Wer darf Therapie durchführen?

#1
Gibt es eigentlich Vorgaben, wer eine Therapie für eine Esstörung machen darf oder kann das jeder machen, der glaubt, dass er es kann... :(
Sollten die Leute, die das machen, nicht eine psychotherapeutische Ausbildung haben? Ist eine heilpädagogische Ausbildung ausreichend?

#3
Und was, wenn jemand Therapie anbietet, der meiner Meinung nach nicht die richtige Ausbildung dafür hat? Eine Bekannte von mir macht eine Therapie bei jemandem, der ein Studium der Heilpädagogik abgeschlossen hat. Psychotherapeutische Ausbildung oder Erfahrung mit Essstörungspatienten hat er nicht. Meine Bekannt fühlt sich zwar wohl dort und hat offenbar eine gute Gesprächsbasis gefunden, ich frage mich aber, ob es sie bezüglich ihrer Erkrankung weiterbringt - für mich sieht es nicht so aus-

#4
Hallo Argus!

Tut mir leid, dass ich mich erst heute melde. War die letzten Tage krank.

Nun, ohne psychotherapeutische Ausbildung darf niemand eine Behandlung unter diesem Titel ("Psychotherapie") durchführen.
Wer das tut, macht sich strafbar.

Jetzt gibt es für viele, die diese Ausbildung nicht haben, natürlich die Möglichkeit, Behandlungen anzubieten, die unter einem anderen Titel durchgeführt werden. Ein Psychologe etwa kann das "psychologische Gespräch" anbieten usw.
Und die Ausbildung allein bzw. das Fehlen der psychotherapeutischen Ausbildung bedeutet nicht, dass jemand keine Ahnung hat oder sich nicht eignet.
Es kann durchaus sein, dass der Heilpädagoge deiner Freundin helfen kann...
hinter der Essstörung verbirgt sich ja meist noch etwas anderes... und so kann der Heilpädagoge bei diesem anderen helfen, auch, wenn er von der Essstörungsthematik keine Ahnung hat (oder nicht viel Ahnung).
Umgekehrt gibt es ja leider auch Psychotherapeuten, die meinen Ahnung von Essstörung zu haben und dann nur vereinzeltes oder ungenügendes Lehrbuchwissen präsentieren.

Ein Punkt, der zu beachten ist, ist die finanzielle Unterstützung der Krankenkassen.
Wenn sich deine Freundin zu einer Therapie entschlossen hat, hilft die Krankenkasse nur dann mit, wenn es sich um die im rechtlichen Sinn definierte Psychotherapie handelt, die von einem Psychotherapeuten durchgeführt wird.

Ich würde mit deiner Freundin sprechen...
wenn ihr die Unterstützung des Heilpädagogen hilft und sie sich die Behandlung leisten kann und möchte, spricht eigentlich nichts dagegen.
Erzähl ihr von deinen Bedenken (ich nehm an, das hast du eh schon getan) und frag sie, was gegen die Alternative einer richtigen Therapie spricht?

Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Liebe Grüße,
Mari

#5
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Hat mir sehr geholfen. Sie hatte schon eine Therapie bei einer meiner Meinung nach guten Therapeutin von der Kasse bewilligt. Es war ihr aber zu weit weg und sie ist einfach nicht hingegangen. Dann wurde ihr von jemand anderem dieser andere "Therapeut" empfohlen. Die finanzielle Situation ist das nächste Problem, denn eigentlich hat sie das Geld nicht (4x75€/Monat).
Gibt es eine "Liste" mit Therapeuten, die sich mit Essstörungen auskennen? Das Problem ist, dass meine Freundin sehr lasch ist, was Therapie betrifft und ich nicht weiß, wie ich sie überzeugen soll, dass sie jetzt noch zusätzlich etwas machen soll.

#6
Hallo Argus!

75 Euro sind schon happig... dafür, dass man nicht genau weiß, auf welcher Basis der Heilpädagoge nun was genau macht. :shock:

Hier hast du Links für Ö und D:
Therapeutensuche in Österreich: www.psyonline.at
Therapeutensuche in Deutschland: www.psychotherapiesuche.de

Man kann jeweils gezielt nach Therapeuten mit spezifischen Schwerpunkten suchen.

Na ja, und zusätzlich etwas machen?
Das müsste deine Freundin mal bewältigen...
Therapie sprich die ständige Auseinandersetzung mit sich selbst, kostet viel Kraft.

Deine Freundin soll sich halt Gedanken machen - auch in finanzieller Hinsicht - ob sie nicht eine richtige Psychotherapie beginnen will.
Und sie soll eine Auge darauf haben, ob ihr die Therapie mit dem Heilpädagogen wirklich etwas bringt.

Liebe Grüße!