Hier schreibt eine besorgte Mutti

#1
Ich schreibe heute das erste mal in diesem Forum,habe aber schon viele eurer Beiträge gelesen.Meine Tochter(15) isst seit 2-3Monaten nicht mehr richtig.Erst hat sie [länger] gehungert,dann wieder gegessen.Nach und nach hat sie mir dann gesagt,das sie K.Als ihr dann der Hals so weh tat,nahm sie Abführmittel in [höherer] Dosis.Nachdem sie c.*kg abgenommen hat,bleibt ihr Gewicht jetzt konstant (glaube ich).Sie fühlt sich fett und häßlich und ist sehr launich.Sie geht auch zu einen Psychotherapeuten,aber ich glaube nicht,das sie ihn alles sagt.Wer kann mir sagen,wie ich damit umgehen muß?Ist das schon Bulimie?Auch hab ich nach den Ursachen gesucht.Es tut sooooo... weh,wenn man so hilflos daneben steht und sieht,wie das eigene Kind leidet.Mich würden auch die Meinungen Betroffener interisieren,was sie sich von den Eltern wünschen. Ich hoffe sehr,das ihr mir helfen könnt!!!

#2
hallo mondlicht!

es ist schön zu hören, dass es auch mütter gibt, die sich um ihre töchter sorgen. ich habe meiner mutter nachdem ich 1 1/2 jahre schon an dieser krankheit leide davon erzählt. sie hat zwar im affekt gesagt "dann müssen wir zu einem therapeuten gehen", aber seitdem kein wort mehr darüber verloren.
ich weiß es nicht - entweder sie ignoriert es, oder ich bin mittlerweile schon so gut darin, alles zu verbergen... sie lässt sich von mir die lächerlichsten und offensichtlichsten ausreden aufdrängen...

sie weiß, was es ist, was mich so fertig macht - ich habe es ihr damals gesagt... aber sie kann mir nicht helfen... ich weiß nicht, ob mir überhaupt jemand helfen kann...

was ich mir wünschen würde von meinen eltern? nun ja - in erster linie würde ich mir für sie wünschen, dass meine schwester ihnen nicht solchen kummer machen würde... dann würde ich mir von ihnen wünschen, dass sie mir die last abnehmen und mir sagen "du, wir sehen ja, dass du mit dem studium unglücklich bist... lass uns gemeinsam einen plan aufstellen, wie wir das in den griff kriegen" ich weiß, dass das das grundproblem bei mir ist - ich weiß einfach nicht, wohin im leben, und ich weiß nicht, wie ich es herausfinden soll...
dabei bräuchte ich unterstützung - es würde mir sehr helfen, wenn sie mit mir gemeinsam überlegen, wo man beratungsgespräche machen kann, wenn sie auch mit mir dort hingehen.

seit jeher habe ich in mich selbst hohe erwartungen gesetzt, sie sind auch von meiner außenwelt an mich gestellt worden... bisher ist es mir nicht schwer gefallen, diese zu erfüllen - es war schön, dass alle wussten, dass ich ehrgeizig bin, dass ich nichts geschenkt haben will - dass meine eltern sich darauf verlassen konnten, dass ich gute noten schreibe, dass sie sich um mich in schulischer hinsicht keine sorgen zu machen brauchten...
ich schaffe es jetzt nicht, sowohl diese erwartungen zu erfüllen


das beste, was du meiner meinung nach machen kannst, ist, deiner tochter einfach zuzuhören... es wird - wenn sie alles rauslässt - vermutlich z. t. sehr weh tun - sie wird dir vermutlich einiges vorwerfen, dir vielleicht auch unrecht tun... aber es ist wichtig, einen solchen menschen so gut wie möglich kennen zu lernen, sein gefühlsleben etc. wenn man nur einen teil kennt, kann man kaum verstehen, wieso er so ist wie er ist

ich würde mich freuen, wenn meine mutter mit mir reden würde - wenn sie mir auch helfen könnte... aber ich weiß, dass sie das nicht kann!
und generell ist es ihr ja auch egal...

du musst deiner tochter einfach das gefühl geben, dass du für sie da bist! das ist so wichtig! gib ihr zu verstehen, dass du ihr zuhörst, dass du ihr so gut wie möglich helfen willst!
es ist verdammt zeit- und energieaufwendig - ich weiß, auch ich stelle an meine mitmenschen oft die utopischsten anforderungen - dass sie mir zuhören wenn ich sie brauche, dass sie dies und jenes für mich in erfahrung bringen, dass sie mit mir dort und dort hin gehen sollten - so hätte ich es gern! aber ich weiß, dass das nicht fair ist - wie kommen sie denn auch dazu?

es ist wirklich schwierig...

#3
hallo, liebes mondlicht!
erst einmal möchte ich dir sagen, dass es einfach wahnsinnig toll von dir ist, dass du dich über die krankheit informieren willst und fragst, wie du helfen kannst. damit hast du schon einen riesigen sehr hilfreichen schritt getan: du bist bereit, etwas zu tun, was deiner tochter helfen könnte, nur weißt du leider nicht, was.
ich denke, mit dieser frage bist du hier genau richtig, weil die meisten hier betroffen sind oder aus der bekanntschaft erfharungen damit gemacht haben, welche reaktionen vielleicht hilfreich, welche eher verstärkend waren.
ja, deine tochter leidet unter bulimie. bulimie wird in der gesellschaft oft so hingestellt, als würden die betroffenen nur erbrechen, doch das ist nur eine ziemliche verallgemeinerung, die immer wieder zu verwirrung führt. es gibt natürlich nicht "die" bulimie, sondern viele verschiedene arten. manche hungern und erbrechen das bisschen, was sie zu sich nehmen, manche bekommen regelmäßig essanfälle und erbrechen, manche erbrechen "nur" in krisensituationen. des weiteren gibt es auch sportbulimie, bei der man essanfälle hat und sie durch exzessiven sport wieder rückgängig zu machen versucht - und abführmittel können auch eine art sein, ebenso wie das erbrechen, das gewicht zu reduzieren oder beizubehalten. all diese methoden sind verdammt schädlich und je früher man etwas gegen diese sucht unternimmt, desto besser...
ich selbst hatte an die drei jahre lang essstörungen. mit vierzehn habe ich, wie deine tochter, angefangen, weniger zu essen, ein ganzes jahr lang gehungert. mit fünfzehn bekam ich dann bulimie, habe regelmäßig erbrochen. erst als ich 17 war, habe ich mich meinen eltern anvertraut, nachdem ich allerdings schon einige monate bei einer psychotherapeutin gewesen war ( zu der ich auch heute noch gehe). ich habe ihnen von meiner krankheit erzählt und bin immer noch erstaunt, wie sie reagiert haben. es mag fürchterlich klingen, doch bevor ich es ihnen erzählt hatte, hatte ich mir eins gewschworen: wenn sie mich daran hindern, muss ich mich umbringen. ich war zu diesem zeitpunkt noch tief in der krankhheit gesteckt und war noch nicht bereit, mich zu lösen, weil ich panische angst davor hatte. so große angst, dass ich eher den tod gewählt hätte.
doch meine eltern haben sich weitgehend aus meinem essverhalten herausgehalten, mich aber öfter mal gefragt, wies mir so geht. das hat mir schon viel geholfen. hätten sie mich zum essen gezwungen, hätte ich nur wieder erbrechen müssen und daran konnte mich zu diesem zeitpunkt keiner hindern.
ich habe mich noch einige monate so dahingeschleppt, doch kam irgendwann an einen punkt, an dem es nicht mehr weiterging. ich war so depressiv, dass ich etwas unternehmen musste. da ich nichts mehr zu verlieren hatte, außer der bulimie, die ich ja irgendwo auch hasste, entschloss ich mich zu einer stationären therapie.
ich muss sagen, hierbei hätte ich mir mehr unterstützung gewünscht. meine mutter war zuerst völlig dagegen ( was werden denn die nachbarn denken? und so schlimm ist es doch auch nicht, oder?), was mich nochmal stark ins schwanken gebracht hat. gegen den willen meiner mutter habe ich mich dann doch einweisen lassen, die, als ich vom arzt kam und ihr davon erzählte, ihre reaktion schon bereute.
aufgrund dieser erfahrung kann ich dir nur sagen: sollte deine tochter auch nur irgendetwas andeuten, von wegen klinik oder so, dann geh darauf ein und nimm sie ernst.
und auch sonst, sprich sie an, auch wenn sie genervt reagiert, denn im grunde braucht sie deine nähe, sie kann sie vielleicht nur nicht zulassen. frag sie, wie es ihr geht, hör ihr zu, wenn sie von etwas erzählen will.
das wichtigste ist einfach, dass du ihr das gefühl gibst, hinter ihr zu stehen und für sie da zu sein. vielleicht könnt ihr auch irgendein zeichen ausmachen, wenn sie reden will aber keinen anfang findet, so dass du sie fragen kannst, was ihr vielleicht leichter fällt.
du meinst, sie erzählt ihrem pschotherapeuten nicht alles. hat sie denn schon eingesehen, dass sie krank ist, will sie etwas verändern?
vielleicht soltest du auch darüber mal mit ihr sprechen. sag ihr einfach, dass du besorgt bist, doch unterstelle ihr nichts. vielleicht nimmt sie dich ja auch mal mit, zu einem familiengespräch?
ich kann dir keine anleitung geben, doch ich denke, du findest schon das richtige.
wünsch dir alles liebe und ganz viel kraft
lg, jen

#4
Hallo,

ich finde es auch super dass du dir so viele Gedanken machst und dich hier informierst.

Meine Eltern haben raus gekriegt dass ich B* habe. Noch bevor meine Mama mit mir gesprochen hat ist sie zu unserem Hausarzt und hat sich erst mal informiert und mit ihm gesprochen. Danach hat sie mich zur Rede gestellt. Es hat eine ganze Weile gedauert bis ich ihr die Wahrheit gesagt habe. Ich wollte nicht dass sie es wissen. Ich schäme mich so dafür, das Gefühl kennt deine Tochter bestimmt auch. Nachdem ich alles "gebeichtet" habe, hat mich meine Mama in Arm genommen und gesagt dass wir das zusammen schaffen. Wir sind dann zum Arzt und haben mit ihm nochmal gesprochen. Bis ich in Therapie komme dauert es erst mal. Aber das wichtigste ist dass ich von meiner Familie unterstützt werde. Sie stehen alle hinter mir und niemand macht mir Vorwürfe. Mir hilft es auch dass mich niemand zum Essen zwingt. Und ich weiß dass ich allen vertrauen kann.

Schau das du für deine Tochter immer da bist. Wenn sie mit dir oder mit einem Arzt nicht reden will wie wär es dann mit einem Buch über B* bzw. Essstörungen? Vielleicht hilft ihr das ja. Gib ihr nie das Gefühl dass du sie verachtest (das problem hatte ich am anfang mit meinem papa und das hat sehr weh getan. und alles nur weil er nicht darüber sprechen kann).
Weiß eine gute Freundin von deiner Tochter bescheid? Mir hat es viel geholfen dass ich mit meiner Freundin reden konnte. Das ist einfach was anderes als mit den Eltern zu reden.

Ich hoffe ich konnte dir damit ein bisschen weiter helfen.

Alles liebe
Soja

Re: Hier schreibt eine besorgte Mutti

#5
[quote="mondlicht7"]Mich würden auch die Meinungen Betroffener interisieren,was sie sich von den Eltern wünschen."[/quote]

Ich glaube das schwierige beim Darüber-reden ist, es zu schaffen, dass sich deine Tochter weder "ertappt" und "an den Pranger gestellt" fühlt, noch allein gelassen. Wenn bei mir jemand Andeutungen macht oder mich gar fragt, ob ich vielleicht ein Essproblem hätte fühle ich mich jedesmal total in die Enge getrieben und blocke total ab! Andererseits, als niemand, der von meinen regelmäßigen Therapiesitzungen wußte (hab die Therapie inzw. abgebrochen), darüber mit mir zu reden versuchte, fühlte ich mich allein gelassen... irgendwie konnte und kann man es mir gar nicht recht machen und es gibt nicht DEN optimalen Weg, zu helfen.

Was ich mir von einer Mutter wünschen würde? Daß sie mir das Gefühl gibt, daß sie für mich da ist, wenn ich ihre Unterstützung brauche und ganz klar hinter mir steht, egal wie der Verlauf meiner Essstörung ist. Daß sie mir keine Predigten hält, wie schädlich das alles ist und wieviel Sorgen sie sich um mich macht. Daß sie mich unter Druck setzt. Sondern einfach da ist. Weniger durch aktives auf mich zugehen sondern durch "Bereitschaftsdienst": wenn ich reden will und mir helfen lassen will, soll sie Zeit für mich haben.

Hmm, das ist alles nur theoretisch. Ich bin ja schon volljährig und hab mich mit meinen Eltern nie besonders gut verstanden, darum kann ich deine Frage nur aus der Theorie beantworten. Vielleicht hilfts dir trotzdem was! Ich finde es jedenfalls super, daß du deiner Tochter helfen willst und so feinfühlig bist, dich zu informieren, bevor du in die Offensive gehst!

Danke!

#6
Vielen Dank für eure Beiträge.
Habe hier noch ein paar Fragen.Warum isst meine Tochter heimlich,wo ihre Eltern doch Bescheid wissen.Dauernd verschwinden Konserven usw. aus den Schrank.Außerdem reagiert sie ständig gereizt und wird laut,wenn ich versuche mit ihr zu reden.Ich erkenne mein Kind kaum wieder.

#7
dass du deine tochter kaum wiedererkennst, ist den umständen entsprechend "normal". als ich bulimie hatte, war ich auch vollkommen anders, selbst meinen freunden gegenüber oft gereizt und so. deine tochter ist momentan in einer situation, in der es ihr sehr schlecht geht. daher fasst sie schon klienigkeiten vielleicht extrem sensibel auf und reagiert unangemessen, indem sie laut wird und dich vielleicht anschreit. versuch, das nicht persönlich zu nehmen. mir ist es damals oft passiert, dass ich total genervt reagiert habe, als meine eltern mit mir reden wollten. ich hab sie energisch zurückgewiesen, doch kaum waren sie aus meinem zimmer, musste ich weinen, weil es mir leid tat, wie ich reagiert hatte. allerdings fand ich auch nicht den mut, mich dafür zu entschuldigen.
dass sie so reagiert, wenn du versuchst, mit ihr zu reden, kann heißen, dass sie vor sich selber davonlaufen will, nicht über ihre probleme reden will, es kann aber auch sein, dass sie nicht die kraft hat, mt dir zu reden, weil sie angst hat, du könntest sie nicht verstehen.
nun, sie schämt sich - wie fast alle betroffenen - für ihre krankheit, für dieses "unnormale" verhalten. und auch, wenn du davon weißt, was schon schwer genug für sie ist, muss sie heimlich essen, weil sie Angst hat, ihr könntet was sagen, weil sie sich selbst vielleicht widerlich oder so findet, wenn sie isst und nicht damit klarkommt, wenn jemand sie essen sieht.
für manche ist es aber auch ein teil der krankheit, der einen dazu bringt, alles zu verheimlichen, um dann eine art kontrolle zu haben. manche bulimikerfühlen sich stark, wenn sie nach außen hin so perfekt scheinen können und insgeheim ihre krankheit ausleben, es schaffen, dass keiner etwas mitbekommt.
deine tochter ist krank, daher is(s..)t sie so anders.
damals ging es mir nicht anders: ich habe mich mit meinen freunden ganz normal unterhalten, die plötzlich immer blasser geworden sind, irgendwann dann gemeint haben, dass ich das doch nicht bin, dass ich doch nie so etwas sagen würde. heute weiß ich, dass sie recht hatten. es war der kranke teil in mir, der gesprochen hatte. damals habe ich allerdings den unterschied nicht sehen können. weil die bulimie mich schon so eingenommen hatte.
lg, jen

#8
hallo mondlicht!

hm - meine mutter weiß auch davon, wie bereits erwähnt...
ich esse auch eher heimlich - ich habe angst, was andere über mich denken, wenn sie mich essen sehen.

was mag wohl in den köpfen der leute, die von meiner krankheit wissen, vorgehen, wenn sie sehen, dass ich etwas esse? vermuten sie, dass ich nun gleich aufstehe und es wieder loswerde?
es ist mir unangenehm und z.t. auch peinlich, vor ihnen zu essen - ich will nicht, dass sie sich die ärgsten sachen zusammendenken oder mich schief anschauen oder - davor fürcht ich mich jedes mal! - irgendetwas sagen.

solange sie es nicht wussten bzw. solange ich nicht "aktiv" mit ihnen die "hauptursache" (ist jetzt nicht die richtige bezeichnung, aber im moment fällt mir keine bessere ein!) "praktizierte", war es halb so schlimm...

mir würde es unheimlich helfen, wenn jemand mit mir isst, wenn jemand sozusagen mein essverhalten kontrolliert, damit ich wieder in normalen "maßstäben" (was die größe von portionen etc. angeht) denken kann... jemand, an den ich mich wenden kann, sobald mich der "drang" wieder überkommt.. ich weiß, dass das nicht möglich ist...

#9
Liebe Mondlicht!
Auch wenn es weh tut, nichts tun zu können, was von einm Tag auf den Anderen hilft, musst du optistisch sein und versuchen, nicht übers Essen zu reden, sie loben und einfach da sein. Es kann sein, dass sie trotzdem nicht mehr drüber reden will als jetzt, aber das Gefühl, dass jemand da ist, hilft enorm! Klar - ich kenn jetzt die Situation nicht genau, aber es hilft schon, wenn du sie öfters mal einfach grundlos in den Arm nimmst.
Ich wünsch euch beiden viel viel Glück!

#10
Auch wenn es weh tut, nichts tun zu können, was von einm Tag auf den Anderen hilft, musst du optistisch sein und versuchen, nicht übers Essen zu reden, sie loben und einfach da sein. Es kann sein, dass sie trotzdem nicht mehr drüber reden will als jetzt, aber das Gefühl, dass jemand da ist, hilft enorm! Klar - ich kenn jetzt die Situation nicht genau, aber es hilft schon, wenn du sie öfters mal einfach grundlos in den Arm nimmst.
Der Meinung bin ich auch.
Es ist blöd, hilflos daneben zu stehen und nicht mehr als das für sie tun zu können aber mehr kannst du wirklich nicht machen.
Sei ihr nicht böse wenn sie nicht über ihre Probleme reden will, denn das ist verdammt schwer.
Damit würde sie dich schließlich auch verletzen und ich glaube nicht, das sie das will.

#11
Liebes Mondlicht!

Deine Tochter reagiert auf die gutgemeinten Versuche über die Bulimie zu reden gereizt.....aus irgendeinem Grunde habe ich auch immer überaus grantig reagiert - verletze Hunde beißen, wenn man ihre Wunden versorgen möchte!!

Hmmm....wie schaut denn eure Familienkonstellation aus? Welche Rolle spielt Deine Tochter dort? Wie ist die Atmosphäre bei euch? Wie wird im allgemeinen mit Gefühlen und Konflikten umgegangen?
Das könnte auch Aufschluss darüber geben, warum Deine Tochter so gereizt reagiert!
Betroffen ist nicht allein Deine Tochter - sondern die ganze Familie. Deine Tochter zeigt mit ihrer Symptomatik auf, dass in der gesamten Familie etwas nicht stimmt - sie ist sozusagen der trauriger Indikator dafür.
Mit Deiner großen Sorge um Deine Tochter und Deiner Bereitschaft ihr zu helfen ist schon ein verdammt großer Schritt getan!

Ich habe meine Eltern irgendwann gebeten, mich bitte mit jeglichem Thema ums Essen in Ruhe zu lassen. Sie haben es getan und ich bin ihnen dafür sehr dankbar.

Erst heute - 3 Jahre nachdem ich ausgezogen bin - beginnen wir offen über das Thema zu sprechen, sogar mit meinem Vater!! Die Beziehung zu meinen Eltern hat sich enorm verbessert und intensiviert. Ich kann meiner Mutter sogar ehrlich berichten wie es mir momentan geht und erhalte viele neugierige Fragen - wie war das eigentlich? Warum....u.s.w.
Auch wenn meine Erkrankung für die ganze Familie schmerzlich war - wir haben begonnen, Dinge aufzuarbeiten, miteinander zu sprechen und ich denke, damit haben wir etwas erreicht, was vielen anderen Familien fehlt, die ohne die Auseinandersetzung mit einem solchen "Problem" in der Familie diese Entwicklung nicht erleben durften!

Sei etwas geduldig mit Deiner Tochter. Vielleicht bietest Du ihr hin und wieder an, dass Du für sie da bist, oder verbalisierst es gar nicht sondern zeigst es ihr auf anderen Wegen - nimm sie in den Arm wenn sie es zulässt! Biete ihr ggf. mit ihr gemeinsam zu essen - je nachdem wie weit sie sich von gemeinsamen Mahlzeiten zurückgezogen hat - und gehe ggf. auf kalorienarme Kost ein, Salate oder so.
Vielleicht wird es noch sehr lange dauern, bis Deine Tochter sich mit ihrer Krankheit selbst genug auseinandergesetzt hat um sich Dir anzuvertrauen.
Du musst in der Zeit ja nicht untätig sein! Unterschätze die Wirkung Deiner Handlungen und Zunwendung nicht - auch wenn die erhoffte Reaktion Deiner Tochter nicht erfolgt!!
Überdenke evtl. eure Familienkonstellation, mögliche Ursachen für die Bulimie Deiner Tochter. Vielleicht kannst Du auch ohne Gespräche beginnen Faktoren zu verändern, die mögl. Auslöser für die Erkrankung sein könnten. Konsulture ggf. selbst einen Therapeuten/ Selbsthilfegruppen Angehöriger?!

Ich wünsche Dir viel Kraft, Geduld und Durchhaltungsvermögen....Du wirst es bitter brauchen!

Lieben Gruß
Mondwolf

#12
Hey mondlicht,
ich weiss nicht warum, aber irgendwie hat es mich gerade total beruehrt deinen text zu lesen. Vielleicht weil mir dann auch immer wieder bewusst wird wie ich meine eigenen mutter verletzt haben muss, obwohl ich eigentlich nie das gefuehl hatte das sie sich fuer meine ES interessiert. Was natuerlich nicht stimmt, aber ich muss sagen als meine Mutter darauf aufmerksam geworden ist, war ganz zu beginn meienr bulimie, damals war ich 13.ich denke meine mutter hat sich nie wieklich ueber die ES informiert, fuer sie war das nur, dann darf man halt nicht so viel essen, und mach es doch einfach nicht. Naja ich war mit meinen 13 Jahren schon ganz schoen tricky und habe es geschafft weiterhin bulimie zu haben und ihr was vorzuluegen und fuer sie war es ok, sie dachte es hat einfach aufgehoert. Und sie ist aus allen wolken gefallen als ich 7 Jahre spaeter vor ihr stand und meinte kannst du dich noch an mein kleines problem mit dem essen erinnern, es hat nie aufgehoert. Ich habe meine mutter sehr lange fuer meine ES verantwortlich gemacht, weil ich es einfach nicht glauben konnte dass sie 7 jahre nicht gemrkt hat, und die letzten jahre hatte ich mir keine muehe gemacht das klo stundenlang zu putzen nach dem k... Fuer mich war es immer dieses sie wollte es nicht sehen und in meienr therpie habe ich dann auch immer mehr herausgefunden dass ich mich auch nie wieklich von meinen eltern geliebt gefuehlt hatte. Was mir dann natuerlich noch mehr das Gefuehl gegeben hat, dass alles nur die schuld meiner mutter ist. Aber es ist natuerlich nicht so, ich kann nicht erwarten dass sie es bemerkt, was ich ja auch nicht wollte. und sie hat mir auch geholfen alles mit der therapie ins rollen zu bringen. Aber ich sass verdammt oft vor ihr und habe ihr ins gesicht gesagt, dass ich der meinung bin dass es ihre schuld ist. Naja ob meine mutter die ursachen meiner es jemals versteht weiss ich nicht, wir sind so die typische ES familie (wenn man sich buecher und so durchliest) es wird einfach alles unter den Tisch gekehrt und auf heile welt gemacht.
naja ich bin dann ein jahr ins ausland gegangen, habe dann gemerkt wie wichtig mir meine Familie ist und weiss dass sie alles sehr stolz auf mich sind und mich sehr lieb haben. Aber ich fand es einfach nur wunderschoen zu lesen wie du dir sorgen um deine tochter machst, (ich glaube ich haette mir das auch von meiner mutter gewuenscht) aber ob ich dir tipps geben kann, weiss ich nicht, hoffe mal sie ist nicht so undankbar wie ich es war, und wenn du dich uebr die krankheit informierst, dann fuehlt sie sich bestimmt verstanden, dass hat mir gefehlt, dass einfach keiner wusste wusste worum es geht.
cron