6 Jahre Bulimie - wann kann ich wieder leben?

#1
Hallo zusammen
Habe nun schon eine Weile hier im Forum gelesen und mir immer wieder überlegt, mich selbst zu registrieren. Heute hab ich also den Schritt gewagt. Ich weiss nicht wirklich, wie ich anfangen soll. Sechs Jahre bin ich schon drin in dieser Welt der Essstörungen... Vieles hat sich entwickelt und verändert, aber seit nun ca. drei Jahren bin ich voll in dieser Bulimie und sehe keinen Weg mehr raus.
Ich habe einfach so eine riesige Angst vor dem Zunehmen, zwanghaft kontrolliere ich mein Gewicht, ich stehe mehrmals auf die Waage am Tag und mache mich bei der kleinsten Veränderung verrückt. Meistens werde ich depressiv oder agressiv und bin zu nichts mehr anderem fähig, wenn ich auch nur durch Flüssigkeit an Gewicht zugenommen habe.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das einem die ganze Freiheit und Freude am Leben wegnimmt, für mich gibt es seit Jahren nichts anderes mehr.
22 Jahre bin ich nun und ich fühle mich, als hätte ich schon zu viel verpasst. Mein ganzes soziales Umfeld habe ich verloren, sogar meine Eltern nehmen Abstand, dabei bräuchte ich Zuneigung und Liebe so sehr.
Ich weiss einfach nicht mehr, wer ich bin und was ich will. Wenn mich jemand fragt, was mir Freude macht, dann weiss ich keine Antwort - ausser dünner werden.
Meine Gedanken drehen sich ständig um essen, fressen, k*, hungern. Nicht mal mehr trinken kann ich ohne Abmessung und Beschränkung, weil ich die Kontrolle über meine Zahl nicht verlieren will.
Nun weiss ich, dass mein Verhalten völlig abnormal und ungesund ist... Ich bin ehrlich verzweifelt, weil ich schon viele Versuche unternommen habe, diese Krankheit zu bekämpfen. Leider scheitere ich immer wieder und falle meistens noch ein Schrittchen mehr zurück.
Langsam macht alles keinen Sinn mehr, meine Laune und Verfassung hängen nur noch vom Gewicht ab und alles besteht nur noch aus Zwängen und Regeln. Niemand könnte so leben, wie ich es tue und trotzdem bin ich hier und hoffe jeden Tag, dass ich es irgendwann schaffe, wieder ein "normales" Leben zu führen. Ich möchte so gerne wieder lachen und ab und zu geniessen. Nur wie geht das? Wie gehen diese Gedanken jemals wieder weg?!
Vielen Dank fürs Lesen!!! Ich freue mich, euch kennen zu lernen.

#2
hallo believe,

erstmal herzlich willkommen im forum :)
du scheinst wirklich schon sehr festgefahren zu sein, mit deinem wunsch nicht zuzunehmen. was erhoffst du dir vom dünnsein? du hast recht, wenn du sagts, dass so ein zustand die ganze freude am leben nimmt. aber lass dir gesagt sein, dass ein leben ohne diesen zwang möglich ist. es ist möglich normal zu leben und normal zu essen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. aber das geht nunmal nicht, wenn man alles daran setzt nicht zuzunehmen. das scheinst du auch eingesehen zu haben, nicht?
ich nehme an, deine eltern wissen von der bulimie? hast du schon mit ihnen über deine lage gesprochen? ihnen gesagt, dass du sie gerade jetzt brauchst?

lieben gruß
"It's in our country's interests to find those who would do harm to us and get them out of harm's way."

#3
Hallo Lupus
Vielen Dank für deine Antwort.
Leider bin ich wirklich sehr festgefahren, dessen bin ich mir bewusst. Und ich habe von Natur aus auch einen seeeehr sturen und eigenen Kopf, was in dieser Situation nicht unbedingt von Vorteil ist.
Was ich mir vom Dünnsein erhoffe? Schwierig so direkt zu antworten. Ich glaube, da steckt ziemlich viel Angst dahinter, da ich früher eher ein etwas festeres Mädchen war (wie man so schön sagte) und sehr darunter gelitten habe. Ich habe mich ständig ausgeschlossen, hässlich und unakzeptiert gefühlt, auch einsam und ungeliebt... Ich verschloss mich immer mehr und das hat mir so unendlich weh getan. Irgendwann fing ich meine erste Diät an, trieb übermässig viel Sport, hatte eine Riesendisziplin... Die Pfunde purzelten und plötzlich wurde ich respektiert, fühlte mich gut, stark, hatte endlich mein "Leben im Griff". Ich befürchte, dass ich mir mein ganzes Selbstvertrauen auf mein Aussehen (bzw. mein Gewicht) aufgebaut habe und deshalb habe ich solche Angst, es wieder aufzugeben. Dass sich aus einer anfänglichen Diät so eine Essstörung entwickelt, hätte ich nie gedacht. Nach dem langen Hungern kamen dann die ersten Fressanfälle und damit Abführmittel ins Spiel. Dann das K*. Mittlerweile tue ich alles, um ja nicht zuzunehmen. Ich höre immer wieder, ich sei zu dünn, glaube es aber nicht. Ich habe nie gelernt, mich selbst zu akzeptieren wie ich bin und strebe immer weiter nach einem perfekten Körper, Aussehen. Die Realität habe ich anscheinend aus den Augen verloren.
Meine Eltern wissen beide Bescheid, jedoch können und wollen sie diese Krankheit nicht sehen oder verstehen. Sie informierten sich schon früher nie wirklich darüber, weil sie meinten, sie würden es damit akzeptieren. Sie verschliessen die Augen. Ich denke, meine Mutter weiss viel, aber sie kann nicht damit umgehen, wie ich kaputt gehe. Deshalb lässt sie es lieber ganz sein, was ich nicht verstehe. Ich bräuchte sie so sehr. Mein Vater war schon immer komisch, er wird nie akzeptieren, dass "sein Mädchen" krank ist. Ich bin doch hübsch und klug, ich muss nicht abnehmen *räusper* Tja, so merkt man, wie wenig die Leute über die Krankheit wissen.
Liebe Grüsse

#4
hallo!

ich kann dich sehr gut verstehen. es ist unheimlich schwer sich von solchen denkweisen zu lösen, gerade wenn sie einen schon so lange begleiten. es läuft letztendlich auf die entscheindung hinaus, was dir wichtiger ist. dein leben oder dein gewicht! wir sind nicht unser gewicht! wir sind was wir tun, denken und fühlen und so sind wir gut genug! du brauchst nicht eine bestimmte zahl auf der waage um glücklich zu sein. das werden dir die ehemaligen hier bestätigen. bulimie ist und bleibt eine psychische erkrankung, die nicht primär mit dem wunsch dünn zu sein zu tun hat.
es ist traurig immer wieder zu lesen, dass sich die eltern so von ihren kindern distanzieren :(
warst du denn schon einmal in therapie, bzw. hast du darüber nachgedacht?

alles liebe!
"It's in our country's interests to find those who would do harm to us and get them out of harm's way."