Hallo, ihr.
Schön, zu sehen, dass hier auch andere Nutzer, die noch frisch sind, so gut aufgenommen wurden.
Zu Asperger: Ist ein ziemlich komplexes Thema für mich, das Ganze ... Aber ich wage mich 'mal daran heran.
Die Diagnose ist noch nicht sicher, weil ich mich bisher stur dagegen gestellt habe, mich testen zu lassen. Mein Therapeut (der mich am Besten kennt) hat den Verdacht geäussert und sich, soweit ich das herausspüren konnte, seither auch näher mit dem Thema befasst. Während eines Klinikaufenthaltes wurde bereits einmal die Diagnose "Tiefgreifende Entwicklungsstörung" gestellt - eine persönliche Beleidigung für mich (mit Betonung auf
mich. Ich möchte keinen Asperger-Patienten angreifen). Ich bin so selbstständig im Alltag und kämpfe so sehr darum, mich wie ein vollwertiger, "normaler" Mensch behandeln zu lassen, dass ich die Erkenntnis, vielleicht doch nicht "normal" zu sein und nie "normal" sein zu können, (noch) nicht ertrage. Wobei eine gewisse Neugierde schon da ist.
Wie das für mich ist und war ... Hmm. Etwa im Kontakt mit anderen Menschen hatte ich, seit ich denken kann, massivste Schwierigkeiten. Meine Familien, das ist noch einmal eine Geschichte für sich. Aber, eben schon im Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren, hatte ich Kontakt zu Nachbarskindern u. Äh. ... Wie das eben so ist. Aber ihre Anwesenheit war für mich im besten Falle befremdlich, im schlimmsten Falle quälend. Ich bin mit ihrer Art, dem unkontrolliertem Lachen, dem spontanen Reden, der unbekümmerten Art, ihrem Kontakt anderen Kindern gegenüber nie zurecht gekommen.
Ich fühle mich gerade so, als könnte ich das nur sehr unzureichend ausdrücken. Ein Gegenbeispiel: Ich selbst war massiv ruhig, bin irgendwann sogar zeitweise komplett verstummt. Für mich sind etwa spontanes Reden, Scherze machen, Ironie, Sarkasmus, das Antworten und Eingehen auf Äusserungen anderer und verbale und nonverbale Gesten nichts, was ich jemals instinktiv begriffen habe. Ich habe das Wissen darüber angelesen, jahrelang. Heute kann ich es anwenden, wenngleich ich immer noch unsicher bin. Oberflächliche Kontakte, die nur wenige Minuten dauern, fallen mir leicht. Aber sobald mir jemand näher kommt, endet es bisweilen in einer Katastrophe - wie es innerhalb meiner letzten Beziehung der Fall war. Entweder spiele ich eine perfekte Rolle, oder ich werde im Endeffekt weggestossen, weil ich "anders" bin.
Damit habe ich mein Leben heute schon gestreift. Ich kann das auch mit der Hilfe von Erfahrungen in Foren konkretisieren: Wenn es um den rein geistigen Austausch geht (per E-Mail, PM, Chat), geht das gut. Dann fallen gewisse Faktoren weg. Ich muss mich nicht ständig fragen, wann ich daran bin, mich zu äussern. Wann man lachen sollte. Wann man schweigen soll. Wie man auf banale Äusserungen (die ich auch tätige) reagieren soll.
Aber wenn es etwa darum geht, sich in in Threads einzubringen, fällt es mir schwer, etwas zu schreiben, weil mir ständig Gedanken durch den Kopf schiessen wie etwa: "Damit wiederhole ich doch nur, was schon geschrieben wurde." "Das, was ich schreiben will, ist doch nicht klug." "Was ich schreibe, ist zu sensibel/zu unsensibel und hilft deshalb nichts." "Andere kriegen das viel besser hin". Und wenn ich denn etwas schreibe, von dem ich denke, dass es halbwegs annehmbar ist, und niemand darauf eingeht, bin ich auch gekränkt, weil ich mich in meiner Inkompetenz bestätigt fühle.
Letztere Ängste mögen wohl zu denen gehören, die der ein oder andere hier auch kennt (wie ich es jetzt gelesen habe), aber mich hemmt das zusätzlich ungemein. Ich kann mit anderen Menschen nicht gelassen umgehen - mein Therapeut ist da die grosse und einzige Ausnahme, wobei er nicht realistischer und bodenständiger sein könnte. Deshalb darf man mir auch nicht böse sein, wenn ich hier mehr mitlese denn -schreibe. Mir fehlt der Austausch über das Thema Bulimie ungemein, aber eben ...
Na ja.

Viel geschrieben, vielleicht für manche zu viel. Aber ich habe mich vorher (von der Thera. einmal abgesehen) nie dazu geäussert.
Liebe Grüsse,
Brebis Galeuse