Ich selbst leide schon seit längeren Jahren an Angst- und Panikattacken. Heute habe ich sie fast im Griff, daher kommen sie bei mir nur noch selten vor. Doch innerhalb meines Freundeskreises ist dieses Thema bei einer sehr guten Freundin gerade sehr aktuelles Thema, wodurch ich für sie einen Text für die ersten Selbsthilfe-massnahmen verfasst habe.
Da auch hier heute ein Thread mit diesem Thema aufgemacht wurde möchte ich euch gerne diesen Text hier zur Verfügung stellen (ist ein wenig viel *ggg*):
Bevor ich mit Schnellhilfen anfange, kurz mal eine Erläuterung über diese Art von Attacken:
Was sind Angst- Panikattacken?
Jeder Mensch hat so genannte Instinktängste, die uns in lebensbedrohlichen Situationen das Leben retten sollen und können. Unter Instinktängste werden all jene „natürlichen“ Angstreaktionen auf „natürliche“ Gefahren verstanden. Darunter fallen unter anderem Angstreaktion, wenn es brennt; Angstreaktion bei einem Unfall; Angstreaktion bei einem Überfall…
Bei einer Angstreaktion wird die Atemfrequenz erhöht, der Herzschlag erhöht, damit mehr Sauerstoff schneller in den Körper gebracht werden kann. Adrenalin wird ausgestossen um die Muskeln kräftiger werden zu lassen, noch ein Hormon (Name entfallen) wird ausgestossen um die Muskeln und Sehnen geschmeidiger zu machen, damit in einer Gefahrensituation eine stärkere Muskel- und somit Körperkraft vorhanden ist (zB um einen Baumstamm heben zu können, um schneller laufen zu können, …). Die Augenpupillen verengen sich, wodurch der Blickfokus wesentlich schärfer auf die Umgebung gestellt wird, wodurch innerhalb einer Gefahrensituation viel besser alles um sich herum durch die Augen wahrgenommen wird.
Die Nackenhaare stellen sich auf um bedrohlicher zu wirken. Unter Umständen kommt es auch zu einer Leblosigkeitsreaktion: Der Körper zittert, die Gliedmassen werden weich wie Butter oder der Körper erstarrt. Das soll in der natürlichen Umgebung den Körper als uninteressant dar stellen lassen.
Aber was hat das mit Panikattacken zu tun?
Innerhalb unserer Gesellschaft und unserer gewohnten Umgebung sind manche Instinktängste nicht mehr so unbedingt notwendig: Beispielsweise Angst vor einem Raubtier. Wo begegnen wir heute schon noch einem Bären?
Doch ist diese psychologische Reaktion immer noch in uns vorhanden. Heute jedoch verändern sich die Ängste:
Existenzangst, bei der die Menschen Angst haben auf der Strasse zu landen
Angst vor Naturkatastrophen: Durch die Medienberichterstattung erleben mehr und mehr Menschen Angst vor Naturkatastrophen.
All diese „modernen“ Ängste, von denen es noch viele gibt (Angst vor Insekten, Spinnen, Platzangst, Angst vor Menschenmengen, Höhenangst, Flugangst sind noch die bekanntesten davon) sind ebenso berechtigte Ängste wie die ursprünglichen Instinktängste.
Doch muss man wissen, dass diese modernen Ängste sich immer um ungewisse, also nicht bekannte, zukünftige Ereignisse drehen. Damit meine ich, dass dabei vor allem ein Denken in die Zukunft und in zukünftige, mögliche, aber noch nicht eingetretene Ereignisse bzw. Geschehnisse besteht. Denn die Frage: „Werde ich in einem Jahr noch Geld haben?“ ist nun mal eine Frage der Zukunft und nicht der Gegenwart. Manche moderne Ängste können auch aus der Vergangenheit her wurzeln, doch die Angstgedanken sind trotz allem zukünftiger Natur.
Ängste die aus der Vergangenheit her wurzeln sind Ängste, die eventuell schon seit frühester Kindheit bestanden haben. Doch wurden diese nicht erkannt und im Laufe der Zeit wurden diese Ängste stärker und mächtiger. Es kann auch durch Traumatisierung zu Angstzuständen kommen. (=so genannte traumainduzierte Ängste, die zumeist nur durch Therapie des Traumas von selbst heilen).
Übrigens handelt es sich bei den Angst- und Panikstörungen um so genannte Neurosen. Neurosen sind psychische Störungen/Verhaltensstörungen und werden insbesondere dadurch von Psychosen unterschieden, als das es sich bei Neurosen um nicht-körperliche (etwa Neurologischen) Störungen handelt. Bei Psychosen handelt es sich um körperliche Störungen (neurologisch, bestimmte Stimmungshormone etwa Serotoninmangel,…). Zu Psychosen werden Schizophrenien gezählt. Bei Psychosen helfen nur Medikamente. Neurosen sind ohne Medikamente durch Psychotherapie heilbar.
Angstreaktionen bei modernen Ängsten:
Bevor es überhaupt schon zur ersten heftigen Attacke kommt, bei der auch körperliche Symptomiken auftreten, wenden Betroffene von modernen Ängsten schon bestimmte Reaktionsweisen an:
Flucht bzw. Vermeidungsstrategie
Dabei wird mit allen Mitteln versucht, angstmachenden Situationen auszuweichen bzw. sollte die Situation auftreten, dann wird die Taktik angewendet, sich aus der Situation schnell bzw. fluchtartig zu begeben. Beispielsweise bei Höhenangst: Wer Höhenangst hat, wird versuchen jegliche Situation zu vermeiden Höhen wie etwa Leitern zu begegnen und trifft die Situation doch ein (zB ein Glasaufzug), dann wird so schnell als möglich die Situation verlassen
Angriff bzw. Aggressionsstrategie
Dabei wird mit allen Mitteln versucht immer schon vor der Situation zu sein. Beispielsweise bei „Angst Verletzt zu werden“ – da verletzen Betroffene oft bewusst den Menschen gegenüber als selbst verletzt zu werden.
Stagnationsstrategie
Dabei wird die Situation hingenommen, jedoch kaum wahrgenommen. Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Angstattacken entstehen. Bei Situationen bei denen die oben beideren Strategien nicht funktionieren bzw. nicht mehr funktionieren kommt es zu einer Stagnation des Betroffenen. Er/Sie nimmt es einfach hin und gibt auf.
Körperliche Reaktionen/Symptomiken bei modernen Ängsten
Ängst- und Panikattacken sind einer der wenigen psychischen Störungen (Achtung nicht Krankheit!), die psychosomatisch wissenschaftlich, medizinisch nachweisbar sind. Denn durch die Angstzustände werden bestimmte Angstreaktionen auf den Körper übertragen (siehe dazu mal die natürliche Sinnhaftigkeit dieser beim Kapitel Instinktängste). Daher sind diese Reaktionen tatsächlich mess- und dadurch nachweisbar.
Oft werden Betroffene wegen etwa Kreislaufproblemen von einem Arzt zum nächsten gereicht, bis die Diagnose einer psychosomatischen Störung mit dem Namen „Angststörung“ diagnostiziert wird.
Da wir Menschen alle individuell sind, sind die Reaktionen bei einer Angstattacke recht unterschiedlich, auch wenn diese eingrenzbar sind, bei manchen tritt nur eine Symptomik auf, bei anderen gleich mehrere gleichzeitig usw.
- Herzrasen
- Herzklopfen
- Gefühl von Herzstillstand
- Atemnot
- Hyperventilieren (=extrem schnelles Ein- Ausatmen, vergleichbar mit Hecheln)
- Schwindel
- Kreislaufstörungen
- Schweißausbrüche (sowohl kalter als auch warmer Schweiß)
- Weiche Knie, die den Körper nicht mehr tragen können – sitzen wird hier notwendig
- Körper zittert
- Trockener Mund
- Nackenhaare aufgestellt
- Gänsehaut
- Blickfeld kaum vorhanden (=da Pupillen verengt)
- Gedanken nur noch bei der Attacke
- Erbrechen
- Durchfall
- Angst sterben zu müssen (durch die körperlichen Symptome ausgelöst)
Das sind nur einige der häufigsten körperlichen Erscheinungen. Doch diesen kann allen mit Schnellhilfe sehr schnell und effektiv entgegen gewirkt werden. Dazu ist einfach mal notwendig, diese Symptomiken als Teil einer Attacke erkennen zu können und dann mal zu wissen, dass es Millionen Menschen auf der Welt gibt, die Angstattacken haben bzw. hatten. Und das es Millionen Menschen auf der Welt gibt, die immer noch leben! Ja, sie leben und genießen alle auf ihre persönliche Art und Weise ihr Leben! Denn sie alle haben gelernt, dass es nach einer Attacke mit dem Leben genauso schön weitergeht und dass sie selbst die Hand und die Kontrolle über sich haben können. Sie selbst haben den Ängsten durch ihren eigenen Willen und Wunsch die Macht entzogen und haben sich selbst diese Macht gegeben. Die Schnellhilfen sollen nicht dafür da sein, um gegen eine Angstattacke anzukämpfen. Denn je mehr gekämpft wird, desto mächtiger wird die Angst. Die Schnellhilfen sind da um sich bewusst zu sein, dass nun eine Attacke da ist und man selbst die Macht hat. Das man die Attacke quasi durchsteht und sich bei den „stärkeren, schlimmeren“ Körpersymptomiken ein wenig helfen kann. Je schneller man lernt, eine Attacke durchzustehen anstelle anzukämpfen umso schneller wird man geheilt.
Sei dir noch eines bewusst: Das Leben ist einfach ein Weg der Entscheidungen: Du kannst dich selbst immer entscheiden dass es dir gut geht oder das es dir schlecht geht und ich denke, dass auch du willst, dass es dir gut geht! Also auch du hast die Entscheidung ob es dir gut geht oder nicht

Schnellhilfen:
Atemnot, Hyperventilieren
Zumeist geht beides Hand in Hand. Manches mal nicht. Zuerst kommt immer die Atemnot. Bei Angst atmet man automatisch schneller, doch kann es dabei passieren, dass weniger aus- als eingeatmet wird. Entweder das Gefühl von Atemnot entsteht oder der nächste Effekt kommt: Hyperventilieren, eine Art schnelles Hecheln, das jedoch in kurzer Zeit zu Schwindel usw führt.
Bei beiden helfen dieselben Methoden – langsam, entspannend tief ein- und ausatmen. Dies länger durchführen. Dadurch reguliert sich die Atmung, wird wieder flacher. Was auch hilft: In eine Tüte atmen. Dadurch wird mehr und mehr CO2 also Kohlendyoxid eingeatmet, was dazu führt, dass sich die Atmung automatisch selbst verlangsamt, verflacht und reguliert. Doch das darf nicht zu lange gemacht werden! Achtung Erstickungsgefahr!
Schwindel, Kreislaufstörungen
Dies entsteht vor allem durch die starke Atmung: Mehr Sauerstoff ist im Blut, das Blut wird so genannt „sauer“ – dadurch Schwindelgefühl. Bei Kreislauf- Schwindel hilft gehen! Ja, du glaubst nicht gehen zu können, doch hilft gehen. Da es den Kreislauf durch die Bewegung reguliert. Genauso hilft es, langsam in kleinen Schlucken Wasser zu trinken, da auch hier Bewegung durchgeführt wird.
Trockener Mund
Wasser trinken, in kleinen Schlucken,
Zittern
Bewegen! Ja auch hier hilft Bewegung
Blickfeld kaum vorhanden
Hier alles bewusst in der Umgebung betrachten, nicht nur den Teil der durch den Augenfokus erfassbar ist. Bewusst alles in der Umgebung suchen, dass rot, grün, weiß, blau welche Farbe auch immer hat. Sich der Umgebung bewusst sein
Gedanken nur noch bei der Attacke
Siehe Bewußtheitsübung bei „Blickfeld kaum vorhanden“. Es hilft noch Zählen, Rechenübungen, dies vollkommen bewusst tun. Kühle Gegenstände berühren, sich vollkommen bewusst nur auf das Fühlen des Gegenstandes konzentrieren.
Erbrechen, Durchfall
Durchstehen! Wissen, dass dies keine unheilbare Sache ist, sondern dass dies eine Symptomik durch die Attacke ist!
lg
mart1