#1392
von jeanette
Ich hatte 2 Jahre lang nur einen Wunsch: endlich zu sterben. Es wäre die Erlösung, ich könnte einfach aufhören zu kämpfen... ich habe nur an mich gedacht. Der Selbstmord einer Bekannten hat mir gezeigt, wie groß der Schmerz für die Hinterbliebenen ist.
Ich habe mit meiner Familie über meinen Wunsch gesprochen und das erste Mal gemerkt, dass ich auch ihnen gegenüber Verantwortung trage. Man darf sich im Leben nicht alles so leicht machen.
Wir kämpfen alle seit Jahren für ein Ziel, doch im Grunde genommen sind wir feige. Wir rauben uns nämlich alle Kraft, um wirklich leben und uns beweisen zu können.
Mir hat einmal jemand gesagt: Durch Kotzen dünn bleiben, ist keine Kunst. Das könnte jeder machen.
Und ja, das stimmt. Das ist keine besondere Leistung.
Die Leistung liegt darin, den Mund zu öffnen, sich selbst zu lieben, fest im Leben zu stehen und seine Träume im Leben zu erfüllen!!!
Bulimie ist eine Sucht, wie jede andere. Wir werden ein Leben lang uns daran erinnern. An die Situationen in den Krankenhäusern, das Geschrei mit den Eltern, die unendliche Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, die uns allen gemein ist. Der Kampf gegen *kg, gegen unseren Körper und somit gegen uns selbst.
Ich habe mir vor einer Zeit selbst die Frage gestellt, welche Richtung ich jetzt gehen möchte: jene in den Tod oder ins Leben. Wenn ich wirklich die Absicht habe, mich umzubringen, dann gleich und radikal. Aber nicht so erbärmlich durch jahrelanges Dahinsiechen und sich zu Grunde Richten. Die anderen schauen nur zu, versuchen vielleicht zu helfen, aber rausholen können wir uns nur alleine. Oder aber ich gehe jenen Weg ins Leben. Und ich habe mich für diesen entschieden. Ich möchte mir die Chance geben, mich zu beweisen, etwas zu erleben, zu leben.
Wenn man den Tod so vor Augen hat, geht man bewusster durchs Leben. Ich genieße die Tage, weil ich einfach glücklich bin, dass ich lebe. Und das ist etwas, was wir alle gemein haben: wir wissen, was es bedeutet, wirklich zu LEBEN. Es wäre um jeden von euch wunderbaren Seelen schade, wenn ihr euch nicht auch erlaubt, das Leben auszukosten.