Re: Fragen

#16
Hi.

Ich mache mal hier an meinen dummen Fragen ein bißchen weiter:

Seid ihr eigentlich auch perfektionistisch veranlagt zuweilen?
Weil das habe ich gerade mal wieder als eines meiner größeren - zudem 'hausgemachten' - Probleme erkennen können. Und wann immer ich mir dann sage: Hey, es muß ja nicht perfekt sein! - weil mir das dann gerade mal wieder einfiel (zwischendurch vergesse ich es immer wieder) - bin ich total erleichtert, und das Leben ist doch schon um einiges besser und erfolgreicher geworden. (und anstatt zu scheitern, mich gleich komplett zurückzuziehen oder vor lauter Angst ne'n halben Herzinfakt zu bekommen, mache ich es dann eben einfach ohne Perfektionen bzw. der Vorstellung, dass etwas perfekt sein sollte)

Ist nur so ne Frage: Perfektionismus, ist das auch eines Eurer Probleme?

Anna

Re: Fragen

#17
Diesmal eine Antwort von mir

Ja in Dingen,die mir wichitg sind, bin ich sehr perfektionistisch. Bei vielem hab ich aber auch garkeine Kraft mehr es 100% richtig zu machen.

Ich beurteile leider auch viele Menschen innerlich. Also wie ihr auftreten ist, ihre Werte,ihren charakter.. Ein Freund muss für mich perfekt sein, beinahe ohne Fehler., Das ist natürlich unrealisierbar.. aber ich möchte es, weil ich auch versuche , die perfekte Freundin zu sein.

Aber dieser blöde perfektionismus macht alles noch viel schwerer =/

S.

Re: Fragen

#18
Bei mir ist es so, dass ich selbst von mir Perfektionismus verlange, an anderen aber gerade die kleinen Schwächen schätze und liebe. Paradox, wie so vieles in meinem Leben :roll: .
Ich denke oft, wenn ich nicht perfekt bin und alles leiste, dann bin ich nicht gut genug.
Weil ich andere idealisiere und dieser Illusion nacheifere. Das wiederum macht einsam, weil man nie entspannt und locker ist, und keiner Perfektionisten mag :( .

Re: Fragen

#19
Hi Ihr beiden.

Danke für's Antworten.
... aber ich möchte es, weil ich auch versuche , die perfekte Freundin zu sein.
Das ist so einer der ganz üblen Sprüche. Äh, nicht falsch verstehen!!!!!!!!! Was ich meine ist: Diesen Spruch kenne ich von mir selber, und das war einst meine blödeste Vorstellung überhaupt gewesen.
Mensch und perfekt scheint mir ein Widerspruch. Und wer ein perfekter Mensch sein will, kommt dem dann als Perfektionist wohl noch sehr viel weniger perfekt nahe, als alle anderen. (Klingt jetzt grad komisch. meint aber glaub: Perfektionismus macht ein stückweit 'unmenschlich'.)
Weil ich andere idealisiere und dieser Illusion nacheifere. Das wiederum macht einsam, weil man nie entspannt und locker ist, und keiner Perfektionisten mag :( .
Ohja, das kenne ich. Sowohl das Idealisieren andere, als auch das dann selber völlig verkrampft dazustehen. Im Ende ist keiner glücklich, weil meist das gegenüber auch gar nicht idealisiert werden will.
V.a.: Bei perfektionierten Ansprüchen geht bei mir dann eh meist alles in die Hose. Wenn ich sie gar nicht habe, bin ich meist quasi von alleine schon bedeutend perfektER (nicht perfekt, das nie, aber näher an 'gut', als anders).

LG,
Anna

Re: Fragen

#20
Hallo nochmal!

Will mal noch beschreiben, wie es zur Frage kam:

Ich schreibe so meinem Dozent, wie ich mir die Sache so vorstelle (Referat halten usw.), ob ich das dann auch so und dann machen kann. Zurück kommt: Sehr gut!
Es wirkte wie: Völlig unspezifisch, alles, was ich in der mail geschrieben hatte, war mit "Sehr gut!" beantwortet.

Und in dem Moment, da fragte ich mich dann: War es jetzt das, was ich hören wollte? Ist das, wie ich mich verhalten habe, und das, was man denkt, dass man bester Weise darauf antworten sollte? Wer bin ich, dass ich scheinbar das haben möchte?
Denn ich habe mich nicht etwa gefreut. Ich dachte eher: Oh, wow, ich habe schon bis in die Puppen genervt, und jetzt sagt man mir das, wovon mal wohl glaubt, dass es dann entgültig für alles reichen würde. Und bei mir reicht es für alles, wenn man sagt: Sehr gut!

Das sind sozusagen "böse Unterstellungen". Geht mir jetzt aber auch gar nicht darum, was irgendwer irgendwo wollte. (Manchmal denkt man auch einfach gar nichts beim antworten. Ist ja auch absolut verständlich.) Mir geht es nur darum, dass ich gemerkt habe: Sehr gut! will ich gar nicht hören.
Fast kam es bei mir an, wie die übelste Ironie, die ich so kenne. Bzw. anders: Okay, jetzt haben Sie echt viel geackert, also sollen Sie auch haben, wonach Sie sich sehnen: Sehr gut!

Mir schien es, als hätte ich aus mir selbst eine Pappschachtel gemacht.
Reiße ich mir echt den Allerwertesten auf, damit ich zu irgendwelchen - zudem völlig unpersönlichen - Dingen höre: Sehr gut! ? Ist das irgendein Sinn von irgendeinem Leben? Ist das irgendwie wert, sich schier 'aufzugeben'? Um ein unbestimmtes 'Sehr gut!' von irgendwo an irgendwohin zu bekommen?

Und es hat mich daran erinnert, wie oft ich doch in meinem Leben schon 'gefallen' wollte. Das 'Lieblingskind' sein wollen, sozusagen. Aber an sich auch immer, ohne es wirklich sein zu wollen.
In dem Moment, mit dieser Antwort war es wie: Okay, nun sind Sie das Lieblingskind; war es nun das, was Sie wollten? Falls ja: Voilà, kein Problem, das können Sie nahezu gratis bekommen.

Ich bin (auch, nicht nur, es kommt nicht nur daher, ist auch auf meinen völlig eigenen Mist gewachsen) dazu erzogen, 'keine Probleme' zu machen. Ich bin nie jemand, der andere in Schwierigkeiten bringt. Ich mache die Sache reibungslos (nach Außen reibungslos). Und ich habe mal gelernt, das würde glücklich machen.
Aber ich erlebe immer wieder Leute, die das völlig anders machen, und ich finde die weder inhaltlich schlechter, noch unsympathisch, noch irgendwas sozusagen 'verwerflich' an ihrem Verhalten. Im Gegenteil, ich denke: Cool, da kann es jemand, relativ easy, offen und beherzt zu leben.

Jednefalls, in diesem Falle: Bei allem, was ich tat: "Sehr gut!" war es nicht, was ich 'haben' wollte. Aber ich habe mich wohl so verhalten. (Und reiße mir dafür den A.... auf.)

Nun jedenfalls werde ich also genau das ändern.

LG,
Anna

Re: Fragen

#21
Ich studiere in 5 satt in 8 oder 9 Semestern, ich stelle eine Arbeit nach 3 statt nach 6 Monaten vor, ich belge 4 statt 2 Seminaren, aber: 'Sehr gut!' will ich nicht hören.
'Liblingskind' will ich auch nicht sein.

Das war mal anders, muß ich zugeben: Ich wollte durchaus mal 'Sehr gut!' hören. Ich wollte auch schonmal durchaus das 'Lieblingskind' sein. Spätestens jetzt hat es sich bei mir aber damit erledigt.
'Sehr gut' klingt in meinen Ohren einfach hohler, als alles andere, was ich jemals so hören sollte und wollte.

Für mich klingt das jetzt wie:
Ziel erreicht (wie auch immer fragwürdig, es gewesen), den Rest davon können wir streichen. Ich werde nun nicht den oder einen Weg des sozusagen 'sehr guten Lieblingskindes' gehen. Das ist zu hohl für mein komplettes Leben.
Aber vielleicht war das ja nötig, um überhaupt mal erst dann überhaupt irgendetwas anderes machen und denken zu können.

Ausnahmslos in allen letzten vier oder so Nächten hatte ich komische Träume. 'Lehrreiche' Träume; so würde ich das nennen. Alle haben mir gesagt, was ich falsch mache, sage, sehe, empfinde.
Überall war ich irgendwie so 'die kleine Maus', die sich nicht zur Wehr setzt, die die fießen Vorwürfe anderer gar nicht abwehren kann, weil sie sich halt einfach auch selbst so dahin gebracht hatte.
Wie wenn man mir Spiegel vorhält, was ich tatsächlich, zu meinem eigenen nicht Besten, falsch mache bzw. was ich zu einem Besseren versäume, unterlasse, einfach eben gerade nicht mache (obwohl ich's könnte).

Something is - I think for the good - changing.
LG,
glaub das war's für heute,
Anna
P.S.: Danke für's Lesen.