Jetzt könnt ich eigentlich reden...

#1
... aber ich komm mir so albern und dämlich vor.

Die letzten 2 Wochen haben meine neue Thera und ich alles nötige besprochen, jeweils 3 Termine pro Woche festgelegt und heute gings so richtig los.

Heute musste ich zum ersten mal auf die Couch und fands ehrlich gesagt ganz angenehm. Ich bin nämlich beim "Gegenübersitzen" immer sehr verspannt, verkrampfe meine Muskeln und kann kaum Blickkontakt halten, geschweige denn über mein Innnerstes Reden.
Das hat meiner ersten 2 1/2 - Jährigen Therapie das Genick gebrochen (damals noch Verhaltenstherapie)

Na jedenfalls gehts mir im Liegen wesentlich besser. sie sitzt schräg hinter mir. Psychoanalyse halt. Ich war immer noch voll nervös, aber kein Vergleich mehr zur normalen Gesprächssituation.

Tja... und nun das Negative :( Ich lag heute so da, hätte endlich reden können und hab nen großen Teil der Stunde geschwiegen oder Belangloses geredet.

Mi kommt alles plötzlich so klein und nichtig vor. Irgendwie fühl ich mich wie jemand, der wegen nem Piekser mit ner Nähnadel zum Arzt rennt und frage mich, ob ich die Therapie denn machen soll.

Ich kotze seit 12. Juni nicht mehr, ich hab keine richtigen Fressanfälle mehr. Keine halt, aber seltsamerweise halte ich mein Gewicht dabei, obwohl ich manchmal saumäßig viel fresse.
Na ja, ich würd gern voll wenig essen, aber schaffs nicht, es wird immer ein normaler Tag draus oder halt ein "zu viel". Also in der Rchtung ist ja auch alles okay. Körperlich zumindest. ansonsten find ich mich wie immer zu fett - was heißt zu fett FINDEN - ich BIN zu fett.

Aber ich esse gesund und ausgewogen.

Hm.... Die Sehnsucht nach Geborgenheit und die Verletzung, durch meine Mutter, die mir noch immer sehr fehlt ist noch da :( Aber momentan kommt es mir nicht mehr so schlimm vor. Erinnerungen will ich gerade keine rauskramen und ich frage mich, ob ich es jemals wieder tun soll. Vielleicht wäre es nötig um richtig abzuschließen, vielleicht auch nicht, ich bin da so unsicher.

Die Verletzung durch meine Kollegin, die wie ne Mutter für mich war (mein wunder Punkt: Mutter) ist immer noch präsent und ich trauere ihr sehr nach.

Manchmal glaube ich wegen dieser ganzen Mutter-Thematik und dieser mich aufressenden Sehnsucht nach mütterlicher Liebe und Geborgenheit, das Leben nicht mehr meistern zu können.
Ich hab es so satt glückliche Mütter mit erwachsenen Töchtern zu sehen und traurig zu werden, tagelang drüber nachzudenken, was meine Mutter mir als Kind alles angetan hat und diese Sehnsucht ertragen zu müssen.

Ich glaube, das ist mein Kernproblem. Die Ursache von allem.

Und jetzt wo ich so bei ihr auf der Couch gelegen hab, hab ich mich irgendwie geborgen gefühlt und soooooo unendlich erleichtert und hoffnungsvoll. Ich hätte heulen können vor Erleichterung.

Aber ich hab eben wieder Zweifel ob ich überhaupt ne Therapie machen darf, ob es überhaupt alles schlimm genug ist um das zu rechtfertigen. Für meine Thera anscheinend schon, sonst würd sie mich ja wegschicken. Aber ich kanns vor mir nicht rechtfertigen :(

Ich weiß, das ist ein schwammiger Thread, aber ich erhoffe mir, dass ich die Therapie an´zunehmen lerne ohne schlechtes Gewissen :-(

Was haltet ihr denn davon? Bin ichs denn wert? Also besteht ne Rechtfertigung? Oder könnt ichs alleine auch schaffen? Mir gehts vielleicht nicht schlecht genug für ne Thera....

Ich mach mir schon den ganzen Tag nen Kopf :(

LG Naturelle


noch'n Edit:

Also ich weiß, ihr müsst echt denken, die Alte spinnt :( Jetzt hab ich endlich Therapie und dann so blöde Gedanken :( :( :(

Oh Gott, ich könnts kotzen glatt wieder anfangen.... die ganze letzte Zeit am liebsten....

Ich fühl mich wie'n Alki, der sagt er würd nie trinken.

Ich meine, ich sag: Vielleicht brauch ich ja doch keine Therapie? Und gleichzeitig: Ich könnt glatt wieder anfangen zu kotzen :( aber genausogut kann ich doch sagen "Ich bring heut nach den nachbar um" ohne es zu tun..... Blödes Beispiel, Sorry.....

Oh Gott, ich hab keine Ahnung mehr.....

#2
hi.

mal davon abgesehen, dass ich keine direkten erfahrungen mit therapien habe, nur durch die theorie im pädagogik unterricht versuche ich dir mal zu helfen. außerdem würde mir auch der mut zu ner therapie fehlen... :oops:

zu der verhaltenstherapie kann ich dir zum beispiel sagen, dass die therapie nur an den symptomen arbeitet und nicht an den ursachen, deshalb ist eine psychoanalyse vielversprechender.

und ich finde, dass du die therapie auf jeden fall durchziehen solltest, auch wenn du im augenblick das gefühl hast, dass kein wirklicher grund besteht oder der grund nicht gewichtig genug ist! die psychotherapie wird dir helfen dich selbst mehr zu verstehen, warum du auf verschiedene dinge so oder so reagierst und es besteht eben auch die möglichkeit, dass du so ganz von der bulimie wegkommst.
vielleicht hift dir die psychotherapie auch die probleme der mutter-tochter-thematik aufzuarbeiten.

wenn du den mut gefunden hast und es noch mal mit ner therapie versuchen willst, solltest du das durchziehen, so sehe ich das.

ich drück dir auf jeden fall die daumen dass das alles klappt, auch die sache mit deinem schlechten gewissen.

lg, josi

#3
Hallo Josi,

Hmmm.... Mut.... Irgendwie kann ichs nie so nachvollziehn, wenn jemand sagt, der Mut würde fehlen. Es ist eine solche Erleichterung sich Hilfe zu suchen, dass es eigentlich jeder, der psychische Probleme hat tun sollte. Ich wünsch dir echt, dass dus irgendwann auch schaffst.
zu der verhaltenstherapie kann ich dir zum beispiel sagen, dass die therapie nur an den symptomen arbeitet und nicht an den ursachen, deshalb ist eine psychoanalyse vielversprechender.
Eben. Darum wollte ich auch lieber eine PA noch dran hängen. Ein Jahr war jetzt Pause gewesen.
vielleicht hift dir die psychotherapie auch die probleme der mutter-tochter-thematik aufzuarbeiten.
Ich hoffe es, ich hoffe es total!!!!! Ich leide manchmal echt total drunter - auch wenn ich mir dann wieder sag "Hab dich nicht so, so schlimm ist das doch nicht".

Diese ganze Muttersache ist einfach sch... Ich will nicht mehr in irgendwelchen älteren Frauen einen Mutterersatz sehn und dann total enttäuscht werden, ich will nie wieder den Satz "Du bist für mich wie ne Tochter" von irgendeiner hören, ich ertrag das nicht mehr. Seit meiner Pubertät, durch die ich mich wirklich total ALLEIN :cry: durchkämpfen musste, gings mir immer so. Mal waren es Lehrerinnen, dann mal wieder sonstwer, dann die kollegin, die ich schon kannte, bevor sie meine kollegin wurde. Bei ihr wars am schlimmsten. Ich komme nicht von ihr los, bin aber so unendlich enttäuscht und verletzt. Ich will das nicht mehr!!!!! Jetzt auch noch ne liebe Bekannte, die in Ö wohnt (ich in D), die ich selten seh, aber auch sowas mütterliches hat und auch noch zu mir sagte "Du bist wie eine Tochter für mich." WAAAAAHHHH, ich will das einfach nicht, diese dauernden Sehnsüchte und die Enttäuschungen. Ich hab jetzt so ne angst, dass meine Thera auch schon wieder sowas wird.

Aber dafür ne Therapie?
wenn du den mut gefunden hast und es noch mal mit ner therapie versuchen willst, solltest du das durchziehen, so sehe ich das.
Ja schon.... vor allem meinte meine Thera ja auch, dass sie nicht findet, dass ich jetzt einfach wieder alles hinschmeißen sollte, nur weil ich nimmer kotze. Sie meinte, etwas scheint mit mir nicht in Ordnung zu sein und das wolle sie mit mir gemeinsam auch rausfinden.

Es ist nur so dumm. Im einen Moment sage ich "Ich komm mit dem Leben nimmer klar", könnte kotzen, mich ritzen oder sogar umbringen, im nächsten Augenblick ist alles wieder "sooooooo toll" und ich hab ja gar kein Problem. Ich komm mir vor wie ein Lügner, der alle belügt, dass es ihm nicht gut geht. Und andererseits glaube ich, dass ich viel runterspiele. Ich blick nicht mehr durch.
ich drück dir auf jeden fall die daumen dass das alles klappt, auch die sache mit deinem schlechten gewissen.
Danke!!! Ich hab Angst, dass sie jetzt noch sagt, ich bräuchte die Therapie und dann irgendwann ankommt "Übrigens: Ich glaub sie brauchen sie doch nicht und ich hab mich geirrt" und dass ich dann dumm dasteh und... Ach verdammt..... :( :cry: :(

Vielleicht sollte ich auf sie hören. Aber es war so scheiße heute nur dazuliegen und nicht zu wissen, wo ich nun anfangen soll. Und jetzt hock ich daheim und könnt unendlich mit ihr reden, hätte soviel Stoff. Ich hab Angst, dass der ganze Stoff am Do wieder weg ist und ich dann nix mehr weiß - wie heute....

fühl mich grad so richtig allein. mir liegt diese Mutter-Sache irgendwie so schwer im Magen :cry: :cry: :cry: Ich könnt kotzen...

#4
tut mir leid, dass ich dir so wenig helfen kann... ich denke mal, dass es dir auch nicht viel bringt, wenn du mit mir reden kannst... :?
aber damit der ganze stoff am donnerstag nicht weg ist, kannst du dir nen paar stichpunkte dazu machen... ich bin immer sehr vergesslich und weiß, dass das hilft... :oops:
lg

#5
josi_87 hat geschrieben:tut mir leid, dass ich dir so wenig helfen kann... ich denke mal, dass es dir auch nicht viel bringt, wenn du mit mir reden kannst... :?
Hey Josi, stell dich da mal nicht zu sehr untern Scheffel, mir hats echt geholfen. Allein, dass du sagst, ich solle die Chance wahrnehmen und die Therapie machen hat mir geholfen - wirklich.

Ich glaub allerdings notizen brauch ich keine mehr :? Mir gehts momentan beschissen :( . Das vergess ich bis donnerstag sicher nicht mehr....

LG und danke,
Naturelle