Vorerst einmal vielen Dank für die vielen Antworten, die ihr mir geschrieben habt.
Ich hab heute mit dem Lehrer telefoniert, weil meine Tochter es sich gewunschen hat. Ihre Psyochologin hat ihr dazu auch geraten, damit der Lehrer niemanden etwas davon erzählt. Da sagt doch plötzlich der Lehrer, meine Tochter müsse sich von der Vorstellung lösen, dass das niemand wissen darf. Er sehe das als Teil des Heilungsprozesses, wenn es ein jeder weiß. Hallo???? Ich dachte, ich spinne. Der Lehrer hat übrigens nicht Psychologie studiert. Von Psychologie weiß er wahrscheinlich so viel, wie ein jeder Lehrer gerade wissen muss um diesen Beruf auszuüben. Außerdem meinte er, dass die Krankheit, wenn sie schon über 1 Jahr lang andauert - eine LANGE Zeit ist. Ich lese hier in den Foren, dass sich das auch über 10 Jahre ziehen kann. Also ich denke, er hat keine Ahnung.
Jedenfalls konnte ich ihm dann trotzdem dazu bringen mit zuzusichern, dass er es nicht weiter erzählen wird. Ich hoffe, er hält sich daran. Er meinte, ich solle die Psychologin fragen, ob meine Tochter öffentlich zu diesem Problem stehen soll?
Was meint ihr denn? Könntet ihr euch das vorstellen, dass plötzlich ein jeder weiß, dass man Bulimie hat? Wäre das wirklich ein Teil des Heilungsprozesses oder würde das ganz genau das Gegenteil bewirken?
Wenn ich mich in die Lage meiner Tochter versetze und ich wüsste, dass es die ganze Schule weiß, dann könnte ich dort sicher nicht mehr hingehen.
Vielen lieben Dank schon einmal für Eure Nachrichten.
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#17Ein jeder muss es sicher nicht wissen... aber es wissen bei mir shcon einige Leute und ich betrachte das definitiv als einen Teil des Heilungsprozesses. Sich aus der Heimlichkeit begeben, merken, dass man nicht der einzige ist, der so was abartiges tut und mit anderen reden. Vielleicht auch über denen stehen, die negative Reaktionen zeigen udn daran wachsen.
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#18Ganz sicher muss es nicht ein jeder wissen.
Aber Bulimie ist ja schon mal eine heimliche Sucht (im Gegensatz z. B. zu Alkoholismus, den man öffentlich ausleben "darf"). Der oder die Betroffene haben sich weitestgehend bereits in ein Schneckenhaus verkrochen. Es ist niemand da, mit dem man kommunizieren kann. Sich über Sorgen, Ängste austauschen oder auch sich Mut machen, sich anspornen kann auf dem Weg raus aus der Krankheit. Oder einfach nur jemanden zu haben, der einem zuhört, der einen versteht (und sei mir nicht böse, liebe Einsam, Eltern sind da nicht immer die beste aller Lösungen als Ansprechpartner).
Ich finde, dass es leichter ist, wenn ein oder zwei Personen des täglichen Umfelds ins Vertrauen gezogen sind. Diese Personen können und sollen nicht helfen, das kann nur der/die Betroffen sich selbst. Aber diese Person(en) können begleiten. Sie können unterstützen. Es ist jemand da, der aus der "Heimlichkeit" der Sucht herauslöst.
Hast Du Deiner Tochter schon mal dieses Forum gezeigt, Einsam ? Es ist auch eine Möglichkeit, sich über ganz private Dinge auszutauschen, ohne dabei jedoch seine Anonymität ganz aufgeben zu müssen. Es ist eine Art der Kommunikation, die auch weit über das elterliche Gespräch oder Vertrauen hinausgehen kann. Weil wir bleiben Angehörige, Einsam. Und mir sagte meine Lebenspartnerin damals: Ralf, Du kannst es nicht fühlen, wie ich manchmal denke, weil Du nicht weisst, wie es sich anfühlen kann. Und damit hatte sie Recht.
lG
Caruso
Aber Bulimie ist ja schon mal eine heimliche Sucht (im Gegensatz z. B. zu Alkoholismus, den man öffentlich ausleben "darf"). Der oder die Betroffene haben sich weitestgehend bereits in ein Schneckenhaus verkrochen. Es ist niemand da, mit dem man kommunizieren kann. Sich über Sorgen, Ängste austauschen oder auch sich Mut machen, sich anspornen kann auf dem Weg raus aus der Krankheit. Oder einfach nur jemanden zu haben, der einem zuhört, der einen versteht (und sei mir nicht böse, liebe Einsam, Eltern sind da nicht immer die beste aller Lösungen als Ansprechpartner).
Ich finde, dass es leichter ist, wenn ein oder zwei Personen des täglichen Umfelds ins Vertrauen gezogen sind. Diese Personen können und sollen nicht helfen, das kann nur der/die Betroffen sich selbst. Aber diese Person(en) können begleiten. Sie können unterstützen. Es ist jemand da, der aus der "Heimlichkeit" der Sucht herauslöst.
Hast Du Deiner Tochter schon mal dieses Forum gezeigt, Einsam ? Es ist auch eine Möglichkeit, sich über ganz private Dinge auszutauschen, ohne dabei jedoch seine Anonymität ganz aufgeben zu müssen. Es ist eine Art der Kommunikation, die auch weit über das elterliche Gespräch oder Vertrauen hinausgehen kann. Weil wir bleiben Angehörige, Einsam. Und mir sagte meine Lebenspartnerin damals: Ralf, Du kannst es nicht fühlen, wie ich manchmal denke, weil Du nicht weisst, wie es sich anfühlen kann. Und damit hatte sie Recht.
lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#19Hallo allerseits...
An diesem Punkt würde ich auch ganz gern etwas dazu sagen, weil auch für mich als seit vielen JAhren Betroffene die Frage des Vertrauens in "Eingeweihte" immmer eine große und empfindliche Rolle gespielt hat/ spielt (und damit meine ich nicht nur eingeweiht in die Krankheit, sondern in das Seelenleben und das Befinden als Ganzes, was doch die meisten hier(?) eher unter Verschluss halten und die Fassade wahren).
Wenn man es schafft, gerade als Essgestörter, jemanden (und sei es die eigene Familie) so weit Einblick in sein Inneres zu gestatten, dann zeugt das von wahnsinnig viel Vertrauen, nicht nur, weil man sowieso dazu neigt, alles allein "in sich hinein zu fressen", sondern eben auch, weil diese Thematik immer noch sehr sensibel und schambestzt ist. Dementsprechend wichtig ist es zumindest mir die GEwissheit (und ich denke, ich kann für andere Bulimiker mitsprechen), daß meine Vertrauenspersonen nur dann mit anderen über MEINE Krankheit sprechen, wenn ICH das weiß und dem vorher zugestimmt habe, zumal wenn es um Personen des eigenen Umfeldes geht.
Vertrauensbrüche dieser Art unter anderem haben dazu geführt, daß ich mich von meiner Mutter frühzeitig sehr abgekapselt und distanziert habe, sowie noch während unseres Zusammenlebens immer erfolgreicher den Versuch unternahm, sie aus allem herauszuhalten, was mich, mein Leben und meine Gefühle betraf. Einem Fremden auf der Straße hätte ich mehr erzählt. Ich bin jetzt 26 und das Verhältnis ist immer noch sehr distanziert und wird es wohl auch bleiben.
Ich habe scon auch verstanden, daß die Bemerkung bei dem Lehrer ein Versehen war und daß es Euch leid tut - okay, niemand ist ganz fehlerfrei und ich möchte Dich hiermit nicht anklagen, nur nochmal bewußt machen, was so ein Ausrutscher gerade für einen essgestörten Jugendlichen eigentlich bedeutet.
Vielmehr als Dich/Euch einen Vorwurf aus der Sache zu machen, möchte ich allerdings die Reaktion des Lehres in Frage stellen; ich würde ihn zwar nicht als blöd bezeichnen (lieber solche, die sich Sorgen machen als solche, die die Augen verschließen), ich finde aber, ein Urteil darüber zu fällen, wie das Mädel in der Öffentlichkeit damit umgehen sollte und mit seiner Ansprache an sie direkt den Anfang zu machen, ÄUSSERST anmaßend!!
Sicher brauchen wir Hilfe und manchmal einen Anstoß; die Entscheidung, mit wem wir über unsere Krankheit sprechen und wie wir damit umgehen, obliegt uns aber immer noch selber!!
Es mag ja sein, daß es an einem bestimmten Punkt förderlicher ist, offen darüber zu sprechen, als die Bulimie zu verheimlichen - wann in diesem Prozess únd Kampf mit sich selber jedoch der Punkt gekommen ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Schließlich legt man mit dem Eingeständnis, krank zu sein und im besten FAll eine Therapie zu besuchen nicht seine Mündigkeit ab! Und wenn es jemanden gibt, der ein Recht hat, diesbezüglich eine Empfehlung auszusprechen, dann sind es die Menschen, denen man gestattet hat, Einblick zu haben und mit Hilfe derer man an sich arbeitet.
So, das musste ich jetzt dringend mal loswerden!
Familie, Freunde, auch Lehrer, sollten unterstützen und bekräftigen, bei dem was man tut und je nach dem, in welcher Phase man sich befindet, und nicht besser wissen wollen, was das Richtige und Gute für einen ist. Das kann nur jeder selber wissen, so wie auch jeder selber entscheiden sollte. Und Entscheidungen dieser Art überläßt man schließlich nicht mal seinem Therapeuten.
Letztlich ist das Behalten der Kontrolle, das Halten des "Zepters in der Hand" besonders für Menschen mit diesen Problemen ein sehr wichtíges Thema, oder?!
An diesem Punkt würde ich auch ganz gern etwas dazu sagen, weil auch für mich als seit vielen JAhren Betroffene die Frage des Vertrauens in "Eingeweihte" immmer eine große und empfindliche Rolle gespielt hat/ spielt (und damit meine ich nicht nur eingeweiht in die Krankheit, sondern in das Seelenleben und das Befinden als Ganzes, was doch die meisten hier(?) eher unter Verschluss halten und die Fassade wahren).
Wenn man es schafft, gerade als Essgestörter, jemanden (und sei es die eigene Familie) so weit Einblick in sein Inneres zu gestatten, dann zeugt das von wahnsinnig viel Vertrauen, nicht nur, weil man sowieso dazu neigt, alles allein "in sich hinein zu fressen", sondern eben auch, weil diese Thematik immer noch sehr sensibel und schambestzt ist. Dementsprechend wichtig ist es zumindest mir die GEwissheit (und ich denke, ich kann für andere Bulimiker mitsprechen), daß meine Vertrauenspersonen nur dann mit anderen über MEINE Krankheit sprechen, wenn ICH das weiß und dem vorher zugestimmt habe, zumal wenn es um Personen des eigenen Umfeldes geht.
Vertrauensbrüche dieser Art unter anderem haben dazu geführt, daß ich mich von meiner Mutter frühzeitig sehr abgekapselt und distanziert habe, sowie noch während unseres Zusammenlebens immer erfolgreicher den Versuch unternahm, sie aus allem herauszuhalten, was mich, mein Leben und meine Gefühle betraf. Einem Fremden auf der Straße hätte ich mehr erzählt. Ich bin jetzt 26 und das Verhältnis ist immer noch sehr distanziert und wird es wohl auch bleiben.
Ich habe scon auch verstanden, daß die Bemerkung bei dem Lehrer ein Versehen war und daß es Euch leid tut - okay, niemand ist ganz fehlerfrei und ich möchte Dich hiermit nicht anklagen, nur nochmal bewußt machen, was so ein Ausrutscher gerade für einen essgestörten Jugendlichen eigentlich bedeutet.
Vielmehr als Dich/Euch einen Vorwurf aus der Sache zu machen, möchte ich allerdings die Reaktion des Lehres in Frage stellen; ich würde ihn zwar nicht als blöd bezeichnen (lieber solche, die sich Sorgen machen als solche, die die Augen verschließen), ich finde aber, ein Urteil darüber zu fällen, wie das Mädel in der Öffentlichkeit damit umgehen sollte und mit seiner Ansprache an sie direkt den Anfang zu machen, ÄUSSERST anmaßend!!
Sicher brauchen wir Hilfe und manchmal einen Anstoß; die Entscheidung, mit wem wir über unsere Krankheit sprechen und wie wir damit umgehen, obliegt uns aber immer noch selber!!
Es mag ja sein, daß es an einem bestimmten Punkt förderlicher ist, offen darüber zu sprechen, als die Bulimie zu verheimlichen - wann in diesem Prozess únd Kampf mit sich selber jedoch der Punkt gekommen ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Schließlich legt man mit dem Eingeständnis, krank zu sein und im besten FAll eine Therapie zu besuchen nicht seine Mündigkeit ab! Und wenn es jemanden gibt, der ein Recht hat, diesbezüglich eine Empfehlung auszusprechen, dann sind es die Menschen, denen man gestattet hat, Einblick zu haben und mit Hilfe derer man an sich arbeitet.
So, das musste ich jetzt dringend mal loswerden!
Familie, Freunde, auch Lehrer, sollten unterstützen und bekräftigen, bei dem was man tut und je nach dem, in welcher Phase man sich befindet, und nicht besser wissen wollen, was das Richtige und Gute für einen ist. Das kann nur jeder selber wissen, so wie auch jeder selber entscheiden sollte. Und Entscheidungen dieser Art überläßt man schließlich nicht mal seinem Therapeuten.
Letztlich ist das Behalten der Kontrolle, das Halten des "Zepters in der Hand" besonders für Menschen mit diesen Problemen ein sehr wichtíges Thema, oder?!
"Nie wieder. Jedenfalls nicht gleich."
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#20einsam, kann es sein, dass du die Bulimie als etwas siehst, das man verheimlichen muss? Wovon niemand wissen darf, weil es peinlich und nicht gesellschaftskonform ist? Hast du Sorge, dass deine Tochter zum Gespött der ganzen Schule wird und ihre Ausbildung nicht machen wird können?
Wie schon gesagt, ES sind zwar Krankheiten / Süchte, die heimlich ausgelebt werden, aber deren Anzeichen und Folgen man früher oder später deutlich sehen kann. Betroffene leiden unter der Isolation und Heimlichkeit, auch wenn sie sie selbst oft wählen - weil sie sich sehr schämen, solche vermeintlichen Versagerinnen zu sein. Auch wenn der Lehrer kein Psychologe ist, er ist Pädagoge und Mensch. Er hat nicht unrecht, mit dem was er sagt und er kümmert sich um deine Tochter. 1 Jahr ist immer in Relation zum Alter zu sehen. 1 Jahr ist keine Zeit, wo man sagen kann, dass deine Tochter ein bisschen mit dem Essen rumspinnt. Es ist eine Zeit, die man ernst nehmen muss. Und mir wäre lieber, der Lehrer meiner Tochter weiß um ihr Problem und kann gegebenenfalls richtig handeln als alle ignorieren sie. Was ist für dich das eigentlich schlimme an dieser Sache? Hast du das Gefühl als Mutter versagt zu haben? Schämst du dich für deine Tochter? Worum geht es wirklich?
Und: wie alt ist deine Tochter und wie sehr beeinflusst die ES euer tägliches Leben?
jedenfalls finde ich es aber sehr legitim und wichtig dem Lehrer zu sagen, dass er die Privatsphäre deiner Tochter jedenfalls zu wahren hat und nicht für sie handeln soll. Es reicht, wenn er es weiß. Aber er sollte sich daran halten, was deine Tochter möchte - nämlich nicht darüber reden.
Wie schon gesagt, ES sind zwar Krankheiten / Süchte, die heimlich ausgelebt werden, aber deren Anzeichen und Folgen man früher oder später deutlich sehen kann. Betroffene leiden unter der Isolation und Heimlichkeit, auch wenn sie sie selbst oft wählen - weil sie sich sehr schämen, solche vermeintlichen Versagerinnen zu sein. Auch wenn der Lehrer kein Psychologe ist, er ist Pädagoge und Mensch. Er hat nicht unrecht, mit dem was er sagt und er kümmert sich um deine Tochter. 1 Jahr ist immer in Relation zum Alter zu sehen. 1 Jahr ist keine Zeit, wo man sagen kann, dass deine Tochter ein bisschen mit dem Essen rumspinnt. Es ist eine Zeit, die man ernst nehmen muss. Und mir wäre lieber, der Lehrer meiner Tochter weiß um ihr Problem und kann gegebenenfalls richtig handeln als alle ignorieren sie. Was ist für dich das eigentlich schlimme an dieser Sache? Hast du das Gefühl als Mutter versagt zu haben? Schämst du dich für deine Tochter? Worum geht es wirklich?
Und: wie alt ist deine Tochter und wie sehr beeinflusst die ES euer tägliches Leben?
jedenfalls finde ich es aber sehr legitim und wichtig dem Lehrer zu sagen, dass er die Privatsphäre deiner Tochter jedenfalls zu wahren hat und nicht für sie handeln soll. Es reicht, wenn er es weiß. Aber er sollte sich daran halten, was deine Tochter möchte - nämlich nicht darüber reden.
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#21Ich sehe die Sache genauso. Es sollte meiner Tochter überlassen bleiben, WEM sie davon erzählen möchte und nicht als "Vorzeigemodell" an der Schule sein. Auch die Psychologin, mit der ich soeben gesprochen habe, meinte, das könne sogar ein Trauma auslösen.
Ja, ich glaube diese Seite kennt meine Tochter. Sie war auch schon einmal in einem solchen Forum angemeldet, aber es war ein Forum aus Deutschland soviel ich mich erinnern kann. Ich habe ihr auch schon oft angeraten in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, aber das möchte sie scheinbar nicht, weil nie den Versuch unternommen.
Ob sie sich derzeit in solchen Foren "bewegt" das glaube ich fast nicht. Ich sehe sie täglich nur mit ihren Freunden chatten und da der PC im Wohnzimmer steht würde mir das auffallen, wenn eine andere Seite aufgerufen ist. Aber sie würde es mir auch sicher erzählen, wenn ich sie frage.
Ich weiß, dass Eltern nicht unbedingt die Personen sind, mit denen Kinder sprechen möchten. Das ist ganz klar und logisch. Ich werde für meine Tochter da sein, wenn sie sich mir anvertrauen möchte und was sie lieber mit anderen bespricht, das ist auch ganz ok. Sie hat sicher weniger Heimlichkeiten vor MIR, als ich seinerzeit vor meiner Mutter hatte. Manchmal ist sie mir sogar zu viel zu offen. Sie meinte unlängst - komisch - keiner meiner Freunde ist zu seinen Eltern so offen, wie ich es bin. Die erzählen das alle zu Hause nie im Leben, was ich Euch erzähle.
Ja, ich glaube diese Seite kennt meine Tochter. Sie war auch schon einmal in einem solchen Forum angemeldet, aber es war ein Forum aus Deutschland soviel ich mich erinnern kann. Ich habe ihr auch schon oft angeraten in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, aber das möchte sie scheinbar nicht, weil nie den Versuch unternommen.
Ob sie sich derzeit in solchen Foren "bewegt" das glaube ich fast nicht. Ich sehe sie täglich nur mit ihren Freunden chatten und da der PC im Wohnzimmer steht würde mir das auffallen, wenn eine andere Seite aufgerufen ist. Aber sie würde es mir auch sicher erzählen, wenn ich sie frage.
Ich weiß, dass Eltern nicht unbedingt die Personen sind, mit denen Kinder sprechen möchten. Das ist ganz klar und logisch. Ich werde für meine Tochter da sein, wenn sie sich mir anvertrauen möchte und was sie lieber mit anderen bespricht, das ist auch ganz ok. Sie hat sicher weniger Heimlichkeiten vor MIR, als ich seinerzeit vor meiner Mutter hatte. Manchmal ist sie mir sogar zu viel zu offen. Sie meinte unlängst - komisch - keiner meiner Freunde ist zu seinen Eltern so offen, wie ich es bin. Die erzählen das alle zu Hause nie im Leben, was ich Euch erzähle.
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#22Das wollte ich auch nicht in Zweifel ziehen, liebe Einsam. Es scheint hier ein sehr guter elterlicher Kontakt zu bestehen und das ist wunderbar so. Alleine Deine Anmeldung hier im Forum zeigt ja schon, dass Du Dich mit dem Thema sehr ausführlich beschäftigst, aber auch mal Ratschläge anderer benötigst, weil man kann nicht alles wissen.Sie meinte unlängst - komisch - keiner meiner Freunde ist zu seinen Eltern so offen, wie ich es bin. Die erzählen das alle zu Hause nie im Leben, was ich Euch erzähle.
Was ich meinte mit der Vertrauensperson ausserhalb des elterlichen Zirkels ist, dass man als Kind erstens die Angst hat, seinen Eltern weh zu tun, mit bestimmten Aussagen, oder aber einen "Aktionismus" in Bewegung setzt, den man so gar nicht haben wollte. Eltern können selten einfach nur zuhören oder das Kind einfach mal nur in den Arm nehmen. Eltern wissen immer etwas. Sie sind ja da, um Ratschläge oder Hilfe anzubieten und dabei ist das manchmal gar nicht so gewollt. Verstehst Du, was ich meine ? Manchmal werden Dinge nicht gesagt, weil man jemanden schützen will. Oder weil man befürchtet, in einen Aktionismus zu geraten, der gar nicht angberacht ist.
Deswegen finde ich eine oder zwei Personen ausserhalb des häuslichen Umfeldes nicht ungeschickt. Weil hier der "Beschützerinstinkt" nicht geweckt wird.
lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#23Hallo einsam
Seid froh, dass ihr eine so offene Tochter habt. Unternehmt als Eltern alles, damit dies so bleibt, indem ihr auch offen mit ihr über alles redet, was sie betreffen könnte. Dies ist ein riesiger Vertrauensbeweis eurer Tochter euch gegenüber.
Ich schreibe dir nicht als Betroffener, aber als Familienvater. Und auch wir haben einen Sohn, der in der Schule über Jahre gemobbt wurde. Viele Gespräche mit Lehrern, Schulleitung, Kinderpsychologen fruchteten nichts. Eine gewisse Besserung trat ein, als ich mich selbst mal vor die Klasse stellte und sie unmissverständlich darum bat, damit aufzuhören.
Ich erachtete dies als meine Pflicht, weil die Noten mit der Zeit rapid schlechter wurden.
Als unser Sohn dann in die Oberstufe kam, wurden die Klassen neu zusammengesetzt. Von den Mitschülern, die ihn immer wieder plagten, wurde nur einer wieder in die gleiche Klasse eingeteilt. Ich habe dann beim ersten Elternabend (IN ABSPRACHE MIT UNSEREM SOHN!) dem Lehrer mitgeteilt, dass er ein Auge auf ihn halten sollte, weil ich absolut verhindern wollte, dass dieses Mobbing von neuem anfängt. Der Lehrer hat ebenfalls Diskretion zugesichert und sich bis heute daran gehalten. Durch die Tatsache jedoch, dass unser Sohn von meiner Aktion wusste, konnte es gar nicht zu einer Situation kommen, wie sie dir nun widerfahren ist. Bleibt offen und ehrlich zueinander, so können viele Probleme und Missverständnisse vermieden werden.
Was das outen angeht: Ich bin auch der Meinung (als Aussenstehender!), dass das outing, der Schluss mit dem Versteckspiel, ein Riesenschritt in die richtige Richtung ist. ABER: Nicht die Eltern, nicht ein Lehrer, nicht ein Arzt oder Psychologe sollen die nachricht verbreiten, sondern der/die BETROFFENE SELBST!!!
Nur diese Person soll entscheiden, ob, wann, wo und wer alles darüber informiert werden soll.
Andernfalls ist es durchaus möglich, dass die Aktion kontraproduktiv ist.
Das mit dem Schulwechsel ist auch so eine Sache. Diese Gedanken hatten wir mit unserem Sohn auch. Uns wurde dringend davon abgeraten, aus folgenden Gründen: Die Möglichkeit, in der neuen Klasse wieder gemobbt zu werden, ist da. 2.Die anderen Kinder fragen sich bestimmt, warum unser Sohn einfach plötzlich die Klasse wechselt. 3. Er müsste sich mit neuen Klassenkollegen bekannt machen, neue Freunde suchen, sich in einem anderen Schulhaus zurechtfinden, sich an eine neue Lehrperson gewöhnen. Das alles ist zusätzlicher Stress, wenn ein Schüler schon verunsichert und die Noten im Keller sind. Deshalb würde ich auch euch raten, euch die Sache mit dem Schulwechsel gründlich zu überlegen.
liebe Grüsse
Peter
PS: Es gibt durchaus Lehrer, die zusätzlich in Psychologie ausgebildet sind, dies jedoch nicht an die grosse Glocke hängen.
Seid froh, dass ihr eine so offene Tochter habt. Unternehmt als Eltern alles, damit dies so bleibt, indem ihr auch offen mit ihr über alles redet, was sie betreffen könnte. Dies ist ein riesiger Vertrauensbeweis eurer Tochter euch gegenüber.
Ich schreibe dir nicht als Betroffener, aber als Familienvater. Und auch wir haben einen Sohn, der in der Schule über Jahre gemobbt wurde. Viele Gespräche mit Lehrern, Schulleitung, Kinderpsychologen fruchteten nichts. Eine gewisse Besserung trat ein, als ich mich selbst mal vor die Klasse stellte und sie unmissverständlich darum bat, damit aufzuhören.
Ich erachtete dies als meine Pflicht, weil die Noten mit der Zeit rapid schlechter wurden.
Als unser Sohn dann in die Oberstufe kam, wurden die Klassen neu zusammengesetzt. Von den Mitschülern, die ihn immer wieder plagten, wurde nur einer wieder in die gleiche Klasse eingeteilt. Ich habe dann beim ersten Elternabend (IN ABSPRACHE MIT UNSEREM SOHN!) dem Lehrer mitgeteilt, dass er ein Auge auf ihn halten sollte, weil ich absolut verhindern wollte, dass dieses Mobbing von neuem anfängt. Der Lehrer hat ebenfalls Diskretion zugesichert und sich bis heute daran gehalten. Durch die Tatsache jedoch, dass unser Sohn von meiner Aktion wusste, konnte es gar nicht zu einer Situation kommen, wie sie dir nun widerfahren ist. Bleibt offen und ehrlich zueinander, so können viele Probleme und Missverständnisse vermieden werden.
Was das outen angeht: Ich bin auch der Meinung (als Aussenstehender!), dass das outing, der Schluss mit dem Versteckspiel, ein Riesenschritt in die richtige Richtung ist. ABER: Nicht die Eltern, nicht ein Lehrer, nicht ein Arzt oder Psychologe sollen die nachricht verbreiten, sondern der/die BETROFFENE SELBST!!!
Nur diese Person soll entscheiden, ob, wann, wo und wer alles darüber informiert werden soll.
Andernfalls ist es durchaus möglich, dass die Aktion kontraproduktiv ist.
Das mit dem Schulwechsel ist auch so eine Sache. Diese Gedanken hatten wir mit unserem Sohn auch. Uns wurde dringend davon abgeraten, aus folgenden Gründen: Die Möglichkeit, in der neuen Klasse wieder gemobbt zu werden, ist da. 2.Die anderen Kinder fragen sich bestimmt, warum unser Sohn einfach plötzlich die Klasse wechselt. 3. Er müsste sich mit neuen Klassenkollegen bekannt machen, neue Freunde suchen, sich in einem anderen Schulhaus zurechtfinden, sich an eine neue Lehrperson gewöhnen. Das alles ist zusätzlicher Stress, wenn ein Schüler schon verunsichert und die Noten im Keller sind. Deshalb würde ich auch euch raten, euch die Sache mit dem Schulwechsel gründlich zu überlegen.
liebe Grüsse
Peter
PS: Es gibt durchaus Lehrer, die zusätzlich in Psychologie ausgebildet sind, dies jedoch nicht an die grosse Glocke hängen.
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#24Danke für Eure Antworten.
Ich werde mir einiges wieder sehr zu Herzen nehmen, es gerät halt leider manches immer wieder in Vergessenheit. Meine Tochter einfach in den Arm zu nehmen, ohne gute Ratschläge zu erteilen, das gefällt mir. Ich werds wieder öfter tun, auch mal so zwischendurch.
Hut ab, Peter, dass Du Dich vor die Klasse hingestellt hast. Ich finde das großartig und als Sohn unheimlich stolz auf dich gewesen.
Meistens fehlt es mir leider an so guten Ideen.
Danke
Ich werde mir einiges wieder sehr zu Herzen nehmen, es gerät halt leider manches immer wieder in Vergessenheit. Meine Tochter einfach in den Arm zu nehmen, ohne gute Ratschläge zu erteilen, das gefällt mir. Ich werds wieder öfter tun, auch mal so zwischendurch.
Hut ab, Peter, dass Du Dich vor die Klasse hingestellt hast. Ich finde das großartig und als Sohn unheimlich stolz auf dich gewesen.
Meistens fehlt es mir leider an so guten Ideen.
Danke
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#25Ich glaube nicht, dass es so toll ist, wenn die Eltern über alles Kontrolle haben, genau wissen, wo die Tochter chattet u.s.w Das mag bei fünfjährigen angebracht sein, damit sie nicht Opfer von Mobbing in Chatrooms werden... aber eine Tochter in der Pubertät muss ihre eigene Meinung finden, ihre eignene Position in der Welt... eine Esstörung (sagten schon zwei meiner Therapeuten) ist immer auch ein Kampf um Autonomie. würde mich nicht wundern, wenn deine Tochter wenigstens das Essen zu kontrollieren versucht, weil du schon alles andere kontrollierst....
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#26Peter_B hat geschrieben:
PS: Es gibt durchaus Lehrer, die zusätzlich in Psychologie ausgebildet sind, dies jedoch nicht an die grosse Glocke hängen.
DANKE!
Re: Notfall - Lehrer spricht Tochter auf Ihre Krankheit an
#27Liebe einsam, villeicht wärs am besten nochmals mit dem Lehrer zu sprechen und absolute Diskretion zu fordern?
Meine Lehrer wussten auch Bescheid. Also von einer Freundin her, die hatte halt ebenfalls ES "von mir übernommen" und meine Klassenlehrerin und meine Mutter haben ab und zu telefoniert. Ich fand das nicht wirklich schlimm, die andern wussten eh dass ich nicht normal esse, nur schon von gemeinsamen Mittagessen und meiner damaligen äusseren Erscheinung her, aber meine Lehrer hatten niemals mit anderen Schülern darüber gesprochen. Aber hey, meine besten Freundinnen habe ich aus dieser Zeit und dieser Klasse und die Essstörung hat an der Freundschafts viel verändert aber nix zerstört.
Liebe Grüsse
Meine Lehrer wussten auch Bescheid. Also von einer Freundin her, die hatte halt ebenfalls ES "von mir übernommen" und meine Klassenlehrerin und meine Mutter haben ab und zu telefoniert. Ich fand das nicht wirklich schlimm, die andern wussten eh dass ich nicht normal esse, nur schon von gemeinsamen Mittagessen und meiner damaligen äusseren Erscheinung her, aber meine Lehrer hatten niemals mit anderen Schülern darüber gesprochen. Aber hey, meine besten Freundinnen habe ich aus dieser Zeit und dieser Klasse und die Essstörung hat an der Freundschafts viel verändert aber nix zerstört.
Liebe Grüsse