neu, verzweifelt und ein bisschen Hoffnungslos?

#1
Hallo, ihr :)

Um mich vorzustellen, ich bin Pia, ich bin seit zwei Semestern am studieren, wohne seitdem alleine.
Vor 3 Jahren bin ich ca angefangen, mein Essen zu erbrechen.
Seitdem gings stetig berg ab, besonders seitdem ich meine eigene Wohnung habe.
Ich bin seit drei Sitzungen in einer Gesprächstherapie, untersuchen lassen habe ich mich vom Arzt noch nicht. Meine Eltern und meine engsten Freunde wissen von meinem Problem. Allerdings nicht, wie schlimm es doch tatsächlich ist. Ich bin wirklich gut im überspielen.

Ich setzt mein Lächeln auf, ich sag mir geht es gut und im inneren tobt ein Krieg, der nichts als Zerstörung hinterlässt.
Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich fühl mich so verloren, ich kann mich nicht mehr einschätzen. Morgens, wenn ich aufwache, kann ich nicht sagen, ob ich es an diesem Tag schaffe, mich zu übergeben oder nicht.
Das Schlimmste sind dabei meine Gedanken.
Ständig diese negativen Gedanken: Jetzt konntest du dich schon weder nicht zusamenreißen, kannst du nicht wie jeder normale Mensch essen, Du bist dick, du bist nicht konsequent, du bist faul. etc, pp. Ich glaube, solche Gedanken sind euch bestimmt bekannt.
Ich WILL, ich WILL nichts sehnlicher schaffen, als mich selbst zu finden. Mir selbst zu vertrauen. Zu sagen, hey, ich brauch nichts essen, damit es besser ist. Mir geht es gut so wie es ist. Ich möchte morgens aufwachen können und sagen können: Heute breche ich nicht. Und dann abends einschlafen und wirklich nicht gebrochen haben.
Es kostet so viel Energie, es kostet so viel Kraft und grade bin ich an einem Punkt, wo ich nicht mehr kann. Wo ich in meinem Bett liegen möchte und nur noch weinen. Aber selbst dabei ertapp ich mich, wie ich sage: Boah, bist du ein kaputter Mensch.
Ich hab tierischen Haarausfall, meine Haut ist trocken ohne Ende, meine "Brech"Hand hat verschürfte Hügel,an den Punkten, wo meine Zähne beim kotzen sind und ich fühl und sehe krank aus.
Ich kann und will so nicht weitermachen. Ich bin momentan zuhause, wegen Pfingstferien, habe erst wieder in zwei Wochen einen Termin bei meiner Therapeutin und bin momentan absolut verzweifelt. Ich hab das Gefühl, ich schaff es nie aus diesem Teufelskreis.

Wie geht es euch?
Und könnt ihr mir bitte bitte Tipps geben, mit denen man auch alleine die "vorfälle" vermeiden kann, bzw eine bessere Einstellung zu sich selbst findet bzw generell was hilft?

Ich danke euch schon jetzt!

Re: neu, verzweifelt und ein bisschen Hoffnungslos?

#2
Hallo Pia1 :)

ich weiß nicht, ob ich dir da wirklich weiter helfen kann, aber du klangst so verzweifelt, da dachte ich, ich antworte dir mal.. Erst einmal ist es toll, dass du etwas an deinem Verhalten ändern willst, es einsiehst bzw. darüber reflektieren kannst und sogar schon die ersten Schritte dagegen angegangen bist. Dass du eine Therapie angefangen hast ist auf jeden Fall der richtige Schritt und davon sind einige von uns hier auch noch weit entfernt. Also: Super gemacht!! :D Momentan ist es wahrscheinlich auch für dich etwas schwieriger, wo du keine Uni und somit Strukturen hast und auch zu Hause bist und somit nicht deinen FA's einfach nachgeben kannst? Also das ist nur eine Vermutung.
Das hört sich in jedem Falle nach einer Menge Druck und Stress an, unter dem du leidest :( Ich würde in dieser Situation jetzt auf jeden Fall versuchen, mich nicht selbst für mein Verhalten zu kritisieren. Das hat mir gestern Abend erst eine sehr gute Freundin gesagt, dass ich in solchen Situationen, wo ich das Gefühl habe, dass einfach alles zu viel wird, der Druck, die eigenen Erwartungen an sich selbst und andere, nicht auch noch mich selbst in Frage stellen soll. Vielleicht kannst du ja versuchen, dich ein wenig mehr anzunehmen, anstatt dich selbst zu kritisieren und zu verurteilen? Lieb zu dir selbst zu sein und zu denken "Hey, ich hab jetzt halt etwas nicht so toll gemacht, aber das ist doch nicht schlimm! Dann ist das jetzt eben so. Das wird auch seinen Grund haben. Und es wird auch definitiv nicht immer so weitergehen!!!!!!! Es wird auch wieder anders!" Mir hilft sowas manchmal schon ein wenig, obwohl es mir noch schwer fällt, mir solche Sätze in kritischen Situationen zu sagen. Ich sag mir auch oft "Es wird alles gut. Alles wird gut.", als wäre ich ein kleines Kind :roll: Aber dieses Trösten, sich Wärme geben und Zuversicht spenden kann doch unglaublich beruhigend sein.

Ich hatte gestern Abend einen sehr üblen Streit mit meiner Mom (und halb auch mit ihrem Lebensgefährten), wo ich einfach auch mal total ausgeflippt bin und dann kurzerhand ins Auto gesprungen bin und abends in meine Studienstadt gefahren bin. Mir ging bzw. geht es damit natürlich auch nicht gut!! Aber irgendwie war es auch mal ganz hilfreich, einfach mal loszubrüllen, dieser ganzen Anspannung in mir freien Lauf zu lassen.. Glaubst du, dass dir sowas auch helfen würde? Einfach mal brüllen, jemandem die Meinung sagen? Also natürlich jetzt nicht einfach irgendwem auf der Straße :D Aber vielleicht gibt es ja wen, auf den du (vielleicht auch unbewusst) schon lange wütend bist und dem du ganz gerne mal die Meinung sagen würdest? Wie es dir EIGENTLICH geht? Ist nur ein Vorschlag..

So allgemeine Patentrezepte gibt es leider nicht :( Sonst wären viele von uns hier längst nicht mehr essgestört. Wahrscheinlich ist es auch bei jedem individuell verschieden. Wie ist das denn, hast du viele Freunde? Oder gute Freunde, in deren Gegenwart du einfach du selbst sein kannst? Ich habe mich sehr von meinen Freunden isoliert bzw. in neuen Städten nicht mehr solche Freundschaften aufbauen können/wollen, wie ich sie noch zu Schulzeiten hatte. Damals wäre ich glaub ich auch nie bulimiekrank geworden, auch wenn mein gestörtes Essverhalten sicherlich da angefangen hat. Aber ein gefestigtes, gutes Umfeld hilft meiner Meinung nach sehr dabei, aus diesem Teufelskreis rauszukommen. Weil man quasi wieder lernt, das Leben zu genießen und Spaß hat, so dass man die Bulimie immer weniger braucht, um sich irgendeine Art der Befriedigung zu holen. Ist natürlich nur meine Ansicht ;)

So, dann wünsch ich dir auf jeden Fall alles, alles Gute auf deinem Weg. Und ich würd mich freuen, wenn du mal so berichtest, wie es dir ergeht.
Auf Regen folgt Sonne.

Re: neu, verzweifelt und ein bisschen Hoffnungslos?

#3
hey pia,

ich bin zwar erst seit heute hier angemeldet aber wie ich in meinem geschreibsel preisgegeben habe,ist es für mich einfacherer anderen"versuchen"zu helfen als sich selbst,daher würd ich dir gern was schreiben..
meine vorgängerin bzw die dir zu erst geantwortet hat,hat ja schon einiges dazu geschrieben und ich hoff ich wieder hole da nicht aber als ich gelesen habe,dass sie sich ins auto gesetzt hat und los gefahren ist hats bei mir geklingelt.
es erinnert mich weng an mich selbst...
wenn es mir nicht gut geht,ich wieder diese"dummheit"begehen will oder das gefühl habe,mir platzt der kopf,setzte ich mich ins auto-musik an und verschwinde somit in meine eigne welt.
natürlich klappt dies nicht immer und ist eher eine flucht aber allemal besser als sich vollzustopfen und sich dann zu übergeben!!!*meine meinung*
natürlich ist ein geregelter tagesablauf eine kleine hilfe und durch die semesterferien ist natürlich alles anders.
es ist leicht gesagt"such dir beschäftigung,treff dich mit freunden,setz dich ans wasser(see)hör musik und flüchte in eine schönere welt...aber manchmal ist der verusch eine rettung für den moment...
falls ich nun totalen schmarrn geschrieben habe,tut es mir leid...
Richte nie den Wert des Menschen schnell nach einer
kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen,
doch die Perle liegt am Grunde.
Otto von Leixner

Re: neu, verzweifelt und ein bisschen Hoffnungslos?

#4
Hey, ihr zwei!
Vielen vielen Dank für eure Antworten!
Ihr habt mir wirklich geholfen, weil ihr zuhört und verstehen könnt, wie es einem in so einer Situation geht.
Ich glaube, es stimmt, dass man sich selbst mehr lieben sollte, sich selbst weniger kritisieren, all das.
Das versuche ich so sehr. In meinem Kopf hab ich das auch drauf, nur ich hab es noch nicht verschafft, es zu verinnerlichen.

Mich regt einfach in letzter Zeit so vieles auf und ich schaffe es einfach nicht, mich abzureagieren oder es so zu akzeptieren, wie es ist.
Da ist so viel innere Wut, so viel innere Unruhe und so viel Schmerz, den ich nicht hochkommen lassen kann und will, weil ich Angst habe, dann auseinander zu brechen.
Der richtige Schritt wäre, es zuzulassen, alles rauszuschreien, den Schmerz, die Wut, aber ich habe Angst davor. Ich habe Angst, dass wenn ich das zulasse, besonders den Schmerz, dass ich dann nicht mehr aufhören kann. Dass ich auseinander falle und nie mehr aufhöre zu weinen.
Alles ist irgendwie in mir kaputt. Wenn ich in mich hinhorche, wie man das bei so vielen Atemübungen machen soll, die einem empfohlen werden, um FA vorzubeugen, dann fühl ich einfach nur Schmerz, Betäubung, genau bei meinem Herzen.

Ich bin einfach so enttäuscht von mir, dass ich nicht damit aufhören kann zu erbrechen, dass ich nicht einfach normal essen kann, ich bin enttäuscht, dass ich mich nocht konzentriert hinsetzten kann, um für die Prüfungen zu lernen, sondern immer was zu essen brauche. Es tut mir so weh, wenn ich meine Mama sehe, wie sie wütend wird, wenn sie merkt dass ich mich wieder übergeben musste, und wie weh ich ihr damit tue, weil sie das nicht haben kann, das es ihrem kind so schlecht geht und sie nciht weiß, wie sie damit umgehen soll.
Ich bin enttäuscht von mir, weil es diesen einen Jungen gibt, mit dem es ein ewiges hin und her ist. Ich kann nicht einfach weggehen. Ich lass mich jedes mal wieder drauf ein und werde noch mehr verletzt. Momentan sind wir so gut wie wieder zusammen, ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte und ich bemerke immer wieder, dass ich eigentlich mehr verdient habe, als versetzt zu werden, dass Freunde, Sport und Partys immer wichtiger sind, und trotzdem komm ich nicht von dem los. Ich lass es mit mir machen. Ich glaube, dass ist einer der größten Gründe, weshalb ich mich so verachte.

Ich kann einfach nicht mehr. Es würde mir so schwer fallen, heute etwas über mich zu sagen, was ich gut gemacht habe..
Ich hab viel gelernt, war laufen, und ich konnte einen FA wiederstehen. ABER! Dieses Aber ist so ätzend, ich kann es nicht sein lassen. Ich war zu oft im Facebook zwischendurch, bin die strecke nicht durchgelaufen, sondern zwischendurch gegangen und beim zweiten Verlangen nach Essen hieß es nur : REIN REIN REIN!

Ein Fressanfall bringt nichts, die Bulimie bringt nichts, außer noch mehr kaputt zu machen, aber ich schaff es nicht ohne. Und momentan schaffe ich es nicht mal, positiv zu denken oder mich zu loben. Ich will mich selbst lieben, aber ich kann mich so wie ich bin irgendwie nicht akzeptieren, geschweige denn lieben. Dafür müsste ich aufhören, alles zu unterdrücken, nur ich hab so Angst vor dem, was auf mich zukommen würde. Aber eigentlich schlimmer als jetzt geht es eh kaum.

Etwas positives an diesem Tag ist, dass ich hierein geschrieben habe. Es tut gut, all das zu äußern, was ich mich nicht traue, laut zu jemandem auszusprechen, weil sich jetzt schon alle Sorgen machen und ich es nicht will, dass die sich noch mehr Sorgen machen, was der Fall wäre, wenn die wüssten, wie es mir wirklich geht.

Danke also, dass ihr zuhört und da seid!

Re: neu, verzweifelt und ein bisschen Hoffnungslos?

#5
hm.. die situation ist natürlich echt nicht einfach,da du"unnötige"dinge hast,die dich belasten.
das auf und ab mit diesem typ..nu ja weisst du,du verletzt dich schon selbst mit den FA, dann lass dich nicht noch von diesem typen weh tun.
du hast genug mit dir zu tun,du bist auch nicht von ihm abhängig,du musst dich auf dich konzentrieren.
dieses hin und her,welches er mit dir veranstaltet,ttut dir nicht gut,im gegenteil.
du bist doch ein wertvoller mensch,er soll sich ne andere suchen und du kannst wieder einen kleinen teil des lebens genießen..
also geb dir einen ruck und sei stark,komm von ihm los und sei stolz auf dich!!

na und weisst du,versuch nicht all zu streng mit dir selbst zu sein und lass es raus wenn du dich mal über was ärgerst,schrei oder dreh die musik auf aber "fress"nicht alles in dich rein.
oder schreib hier ins forum,setz dich an see(falls einer in der nähe ist)und genieß diesen moment oder sonst was....
jetzt hab ich hier aber en salat zusammen geschrieben*sorry*konzentration fehlt
Richte nie den Wert des Menschen schnell nach einer
kurzen Stunde. Oben sind bewegte Wellen,
doch die Perle liegt am Grunde.
Otto von Leixner