...zu früh gefreut...

Muss mich gleich im Vorfeld entschuldigen, dass das jetzt ein bisschen länger wird, aber irgendwo muss ich das jetzt ablassen...
War heute mit den drei zum Christkindlmarktgehen verabredet uns sollte sie in der Wohnung abholen. Dort angekommen hat mir Freundin dann eröffnet, dass Freund nicht mitkäme, weil's ihm so schlecht ginge, Freund hat aber widersprochen und hat zu seiner Frau recht aggressiv gesagt: "Nein, ich geh nicht mit, weil ich kein Bedürfnis habe dich heute noch zu sehen!" Die beiden haben sich dann so halb über mich hinweg und halb indem sie mir erklärt haben, wie böse der jeweils andere doch sei recht fest gestritten. Ich bin dabei die ganze Zeit in der Mitte gestanden und habe nix gesagt und dabei die ganze Zeit gehofft, dass alles schnell vorbei ist. Ich habe die ganze Zeit dabei nur ein riesiges Bedürfnis gehabt: Das Baby zu schnappen und wegzulaufen, weg von diesen beiden Irren, die sich Eltern nennen, weg von diesen psychischen Kämpfereien, irgendwohin, wo ich und mein kleiner Engel Frieden hätten und ich sie ganz fest drücken könnte um ihr die Liebe zu geben, die zwischen ihren Eltern fehlt. Nur leider hatte ich bis gestern ein bisschen Magen-Darm-Probleme und um jede Möglichkeit sie irgendwie anzustecken auszuschließen wollte ich sie nicht hochnehmen. Also abgesehen davon, dass ich eh nie mit ihr davongelaufen wäre, habe ich sie nicht mal hochnehmen können um sie ein wenig vor diesem Streit zu schützen. Irgendwann hat dann das Baby, die in der Laufschule im Wohnzimmer alleine war zu quengeln begonnen, worauf Freund gemeint hat "Super - und jetzt lasst
ihr auch noch die Kleine allein!" und ist zum Baby gegangen (ein Plural, das mich SEHR verletzt hat, auch wenn er es sicher nicht böse gemeint hat und bei Nachfrage wahrscheinlich auch nur Freundin gemeint hätte...)
Danach ist Freund dann ins Schlafzimmer und wir drei (Freundin, die Kleine und ich) waren im Wohnzimmer. Freundin hat dann begonnen das Baby für den Christkindlmarkt anzuziehen und hat irgendwie wieder begonnen mir zu erklären, wie böse ihr Mann doch sei (wobei sie das z.T. getan hat, indem sie es ihrer Tochter erklärt hat und ich ja "nur" daneben gesessen bin), ich hab ihr dann zum Hunderttausendsten mal erklärt, dass ich neutral sein will, dass ich jetzt nicht Partei ergreifen will - und auch nicht kann - und dass ich mir beide Seiten anhören will. Ich hab ihr auch erklärt, dass ich ihre Seite jetzt eigentlich ganz gut kenne und dass ich mir auch mal wieder die von Freund anhören möchte. Plötzlich (ich weiß jetzt nicht mehr, ob das direkt nach der Bemerkung von mir war, oder ob da noch was dazwischen war) hält sich Freundin die Hand vors Gesicht und ich sehe, dass sie voll angefangen hat zu heulen. Das war eines der ersten male, dass ich neben jemanden gestanden bin, der geweint hat und ich denjenigen NICHT streicheln und trösten wollte. Ich bin einfach nur daneben gestanden und hab mir gedacht "Hier sitzt jemand, dem's schlecht geht, der das aber ausleben kann und der auch professionelle Hilfe hat, da drüben im Schlafzimmer allein hinter verschlossener Tür sitzt jemand, dem's schlecht geht, der das aber nicht ausleben kann und der keine Hilfe hat, es wäre unfair jetzt ihr und nicht ihm zu helfen, aber ihre Reaktion verbietet mir genau das zu tun: ihm zu helfen" Nach ein paar Sekunden hab ich sie dann doch gestreichelt und sie hat mir dann gesagt: "Es ist nämlich so dass ich von den SMS weiß" Ich war etwas verwirrt, Freund und ich hatten früher sehr regen SMS-Kontakt und ich war per SMS auch schon öfter für ihn da, wenn er Hilfe gebraucht hat, aber davon wusste Freundin ja schon immer. Es war einfach so, dass ich mit Freundin viel persönlich geredet hab und mit Freund eben gesmst - und das jetzt auch schon 2 Monate nicht mehr... Sie hat mir dann erklärt, sie sei bei Freunds Handy "zufällig" (wer's glaubt...) auf eine SMS gestoßen, die ich ihm vor längerem geschrieben hätte und darin habe ich ihm geschrieben, dass er nicht schuld sei an den Streits. Ich hab ihr dann erklärt, dass ich finde, dass er genauso wenig schuld sei wie sie und dass zum "nicht Partei ergreifen" dazu gehört, dass ich auch nicht für sie - also für Freundin - Partei ergreife. Darauf meinte sie, sie wolle aber nicht, dass Freund mir irgendeine Verzerrte Sicht der Dinge erkläre und ich dann das falsche glaube. Ich hab dann gesagt, dass das Freundin wohl genauso macht wie Freund und dass es ja genau deshalb so wichtig ist sich beide Meinungen anzuhören. Ihre Antwort war, dass sie mir ja eh nie etwas verbieten wolle und ich ruhig mit Freund reden soll (ja haha, zum verbieten muss man auch nicht unbedingt sagen "du darfst nicht", dass geht ja auch auf eine viel tiefere psychisch angreifende Art...

)
Nach längerem Hin und Her (dabei haben wir dann auch beschlossen doch nicht am Christkindlmarkt zu gehen) bei dem ich mehr oder weniger erfolgreich versucht habe meine aufsteigenden Tränen zu bekämpfen (feucht waren meine Augen zwar, aber ich glaube Freundin hat's nicht gemerkt...) bin ich dann wirklich zu Freund in's Zimmer und hab ihn gefragt, wie's ihm geht. Er darauf leicht ironisch: "Gut?" Ich hab ihn dann schräg angeschaut und ihm erklärt, dass es mir wichtig ist, dass er weiß, dass er jederzeit mit mir telefonieren smsen oder emailen kann und dass ich nach wie vor versuche neutral zu bleiben. Mir sind dabei blöderweise die Tränen wieder in die Augen geschossen, Freund hat's sicher bemerkt aber nicht angesprochen. Ich glaube nur, dass Freundin ihre Tränen manchmal als Erpressungsversuch verwendet und dass meine Tränen hier daher leider eher Ablehnung in ihm hervorgerufen haben. Auf jeden Fall het er gemeint, dass SMS nicht geht, wenn Freundin dann die SMS liest und "irgendwas hineininterpretiert" bzw. eifersüchtig auf mich ist und dass er mir das nicht zumuten kann, dass er Hilfe von mir verlangt, weil ich eh soviel zu tun hätte auch wenn er weiß, dass ich sie ihm geben würde. Mit seiner Frau könne es nach dem Abstillen,... nur besser werden und wenn nicht wäre das nicht die erste Scheidung in Wien, auch wenn seine Frau ihm sehr viel wert sei. Und, naja, dass ich's nicht so persönlich nehmen soll hat er auch noch gemeint. (Witzkerl!

) Ich bin dann wieder raus zu Freundin (nicht ohne Freund nochmal zu bitten, er solle sich doch melden, wenn es ihm schlecht geht) und sie wollte wissen, ob ich denn jetzt mit Freund gesprochen hab und - denn das habe sie sich jetzt überlegt - was ich denn über ihren Standpunkt weiß. Ich habe sie gebeten nicht mehr über das Thema zu reden, weil ich mir nicht sicher sei, ob ich das jetzt packen würde und als sie "Warum?" fragte hab ich ihr erklärt, dass ich jetzt zwischen 2 Sesseln säße, die heute mal wieder ein wenig weiter auseinander gerutscht sind und wenn ich jetzt Freundin gegenüber zusammenfassen müsste, was sie denn alles schon Schlechtes über Freund gesagt habe, dann würde der Spalt zwischen den Sesseln noch größer werden. Das hat sie dann Gott sei Dank verstanden und wir haben die restliche Zeit nicht mehr so intensiv über das Thema "Freund gegen Freundin" geredet. Wenn Freundin zwischendurch mit der Kleinen raus gegangen ist und ich - z.T. auch für ein paar Min. - alleine im Wohnzimmer war, konnte ich meiner Verzweiflung (z.T. auch mit Tränen) freien Lauf lassen, wenn sie im Zimmer waren, hab ich mich aber zusammengerissen.
Ich hab dann doch noch (trotz Magen-Darm-Prob) noch ein bisschen mit der Kleinen gespielt und mich dann relativ früh nach 2 Stunden verabschiedet. An der Straßenbahnhaltestelle hab ich dann ihr Weihnachtsgeschenk aufgemacht (einen Bilderrahmen mit lauter Bildern von der Kleinen), das hat mich dann erst recht zum Weinen gebracht...
... und dann wundern sich die Eltern, wenn die Kleine sich nicht abstillen lässt und in der Nacht nicht alleine schlafen will. Mich wundert's nicht! Auch Babies haben eine Psyche und bei den Eltern schlafen und gestillt werden vermittelt eben Sicherheit und Geborgenheit! Ich weiß doch genau, wie sie sich später fühlen wird, wenn sich die Eltern die ganze Zeit streiten, bis die Mutter heult!

Ich würd sie sooooooo gerne davor beschützen, aber ich kann es nicht! Und das tut mir wahnsinnig weh, denn ich liebe sie wie mein eigenes Kind!
So, ihr müsst mir absolut nicht zurückschreiben, ich hab das jetzt nur als Ventil gebraucht, aber wenn ihr ein Kommentar dazu schreiben wollt, freu ich mich natürlich.

Aber bevor ihr Dinge schreibt, wie ich sollte mich aus der Situation zurückziehen, weil sie zu heavy für mich ist: Ja, ich bin mir dessen bewusst, dass mir das eine Nummer zu groß ist aber ich weiß auch, wie sehr ich die Kleine liebe und ich KANN sie einfach nicht alleine mit diesen zwei Streithanseln lassen, das sind wir (die Erwachsenen) den Kindern schuldig.
Danke für's durchlesen und die Länge des Textes durchhalten!
vorweihnachtliche Grüße,
Hörnchen