In Therapie - und trotzdem noch in der Sucht...

#1
Hallo ihr Lieben,

ich war schon lange nicht mehr online, einmal weil ich ca.3Monate kein internet besaß und seit den letzten 2Monaten in der Klinik bin.
Ja, was soll ich sagen, ich bin im Moment einfach nur verzweifelt.
Ich habe mich in Therapie begeben, um endlich gegen die Bulimie anzukämpfen. Ich will nicht ständig Berge an Essen kaufen, mich fragen, ob die Verkäuferin etwas von meiner Essstörung ahnt, alles in mich hineinstopfen, um es anschließend wieder auszukotzen.
Ich will dieses Leben nicht mehr.

Mein Problem ist, dass ich immer noch kotze (sogar in der Klinik). Die Mengen sind zwar nicht mehr in dem Maße wie früher, letztendlich kotze ich immer noch. Ich habe mir sogar teilweise Lebensmittel aus der Klinikküche mitgenommen, um nach dem Mittagessen weiter zu fressen. :roll:
Es würde auch nichts bringen, wenn die Toilette wieder abgeschlossen wird, weil wenn der Drang so stark ist, ich sogar draußen erbrechen würde.
Ich habe in der Therapie über die Ursachen bzw. Hintergründe meiner Essstörung gesprochen, über Strategien Fressanfälle zu verhindern etc.... doch ich schaffe es trotzdem nicht, davon loszukommen.
Was ist bloß los mit mir?! Habe ich zu wenig Willen, ich schaffe es einfach nicht.
Ich bin unglaublich von mir selbst enttäuscht, verzweifelt, traurig, wütend... kann es nicht in Worte fassen.

Ich weiss momentan einfach nicht weiter. :cry:

#2
hI Nadya!
Ich fürchte ich kann dir keinen richtigen rat geben,ausser die hoffnung nicht aufzugeben und weiterzukämpfen.Ich weiss nicht wielange du schon in der essstörung steckst,aber auch wenn es super ist,dass du schon seit zwei monaten in der klinik kämpfst,so sind zwei monate natürlich auch nur ein kleiner zeitraum,indem man wohl kaum alles erlebte und die mechanismen der krankheit überwinden kann.
Gib dich nicht auf! Ich denke,dass es manchmal leider mehrere anläufe kostet die krankheit zu überwinden,nicht immer reicht die erste therapie. Ich war auch 3 monate stationär,was mir etwas geholfen hat,aber mich nicht clean gemacht hat.
Was ich sagen will ist,dass du nicht verzweifeln oder dich aufgeben darfst,auch du kannst es schaffen,es ist nur ein sehr langer steiniger weg,aber du hast den willen und das ist die Hauptsache :)
redest du denmn in den therapien über deine rückfälle in der klinik oder machst du das heimlich? Ich denke es ist wichtig,dass du absolut offen bist,du musst dich auch für nichts schämen.
*Drückdich* und wünsch dir alles gute
LG Finchen

Weiter so!

#3
Liebe!

Aber Du schreibst doch, dass die Mengen weniger geworden sind!Das ist schon viel!Du arbeitest an Dir!Das find ich super.
Ich denke, der Weg geht nur in kleinen Schritten voran raus aus der Sucht.Du bist am richtigen Weg, du brauchst "nur" Geduld.Das ist zumindest meine Erfahrung, was nicht heisst, dass ich immer mit mir geduldig bin.

Alles Gute für Dich!
Mach weiter so!
Marla

#4
versuch, mit deinen therapeuten und ärzten darüber zu reden... du sitzt an der quelle. verheimliche nichts!
vielleicht kannst du dich direkt nach einem FA ablenken, mit anderen leuten reden, mit schwestern oder so... das kotzen weg lassen, ist die erste sache... die FA dann das zweite... so ist es bei mir zumindest. ich kann schon wochenweise ohne kotzen leben, aba ohne FA nach wie vor nicht. man muss genauso lernen, diese auszuhalten... denn ich denke, auch gesunde menschen haben ab und zu einen FA, bezeichnen ihn nur nicht als solchen sondern sagen, sie haben zuviel gegessen...
ich wünsch dir alles gute, nicht aufgeben jetzt! du kannst schon stolz auf dich sein!
LG
*Do I even have the strength to try*

*Is it better to try and fail than fear?-Can I know?*

Bild

#5
HI!
Aber Du schreibst doch, dass die Mengen weniger geworden sind!Das ist schon viel!Du arbeitest an Dir!Das find ich super.
Ich denke, der Weg geht nur in kleinen Schritten voran raus aus der Sucht.Du bist am richtigen Weg, du brauchst "nur" Geduld.Das ist zumindest meine Erfahrung, was nicht heisst, dass ich immer mit mir geduldig bin.
Ja, kann dem nur voll zustimmen!

Ich benötigte mehr als 1 Jahr Therapie um die Kraft zu entwickeln endlich für längere Zeit clean zu sein. und auch heute bin ich hin und wieder nicht von einem Rückfall gefeit ;)

Also sei stolz auf dich, dass die Mengen weniger geworden sind! Sei stolz darauf, dass du gegen die Bulimie kämpfen willst!

lg
mart1

#6
kann auch nur sagen, dass die plötzliche komplette Suchtfreiheit zwar unser aller Wunsch aber leider keine Realität ist. Die meisten werden die B Schritt für Schritt los, oftmals 2 Schritte nach vor und einen zurück oder auch umgekehrt. Es geht sehr langsam, es hat sich ja auch lange aufgebaut um zu dem zu werden, was es gerade ist. Die kleinsten Erfolge zählen! Und in einem Therapieprogramm habe ich gelesen, dass es in erster Linie darum geht, neue Werkzeuge in die Hand zu bekommen um das Leben selbst zu ändern und sich stimmungsmäßig zu stabilisieren und dann erst kann das Suchtverhalten nachziehen, in dem es weniger wird. Ich bin auch in die Klinik gegangen mit dem Wunsch danach clean zu sein. Blödsinn, oft verstärkt sich die ES in den ersten Wochen sogar noch, weil es ans Eingemachte geht. Erst jetzt - fast ein Jahr danach - merke ich, dass sich an meinem Essverhalten etwas zu normalisieren scheint. Es braucht unendlich lange! Aber dafür ist es dann ein "ehrlicher" und anhaltender Erfolg. Du brauchst Zeit und Energie um andere Wege, andere Strategien zu lernen...gib sie dir auch. Und wie schon jemand geschrieben hat, verheimliche nicht wie es dir geht. man kann dir nur helfen, wenn du sagst, was los ist.

#7
Erstmal vielen lieben Dank für eure Antworten!

Eigentlich weiss ich ja auch, dass es unwahrscheinlich ist, garkeine Rückfälle mehr zu haben.
Ich kann mit dem Essen nicht aufhören, es bleibt einfach nie bei einer Portion... :roll:
Ich erzähle in der Klinik "meißtens" alles, dass ich jedoch Lebensmittel aus der Klinik-Küche mitnahm, habe ich zum Beispiel nicht erzählt.
Manchmal habe ich das Gefühl, mir kann man in der Therapie nicht helfen. Ich kriege Tipps und Ratschläge mit auf den Weg, dass ich mich so akzeptieren muss, wie ich bin etc. Doch ich habe nicht das Gefühl, dass meine Therapeutin mich versteht (es kommt in jedem zweiten Satz ein "was kann man da machen? Haben sie Lösungsvorschläge?").
Ich muss mich jemanden komplett öffnen können, ihm alle meine Ängste anvertrauen und nicht noch versuchen, mich in dem Therapiegespräch zu "schützen".
Ich will und kann eben nicht akzeptieren, überfressen und mit einem vollen Bauch auf dem Sofa zu sitzen und mir zu sagen "da musst du jetzt durch".
Ich wünschte, es wäre so....
Momentan bin ich mir ziemlich unsicher, was ich in dem Gespräch sagen soll bezüglich meiner Belastungswoche zuhause. Ich will nicht länger da bleiben und werde wahrscheinlich scheinheilig vorlügen, dass ich ja nur einmal gekotzt habe. :roll:

#8
kann ich schon irgendwie verstehen, auch ich glaube immer als erstes, dass mir niemand helfen kann und dass ich mich schützen muss - deshalb kann ich auch nur sehr schwer die volle Wahrheit erzählen. Meistens ist mir diese auch gar nicht bewusst, weil ich gelernt habe, immer die Fassade zu wahren. Das hat sich regelrecht automatisiert, so dass ich gar nicht mehr merke, dass ich verstecke und verdränge.



Ich habe aber vor einigen Wochen etwas gelernt bzw. hat man mich das beinhart in der Klinik gelehrt. Solange ich nicht lerne, zu sagen wie schlecht es mir geht und ich dadurch auch artikulieren kann, was ich brauche, hilft mir kein Schwein. Eh klar! Ich kann nicht erwarten, dass alle hellsehen! Vorallem da ich ein Meister im Vortäuschen bin! In der Klinik hat man mich ziemlich zappeln lassen, teilweise haben sie sich so blöd gestellt, dass ich schon so verzweifelt war, dass ich regelrecht die Nerven weggeschmissen habe und Heulkrämpfe hatte! Ich war nicht mehr in der Lage, mich anzuvertrauen, zu erzählen, ehrlich zu sein.


ja, und jetzt habe ich einfach mehr Angst davor, keine Hilfe zu bekommen, als ohne in meiner Krankheit stecken zu bleiben.


Überlege dir mal ganz genau, was du willst. Ob du wirklich nach Hause gehen möchtest ohne irgendjemandem gesagt zu haben, wie mies es dir geht. Zu Hause bist du wieder ganz alleine damit. Es wird darauf hinauslaufen, dass du wieder in eine Klinik gehst. Die Wahrscheinlichkeit es alleine rauszuschaffen ist leider nicht so groß. Ehrlichkeit ist übrigens ein großer Schritt in Richtung Besserung! Und schämen brauchst du dich nicht. Du bist bei Gott nicht die einzige, die stiehlt, einkaufen geht, frisst und erbricht in der Klinik. Keine Sorge. Wahrscheinlich wissen sie sowieso mehr von dir als du denkst und würden sich freuen, wenn du dich anvertraust - du gibst ihnen ja außerdem erst dann die Möglichkeit dir zu helfen.

überleg es dir bitte.

#9
Hi Nadya!

Ich kann dich gut verstehen..
ich war auch bis vor kurzem 3 Mon. in ner Klinik und habe das Gefühl, dass es leider wenig gebracht hat und dass ich die meiste Schuld daran trage... :roll:
Wenn ich in der Zeit Rückfälle hatte - und davon gab es genug - hab ichs nicht immer gebeichtet und bin auch oft außerhalb der klinik kotzen gewesen. :(
Das einzige, was mir ein bisschen geholfen hat waren die Gespräche mit den Therapeuten und anderen Mitpatienten, aber jetzt bin ich seit ca. 3 Wo. wieder zuhause und denke mir es hat nichts gebracht. :(
Die FA´s sind genauso schlimm wie vorher und ich habe keine richtige Motivation was zu ändern..wobei ich mich meistens währenddessen total scheisse fühle oder auch manchmal überhaupt keinen Appetit habe und trotzdem nen FA schiebe...da ist die große Frage: WARUM??!! :roll:

Manchmal glaube ich, ich will gar nicht glücklich sein...
ich verfalle immer mehr in Depri-Stimmung und bin selbst schuld.
langsam kann ich mich kaum noch ansehen und denken, "ja, du bist gut"... :( nee, das bin ich nicht. ich hasse meine person...
manchmal behandle ich meine familie wie dreck...ich kann ein richtiges ekelpaket sein und will es eigentlich gar nicht.

eigentlich wollte ich jetzt ambulant mit der therapie weitermachen, aber ich nicht überzeugt, dass es das richtige ist.
irgendwas muss sich an meiner einstellung ändern...da kann ich mir nur selber helfen oder ich gehe dran zugrunde...

LG
Sunshine

#10
oh sunshine...ich kann dich so UNGLAUBLICH gut verstehen. Habe seit 13 Jahren den Mist, mich von einer Therapie zur nächsten geschleppt...immer mit dieser totalen Hofffnungslosigkeit aber gleichzeitig dem Wissen es schaffen zu MÜSSEN über kurz oder lang.
Dieses ständige schlechte Gewissen, dieses ständige Bewusstsein, seine Lieben mit Launenhaftigkeit und Lügen zu bestrafen...
Im Prinzip hab ich all das aber immer nur genutzt, um mich tiefer ins... so blöd es klingt...Selbstmitleid zu stürzen. Vor 3 Tagen hat mir dann mein Freund zum ersten Mal eine Grenze gezogen und mir ein Ultimatum gestellt: Entweder die Krankheit oder auf lange Sicht ER. Das hat mir zum ersten Mal gezeigt, dass NUR ICH fresse und NUR ICH entscheide wieviel und ob ich kotzen gehe.
Das war n ziemlicher Schlag ins Gesicht, aber immerhin sitze ich zum ersten Mal seit Jahren zu Hause (heute ist der 3. Tag)...alleine...mit einer WOhnung voller Versuchungen und keinem Mitbewohner, der mich stören könnte...OHNE zu fressen o. kotzen.

Es ist hart, aber irgendwann IST der Wille so groß, dass man es schafft.

Ich sage nicht, dass ich alles überstanden habe... aber ich hab verstanden, dass zwischen aufhören wollen und WIRKLICH WOLLEN ein Unterschied.ist.

Ganz viel Durchhaltevermögen dir und uns allen... Tschakka!!!!!!
:wink:

#11
Liebe Nadya,

wa sich dir ganz kurz sagen kann, dass da was du beschreibst, meine Geschichte ist, ich vor ziemlich genau einem jahr.

jetzt ist es besser, ich kann einen vollen kühlsschrank haben, ohne drüber herzufallen. ich kann mit anderen essen und bin die meisten tage kotzfrei. oder sagen wir viele.

warum sollte es bei dir nocht auch gehen? Aber ich hab mir damals die selben quälenden fragen/vorwürfe gem,acht - zu wenig willen? zu wenig... was?