Re: Männer und Bulimie

#16
Vieles was du schreibst mart 1 finde ich gut. Das allerdings
mart1 hat geschrieben:wodurch bei allen Krankheiten und psychischen Erkrankungen die Zahl der Frauen immer weit aus höher ist als die der Männer.
ist schlichtweg falsch.
Außerdem denke ich dass es bei Frauen verstärkt ES gibt, da zum beispiel die Pubertät nur bei Frauen mit einem Anstieg des Fettanteils im Körper um bis zu 50 % einhergeht ! Das sind massive veränderungen, mit denen man erstmal klarkommen muss!
Außerdem - und das habe ich schon einmal geschrieben - gibt es Befunde, dass bei Frauen der Gewichtsverlust stärker mit einer Abnahme der Tryptophan-Sekretion einhergeht, was die Vorstufe zu Serotonin ist, was man dann wiederum im Sinne eines Selbstheilungsversuchs mit FAs durch vermehrte KH-Zufuhr auszugleichen versucht.
Dazu die soziokulturellen, die ihr schon genannt habt, das westliche Schönheitsideal (es gibt Studien, dass durch einführen westlicher Medien in anderen Kulturen der ES-Anteil in der Population enorm angestiegen ist)
Zuletzt geändert von bumble-bee am So Okt 12, 2008 10:37, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Männer und Bulimie

#17
bumble-bee hat geschrieben:Vieles was du schreibst mart 1 finde ich gut. Das allerdings
mart1 hat geschrieben:wodurch bei allen Krankheiten und psychischen Erkrankungen die Zahl der Frauen immer weit aus höher ist als die der Männer.
ist schlichtweg falsch.
ich glaube, du hast das falsch verstanden. Mart meinte ja nicht, dass Frauen generell öfter psyxchisch krank sind, sondern nur, dass sie sich eher Hilfe suchen bei Therapeuten.

Re: Männer und Bulimie

#19
Hi,

aire wrote:
ch glaube, du hast das falsch verstanden. Mart meinte ja nicht, dass Frauen generell öfter psyxchisch krank sind, sondern nur, dass sie sich eher Hilfe suchen bei Therapeuten
Ja, genau so hab ich es gemeint, wodurch dann auch die Zahlen der "betroffenen Frauen" zumeist höher sind als bei "betroffenen Männern", da die Mehrheit der Studienzahlen durch die Anzahlen der in anspruch genommenen Therapien bzw. Beratungen in Beratungsstellen zu stande kommt. Die Art Studie, bei der ich mitgemacht hat (also wo wirklich direkt betroffene für anonym-befragungen gesucht werden ist in wirklichkeit relativ gering).

@bumblebee,

ist ok :)
Leider weiß ich das Buch nicht mehr genau (und weiß daher dass meine weiteren aussagen nun nur halbwissenschaftlich sind). Doch in diesem buch geht es um die erste Studie über ES: die erste Studie mit den med. Auswirkungen einer ES wurden in den 40er und 50er Jahren durchgeführt. Interessanterweise war diese erste Studie mit Männern durchgeführt (es wurden 10 freiwillige Soldaten des US-Militärs ausgewählt). Hintergrund der Studie damals war eigentlich gar nicht, was wir heute aus med. sicht für die ES-Betroffenen wissen müssen, sondern das US-Militär wollte wissen was mit Elitesoldaten passiert, wenn sie längere Zeit nichts ordentliches essen, sie also mit irgendwelchen speziellen Mittelchen länger hungern können und dabei körperliche Leistung erbringen können. Die Mehrheit der damals gewonnen Erkenntnisse brachte einfach das Ergebnis, dass ein Mensch im Hungerzustand keine Leistung erbringen kann und auch keine med. Mittelchen die Zerstörung des Körpers aufhalten kann. Nur wieder Essen bringt abhilfe.

Und was die Stoffwechseländerungen betrifft, so ist es bei Männern nicht anders, sondern relativ gleich. Der Unterschied liegt lediglich in der unterschiedlichen Geschwindigkeit, wie sich der Stoffwechsel negativ verändert. Übrigens kam es bei einigen der Probanden dann zu Bulimie, als sie wieder an Essen gewöhnt werden hätten sollen, da die Gedanken "ich muss dünn bleiben, ich muss gewicht verlieren" immer noch da waren.

lg
mart1

Re: Männer und Bulimie

#21
chris hats auf dem punkt gebracht ^^ ich als mädel hab mir auch schon irgendwie gedacht das ihr jungs vielleicht nicht unbedingt wegen gewicht ko*** sonder eher um den frust generell so rauszulassen... was bei uns auch der fall ist aber meistens ja wirklich wegen der großen angst dicker zu werden...

Re: Männer und Bulimie

#22
Hi Ihrs!

Der Mensch ist die Gesellschaft und die Gesellschaft ist der Mensch. Von daher kann man schon sagen, dass die ES - zwar nicht direkt ein Geschellschaftsphänomen ist, aber - ein Ausdruck eines Geschellschaftsphänomens ist. Aber nicht im widerspiegelenden Sinn, sondern in einem aus eigenen Vorstellungen (und auch aus eigenen Ängsten (Ursachen bleiben mal dahingestellt)) aus sich heraus auf sich projezierenden Sinn.
Das klingt jetzt fürchterlich kompliziert, erklärt sich aber schnell mit dem Satz, dass der Mensch eben Teil der Geschellschaft ist (somit Gesellschaft) und nicht versucht in eine Gesellschaft zu passen (in unserem Fall, sich für eine Gesellschaft zurechtzuhungern).

Man hungert innerhalb einer Geschellschaft herum, frisst sich innerhalb einer Gesellschaft das Loch des Kummers, seiner Sorgen, seiner Unzufriedenheit, etc. voll...
manchmal begleitet und unterstützt von biologisch erklärbaren Krankheiten... manchmal durch reine psychische Störungen (aber, wie gesagt, das bleibt mal dahingestellt, sonst wird der Beitrag echt lang :) ).

Und nun gibt es verschiedene Gesellschaftsschichten und Nischen... und jeder von uns bewegt sich in einer oder mehreren... danach richtet sich dann auch unsere Betrachtungsweise, unser Treiben, unser Streben... innerhalb dieser Nischen.
Kurz: jeder hält etwas anderes für erstrebenswert und versucht dementsprechend zu leben.

Für heterosexuelle Männer mag das sein: bloß kein Bierbauch - dann ist alles OK.
Zunehmend wird es zu: Ohne Six-pack gehör ich nicht zu den Schönen und Erfolgreichen.

Für homosexuelle Männer (vor allem aber jugendliche und junge Erwachsene) ist der Druck eine gute Figur zu haben schon deutlich höher. Hier geht es oft nicht mehr darum nur nicht dick zu sein, sondern eben den perfekten Körper zu haben.
Weil in diesem Kreis die Anerkennung dafür höher ist. Und umgekehrt die Ablehnung auch.
(Gleich ist es hier mit heterosexuellen Jugendlichen. Wobei die Burschen anspruchsvoller sind was die Figur ihrer Partnerinnen angeht, als die Mädchen. D.h. Mädchen erfahren für tolle Körper mehr Anerkennung als Burschen und daher wirkt der Arbeitseinsatz - für die perfekte Figur - erstrebenswerter, als für Jungs.
Im höheren Alter verliert sich das ein wenig. D.h. es verändert sich dann auch entweder der Stellenwert der ES oder das Kompensations-Ziel der ES.
Also zur besseren Verständlichkeit, da ich merke, ich schreibe gerade einen Text, den ich übermorgen wahrscheinlich selbst nicht mehr verstehe :lol: :
Jüngere Frauen räumen der Figur einen weitaus größeren Stellenwert ein, als reifere Frauen. Gründe dafür viele und an dieser Stelle mal weggelassen.)

So... und das Ganze ist dann auch nur ein kleiner Teil, der erklärt, warum Frauen (und hier muss man wirklich sagen: einer bestimmten Altersgruppe) öfter eine ES aufweisen, als (heterosexuelle) Männer.
Für jugendliche Männer ist es tatsächlich oft ein anderes Verhaltensmuster, das man sich anerzieht: Alkohol.
Immerhin gibts hierfür auch Anerkennung von den Freunden. Weichei ist der, der nichts trinkt.
D.h. Alkohol wird erst gebraucht... und führt später - als Kompensation und Unterdrückung von Problemen - zum m*ssbr**ch.
Wie bei Mädchen die Diät...

Dann kommt zu alledem (wie einige hier schon geschrieben haben), dass die ES noch immer nicht so tabulos ist, wie man meinen könnte oder sollte. Und dieses Tabu wächst proportional zum Alter der Betroffenen.

Für jugendliche Mädchen stellt es kaum mehr ein Tabu da, eine ES zu haben und das auch an die Öffentlichkeit zu tragen. Jugendliche Burschen sehen das schon noch anders.
Immerhin gilt ES (Vorurteil oder Wahrheit? Darum gehts ja in diesem Thread) als Frauenkrankheit.
Und noch schwieriger wird es für ältere Frauen, für Mütter. Und fast unmöglich aus der Isolation des Schweigens auszubrechen ist es für Männer... für Familienväter.
Der Mann sieht sich oft noch in der Rolle des starken Geschlechts, in der Rolle des Verantwortlichen, des Beschützers der Familie.
Und der hat plötzlich eine Frauenkrankheit??? Ist ja lachhaft.
Wird das von der Mehrheit der Gesellschaft überhaupt akzeptiert? Wird es ernstgenommen?

Es werden schon viele Frauen nicht ernstgenommen, wenn sie mit 35 und Übergewicht zu einem bornierten/unwissenden Arzt gehen und sagen, sie haben Bulimie.

Könnt ihr euch einen 35 jährigen Mann vorstellen, wie er mit 5 weiblichen Teenagern in einer Gruppentherapie sitzt? Als Klient oder Patient... nicht als Therapeut!

Ich kann es mir schwer vorstellen und der betroffene Mann wahrscheinlich überhaupt nicht.
Also warum sollte er den Mund aufmachen und sich zu einer Sache bekennen und Hilfe suchen, wenn er (in seiner Vorstellung) eh nur Spott dafür erntet.

Nun, es gibt viele essgestörte Männer und für sie viele, viele Gründe, in keiner Statistik aufscheinen zu wollen.

Auch von daher ist Alkohol die Sucht, die für Männer weniger als Tabu gilt... mehr Lösung verspricht... zumindest in den Anfängen im Ansatz, denn irgendwann verselbständigt sich die Sucht ja... entzieht sich jeglicher Kontrolle.

Und Essen als Suchtmittel selbst... na ja, das ist wieder ein ganz eigenes Thema.
Dafür fehlt mir an dieser Stelle die Zeit. (Höre ich da etwa Erleichterungs-Seufzer????) :)

Liebe Grüße!

Re: Männer und Bulimie

#23
Hi,

Danke Blueberry für deine Worte :)
Könnt ihr euch einen 35 jährigen Mann vorstellen, wie er mit 5 weiblichen Teenagern in einer Gruppentherapie sitzt? Als Klient oder Patient... nicht als Therapeut!

Ich kann es mir schwer vorstellen und der betroffene Mann wahrscheinlich überhaupt nicht.
Also warum sollte er den Mund aufmachen und sich zu einer Sache bekennen und Hilfe suchen, wenn er (in seiner Vorstellung) eh nur Spott dafür erntet.
Wie unglaublich stark ich mich in diesen Worten wieder finde. Jaja, mir ist es lange, lange Zeit so gegangen - wenn meine Frau nicht "zufälligerweise" weibliche ES-Betroffene (sowohl MS als auch Bulimie) kennen gelernt hätte und dadurch auch die Anzeichen einer ES nicht gelernt hätte, dann wäre ich sicherlich noch immer da drinnen, denn MS und Bulimie waren früher für mich reine Frauenkrankheiten und "ich als Mann hab sowas nicht, ja, irgendwie bin ich krank, weil ich hungere, dann wieder fresse und dann erbreche, aber Bulimie ist das nicht, weil Bulimie können ja nur Frauen bekommen" --> und ihc mag nicht wissen, wieviele andere betroffene Männer auch so denken/gedacht haben.

Und das Thema Gewicht ist sehr wohl bei Männern ein Thema. Ich arbeite in der EDV-Branche - traurigerweise immer noch eine (fast) reine Männerdomäne. Und das Thema Gewicht, Abnehmen müssen usw wird oft, sehr oft besprochen (für mich sehr oft trigger, wo ich dann auf die dezente den Raum oder das Thema auf EDV-spezifische Themen wechsle). Nur weil Frauen dies nicht mitbekommen, weil es vielen Männern peinlich ist vor Frauen über ihren Körper/ihr Körpergewicht zu sprechen, so bedeutet es nicht, dass dies nicht oft ein "Stammtischgespräch" ist. Und viele Männer nehmen ab, weil sie das Gefühl haben ihr Bauch ist zu dick und ihre Frauen zu Hause seien damit nicht mehr glücklich (insbesondere, da viele Frauen sehr wohl sagen, "He Schatz du hast ja einen Bierbauch bekommen, du solltest da doch noch was tun, deiner gesundheit zu liebe).

Und da ist der Satz, der vor allem bei Männern einschlägt: "Der Gesundheit zu liebe" - viele Männer nehmen nämlich genau deswegen ab - der Gesundheit zu liebe und um einen Waschbrett bauch zu bekommen. Der Gesundheit zu liebe, weil sie doch viele dicke ältere Herren kennen, die durch das zu dick sein Diabetes bekamen und sie nun Angst bekommen und keine Diabetes haben wollen usw... Eben der Gesundheit zu liebe...

Und wer denkt, dass dies doch nur blabla ist - aktuelles Buch in der Hitliste der 10 meist verkauften Bücher in Österreich (Kette "Libro"): "Tausche Bauch gegen Frau - ein Erfahrungsbericht eines dicken Mannes, der in den 40igern steckt und merkt, dass ihm etwas fehlt: Eine Frau und er merkt, dass Frauen doch lieber Männer ohne Bierbauch wollen und so ist dies der Erfahrungsbericht wie er innerhalb eines Jahres *kg abnimmt" - und ich glaube dass dieses Buch nicht ein "Frauenbuch" ist, sondern vor allem Männer ansprechen soll (insbesondere da ich eine Leseprobe hinter mich gebracht habe und es eher Männer anspricht als Frauen).

Es stimmt zwar, dass mehr Frauen dicklichere Männer akzeptieren, doch die meisten Männer die einen Bierbauch haben werden als ekelige 40er Männer betrachtet (bähh..der sieht aus wie ein Säufer), oder aber als Teddy-bärentypen. Doch viele Männer wollen eben der starke Beschützer sein und nicht ein kuschelteddybär, wodurch sie sich dann doch durchraffen und abnehmen beginnen...

lg
mart1

Re: Männer und Bulimie

#24
hey ich bin ein mann!! also... ich würd sagen wir wollen die harte seite zeigen um stärker auszusehen. die familie ---> vater ----> verantwortung etc. die mutter steht dann mehr für die sensiblen angelegenheiten mit gefühl. ich wüsste da auch nicht weiter ob mehr männer oder frauen unter B* leiden. und das ist doch auch nebensachen, was änderts ob es 5, 10 , oder 500 sind? ein mann leidet genauso drunter und hat genauso viel schmerzen wie eine frau.