Joaaa ich poste ihn dann mal.... Den Brief.... Ich trau mich gar nimmer zu meinem Thera hin jetzt

Und nachher hab ich Gruppentherapie... Oh Gott..... Mir ists peinlich, dass er das jetzt alles gelesen hat... Dass er das alles jetzt weiß wies in mir aussieht.
Ich schreib Ihnen, weil ich in der letzten Zeit wieder immer mehr in ein dunkles Loch rutsche.
Heute Nacht war ich kurz davor Ihnen eine Bilanz zu schreiben… Eine Begründung dafür, warum ich einfach nicht mehr leben möchte und dass das Negative einfach überwiegt. Ich hab mal wieder drüber nachgedacht, warum ich mich nicht einfach heute Nacht umbringe und wie ich es am besten anstellen könnte. Auf der anderen Seite fand ich es trotz aller Frustration und Hoffnungslosigkeit besser einfach meine Nachtschicht hinter mich zu bringen und zu versuchen mich abzulenken.
Auch wenn es eine Ansichtssache ist, was positiv oder negativ ist und diese Bewertung in mir stattfindet, ein anderer es ganz anders bewerten würde, ist es trotzdem nicht so einfach „einfach“ alles anders (oder gar nicht) zu bewerten.
Diese ständige Gewinnung anderer Perspektiven und Sichtweisen, das dauernde Suchen nach einem anderen Umgang mit Problemen ist einfach verdammt anstrengend und ich will einfach nicht mehr.
Seit Monaten arbeite ich an mir, kam eigentlich ganz gut voran, wie ich finde und wie in der vorletzten Gruppensitzung festgestellt: Der Weg der hinter mir liegt ist verdammt weit. Ich hab viel erreicht.
Und dennoch ist das Leben einfach noch immer extrem schwer. Ich erkenne zwar in welchen Bereichen ich es mir schwer mache, dass ich endlich mal mehr aus mir heraus muss, meine Meinung sagen, mehr versuchen mich zu artikulieren, aber dennoch ists mir einfach zu schwer.
Ich komm trotz allem nicht mit den Widersprüchen in mir klar, mit meiner Gefühlswelt. Ich gehe in eine ganz andere Richtung in meinem Denken und dem was ich gut finde, als die Richtung, die mir anerzogen wurde. Es kracht zu oft in mir. Ich fühl mich zu sehr in gegensätzliche Anteile im Denken und Fühlen zerrissen.
Ich mag nicht mehr mit Alpträumen leben, nicht mehr mit den ständigen Bauchschmerzen, die ich schon von klein auf hatte und die sich die letzten 1 ½ Jahre immer mehr verschlimmert haben.
Die letzte Zeit hab ich einen total verkrampften Bauch, kann ihn nicht lockerlassen ohne dass es mir schlecht wird, der Schmerz zieht sich von unten bis hoch zur Brust, seit über einer Woche, Magenschmerzen, strahlt alles in den Rücken aus, teilweise Probleme beim Atmen, dann diese anderen Dinge, die ich da fühle, große Angst, die mir einfach kommt, auch wenn sie gar nicht in die Gegenwart passt... Zusätzlich mach ich mir selbst solche Vorwürfe für mein Denken und mein Fühlen, komm einfach nicht mehr mit meiner Gefühlswelt klar (und mir vielleicht selbst ne Menge Stress, der en nicht sein müsste und dennoch rutsche ich wieder in die Situation ihn mir zu machen) und verfluch mich einfach dafür, dass ich so geworden bin, wie ich bin aufgrund allem was war und dafür, dass ich unfähig bin gefälligst gescheit für mich zu Sorgen, dafür, dass ich mein Leben ständig mit Depressionen und irgendwelchen psychosomatischen Schmerzen, vergeude. Mein Hausarzt nimmt mich schon gar nimmer ernst ("Mach dir nicht so viel Stress" "Hast wenigstens endlich mal nen Freund?" "Dein Problem ist einfach nur, dass du Existenzangst hast, das ging mir als Student auch so und das geht allen so." Na danke!) und kein Doc findet eine Ursache.
Ich erkenne so viel in meinem Verhalten und meinem Denken was mir Probleme verursacht, doch kann es nicht von heut auf morgen einfach ausräumen, noch nicht mal so weit, dass ich mich besser fühlen könnte. Das frustriert mich und gibt mir das Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen.
Ich kann mich weiter meinen Ängsten stellen, doch der Preis sind Magenschmerzen, Daueranspannung und Bauchkrämpfe, ich kann mich verkriechen, doch dann bin ich auch nicht glücklich.
Weiterhin gibt es einfach Probleme, die sich nicht wegdiskutieren lassen, z.B. meine tiefe Unzufriedenheit mit meinem Körper, was die Hautlappen betrifft.
Auch die Vergangenheit und die tief sitzende Frustration darüber, der Ärger und die Wut auf meine Eltern und darüber, wie es gelaufen ist lässt sich weder schön reden noch wegdiskutieren.
Lange hab ich mich gefragt wo meine Tränen hin sind, wie ich nur so abstumpfen konnte.
Jetzt weiß ichs endlich.
Ich hab sie ersäuft in Essen und rausgekotzt, ich hab sie phasenweise in Blut verwandelt, indem ich mich schnitt.
Als ich den Schritt machte alleine zu wohnen und mich auf das Ungewisse einzulassen, mich aus der Sicherheit der Partnerschaft begab, obwohl ich mich schon mit meinem damaligen Leben überfordert gefühlt hatte, da war für Tränen kein Platz mehr. Ich musste stark sein, denn Tränen machten mir Angst.
Ich hab mich zu sehr von Sprüchen aus meinem Umfeld beeinflussen lassen. Man sagte mir, ich sei unselbstständig, nicht erwachsen, könne nicht für mich Sorgen und bliebe nur bei Thorsten, weil ich Angst hätte vorm Alleinsein. Das stimmte , das muss ich zugeben.
Doch keiner der Menschen, die mir dies sagten wussten, wie es in mir aussah, keiner wusste von den Widersprüchen in mir, von meiner Verwirrung darüber, wie ich nur so gegensätzlich denken, konnte, so widersprüchlich fühlen und handeln, von meinem fehlenden Lebenswillen, von den Alpträumen, der Essstörung, den Depressionen und den dauernden Angstattacken wegen jeder Kleinigkeit. Ich konnte gar nicht für mich sorgen auf emotionaler Ebene und schaffte es ganz gut mit viel Kraft nach außen zu verbergen, wie kaputt diese Ruine - ich selbst - war.
Mir wurde signalisiert, ich sei einfach zu schwach, ich hörte ständig Sprüche à la “Das wirst du doch wohl schaffen” “Bist du ne Oma? So oft kann man doch gar nicht müde sein.” “Lusche…” Und ich fühlte mich wie die komplette Versagerin mit der etwas nicht stimmte, die einfach anders war und es im Leben nie zu was bringen würde.
Ich versuchte alles zu meistern - und sogar noch mehr: nämlich alles so gut wie möglich alleine, nur um anderen und vor allem mir selbst zu beweisen, dass ich was wert bin.
Wenn ich abends müde und erschöpft in meinem Bett lag und weinte ergriff mich eine grauenhafte Angst. Das “Weichei” schaffte ja überhaupt gar nichts, tat sich schwer bei Dingen, die anderen anscheinend leicht fielen und dann lags abends noch im Bett und heulte - na klasse. Ich bekam immer mehr Angst, Existenzangst und fühlte mich so minderwertig, anders als andere, schwächer, weil ich mir so schwer tat und mir mein Umfeld - bis auf meinen Ex und seine Familie (die waren eher beeindruckt) immer noch signalisierte ich solle mich nicht so haben, nicht jammern, das müsse man alles können.
Irgendwann hatte ich keine Tränen mehr, fühlte mich abgestumpft und merkte es kaum noch wenn es mir schlecht ging, fing an ironische Witze über mich zu reißen und damit meine Umgebung zu belustigen, mir einzureden, alles sei in Ordnung, mich an vieles zu gewöhnen, vieles herunterzuspielen und zu verharmlosen. Und ich bewies mir weiter, dass das Leben doch total easy ist und ich nur zu schwach, ein Jammerlappen, ein Weichei.
Ich zweifelte sehr oft daran, ob der Schritt mein Leben alleine zu meistern richtig war. Er war definitv richtig, doch ich hatte mich mit vielem übernommen und strauchelte sehr oft, kam jedoch immer wieder auf die Füße. Und selten wollte ich Hilfe annehmen, ich wollte nicht das Weichei sein, das zugeben muss Hilfe zu brauchen, denn schließlich wollte ich mir selbst alles geben können, was ich brauche, unabhängig sein, autonom.
Ich ging auf die Nachtschicht. Ein weiterer Beweis. Selbst dort besiegte ich meine anfängliche Angst.
Ich scheine nur noch davon zu leben, dass mir staunend gesagt wird: “Na du hast aber viel geschafft!”
Egal wo ich hinkomme, egal wem ich auch nur Bruchstücke erzähle, ständig sind die Leute beeindruckt darüber, was ich angeblich alles geschafft hab. Selbst mein Dad hält immer mehr von mir und ist ganz stolz auf mich.
Doch Stolz füllt die Lücke in mir nicht, gibt mir nicht die Lebensfreude und die Selbstliebe, die mir fehlt. Stolz macht mich nicht glücklicher. Er tröstet ein bisschen über mein verpfuschtes Leben hinweg, doch löst einfach nicht meine Probleme in mir in Luft auf, nimmt mir nicht den Schmerz und die tief sitzende Traurigkeit.
Anerkennung anderer Menschen ist mir so egal geworden, ich brauch sie nicht mehr. Ich hab gelernt, wer zuviel auf die Meinung anderer gibt ist doch einfach nur bescheuert. Und ich ertappe mich noch immer dabei es dennoch zu tun.
Es ist so frustrierend zu erkennen dass ich meine Probleme nicht selbst verursacht hab aber mit ihren Folgen kämpfen muss, dass ich nicht einfach nur “nicht okay” bin, weil ich ein grauenhafter oder minderwertiger Mensch bin, sondern weil es die äußeren Umstände waren - aber dennoch seit Jahren mit der Kritik leben zu müssen nicht okay zu sein, z.B. zu introvertiert zu sein, zu ängstlich, zu sensibel, nicht lebensfähig (oh ja, das durfte ich auch schon anhören), einfach zu empfindlich, nicht willenstark genug (da sag ich nur: hä? Das hab ich doch wohl oft genug bewiesen, dass ich einen verdammt starken Willen hab!), nicht standfest in meiner Meinung, etc… Dann die ganzen Jahre in denen ich fertig gemacht wurde, in denen mir auf der Straße Schmipfworte nachgebrüllt wurden, der ganze Spott, die Hänseleien, in Bezug auf mein damaliges Übergewicht.
An all dem bin ich nicht schuld, weil ich einfach nur minderwertig oder dumm war. Das erleichter irgendwo, doch frustriert unglaublich. Das Wissen genauso viel wert zu sein wie andere, genauso meinen Platz in der Welt haben zu dürfen und genauso das Recht auf seelische und körperliche Unversehrtheit zu haben wie jeder andere Mensch frustriert mich, denn zu glauben ich sei es einfach nicht wert war einfacher.
Okay, es ist alles vorbei, ich muss mich von niemandem mehr schlecht behandeln lassen, doch die Erinnerungen an alles werden immer wieder da sein.
Noch heute zucke ich zusammen, wenn ich Jugendliche auf der Straße lachen höre, bis ich einen Moment später zu mir komme und merke, dass alles in Ordnung ist.
Noch heute ertrag ich es nicht Mütter mit ihren Kindern zu sehen, weil es bei mir einfach alte Wunden aufreisst.
Oder Pärchen… Was ist an mir so schlimm, dass ich alleine bleiben muss und niemanden mehr finde????
Dann wieder der Neid auf meine Schwester, für den ich mich auch grauenhaft schäme und mich dafür nicht ausstehn kann. Ich gönne ihr ihren Freund wirklich, die beiden sind ein so süßes Paar und haben einen total schönen Umgang miteinander, wie ich es mir eines Tages in einer Partnerschaft wünschen würde. Ich bin zwar froh, dass sie ihn hat und dennoch ist dauernd dieser blöde Neid da und die alte Wut, die ich schon früher hatte, weil sie es immer einfacher hatte als ich. Es ist einfach nicht fair.
Dann die ständige Existenzangst, was das Finanzielle betrifft ist nach wie vor auch vorhanden und kein Problem, das ich mir nur schaffe, was keins ist. Ich hab ne Freundin, die wie eine Irre 20000 Euro angespart hat die letzten 3 Jahre, spart und spart, in 2 Jahren wird sie gutverdienende Juristin sein und sich angeblich keine Sorgen mehr machen müssen. So bin ich nun wirklich nicht, denn sie wäre für mich DAS Superbeispiel für jemanden, der sich seine finanziellen Sorgen nur einbildet.
Bei mir siehts da doch etwas anders aus.
Der tägliche Kampf gegen die Essstörung… 110 Tage und davon nur 9 an denen ich erbrochen hab ist eine ziemlich gute Bilanz, aber die tagtägliche Quälerei, mich abzulenken und es zu lassen ist dennoch nach wie vor vorhanden und macht mir extrem zu schaffen. Ich beneide Menschen, die dieses Problem nicht haben und nicht nachvollziehen können, wie man nur ans Essen denken kann, wenn es einem schlecht geht.
Kurz gesagt: Ich packs nicht mehr, ich habs so satt den Leuten in meiner näheren Umgebung ständig zu sagen was alles positiv ist, zu lügen, dass ich schon klar komm (okay, ich komme klar, doch unter welchen Umständen und um welchen Preis??????) Ich fühl mich ständig unter dem Druck allen beweisen zu müssen, dass es mir gut geht und dass ich schon klar komme und es nur besser werden kann.
Phasenweise glaub ich selbst einfach selbstmordgefährdet zu sein, will es aber nicht zugeben, weil es immer wieder weitergeht und weil ich einfach Angst hab doch noch ner Psychiatrie zu landen. Teilweise hab ich auch immer Angst, Sie könnten es runterspielen und mir nicht glauben (okay, wieder mal nen Euro…) und mir sagen, dass ich doch nur übertreibe und mich nicht so haben soll (na ja, das kenn ich von jemand anderem, von meinem Dad, der sagte mir so oft, ich sei nur eine empfindliche Heulsuse, die schon wieder flennt und sich nicht so haben soll).
Seit Tagen fühl ich mich nur noch kaputt, halt diese Bauchschmerzen nicht mehr aus und will einfach nur noch sterben. Ich kann nicht mal von mir sagen, dass ich nichts tun würde um mich abzulenken, ich versumpfe nicht daheim. Ich arbeite, ich treffe mich wieder mit Freunden, unternehme was und versuche zu tun, was mir gut tun könnte.
Nur bekomm ichs einfach nicht gut genug hin, dass ich sagen könnte, dass das Leben es in meinen Augen noch wert ist gelebt zu werden.
Ich habs satt an mir zu arbeiten und auf bessere Zeiten zu hoffen in denen es wieder leichter geht.
Ich verfluche mich dafür, dass ich einfach zu feige bin mich umzubringen und dafür, dass ich immer wieder so blöd bin und hoffe, dass alles irgendwie und irgendwann besser wird.
Kurz gesagt: ICH WILL EINFACH NICHT MEHR!
Und dennoch hoffe ich weiter. Ich bin innerlich so gespalten in gegensätzliche Richtungen.
Warum ich Ihnen das alles schreibe? Weil ich hoffe, dass Sie mich besser verstehn können und weil ich Sie bitten wollte, dass wir den Klinikaufenthalt so schnell wie möglich beantragen können.
Ich kann einfach langsam nicht mehr und noch schlimmer: Ich WILL zunehmend nicht mehr, ich ertrag meine Innenwelt nicht mehr, ich hab einfach nicht mehr die Kraft in mir zu vermitteln und ständig Gedanken die mir schaden herauszufiltern und umzudrehen, was dagegenzulegen oder mich abzulenken.
Und wieder mal bin ich im Zwiespalt: Einwerfen oder es nur für mich geschrieben haben und weiter den Mund halten. Das alles so zuzugeben und zu schreiben passt einfach nicht zu meinen eigenen Erwartungen die ich an mich stelle, doch das alles kommt mir immer und immer wieder hoch, egal wie oft ich versuche es zu verharmlosen und von mir wegzuschieben. Ich fühl mich immer wieder und immer mehr danach einfach alles hinzuschmeißen und aufzugeben. Ich habs auch satt jetzt drüber nachzudenken ob ich nur so empfindlich und zu sensibel (ein WEICHEI) bin und mir nur einbilde, dass es mir nicht gut geht und mir nur in den Hintern treten sollte und es wegschieben - mal wieder, oder ob ich das alles mal so aufschreiben darf.
Daher werf ichs ein.