erstmal, wie immer, Danke für Dein Antworten.
Ich finde das eine sehr schöne (zudem auch bemerkens- und bewundernswerte) Haltung. Ich würde dem nicht widersprechen, schon gar nicht so etwas wie 'abraten' wollen. (Davon abgesehen, das das auch kaum eine Aufgabe meinerseits an irgendwer wäre...!)Ich sehe das ein bisschen anders, ziehe da andere Schlüsse draus. Ja, ich versuche das, was die Bulimie mir beigebracht hat, anzunehmen und bin dafür auch sehr dankbar, ohne jedoch an der Krankheit hängen zu bleiben, die Krankheit mein Leben gestalten zu lassen. Ich ordne mich ihr nicht unter, ich nutze lediglich das, was sie mir beigebracht hat. Meinen Horizont zu erweitern, zu fühlen, mitfühlend zu sein, aber auch meine Grenzen zu erkennen und einzuhalten. Und Verantwortung an dem Punkt abzugeben, an dem ich sie nicht mehr tragen darf.
Ich finde das gut!
Ich habe nur bei mir feststellen müssen, dass ich es nicht kann. Ich war zu Zeiten des Medizinstudiums noch selbst krank, habe aber anderen geholfen. Das war für mich absurd. Und ich hatte den Eindruck - zumal ich eben in Richtung Psychosomatik gehen wollte - als hätte ich v.a. den Drang, mir selbst zu helfen. Als hätte ich mein Problem quasi 'auf die Patienten verlagert'. Alles drehte sich um Eßstörung, ob ich nun half, oder selbst darin noch sehr gefangen mich befunden hatte.
Es war tatsächlich hart, mir das einzugestehen. Ich wollte eine Art 'Gutmensch' werden. Ich hatte mir alles sozusagen so 'geregelt', dass ich zwar litt, mir dann aber immer wieder sagen konnte: Aber du hilfst anderen. Ich war wie ein Märtyrer.
Nachdem die Krankheit so viel von meinem Leben ausgefüllt hatte, wollte ich nicht einfach 'loslassen'. Ich konnte es mir nicht vorstellen, dieses Wissen nicht in einem größeren Umfang zu 'verwenden'. Es war mehr wie ein Zwang: Du bist nun krank, das hast du 'gesehen', also mußt du nun auch damit deine Wege gehen.
Ich hatte harte Zeiten in den ersten Wochen/ Monaten bei den neuen Studienfächern. Aber ehrlicher Weise war das das, was mich viel mehr interessierte, und mir mehr bedeutete (ganz egoistisch sozusagen) als alle 'medizinischen Maßnahmen', die ich dann als Ärztin später hätte ergreifen können.
Also vermutlich sind wir beide ganz anders an das gleiche Studium herangegangen.
Ich hatte sogar begonnen, mich so richtig in die Physiologie und Biochemie einzudenken. Aber: naturwissenschaftliches Arbeiten, das konnte ich nicht mit meinem Herz (oder so) verarbeiten oder und vereinen. Und den Patienten in der Psychosomatik wollte ich dann zuletzt nur noch in geringerem Maße, kleinerem Umfang, auf einer eher privaten, freizeitmäßigen Basis 'helfen'.
Gelernt habe ich - von der Krankheit -, dass ich immer recht wachsam bin: Auf einer privaten Ebene kann man mich jederzeit ansprechen. Man kann zu mir kommen mit Problemen usw. Ich bin für gewöhnlich da immer da, und auch sehr offen. Ich nehme mir Zeit, ich höre zu, und wenn ich kann, dann versuche ich auch in irgendeiner sinnhaften Weise zu helfen.
Ich wollte nie als Ärztin vor den Menschen stehen. Ich dachte: Ich bin nicht Ärztin, ich weiß auch nicht mehr (als meine Patienten). Ich war immer sehr persönlich und auch persönlich involviert mit/ bei meinen PatientInnen. Und das auf Dauer: Das hätte mir nichts geben können.
Ich kam mir so schutzlos und so wehrlos vor als 'angehende Ärztin'. Ich habe mit PatientInnen gelacht und geweint, aber ich war mehr eine von ihnen, als sozusagen 'die Profession' von/ auf der 'anderen Seite'.
Ich kann's einfach nicht. Ich kann mich als Person nicht vom Umgang mit anderen trennen. Nicht dann, wenn sie von Gefühlen, Ängsten, Sorgen, Nöten usw. sprechen.
Zusammengefasst: Ich bin keine Ärztin.
LG,
Anna
P.S.: Ich hoffe ich konnte es irgendwie verständlich 'rüberbringen'.