Hallo zusammen!
Hab mir jetzt hier mal ein paar beiträge angesehen und mir ist aufgefallen, wie doch alle immer auf einen punkt zurück kommen: der kreis aus vorsätzen, vorfreude, enttäuschung, selbstbestrafung und am ende verzweiflung. Im grunde ist das ja nachvollziehbar, ich bin am selben punkt, aber irgendwo muss es doch ein schlupfloch geben!
Ich wollte euch mal von einer methode erzählen, die mir meine ehemalige therapeutin nahe gelegt hat:
stell dir vor deine essstörung (welche auch immer) sei eine reale person. lass deiner fantasie freien lauf und gib ihr ein gesicht! Du nimmst dieser sucht viel kraft, wenn du sie für dich greifbar machst. Jetzt stell dir vor deine personifizierte krankheit ist ein mensch, der dir wirklich wahnsinnig auf die nerven geht! er rennt dir ständig hinterher, beschimpft dich immer dann wenn du dich gut fühlst und lobt dich nur, wenn er einen vorteil aus deinem handeln schlägt- stell dir vor du lebst mit diesem parasit und versuche allen hass, den du gegen dich empfindest auf diese imaginäre person zu richten!- mach sie zu deinem punging- ball und zentriere in ihr alles was dich auf dieser welt ankotzt!
So und nun schau dir diesen parasit an, der dir ständig am bein hängt und dir fällt auf, das alles was dir die essstörung versprochen hat lügen waren- in wahrheit ist sie nur ein nervender, egoistischer Sack, der alles vereint, was mich anekelt!
DAs ist doch mal ein gutes gedankenspiel, oder?- denn wenn man sowieso den ganzen tag über die bulimie nachdenkt, dann sollte man diese gedanken auch mal spazieren schicken- manchmal entdeckt man dabei ungeahnte und interessante Ecken!
Re: die essstörung greifbar machen
#2Wahrscheinlich ne prinzipiell gute Idee... aber wirklich schwer!!
Im Grunde hab ich trotzdem das Gefühl, dass ICH all das mache. is ja auch klar. Und ich will mich kaum damit abfinden, dass ich angeblich "hilflos" bin, oder "Opfer" oder was auch immer. Ich halte mich bloß für disziplinlos und schwach.
Im Grunde hab ich trotzdem das Gefühl, dass ICH all das mache. is ja auch klar. Und ich will mich kaum damit abfinden, dass ich angeblich "hilflos" bin, oder "Opfer" oder was auch immer. Ich halte mich bloß für disziplinlos und schwach.
Re: die essstörung greifbar machen
#3Also ich finde diese Denkweise durchaus genial
- ich weiß dadurch nämlich, dass es noch ein 2tes ICH von mir gibt, nämlich das gesunde und das andere hat sich mit der Zeit an mich herangeschlichen und hängt jetzt an mir d.h. ich kann es wieder los werden! Ich kann meinen Frust an meinem anderen ICH auslassen und NICHT an mir!!! Das finde ich wirklich gut!! Immer wenn jetzt eine FA droht werde ich mir sagen: VERGISSES, ich bestimme über mich und niemand sonst.
Super

Super

Re: die essstörung greifbar machen
#4Ich hab nicht das Gefühl als gäbe es ein "gutes" und ein "böses" ich von mir. Bei mir ist das alles ICH.
ICH tue dies oder das oder tue es nicht... ICH fühle dieses und jenes...
Und so ist es ja im Grunde auch. Ich schaffe es kaum da irgendwas zu unterscheiden oder so. Ich bin ich... es gibt kein "böses Ich" welches ich irgendwie zurechtweisen könnte. Das klingt in meinen Ohren auch irgendwie lächerlich. Da fände ich kaum nen Gedankenansatz...
ICH tue dies oder das oder tue es nicht... ICH fühle dieses und jenes...
Und so ist es ja im Grunde auch. Ich schaffe es kaum da irgendwas zu unterscheiden oder so. Ich bin ich... es gibt kein "böses Ich" welches ich irgendwie zurechtweisen könnte. Das klingt in meinen Ohren auch irgendwie lächerlich. Da fände ich kaum nen Gedankenansatz...
Re: die essstörung greifbar machen
#5Ich kann irgendwie auch beide Seiten verstehen...
Ich finde den Ansatz der Externalisieung dann unpassend, wenn es um das Sinnhafte an der Bulimie geht. Denn nach der systemischen Psychologie dienen Krankheiten dazu, ein System aufrecht zuerhalten, die Krankheit ist also im Prinzip notwenig, damit alles seinen gewohnten Gang gehen kann und nicht alles kollabiert.
Kennt man vielleicht selbst, die Bulimie als Anker, wenn ich Angst habe, Gefühle kommen etc, dann fresse und kotze ich und es geht mir besser und ich kann irgendwie weiter machen in meinem Leben. Dann ist die Bulimie im Grunde hilfreich. Nicht falsch verstehen, ich bin absolut nicht PRO, aber wenn man die Bulimie von sich abschüttelt, muss auch an diese Stelle ein Ersatz treten. Andere Strategien, andere Personen...
Aber vielleicht kann man es eben auch so sehen, dass du nicht hilflos und Opfer bist, sondern diese ekelhafte und nervige Person/Parasit abschütteln und sie fertig machen kannst. ODer wenn ALLES du und eine Person bist, dann eben diesen Teil von dir, dieses Verhalten von dir...Para hat geschrieben:Und ich will mich kaum damit abfinden, dass ich angeblich "hilflos" bin, oder "Opfer" oder was auch immer.
Ich finde den Ansatz der Externalisieung dann unpassend, wenn es um das Sinnhafte an der Bulimie geht. Denn nach der systemischen Psychologie dienen Krankheiten dazu, ein System aufrecht zuerhalten, die Krankheit ist also im Prinzip notwenig, damit alles seinen gewohnten Gang gehen kann und nicht alles kollabiert.
Kennt man vielleicht selbst, die Bulimie als Anker, wenn ich Angst habe, Gefühle kommen etc, dann fresse und kotze ich und es geht mir besser und ich kann irgendwie weiter machen in meinem Leben. Dann ist die Bulimie im Grunde hilfreich. Nicht falsch verstehen, ich bin absolut nicht PRO, aber wenn man die Bulimie von sich abschüttelt, muss auch an diese Stelle ein Ersatz treten. Andere Strategien, andere Personen...
Re: die essstörung greifbar machen
#7Hm, klar. Ich wollte ja auch nicht damit sagen, dass die ES nicht zu einem gehört - in gewisser Weise ja schon
, aber man muss sich nicht damit abfinden. Man kann GEGEN die Essstörung ankämpfen und man kann gewinnen. Das ist alles. Schließlich sind wir Menschen nicht mit der Essstörung geboren 


Re: die essstörung greifbar machen
#8Ja und ich denke jedem hilft eine andere Strategie besser. Ich kann verstehen, dass es einem leichter fällt durchzuhalten, wenn man einen konkreten Feind hat. Ich sage auch oft "ich kämpfe gegen die Bulimie". Aber gerade weil es ein Kampf gegen mich selbst ist, ist er so verflucht schwer. Und ich denke, nur gegen die Symptome anzukämpfen bringt einfach nichts. Nur wenn man die Zusammenhänge erkennt, warum man eben diesen "parasiten" in sich hat, kann man auch versuchen etwas zu ändern.Unique hat geschrieben:Schließlich sind wir Menschen nicht mit der Essstörung geboren
Re: die essstörung greifbar machen
#9komisch, hab mit diesem "kämpfen" wort immer mehr schwierigkeiten...
weil diese art von kämpfen oft ein zulassen, lassen, weniger-druck-machen etc bedeutet,
und doch eben soetwas ist auch: K Ä M P F E N!!!!
irgendwie ist es doch auch toll, dass wir alle nicht 100000 prozent die gleiche B. haben,
sondern jeder seine eigene.
das gesicht von meiner sieht bestimmt ander grausighässlich aus, als das von euren!!! hehe!
en garde!
g.
weil diese art von kämpfen oft ein zulassen, lassen, weniger-druck-machen etc bedeutet,
und doch eben soetwas ist auch: K Ä M P F E N!!!!
irgendwie ist es doch auch toll, dass wir alle nicht 100000 prozent die gleiche B. haben,
sondern jeder seine eigene.
das gesicht von meiner sieht bestimmt ander grausighässlich aus, als das von euren!!! hehe!
en garde!
g.
Re: die essstörung greifbar machen
#10Hmm. Ich glaube aber gerade dadurch, dass jeder seine individuelle Bulimie ist es noch schwerer sie loszwerden. weil es so ein vertrauter Feind ist. Und irgendwie ist damit auch das Thema verknüpft, dass man Angst hat seine "Besonderheit" zu verlieren, wenn man die Bulimie nicht mehr hat....
Ja kämpfen ist hier sehr ambivalent. Aber manchmal ist es wirklich nur einem inneren Schweinehund und der Gewohnheit und ihrer Geborgenheit ins Gesicht schlagen.
Und wenn ich es mal nicht schaffe, will ich mich selbst dafür schlagen.. In dem Sinne ist es ein blutiger Kampf
Andererseits ist es lernen, nicht zu handeln, auszuhalten, zuzulassen, wie du sagst. Dann heißt es aber, den Wildfang, den Kontrolleur im Zaun halten und das ist auch ein Kraftakt.
Also ich kann irgendwie schon noch mit dem Begriff Kämpfen was anfangen.
Ja kämpfen ist hier sehr ambivalent. Aber manchmal ist es wirklich nur einem inneren Schweinehund und der Gewohnheit und ihrer Geborgenheit ins Gesicht schlagen.
Und wenn ich es mal nicht schaffe, will ich mich selbst dafür schlagen.. In dem Sinne ist es ein blutiger Kampf
Andererseits ist es lernen, nicht zu handeln, auszuhalten, zuzulassen, wie du sagst. Dann heißt es aber, den Wildfang, den Kontrolleur im Zaun halten und das ist auch ein Kraftakt.
Also ich kann irgendwie schon noch mit dem Begriff Kämpfen was anfangen.
Re: die essstörung greifbar machen
#11nur mal in klammern:
(hab vor ner halben stunde, wie der zufall es wollte, diesen avatar hier "gemalt". -grins, jetzt bin ich soweit sozialisiert hier-
und muss mir das jetzt dauernd vorstellen:
das wäre das "porträt" meines bulimie-parasiten. hehe!
das wär doch was: avatar-mal-workshop, jeder malt den seinen parasiten?
und dann: ich meine schaut euch das doch mal an. das ist doch kein ungeheuer! sondern so ein weiches, schüchternes, dümmliches kleines ding mit grossen wackel-augen im abstrakt gehaltenen sinnlosen raum. und sogar gleich 2 solche wesen sinds, die sich da blicke zuwerfen.
da frag ich mich: schaut mich die B. vielleicht genauso feindlich oder eben verwirrt und traurig an, wie ich sie?
trotzdem; tritt in den arsch, weg mit diesem blick von mir auf mich, egal in welche richtung!!!)
klammer zu.
g.
b.-b., wir schreiben grad gleichzeitig...
(hab vor ner halben stunde, wie der zufall es wollte, diesen avatar hier "gemalt". -grins, jetzt bin ich soweit sozialisiert hier-
und muss mir das jetzt dauernd vorstellen:
das wäre das "porträt" meines bulimie-parasiten. hehe!
das wär doch was: avatar-mal-workshop, jeder malt den seinen parasiten?
und dann: ich meine schaut euch das doch mal an. das ist doch kein ungeheuer! sondern so ein weiches, schüchternes, dümmliches kleines ding mit grossen wackel-augen im abstrakt gehaltenen sinnlosen raum. und sogar gleich 2 solche wesen sinds, die sich da blicke zuwerfen.
da frag ich mich: schaut mich die B. vielleicht genauso feindlich oder eben verwirrt und traurig an, wie ich sie?
trotzdem; tritt in den arsch, weg mit diesem blick von mir auf mich, egal in welche richtung!!!)
klammer zu.
g.
b.-b., wir schreiben grad gleichzeitig...

Re: die essstörung greifbar machen
#12hast recht: die richtige zu treffen ist schwer.
ich erwisch mich auch dauernd, kratzend, schlagend und verkrampfend.
kann mir aber vorstellen, dass man, wenn man auf diesen SVVanteil beim ktzn verzichten kann,
dass man dann ne form der geborgenheit, des rückzugs, regressiv-seins, gewohnheit und sich besonders fühlens finden sollte..
also ich meine, dass nicht die GESTEN, MOTIVE der B. einem das gefühl geben, besonders zu sein, sondern eben dieses moment der 2. welt, oder?
diese zusätzliche befindlichkeitsebene, heimlicher zufluchtort etc..
wenn man die neu gestaltet, so, dass sie wirkt, mit selbstausgesuchten inhalten???
so wie du vorhin geschrieben hast, dass dann was an die stelle muss, eine person, etc...
ich erwisch mich auch dauernd, kratzend, schlagend und verkrampfend.
kann mir aber vorstellen, dass man, wenn man auf diesen SVVanteil beim ktzn verzichten kann,
dass man dann ne form der geborgenheit, des rückzugs, regressiv-seins, gewohnheit und sich besonders fühlens finden sollte..
also ich meine, dass nicht die GESTEN, MOTIVE der B. einem das gefühl geben, besonders zu sein, sondern eben dieses moment der 2. welt, oder?
diese zusätzliche befindlichkeitsebene, heimlicher zufluchtort etc..
wenn man die neu gestaltet, so, dass sie wirkt, mit selbstausgesuchten inhalten???
so wie du vorhin geschrieben hast, dass dann was an die stelle muss, eine person, etc...
Zuletzt geändert von greta am Sa Jan 10, 2009 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
Re: die essstörung greifbar machen
#13Habs auch grad gesehen
! Hab nur noch Zeit auf deinen vorherigen Beitrag zu antworten:
Will auch meine Bulimie von mir malen, eine s.g. Idee.
Ja, ist ja so gesehen wirklich lächerlich sein Leben von so zwei seltsamen abstrakten Wesenchen zerstören zu lassen
!
So ich bin weg. Habe meiner B. den finalen Arschtritt für heute verpasst und wende mich nun dem wirklichen Leben zu (meinen Leuten und Wein
) dem selbstausgesuchten inhalt....

Will auch meine Bulimie von mir malen, eine s.g. Idee.
Ja, ist ja so gesehen wirklich lächerlich sein Leben von so zwei seltsamen abstrakten Wesenchen zerstören zu lassen

So ich bin weg. Habe meiner B. den finalen Arschtritt für heute verpasst und wende mich nun dem wirklichen Leben zu (meinen Leuten und Wein

Re: die essstörung greifbar machen
#14JUHUHUHUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU
hey, danke maria für diesen input!!!
ich mach mich auch mal weg hier, eigentlich sooo viel arbeit und filmschaulust!!!!!
lg euch!! g.
hey, danke maria für diesen input!!!
ich mach mich auch mal weg hier, eigentlich sooo viel arbeit und filmschaulust!!!!!
lg euch!! g.
Re: die essstörung greifbar machen
#15nu da bin ich wieder
eure reaktionen auf meine gedanken sind wirklich interessant, da man ja öfter mal andere denkanstösse gebrauchen kann, um nicht in seinen eigenen festzusitzen, oder?
Ich wollte nicht von zwei "Ichs" sprechen, im Gegenteil, ich wollte zeigen, das die bulimie nicht zum eigentlichen "Ich" gehört- wir geben ihr nur die macht, sich so tief in unser leben zu integrieren, das sie irgendwann zu uns gehört.
- man, manchmal komme ich mir echt schizophren vor
nur noch eins zu diesem thema:
meine bulimie ist eher eine alte niedliche, kleine frau. sie sieht sehr vertrauenserweckend aus, aber wenn ich sie verärgere, bekomme ich ihren stock zu spüren. und so habe ich mir auch einen angriffspunkt geschaffen: ich muß ihren stock brechen und schon kann sie mir nicht mehr weh tun.
hm, klingt einfach, is aber schwer zu realisieren.

eure reaktionen auf meine gedanken sind wirklich interessant, da man ja öfter mal andere denkanstösse gebrauchen kann, um nicht in seinen eigenen festzusitzen, oder?
Ich wollte nicht von zwei "Ichs" sprechen, im Gegenteil, ich wollte zeigen, das die bulimie nicht zum eigentlichen "Ich" gehört- wir geben ihr nur die macht, sich so tief in unser leben zu integrieren, das sie irgendwann zu uns gehört.
- man, manchmal komme ich mir echt schizophren vor

nur noch eins zu diesem thema:
meine bulimie ist eher eine alte niedliche, kleine frau. sie sieht sehr vertrauenserweckend aus, aber wenn ich sie verärgere, bekomme ich ihren stock zu spüren. und so habe ich mir auch einen angriffspunkt geschaffen: ich muß ihren stock brechen und schon kann sie mir nicht mehr weh tun.
hm, klingt einfach, is aber schwer zu realisieren.