Ihr tut auch uns weh!

#1
Hi, ich lese jetzt schon ein bischen länger in diesem forum, ich finde es wirklich erschreckend wenn ich teilweise eure texte lese, meine beste freundin hat seit jahren bulimie, sie hat ne menge durch gemacht in ihrem leben (m*ssbr**ch, tod eines elternteils etc), ich geh diesen weg schon jahrelang mit ihr, ich hab versucht sie immer zu unterstützen soweit es mir möglich war, wir haben ihr ne wohnung gesucht, eine stationäre therapie (8 wochen war sie da) und eine therapeutin zu der sie noch einmal die woche geht, ich finde das selbstverständlich als freundin, ich hab sie megamäßig lieb, sie ist/ war für mich einfach nen super toller mensch und die beste freundin, die ich mir wünschen konnte, aber ich bin mittlerweile an dem punkt, wo ich sage, ich will nicht mehr, ich kann auch nicht mehr, diese scheiß bulimie hat mir von diesen menschen so weit entfernt, seit drei jahren hör ich was sie alles machen will gegen ihre krankheit, passiert ist nichts, glaubt mir, ich bin nicht naiv, mir ist schon klar, das das nen langjähriger oder sogar nen lebenslanger prozess ist um wieder zum gesunden körper- und essgefühl zu kommen, aber ich kann nicht mehr nachvollziehen, wie sie denkt in vielen situationen, warum sie nicht die unterstützung nimmt die sie kriegen kann, ich hab das gefühl ich bin nur noch der seelische mülleimer, bei dem sie ihren frust läst und der verständnis gefälligst haben soll, aber den kampf gegen die bulimie scheint sie aufgegeben zu haben............. ich find das alles sehr traurig, weil diese freundschaft ging mir über alles, aber was mir auch an euren texten aufgefallen ist (nicht böse gemeint), ihr nehmt euch selber zu wichtig und blast euch lieber zucker in den popo anstatt euch mal wenigstens nen arschtritt zugeben, damit ihr wirklich den kampf aufnehmt anstatt gegenseitig euch im selbstmitleid des anderen zu aalen. Ihr tut nicht nur euch, sondern auch uns (euern freunden) was damit an!!!! Fangt bitte an zu kämpfen, nicht nur für euch, öffnet die augen fürs leben und denkt nicht nur an euch, ihr macht auch die menschen die euch mögen oder lieben damit kaputt. Meiner besten frundin ist erst nach drei wochen aufgefallen, das meine große liebe mit mir schluß gemacht hat und das ich total fertig bin, sie stand vor mir und sagte: vor drei wochen schon? sorry, war so mit mir selber beschäftigt, das ich das garnicht mitbekommen habe. Wie gehts dir denn jetzt?

Lieben gruß an alle und nicht böse sein über meine kritik :!:

Re: Ihr tut auch uns weh!

#2
TIA hat geschrieben:Fangt bitte an zu kämpfen, nicht nur für euch, öffnet die augen fürs leben und denkt nicht nur an euch, ihr macht auch die menschen die euch mögen oder lieben damit kaputt.
ähm...
nicht nur für uns?
Ich denke, gerade wenn man was ändern sollte, sollte man es FÜR SICH tun wollen... besonders weil in der Vergangenheit von den meisten Leuten hier schon "andere Leute" dazu beigetragen haben, dass sie sich unwohl fühlen...

#3
ja das denke ich auch...mal im ernst wer denkt denn mal ganz realistisch gefragt an uns?ich kann nur sagen, ohne mein "tolles Umfeld"wäre ich heute noch gesund....packt euch erst mal an die eigene nase, und überlegt mal was ihr als freunde vielleicht falsch macht bzw gemacht habt...und dreht den spieß nicht um!oder seit ihr etwa die betroffenen?nein ich denke nicht!natürlich ist es nciht einfach als angehörige, und es sind auch nciht alle so, aber bulimie hat ja auch meistens seine gründe...
nen lieben gruss :o :?

#4
NATÜRLICH IH ERSTER LINIE FÜR EUCH!!!!! aber euer verhalten hat auch konsequenzenz für andere, egal ob man ne bezeihung oder ne freundschaft eingeht, man geht auch immer ne verantwortung für jemand mit ein wenn man sich auf eine gefühlsebene mit anderen einlässt , oder nicht? Ihr gebt doch eure verantwortung auch für euch selber weiter, wenn ihr die schuld für eure bulimie bei anderen sucht, klar, bei vielen ist das auch so, gerade wenn m*ssbr**ch egal in welcher weiße vorliegt, ob seelisch oder körperlich, was schlimmers gibt es fast nicht, aber ihr könnt die verantwortung für euer handel und tun doch nicht weiterleiten, jeder ist für sich selber verantwortlich ab nem gewissen alter und ich glaube du machst es dir sehr einfach, wenn du dein handeln mit dem verhalten deiner "freunde" rechtfertigst. Ich bin eine freundin und keine therapeutin und das ich da fehler habe und auch mache, ist ja wohl sonnenklar! ich frag mich nur wie man verständnis erwarten kann wenn man selbst nicht bereit ist selbst welches aufzubringen. Ich hab hier meinen eindruck hingeschrieben, weil ich diese empfindungen habe, wenn ich damit auf kritik stoße, ist das ok, jeder hat seine meinung, die ich ihm auch lasse

#5
also wenn ich kämpfe, dann kämpf ich in erster linie echt nur für mich. denn ist ja MEIN leben, MEIN körper.
aber ichdenke doch, dass TIA in machen dingen schon recht hat. ich hab oft auch angst, dass ich durch meine krankheit die beziehung zu meinem freund irgendwann mal kaputt machen kann. weil ich eben noch keine hilfe angenommen habe. was ich aber auch bald ändern werde. es ist klar schwer für das umfeld. aber denk ma: wenn sich bei mir was ändern soll, dann sollte sich mein umfeld genauso ändern.

und hier bemitleiden wir uns nicht nur. ganz im gegenteil. ich hab hier schon genügend arschtritte bekomen! :wink: :!:

TIA, es soll hier ja auch keine kritik an deinem beitrag sein. aber ja... dann sagen wir mal so: es gibt zwei dinge, für die man kämpfen sollte. als erstes für sein eigenes leben und dann auch für bleibende beziehungen zu anderen menschen.

lg, knuff

#6
klar hat unser Verhalten ne Konsequenz für andere...
aber da ist doch in JEDER Lebenslage so...

wenn Mia mit Lia in der Stadt ist, Lia fragt, ob beide nicht nen Eis essen wollen und Mia sagt, dass sie weiter will und geht... dann heißt es für Lia doch auch, dass sie eigentlich keine Chance mehr auf ein Eis hat oder?

Und davon ab... wer gibt hier Verantwortung weiter?
Klar sind WIR verantwortlich... WIR stexcken uns den Finger in den Hals, niemand anderes...
aber ich denke, aus diesem Forum wissen es mit Sicherheit die meisten Leute...

#7
Sternchen, Dein Beitrag bestätigt doch genau das, was Tia beschreibt. TEILWEISE nehmen wir uns selbst zu wichtig! Und blocken gleich ab und schieben die Schuld den anderen zu! Aber wie kann man denn ernsthaft ausschließlich die Schuld für die Bulimie bei anderen suchen? „Andere“ waren vielleicht Auslöser dafür, aber sind „andere“ auch daran schuld, dass wir nicht damit aufhören können? Manchmal habe ich den Eindruck, es geht einfach zu schnell, dass man die Schuld von sich wegschiebt. Man hat eine Rechtfertigung, warum man das alles tut und warum man unter keinen Umständen damit aufhören kann. Herrlich bequem. Und wenn dann jemand kommt, der helfen will und vielleicht nicht immer die sanften Worte anschlägt, sondern auch mal ein Stück Eigenverantwortung fordert, dann macht man sofort dicht. Warum nimmt man das aber nicht mal an? Warum erkennt man nicht, dass derjenige AUCH Recht hat? Weil man es gar nicht hören will, weil man doch im Grunde gar nicht wirklich aufhören will. Wollte man es, dann würde man die Menschen, die helfen wollen, nicht sofort verurteilen. MANCHE hier ruhen sich zu sehr auf ihrer Vergangenheit bzw. ihren Gründen für die Bulimie aus (und das ist jetzt nicht als Angriff gemeint, ich meine damit nur, dass immer wieder rüberkommt, dass man aufgrund dessen ja gar nicht aufhören kann!). Ich will das um Gottes Willen nicht runterreden, aber vielleicht sollte man trotz der Vergangenheit und aller noch so schlimmen Gründen auch mal versuchen, im HIER UND JETZT zu leben. Durch die Bulimie verändert man das Geschehene nicht. Vielleicht hilft die Bulimie in den Anfängen, damit umzugehen, aber wird sie nicht irgendwann auch zum Selbstläufer? Irgendwann muss man diese Argumentation doch durchbrechen, sonst kommt man nie davon los.

Und ich finde es fatal, wenn man sich und die Bulimie so in den Mittelpunkt stellt, dass man andere Menschen gar nicht mehr wahrnimmt. Natürlich kämpft man in erster Linie für sich und nicht für andere, aber dann muss man eben auch akzeptieren, wenn „andere“ nach da nicht mehr mitmachen wollen. Wenn so deutlich rüberkommt, dass man selbst nicht mal ansatzweise mitarbeitet, sondern kategorisch alles ablehnt...dann ist das doch eigentlich kein Wunder, oder?

Eigentlich will ich damit doch nur sagen, dass wir nicht immer nur Verständnis für unsere Situation fordern, sondern genau so Verständnis für „die andere“ Seite aufbringen sollten.

#8
pepper78 hat geschrieben:
Und ich finde es fatal, wenn man sich und die Bulimie so in den Mittelpunkt stellt, dass man andere Menschen gar nicht mehr wahrnimmt.
ja natürlich hast du recht damit, und ich geb auch TIA in vielen Punkten recht. Ich seh selbst auch das es falsch ist wenn man sich bemitleidet oder einfach allein sein will weils einem selbst schlecht geht..
Aber in der zeit in der man tief in der bulimie steckt ist es nicht so einfach alles unter einen hut zu bekommen... Wer will schon nach einer Fa und dem k* noch feiern gehen? oder überhaupt mit freunden was machen..
und es ist auch klar das freunde es nicht verstehen wenn man absagt obwohl alles schon geplant war... es ist für beide eine dumme situation.
Man muss halt irgendwie versuchen beides unter einen hut zu bekommen. Ich hab gelernt das offenheit da meist das beste ist, wenn man gegenseitig ehrlich zueinander ist verletzt man die freunde auch nicht so sehr.
Aber es ist sicher verdammt schwer für jemanden da zu sein , dessen probleme oder krankheit man eigentlich garnicht richtig verstehen kann. Und es ist auch schwer mit jemanden dadrüber zu reden von dem man glaubt das er es nicht versteht.

Trotzdem hast du recht, das man immer noch an andere denken soll...wenn man wirklich NUR an sich denkt kommt man auch nicht weiter...
Warum fallen wir? Damit wir lernen, uns wieder aufzurappeln.

#9
Liebe Tia,
ich spring da jetzt mal in die Bresche.

Aus deinem Beitrag kommt so viel Verzweiflung und Hilflosigkeit, dass ich deine Wut nur zu gut verstehen kann.
Nur hier zu generalisieren und von „Euch“ zu sprechen, ist halt leider nicht ganz richtig.
Du bist nämlich hier in einem Contra-Forum und nicht in einem Pro-Forum. Hier wird die Bulimie in keiner Weise verherrlicht, hier wird anständig gekämpft. Zumindest von einem großen Teil im Forum.
Das wollte ich nur mal zu Beginn richtig stellen.

Und ich glaube ja gar nicht, dass du nur hier her gekommen bist um deinen Frust abzuladen.
Du brauchst nun auch eine Schulter zum anlehnen, du hast deine große Liebe verloren und von deiner kranken Freundin leider keine Unterstützung bekommen. Du fühlst dich alleine und verlassen. Nach jahrelanger „Hingabe“ musst du mit deinen eigenen Problemen auf der Strecke bleiben.
Na wenn man da nicht ohnmächtig wird, wann dann.
Ich bin mir sicher, wenn du deinen Hass, der sich nun so aufgestaut hat, wieder in den Griff bekommst, dass du hier viele Augen und Hände hast, die mit dir schreiben und sich mit dir austauschen und dir vor allem wieder Mut machen, deiner Freundin wieder beizustehen.
Und trotzdem musst du etwas für dich tun. Und trotzdem darfst du dich nicht so aufopfern.
So wie dir hier geschrieben wurde, dass jeder schon seine negativen Erfahrungen vor der Krankheit hatte, so darfst du die Krankheit nicht so weit zu lassen, dass sie dich in der Zukunft zerstört.
Ich bin sicher, dass du den richtigen Weg findest. Spätestens, wenn deine Wut gelindert ist, hast du hier viele nette Ansprechpartner.
Eine hast du jetzt schon. :wink:

Ganz liebe Grüße
Deine Hedi