Hi Ihrs!
Der Mensch ist die Gesellschaft und die Gesellschaft ist der Mensch. Von daher kann man schon sagen, dass die ES - zwar nicht direkt ein Geschellschaftsphänomen ist, aber - ein Ausdruck eines Geschellschaftsphänomens ist. Aber nicht im widerspiegelenden Sinn, sondern in einem aus eigenen Vorstellungen (und auch aus eigenen Ängsten (Ursachen bleiben mal dahingestellt)) aus sich heraus auf sich projezierenden Sinn.
Das klingt jetzt fürchterlich kompliziert, erklärt sich aber schnell mit dem Satz, dass der Mensch eben Teil der Geschellschaft ist (somit Gesellschaft) und nicht versucht in eine Gesellschaft zu passen (in unserem Fall, sich für eine Gesellschaft zurechtzuhungern).
Man hungert innerhalb einer Geschellschaft herum, frisst sich innerhalb einer Gesellschaft das Loch des Kummers, seiner Sorgen, seiner Unzufriedenheit, etc. voll...
manchmal begleitet und unterstützt von biologisch erklärbaren Krankheiten... manchmal durch reine psychische Störungen (aber, wie gesagt, das bleibt mal dahingestellt, sonst wird der Beitrag echt lang

).
Und nun gibt es verschiedene Gesellschaftsschichten und Nischen... und jeder von uns bewegt sich in einer oder mehreren... danach richtet sich dann auch unsere Betrachtungsweise, unser Treiben, unser Streben... innerhalb dieser Nischen.
Kurz: jeder hält etwas anderes für erstrebenswert und versucht dementsprechend zu leben.
Für heterosexuelle Männer mag das sein: bloß kein Bierbauch - dann ist alles OK.
Zunehmend wird es zu: Ohne Six-pack gehör ich nicht zu den Schönen und Erfolgreichen.
Für homosexuelle Männer (vor allem aber jugendliche und junge Erwachsene) ist der Druck eine gute Figur zu haben schon deutlich höher. Hier geht es oft nicht mehr darum nur nicht dick zu sein, sondern eben den perfekten Körper zu haben.
Weil in diesem Kreis die Anerkennung dafür höher ist. Und umgekehrt die Ablehnung auch.
(Gleich ist es hier mit heterosexuellen Jugendlichen. Wobei die Burschen anspruchsvoller sind was die Figur ihrer Partnerinnen angeht, als die Mädchen. D.h. Mädchen erfahren für tolle Körper mehr Anerkennung als Burschen und daher wirkt der Arbeitseinsatz - für die perfekte Figur - erstrebenswerter, als für Jungs.
Im höheren Alter verliert sich das ein wenig. D.h. es verändert sich dann auch entweder der Stellenwert der ES oder das Kompensations-Ziel der ES.
Also zur besseren Verständlichkeit, da ich merke, ich schreibe gerade einen Text, den ich übermorgen wahrscheinlich selbst nicht mehr verstehe

:
Jüngere Frauen räumen der Figur einen weitaus größeren Stellenwert ein, als reifere Frauen. Gründe dafür viele und an dieser Stelle mal weggelassen.)
So... und das Ganze ist dann auch nur ein kleiner Teil, der erklärt, warum Frauen (und hier muss man wirklich sagen: einer bestimmten Altersgruppe) öfter eine ES aufweisen, als (heterosexuelle) Männer.
Für jugendliche Männer ist es tatsächlich oft ein anderes Verhaltensmuster, das man sich anerzieht: Alkohol.
Immerhin gibts hierfür auch Anerkennung von den Freunden. Weichei ist der, der nichts trinkt.
D.h. Alkohol wird erst gebraucht... und führt später - als Kompensation und Unterdrückung von Problemen - zum m*ssbr**ch.
Wie bei Mädchen die Diät...
Dann kommt zu alledem (wie einige hier schon geschrieben haben), dass die ES noch immer nicht so tabulos ist, wie man meinen könnte oder sollte. Und dieses Tabu wächst proportional zum Alter der Betroffenen.
Für jugendliche Mädchen stellt es kaum mehr ein Tabu da, eine ES zu haben und das auch an die Öffentlichkeit zu tragen. Jugendliche Burschen sehen das schon noch anders.
Immerhin gilt ES (Vorurteil oder Wahrheit? Darum gehts ja in diesem Thread) als Frauenkrankheit.
Und noch schwieriger wird es für ältere Frauen, für Mütter. Und fast unmöglich aus der Isolation des Schweigens auszubrechen ist es für Männer... für Familienväter.
Der Mann sieht sich oft noch in der Rolle des starken Geschlechts, in der Rolle des Verantwortlichen, des Beschützers der Familie.
Und der hat plötzlich eine Frauenkrankheit??? Ist ja lachhaft.
Wird das von der Mehrheit der Gesellschaft überhaupt akzeptiert? Wird es ernstgenommen?
Es werden schon viele Frauen nicht ernstgenommen, wenn sie mit 35 und Übergewicht zu einem bornierten/unwissenden Arzt gehen und sagen, sie haben Bulimie.
Könnt ihr euch einen 35 jährigen Mann vorstellen, wie er mit 5 weiblichen Teenagern in einer Gruppentherapie sitzt? Als Klient oder Patient... nicht als Therapeut!
Ich kann es mir schwer vorstellen und der betroffene Mann wahrscheinlich überhaupt nicht.
Also warum sollte er den Mund aufmachen und sich zu einer Sache bekennen und Hilfe suchen, wenn er (in seiner Vorstellung) eh nur Spott dafür erntet.
Nun, es gibt viele essgestörte Männer und für sie viele, viele Gründe, in keiner Statistik aufscheinen zu wollen.
Auch von daher ist Alkohol die Sucht, die für Männer weniger als Tabu gilt... mehr Lösung verspricht... zumindest in den Anfängen im Ansatz, denn irgendwann verselbständigt sich die Sucht ja... entzieht sich jeglicher Kontrolle.
Und Essen als Suchtmittel selbst... na ja, das ist wieder ein ganz eigenes Thema.
Dafür fehlt mir an dieser Stelle die Zeit. (Höre ich da etwa Erleichterungs-Seufzer????)
Liebe Grüße!