Medikamente zusätzlich zur Psychotherapie?

#1
Hallo :-)

bin neu hier... und hab mal ne Frage an die, die schon Erfahrungen auf dem Gebiet gemacht haben:

Habe seit 14 Jahren Ess-Störungen, mal Bulimie, mal anorektische Phasen und mache jetzt nach 2 Jahren mal wieder "alleine durchkommen" wieder eine Gesprächstherapie/Psychotherapie.

Eigentlich ging's mir ganz gut, aber am vorletzten Wochenende hatte ich ein Erlebnis, das mich total fertig gemacht hat. War so wütend auf mich selbst und es hat mich wie eine Welle überrollt, die Gefühle aus Wut, Aggression, Hilflosigkeit gegenüber meiner Situation und so. Ich hätte am liebsten nur noch geschrien, aber hab einfach nur noch gegen die Wand geschlagen und konnte nicht aufhören, bis meine Schwester mich in den Arm genommen hat. Meine Handgelenke sind blau und schwarz und am liebsten hätte ich weitergeschlagen, damit der Schmerz aus meinem Inneren über die Scheiße, in die ich mich immer mit der Bulimie bringe, endlich aufhört und was anderes weh tut.

Überhaupt bekomme ich halt immer die FAs durch diese innere Aggressivität.

Als ich es meinem Therapeuten erzählt hab, meinte er, es wäre vielleicht gut, wenn ich "Medikamente" nehmen würde, bis es mir besser geht, damit ich die Aggressionen nicht gegen mich selbst richte. Da hab ich mich so mies gefühlt und gleich gesagt, dass ich das nicht will. Er meinte, er würde es auch nicht einfach verschreiben, aber manchmal würde es helfen und es hätte keine Nebenwirkungen. Er hat halt noch nicht gesagt, wie das Medikament dann heißen würde, was weiß ich.

Ich hab aber so kategorisch abgelehnt, dass er dann gesagt hat, ok, wenn ich nicht will, dann nicht.

Jetzt meine Frage: Habt ihr auch mal in so einem Fall (innere Aggressionen) ein Medikament begleitend zur Gesprächstherapie bekommen und wenn ja, wie hieß das und wie wirkte es bei Euch? Hatte es Nebenwirkungen? Hattet Ihr Probleme beim Absetzen?

Wäre lieb, wenn Ihr mir ein paar Hinweise geben würdet.

Dankeschön :-)
Twilight

#2
ja, ich hab eine zeitlang, truxal, psychopax und risperdal hinund wieder auch mal demster bekommen.

hat beim absetzten keine probleme gegeben, nebenwirkungen: auf psychpax bin ich sehr müde geworden und man ist halt teilweise etwas gedämpfter als sonst.
aber das kommt auch auf die dosis an. bevor du dir solchen schaden zusfügst, solltest du vielleicht doch mal versuchen was beruhigendes zu nehmen.

#3
Außerdem kannst du es ja mal auf einen Versuch ankommen lassen. Du kannst die Medikamente ja immer noch absetzen, wenn die Wirkung tatsächlich nicht die erwünschte ist. Irgendwas muss sich ja verändern.

Vorher kann keiner wissen, ob dir das Medikament gut bekommt oder nicht. Jeder Meensch reagiert anders.

Das einzige, was mich skeptisch macht, ist, dass der Therapeut gemeint hat, es hätte KEINE Nebenwirkunbgen. Das kann nicht sein. Alles, was wirkt, wirkt auch ncoh an Stellen, wo man es vielleicht nciht will. Das kann allerdings so minimal sein, dass es nicht spürbar ist. Ich würde mir die Packungsbeilage durchlesen, vielleicht mit ihm zusammen,w enn du einzelne Begriffe nicht verstehst, und dann einen Versuch starten. Das mit den Agressionen hört sich echt sehr belastend an. Für dich meine ich jetzt. Nicht für die Wand. Und wahrscheinlich auch für deine Schwester. Aber ist doch schön, das ihr anscheinend ein gutes Verhältnis habt?!

hmm...

#4
Hallo liebe Anna-Sophie und Aire :o)

erstmal vielen Dank für Eure Antworten!

Anna, wogegen hast Du denn diese Medikamente bekommen? Gegen Depressionen oder "Aggressionen"?
Leider weiß ich nicht wirklich, wie ich das bei mir eingeordnet wird... Depressionen sinds ja eher nicht, es ist halt ein Gefühl der Wut und Hilflosigkeit in mir und manchmal könnte ich durchdrehen. Ich denke, die Medikamente, die er vorschlagen würde, wären eher zur Beruhigung, zum Runterkommen...
Ich würde mich nie wirklich bewusst entscheiden, mich selbst zu verletzen, deshalb glaube ich, es wäre zu krass, Medikamente zu nehmen. Vor allem, wenn es Nebenwirkungen hat wie Gewichtszunahme, da würde ich ja echt verrückt sein, das Zeug zu nehmen, nachdem ich versuche, mein Gewicht und das Essen so in Balance zu kriegen.

Aire, ich weiß nicht, ob es gut wäre, es zu versuchen, weißt Du. Für mich ist das so wie den Kampf aufzugeben.

Das Schlimme ist, dass ich schon ewig versuche, die Ursache für die Essstörungen rauszufinden und auf allen Gebieten an mir gearbeitet habe und auch große Erfolge hatte und trotzdem kommt es immer wieder zu mir zurück wie ein Bumerang, oft, wenn ich's gar nicht erwartet hätte. Und eigentlich weiß ich schon nicht mehr, was Ursache und was Wirkung ist, weil ich das Ganze schon so lange mit mir rumschleppe.

Ja, zum Glück habe ich meine Schwester :-) Sie ist zwar 4 Jahre jünger als ich, aber sie hat mir in den schlimmsten Zeiten immer nen Tritt in den Hintern gegeben, sodass ich gemerkt hab, dass ich noch lebe und allein weil es sie gibt, lohnt es sich, zu leben.

Also falls jemand das hier auch noch liest und auch Medikamente gegen Aggressionen bekommen hat, wäre es toll, wenn er/sie mir sagt, wie die heißen, wie sie wirken und so weiter... Ansprechen werd ichs erstmal nicht mehr in der Therapie. Und ich denke auch, wie Du Aire, dass es komisch ist, dass er sagt, die Medikamente hätten gar keine Nebenwirkungen. Naja :-(

Liebe Grüße erstmal & dankeschön
Twilight

#5
Ich kann Berta nur unterstützen in ihrer Meinung.

Ein Psychopharmakum ist ein begleitendes Instrument, kein heilendes.
Agressionen gegen sich selbst oder gegen Wände (ich nehme auch gerne Türen :oops:) nehmen für den Moment vielleicht den Druck, aber das ist keine Lösung.
Die Lösung wäre der Agression den Grund zu nehmen, warum sie sich überhaupt aufbaut, bzw. die Agression in eine Bahn zu lenken, die nicht gegen sich selbst oder Wände gerichtet ist.
Ein Psychopharmakum hilft dabei, diesen Druck nicht so gross werden zu lassen, dass Hände dabei verletzt werden. Weil irgendwann reicht auch die Wand nicht mehr. Was dann ?

lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Unterstützung...

#6
Hallo liebe Berta und Caruso,

vielen Dank, dass Ihr versucht, mir eine andere Sicht zu zeigen.

So ähnlich hat mein Therapeut es wohl auch vorgehabt. Er meinte, dass - wenn jemand beispielsweise Rückenschmerzen hat, er sich durch die vorhandenen Schmerzen noch mehr verkrampft und wenn derjenige dann ein Schmerzmittel nimmt, wirds zumindest erstmal nicht noch schlimmer und dann kann man sich der Ursache der Schmerzen widmen.

Soweit kann ich mich ja damit anfreunden, aber es scheint ja schon so zu sein, dass es auf jeden Fall Nebenwirkungen hätte, welcher Art auch immer.

Weiß auch nicht, warum ich so ausgeflippt bin. Vielleicht wäre es besser, konkrete Methoden zu "trainieren", die ich anwenden kann, wenn ich merke, so eine Welle der Aggression rollt auf mich zu. Dass ich es irgendwie stoppen kann, bevor ich neben Wänden noch andere Dinge bzw. mich selbst angreife :twisted:
Habt Ihr daran mal gearbeitet oder Strategien antrainiert, die helfen, sowas zu blocken?

Es muss doch ohne Medikamente gehen :(

peace & soul
Twilight

#7
Muss Muss Muss. Warum willst du es dir schwerer machen, als es eh schon ist?

Was ist deine angst? Das du durch das Medikament zu einem anderen Menschen wirst?
Aire, ich weiß nicht, ob es gut wäre, es zu versuchen, weißt Du. Für mich ist das so wie den Kampf aufzugeben.
Nein. Es ist Kämpfen mit anderen Waffen.

Weißt du, ich sollte auch mal ein medikament nehmen, damit ich nicht so hektisch und nervös und getrieben bin. ICh war auch skeptisch. Ich habe es dann aber mal drei Tage versucht. Hat mich bloß so müde gemacht und soo gleichgültig, das nix mehr mit mir anzufangen wollte, und da ich den Rest der Therapie im wachen Zustand verbringen wollte, habe ich es wieder aufgehört zu nehmen...

#8
Okay. Aber ich wollte mich aber auch keine drei Wochen quälen und danch gehts dann vielleicht besser. Außerdem bin ich gar nciht so extrem .Naja, vielleicht soch, undich sehs nicht. Wie auch immer. Wenn ich Seroquel wieder anfangen würde, könnte ich mich ebensogut drei Wochen krankschreiben lassen, wiel ich dann für nix mehr zu gebrauchen bin. Mal abgesehen davon, dass ich diese Gefühllosigkeit nicht mag. Ich hatte weder Freude noch Anteilnahme oder Sorgen. Ich kam mir innerlich so tod vor. Ich war froh, als die wirkung wieder nachlies und ich wieder ich wurde, und wieder Lust zu was hatte.

Aber gut, das bin ja nur ich. Bei anderen Leuten der anderen Medikamenten ist es vielleicht anders.

#9
Die Anfangsdosis war auch schon sehr niedrig. Erst 50mg, und dann sind sie auf 25mg runtergegangen. Das hat aber nur die Wirkungsdauer, nicht die Intensität beeinflusst.

Danke auf jeden Fall für die Antwort.

#10
Hallo Aire,

ja, genau das ist meine Angst: dass ich durch das Medikament zu einem anderen Menschen werde. Da könnte ich mich gleich mit anderen Substanzen betäuben, das hab ich schon hinter mir, funktioniert auch gut, aber ist ja bekanntermaßen keine Lösung und davon bin ich glücklicherweise weg.

Hmm... ein großes Problem bei Ess-Störungen ist doch das Verdrängen von Dingen und Betäuben mit körperlichem Schmerz. Und jetzt, wo ich dran arbeite, das einfach zu lassen, mir bewusst zu sein über das, was ich tue, da soll ich das Ganze mit Medikamenten betäuben? Klar wäre es verlockend, dann ginge es mir sofort besser. Aber wenn ich das Zeug absetze, geht's doch wieder von vorne los. Zumindest denk ich, dass ich dann erst recht nicht an die Ursache rankommen würde. Auch wenns hilfreich ist.

Naja, ist ne individuelle Sache.... aber ich hab Angst, ein anderer Mensch zu werden dadurch.

Liebe Grüße
Twilight

#11
liebe twilight!

ich hab die medikamente wegen selbstverletzung und starker depressionen bekommen. momentan nehm ich spannungs und angstlösende medikamente bei bedarf: XANOR!

natürlich sollst du nicht durch die medikamente davon abgehalten der sache auf den grund zu gehen. aber bevor du dich derart selbstverletzt ist es doch wichtig. außerdem wird man kein anderer mensch und du kannst genauso hart an deinem problem arbeiten, wenn du die medikamente nimmst. so ein wundermittel ist das auch nicht, dass du dann komplett glücklich bist und keine ahnung mehr hast ,was du bearbeiten sollst...

ich würds versuchen!

lg

#12
Hallo liebe Anna-Sophie,

vielleicht muss ich mich einfach eine Weile mit dem Gedanken anfreunden und mehr Infos darüber sammeln...

Mir geht's gerade so mies. Hatte heute morgen Therapie und komm immer raus und denke, dass ich wieder alles total falsch ausgedrückt habe und es total sinnlos ist, dieses Reden über Probleme oder Situationen.

Ich könnte schon immer durchdrehen, wenn die Therapie beginnt und er mich fragt, "mit welchen Gefühlen ich heute da bin". Da fühl ich mich jedesmal so bloßgestellt und würde am liebsten gar nichts sagen. Ich sag immer "is alles beim alten", um diesen Einstieg ins Gespräch wegzuhaben. Er ist wirklich ein netter Therapeut, spezialisiert auf Ess-Störungen und hat auch Humor, was mir echt wichtig ist, weil mich das "Psychogequatsche" manchmal wirklich nervt. Habs lieber konstruktiv. Deshalb haben wir auch mal 3-4 Stunden statt Therapiegespräch so ne Art "Coaching" gemacht. Aber leider hab ich dadurch nichts Neues für mich rausgefunden, hatte das alles schon selbst reflektiert. Naja, auf jeden Fall denk ich so oft nach der Therapie, dass ich gar nicht mehr hingehen sollte, hab doch eh nix zu sagen als "alles beim alten". Und komm mir dann so "wehleidig" vor, als hätte ich ein Problem, das total überflüssig ist und ich sollte es langsam einfach mal selbst in den Griff kriegen. Hab ja auch in den 14 Jahren nur einmal 8 Monate und dann nochmal vor 2 Jahren ne Gesprächstherapie gemacht und immer versucht, mich selbst wieder auf nen guten Weg zu kriegen. Teilweise erfolgreich, aber nur soweit, dass ich einfach mehr Strategien hab, mit denen ich "anrollende Wellen der Aggression" bekämpfe. Der Dämon ist immer noch der Gleiche.

Oh je, jetzt hab ich mich echt ausgek***, was? Aber seit heute morgen (Therapie) fühl ich mich so mies und kann mich auf nix konzentrieren. Es ist sowieso der Horror, vor der Arbeit morgens Therapie zu haben, aber es geht nicht anders, komme abends zu spät raus.

Vielleicht lass ich mich doch auf die Medikamente ein...

Liebe Grüße
Twilight

#13
hi du

ich kenn dieses gefühl sehr gut, etwas nicht richtig ausdrücken zu können.
aber eins ist klar, dass du nix zu sagen hast stimmt doch gar nicht!!!

genau das, was du eben geschrieben hast zum beispiel könntest du doch sagen, wenn er dir die frage stellt.
denn genau das, was du beschrieben hast, sind doch die gefühle mit denen du in die stunde gekommen bist.

wieso bist du so hart zu dir? du solltest das, du solltest jenes,...ich denke, druck auf dich selbst machen, bringt dich nicht weiter.
wo steht geschrieben, dass du da allein damit fertig werden musst? wenn du hilfe kriegen kannst, dann nimm sie in anspruch. und du schreibst, dass du schon 14 jahre die ES hast, der dämon, aber immer noch derselbe ist, oder? bisher hast du bis auf 2 ausnahmen, alleine gekämpft, dann kannst du doch jetzt auch mal der therapie eine chance geben....

#14
Liebe Anna-Sophie,

dankeschön für deine lieben Worte.

Der Therapie geb ich auf jeden Fall eine Chance... vielleicht sogar in ein paar Wochen, wenn nix besser wird, den Medikamenten.

Muss irgendwie so hart zu mir selbst sein, weil sobald ich mir sage okay, ich gebe die totale Kontrolle auf und versuche, mal auf andere Art und Weise eine Balance ins Leben reinzubekommen, läuft es wieder aus dem Ruder.

Naja, das große Ziel ist trotz allem, wieder Spaß am Leben zu haben und genießen zu können, auch Essen. Und das ohne Pläne, Kontrolle etc. (bei mir wechseln Bulimie und Anorexie immer ab), denn die funktionieren auf Dauer einfach nicht und immer, wenn mal was nicht "nach Plan" läuft, kommen erst recht die aggressiven Gefühle.

Um die innere Balance kämpfe ich - was ja ein Widerspruch in sich selbst ist - denn Kämpfen bedeutet nicht "in Balance" zu sein... aber da schließt sich eben wieder der :twisted: kreis.

Wünsche dir einen sonnigen Tag!
Twilight
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