ich bin komplett neu hier und möchte zuerst mitteilen, dass ich nicht die Betroffene bin, sondern eine "Angehörige" im weitesten Sinne.
Ich stelle meine Frage bzw. erzähle die Geschichte bewusst in diesem Forum, um mir Meinungen und Anregungen und Hilfe von euch zu holen, da ich aktuell ziemlich ratlos bin. Zur Geschichte (in möglichst kurzer Form, was nicht kalppen wird)
Vor einem Jahr lernte ich einen sehr, sehr interessanten Menschen kennen...
Nach einiger Zeit kam seine Ex-Freundin auf mich zu. Er hatte sich von ihr getrennt. Auf jeden Fall bin ich in ihren Augen mittlerweile seine beste Freundin... sie zog mich sofort (beim ersten Treffen) ins Vertrauen und sagte mir, dass sie sich Sorgen machen würde, weil sie der Meinung sei, dass er sich zeitweise nach dem Essen übergibt.
Ich muss gestehen, dass ich das im ersten Moment nicht ernst nahm, weil ich diese vertrauensvolle Art nicht einordnen konnte und vermutete, dass sie mich mit derartigen Eröffnungen dazu bewegen wollte positiv auf ihn und seine Entscheidung( sie zurückzunehmen) einzuwirken.
Am selben Abend erschreckte mich aber eins: wir saßen beim Essen bzw. waren am aufräumen, es war bereits dunkel (draußen). Er kam und fragte was denn mit der (VOLLEN) Tüte Knabberzeug sei... auf meine Äußerung, dass ich sie nicht wieder mitnehmen würde, sagte er : dann werf ich sie weg... ich dachte mir nix dabei und räumte auf, ging ebenfalls im dunkeln in Richtung Papierkorb und sah wie er sich die halbe Tüte in den Mund stopfte... ja... STOPFTE!
Ab dem Moment fing ich an sein Ess,- und allgemeines Verhalten zu beobachten:
-sehr gesund
-er ist fanatischer Sportler (Fußball, mindestens 2 x laufen, Bankdrücken, Situps und so weiter...) Eigentlich MUSS er täglich was machen, sonst sagt er selbst dass er sich schlecht fühlt
-sofern wir irgendwo Essen gehen und die Lokation für ihn neu ist, ist die erste Frage von ihm "wo ist denn hier die Toilette"... ohne diese dann zu nutzen, wenn dann erst nach dem Essen
- lange Zeiten auf der Toilette, wenn die letzte Mahlzeit länger zurückliegt
- bei Rückkehr fragt er nach oder bringt er Süßigkeiten mit (?!?!)
- bei Unterhaltungen über seine Essgewohnheiten, kommen Äußerungen wie "ich habe gestern so viel gegessen, heute gibts nur Reis mit Soße"
- nach dem Essen in privaten Räumlichkeiten, geht er immer "Hände waschen"... aber nicht in den nahegelegenen Räumlichkeiten, wie Küche, die sich anbieten würde, sondern ins Bad...
- wenn er was isst, kann es passieren, dass etwas später sein Magen gar unnatürlich laute Verdauungsgeräusche von sich gibt
- Aussagen wie "ich habe mal ne Magenschleimhautentszündung gehabt, seitdem vertrage ich fettiges Essen nicht mehr so"
- Rückzug bei zu nahe treten/kann sehr schwer mit Kritik umgehen oder mit dem Wissen, dass jemand anderes etwas erkannt hat, was er selbst verdrängt hat (also in anderen Hinsichten)
- ab und an depressive Verstimmungen... nicht nach außen getragen... aber ich verbringe viel Zeit mit ihm und bemerke, dass er manchmal tagelang "durchhängt", sich am liebsten verkriechen würde
Naja... für mich waren das eben alles Anzeichen, dass die Aussage nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist.
1. Frage: liege ich eurer Meinung nach richtig?
Da ich ihn aber nicht unter Druck setzen will/darf habe ich nichts gesagt und ihm einfach so versucht zu zeigen, dass er mir wichtig ist... ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Irgendwie konnte ich mich ja auch daran festhalten, dass ich keine "Beweise" habe. Und ich wusste, dass er es abstreiten würde...
und ich weiß (von einer Freundin, die Bulimie mit vorhergegangener Magersucht /Körperschemastörung allgemein leidet) das ganze Gegenteil erreichen kann, wenn man sie behutsam darauf anspricht. Und das will ich nicht. Ich wollte ihm in keinem Fall das Gefühl vermitteln, ihn in seiner Privatsphäre zu stören, in seine Welt einzudringen, ohne dass er es auch tatsächlich zulässt.
Naja... Sonntag geschah folgendes: wir haben Abendbrot gegessen und er aß auch reichlich. Naja.... nach kurzer Zeit warf er die Reste weg, setzte sich ca 5 Minuten zu mir und meinte er müsse zur Toilette. Da ich für mich nach einem eindeutigen Sachverhalt suchte, um gewissheit zu haben bin ich hinterher, um eine zu rauchen und Geräusche wahrnehmen zu können. Er bemerkte das und sagte "ich geh oben- ich mag es nicht, wenn du da draußen stehst und ich auf der Toilette bin"...er nahm also die Toilette in der oberen Etage... ich war verstört, weil das für mich Beweis genug war. Denn ohne vorher gegessen zu haben stört es ihn nie, wenn ich im Nebenraum bin...
ich blieb also im Flur stehen und horchte... ich weiß nicht ob ich es mir einbildete, weil ichs hören wollte... aber ich hörte einen "Schwall" und bin der Anicht danach eine Zahnbürste gehört zu haben...
als Mensch, der dieser Person nah steht geht in solchen Momenten alles mit einem durch... ich wusste nicht was ich tun sollte. Entschied mich aber nichts zu sagen und einen besseren Zeitpunkt abzuwarten bzw. zu hoffen, dass er irgendwann allein auf mich zukommt, eine Situation eintritt in der ich direkt "erwische"... da seine emotionale Lage in den letzten Tagen nicht sonderlich positiv zu sein schien...
Leider konnte ich es nicht verbergen und er MICH fragte was los sei... worauf ich antwortete, dass er sich keine Gedanken machen sollte. Er fragte nach einer Weile erneut und ich sah ihm an, dass er sich Gedanken machte, ob er was falsch gemacht hat. Ich hatte Herzrasen, muss kreidebleicht gewesen sein und wusste nicht wohin... er fragte "hats was mit mir zu tun?"... und da er es definitiv gesehen hätte, wenn ich gelogen hätte, habe ich diese Frage mit "Ja" beantwortet. Er sah mich an und fragte quasi lautlos, ob ich ihm nicht erzählen wolle was los sei... und ich sagte nur "nein... irgendwann vielleicht"...
nachdem ich dann sah, dass er immer taruriger und nachdenklicher wurde, weils er sah, dass es mir nicht gut geht und ich nicht wollte, dass er sich Vorwürfe macht, wo keine zu machen sind, stellte ich nach ein paar Minuten Schweigen den Fernseh leise und sagte: "Pass auf... Sie (die EX)... hat gesagt, dass du Bulimie hast." und bevor er was entgegnen konnte (sein Gesicht versteinerte förmlich, als ich es aussprach), sprach ich weiter und sagte "ich weiß... und ich möchte die nicht das Gefühl geben dich rechtfertigen zu müssen oder dich zu verteidigen. Ich will dir nur mitteilen, dass ich mir da auch meine Gedanken zu mache..."........ und ER SCHWIEG!
Das Problem daran: er wusste ja nichtmal, dass seine Ex das vermutete... und ich sah in seiner Mimik, dass ihn das mitgenommen hat, dass gerade SIE und ICH über derartig privates geredet haben und dass gerade SIE UND ICH- die Menschen mit denen er die meiste Zeit im letzten Jahr verbracht hat anscheinend etwas denken, was er entweder gehiem halten wollte, oder eben für ihn eine "Unterstellung" ist. Er suchte aber nicht die Flucht nach hinten, sondern in dem Moment vielmehr Nähe... ohne was zu sagen...
aber ich kenne ihn... ich weiß, dass ich damit was ausgelöst habe, was ich nicht auslösen wollte... ich weiß, dass sich seine Gedanken drehen und er nicht weiß wohin mit sich... allein aus der Tatsacher heraus, dass ich wieder etwas weiß, was er mir nicht selsbt und von sich aus mitgeteilt hat.
Er schrieb heute, dass er sich schlecht fühle... und auf meine Frage weshalb meinte er er wüsste es nicht.
Das hat er noch nie getan...

Das größte Problem daran: wie komme ich nun weiter? Ich habe ihm gesagt, dass ich mir Gedanken mache... aber ist das Zeichen genug? Reicht es aus, um ihm klar zu machen, dass ich da bin? Ist das genug, um ihm zu zeigen, dass es mir nicht egal ist? Ich ihm aber genügend Freiraum lasse, um selbst zu entscheiden wann er reden mag? Was mache ich, wenn er es als "Unterstellung" einordnet, weil er nicht weiß was ich beobachtet habe und woher meine Vermutungen kommen?
Ich habe das Gefühl (auch wenn der Sonntag insgesamt noch recht harmonisch war), dass er sich von mir entfernen wird. Ohne jemals etwas dazu zu sagen... und ich habe Angst davor... wir haben in den letzten Monaten Gedanken miteinander geteilt, die manche Menschen in 10 Jahren nicht gemeinsam teilen... und ich denke, dass ich ihm ähnlich wichtg bin, wie er mir...
ich kenne es von der Freundin: sie zieht sich zurück und hasst sich zeitgleich selbst dafür und alles wird schlimmer... ich möchte das irgendwie vermeiden... kann ich das? Soll ich ihm diese Ängste mitteilen, ihm sagen was ich fühle... woher die Gedanken kommen? Und wenn ja? Wie? Wann? Persönlich oder per mail z.B. (um ihm seinen Abstand zu lassen, da sehe ich seine Reaktion nicht)... aber wenn per mail: was passiert, wenn keine reaktion kommt?
Versteht mich irgendjemand und kann mir einen Rat geben was am Besten zu tun ist?
ES tut mir leid, dass das hier so lang ist... und ich danke allen, die antworten und sich die Mühe gemacht haben das zu lesen.