese Zucker-Reaktionen ausgelöst. Es gibt haufenweise Leute die ständig an Schokolade und Kekse denken müssen, ohne, dass sie bulimisch sind...

Man sollte sich halt an gesunde Ernährungweisen änähern... das schrieben ja schon alle.

Wenn du an der Thematik interessiert bist, empfehle ich dir noch dieses Buch: "Zucker - der süßes Verführer" http://www.amazon.de/Zucker-Verf%C3%BCh ... 408&sr=1-1

Ich hab das auch schon alles durchgekaut musst, du wissen... ich nähere mich langsam einem Veganismus an :lol:

Re: Alles nur eine Frage der Gewohnheit

#45
ich glaube auch nicht, dass man die bulimie nur am zucker aufziehen darf.

erstens ist da, wie ihr ja schon alle gesagt habt, die psyche und außerdem spielen sicher auch ernährungstechnisch andere stoffe eine große rolle. zum beispiel hatte ich bei FAs sehr oft lust nach käsetoast. und nicht wegen dem zuckersüßen weißbrot, sondern wegen dem tollen geschmolzenen fädenziehenden käse. und viele käsesorten haben ja nicht mal milchzucker, also haben sie gar nichts mit zucker zu tun.

meiner meinung hängt bulimie auch ernährungstechnisch nicht nur mit zucker zusammen.