therapeutische Fragebögen

#1
Hallo ihr,

nach ewig und drei Tagen ein Thread von mir. :shock: Es gab zwar schon mal einen Thread zu dem Thema "Fragbögen von Therapeuten" (ich glaube sogar, der war auch von mir begonnen). Aber damals ging es darum, wie beantworte ich die ohne dramtalisieren oder zu untertreiben... Es ging da auch eher um die qantitativen Fragegögen à la: "Wie oft waren Sie in der letzten Woche traurig?" Kreuzen Sie an.... Das Thema, was mich gerade beschäfttgt, liegt aber etwas anders, deswegen ein neuer Thread....

Ich habe mich mal wieder in Therapie begeben. :roll: Ob das nötig ist, daran zweifele ich ja noch. :| Beziehungsweise, ob es mich irgendwie weiter bringt. Eigentlich habe ich ja kein gravierendes Problem. (Und warum fühl ich mich dann meistens nicht so toll? :roll: ) Es hat mich also selbst gewundert, dass die Therapeutin mich nicht einfach wieder heimgeschickt hat. Zumal ich eh die ganze Zeit die Therapie wieder beenden will. :| Um also endlich mal sachdienliche Informationen über mich zu bekommen, hat die Frau Therapeutin mir also ihren Fragebogen gegeben. Oder sollte ich besser sagen: Ihre zehnseitige Totschlagsdiplomarbeit der Selbsterkundung. :shock:

Ich habe das Ding durchgelesen und nach einer Frage gesucht, die mir beantwortbar erschien. Ich habe kaum eine gefunden. Mir fiel dann gerade noch ein, wen ich beneide. Aber Anlass meines Kommens? Meine Probleme fallen mir nie alle auf Anhieb ein. Immer nur in der speziellen Situation. Und das nicht mal bewusst. Oft ist es nur eine diffuse Angst vor einer Situation und ich muss erst mal nachdenken, welche negative Erinnerung dahinter steckt. Damit zusammen hängend tue ich mich auch schwer mit der Formulierung von Zielen.

Die Therapeutin meinte auch, ich soll regelmäßig Progressive Muskelrelaxation (PMR) machen. (Gegen diesen Wechsel von innerer Anspannung und todmüde sein.) Und das widerstrebt mir so. :roll: Ich mochte das noch nie. Ich habe es in der Klinik immer zwangsweise mitgemacht. Aber mich kriegen im Grunde keine zehn Zebras dazu, mich zu Hause auch noch dazu zu zwingen. Ich habe in der Klinik nicht mal nach 10 Wochen von dem Zeug ne Wirkung gemerkt. Und der Tag hat eindeutig zu wenig Stunden. Ich kriege ja nicht mal an jedem Tag zu Swing tanzen unter…. Das entspannt meiner Meinung nach mindestens genauso gut. Aber als guter Patient müsste ich ja schon machen, was die Frau sagt, oder? Ist ja sonst wie als würde ich mit Mittelohrentzündung zum HNO Arzt gehen, aber die Antibiotika nicht nehmen. Und dann wieder zum Arzt gehen, weil mir die Ohren immer noch weh tun. :roll:

Wie habe ich eigentlich früher solche Therapeutenfragebögen beantwortet?? :? Gut, die waren nicht alle soooo schwer. Was weiß ich, was meine früheste Erinnerung ist??? Ich weiß ja nicht mal die zweitfrüheste. :-X)) So viel zu: Therapie ist ja nicht schwer… Therapie entwickelt sich jetzt schon zum Extraproblem…. :| Peinlich, peinlich. Bin ich derart unreflektiert (was in meinem zukünftigen Beruf echt sch*** wäre) oder kommt so gut wie kein Patient mit diesen Fragebögen klar? Wie sind da eure Erfahrungen? Sitzt ihr auch vor dem Blatt und denkt ‚Keine Ahnung…. Was weiß denn ich? … Puh, frag doch was anderes? … Muss ich das beantworten? …’ Oder schreibt ihr das (relativ) locker runter?

LG

aire
Zuletzt geändert von aire am So Jun 13, 2010 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

Re: therapeutische Fragebögen

#2
Hallo liebe Aire ;-)

das ist doch alles ganz einfach.
Du schreibst in den Fragebogen sinngemäß genau das, was du hier geschrieben hast.
Wenn du nicht genau weißt, warum die die Thera wieder begonnen hast, schreibst du bei Ziel: Ziel der Therapie finden (so in etwa).
Oder: Ich finde hierzu spontan keine Antwort (oder auch nach längerem Nachdenken nicht).

Ich finde dafür sollten Therapeuten doch da sein, um genau sowas auch zu besprechen! Und deine Ratlosigkeit kann doch ein Thema sein.
Hast du denn Vertrauen zu der Frau, also ich meine findest du sie kompetent genug?

Mir fällt es zum Teil auch sehr schwer solche Fragen zu beantworten. Nicht nur, dass mir zu einigen gar nichts einfällt, sondern es fällt mir auch extrem schwer die Antwort in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Dafür müsste ich mich ja festlegen und das will ich selten.
Auch ein schönes Thema :-)
Also schreibe ich möglichst genau die Gedanken die ich dann dazu habe auf.
Die Therapeutin meinte auch, ich soll regelmäßig Progressive Muskelrelaxation (PMR) machen. .... Aber als guter Patient müsste ich ja schon machen, was die Frau sagt, oder? Ist ja sonst wie als würde ich mit Mittelohrentzündung zum HNO Arzt gehen, aber die Antibiotika nicht nehmen. Und dann wieder zum Arzt gehen, weil mir die Ohren immer noch weh tun. :roll:
Nö, musst du überhaupt nicht!!!
Ich würde eher auf die "Botschaft" der Therapeutin hören (warscheinlich ist das eh nix Neues für dich und du weißt selbst ganz genau, dass dir was zur Entspannung gut tun würde....) und mir überlegen was ich gern mache und zu einem ähnlichen Ergebnis führt.
Wo kommen wir denn da hin, wenn du was gegen die Anspannung und die Müdigkeit tun sollst, was dich eigentlich voll anstrengt (aus welchen Gründen auch immer!) und dich vor lauter innerer und äußerer Abwehr noch Angespannter und Müder macht?
Nein, dass kann es nicht sein.
Es wird doch bestimmt etwas geben, was ähnliches bewirkt. Und wenn es gerade nix gibt, oder du gerade nix findest, dann ist die Zeit noch nicht dafür da.
Sie wird schon kommen.

Im Übrigen ist das auch nicht leicht sich auf Entspannungstechniken o. ä. einzulassen. Auch aus verschiedenen Gründen. Das kann man lernen, muss aber vor allem erst mal wollen. Und wenn der Wille noch nicht da ist (obwohl die Einsicht vielleicht schon da ist), dann gehts halt noch nicht. Dann fehlt vorher noch irgendwas anderes.

Ich höre grundsätzlich erst mal auf mein eigenes Gefühl, bevor ich zum Arzt gehe und z. B. Antibiotika nehme. Es gibt Dinge, die mache ich dann auch (dein Beispiel). Aber bei ganz vielen Dingen probiere ich erst mal selber aus, was ich brauche und mir gut tut, gerade was Krankheiten und Ärzte betrifft! (Ist doch eh fast alles psychsomatisch!)

Also mein Fazit: Therapie machen finde ich IMMER gut (dafür muss man nicht gleich irgendwas offensichtliches "haben"), den Fragebogen muss man nicht so ausfüllen, die "die" das gern hätten, sondern so wie sich die Antworten in dir "melden". Mit allem Nichtwissen und aller Ratlosig- und/ oder Ziellosigkeit.
Man muss nicht auf alles hören und reagieren was einem angeboten/ geraten wird.
Du schluckst ja (hoffentlich) auch nicht aus Höflichkeit jedes Bonbon runter, was dir angeboten wird, nur um dem Anbieter einen Gefallen zu tun.

So denke ich darüber :-)

Ganz liebe Grüße
Florina
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)

Re: therapeutische Fragebögen

#3
Hallo aire, meine Liebe!

Erstmal GRATULATION!!!! zu diesem Schritt! Ich finde es gut und wichtig, dass du Thera machst! *Daumenhoch*

Vorweg gleich mal eine Frage: Fühlst du dich bei deiner Thera wohl? Denn das letzte Mal, ist ja unterschwellig immer ein bisschen mitgeschwungen, dass du nicht soooo überzeugt von deiner Thera warst.... Nicht bös gemeint, aber du solltest dich dort wirklich gut aufgehoben fühlen, jmd, dem man sein innerstes offenbart, dem sollte man schon voll und ganz vertrauen können!
aire hat geschrieben:Aber als guter Patient müsste ich ja schon machen, was die Frau sagt, oder?
Da stellt sich für mich die Frage: Bringt es dich weiter "ein guter Patient" zu sein? Mir z.B. hilft autogenes Training gut, auch wenn ich's bei weitem nicht jeden Tag mache, sondern nur, wenn ich ein Bedürfnis danach habe. Wenn es dir null bringt, warum solltest du es dann tun? Lass mich deine Frag umformulieren: 'Als gute Therapeutin müsste sie ja schon darauf eingehen, was die Klientin braucht, oder?' Sprich solche Punkte unbedingt an, ja? Nur weil progressive Muskelrelaxierung Klient XY hilft, heißt das noch lange nicht, dass es dir weiterhilft! Wenn man dein Bsp mit der Mittelohrentzündung nimmt: Was hilft es dir, Antibiotika (wirken nur gegen Bakterien) zu nhemen, wenn es in Wirklichkeit ein Virus ist, der die Schmerzen verursacht?
aire hat geschrieben:Aber Anlass meines Kommens?
Die Frage hast du vor nicht allzu langer Zeit in einem anderen Thread beantwortet: http://www.bulimie.at/board4/viewtopic. ... en#p505232 -> Da steht alles schon drin... ;)
aire hat geschrieben:Was weiß ich, was meine früheste Erinnerung ist???
Hmmm, zu der Frage kann ich dir sagen, dass du das nicht genau wissen musst, sondern einfach i-eine frühe Erinnerung nimmst, die intuitiv für dich passt. Wir haben auf der Uni die Hintergründe dieser Frage durchgenommen und glaub mir, hier kommt es wirklich nicht auf's Datum an! ;) Also: Einfach Stift nehmen und das Bauchgefühl sprechen lassen! ;)

Und aire: Nein, du bist nicht die einzige, die sich mit Fragbögen schwer tut, das hat mit unrflektiert nix zu tun!!!

Drück dich und wünsch dir ein gutes Weiterkommen in der Thera,
Hörnchen

Re: therapeutische Fragebögen

#5
liebe aire,
dadurch,was Du hier geschrieben hast(und damit mein ich gewiss nicht den Fragebogen :wink: )
Hätt ich Fragen,die ich dir gern stellen würde.
Willst Du,das ich sie stelle?

Janigrüße
ich bin kein Opfer!!!

wer soll die Antwort wissen,wenn nicht Du?
von "Jan Eisklar"

Die wirkliche Macht haben Jene,die nichts mehr zu verlieren haben

Re: therapeutische Fragebögen

#6
Hallo Jani,

seit wann brauchst Du von mir eine schriftliche Genehmigung, um Fragen zu stellen? :shock:

Und allgemein: Liebe Flo, Bertha und Hörnchen: Vielen Danke für eure lieben und schnelle Antworten schon am Montag früh… :) Und natürlich Danke an Theseus für den Tipp ;)

Inzwischen hat sich die ganze Sache sozusagen erledigt, weil meine Therapeutin (natürlich in meinem Einvernehmen) die Therapie beendet hat. Etwas salopp formuliert hat sie mir gesagt, dass sie mich nicht für krank (genug) hält und äußerte noch die Meinung, dass ich einfach regelmäßig zum Kaffeeklatsch vorbei kommen wolle.

Na ja, wie auch immer. Ich finde, ich komme ganz gut zurecht. An die Müdigkeit habe ich mich gewöhnt, mit meinen Ängsten kann ich umgehen, was andere Leute von mir denken, ist mir halbwegs egal, wenn ich alleine bin, fühle ich mich nicht einsam. Und wenn ich mit anderen Leuten zusammen war und dann alleine bin, falle ich nicht mehr in ein Loch. Ich habe keine Erwartungen und wenige Ziele. Es gibt kaum etwas, was mich groß erschüttern könnte (zumindest im sozialen Bereich). Und irgendwie vertraue ich darauf, dass sich schon alles entwickeln wird, statt zu glauben, ich werde nie dies und jenes können. Na ja, das Thema Therapie ist dann mindestens fürs nächste Jahr gegessen….

Lg

aire

Re: therapeutische Fragebögen

#7
ich meinte damit,ob ich Dir sagen kann,was ich von diesem tread halte,ohne,das du direkt auf"Abwehr" gehst..........
Aber ich hab das Gefühl,ich kann nicht die richtigen Worte finden.
Ich erleb Dich nicht so,als wärst du daran interssiert,das Dir wer hier wirklich nahekommt.

Janigrüße :|
Zuletzt geändert von ja,ne,is klar am Di Jun 15, 2010 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin kein Opfer!!!

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von "Jan Eisklar"

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Re: therapeutische Fragebögen

#8
Hallo Jani,

das mit der Abwehr kann ich nicht versprechen. ;) Was wäre auch so schlimm an Abwehr? Hast Du nicht immer gesagt, Du kennst mich und kannst es ab haben?
Aber ich hab das Gefühl,ich kann nicht die richtigen Worte finden.
Aber Du weißt schon, dass es gemein ist, erst Fragen anzukündigen und dann 'Ach nee, doch nicht.' Von mir aus kannst Du's auch mit den falschen Worten probieren. Nähern wir uns eben Schritt für Schritt an.
Ich erleb Dich nicht so,als wärst du daran interssiert,das Dir wer hier wirklich nahekommt.
Kannst Dich gerne in den nächsten Nachtexpress knallen und her kommen. :-X))

Was hast Du denn erwartet? :| Oder was wäre für Dich nahe kommen?

lg

aire
Zuletzt geändert von aire am Di Jun 15, 2010 21:04, insgesamt 2-mal geändert.

Re: therapeutische Fragebögen

#9
O.K. :

ich denke,ich bin einfach völlig anders,als du und interpretiere jetzt sehr subjektiv.
aber,
wie würde es Dir jetzt gehen,wenn die Thera gesagt hätte"ja,ich würde ihnen gerne helfen und sie brauchen Hilfe?"

Jani
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von "Jan Eisklar"

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Re: therapeutische Fragebögen

#14
Hmmmm, wenn man der Therapeutin die ganze Zeit erklärt, dass man ja eh nicht therapiewürdig ist, weil's einem zu gut geht, wird die Thera wohl i-wann sagen "Gut, dann eben nicht", aber wohl eher, weil sie das Gefühl hat, dass sie da an eine unüberwindbare Mauer stößt, weil die Klientin noch nicht bereit ist, sich zu öffnen. Meine Sis war z.B. vor etlichen Jahren im EXTREM starken BED. Ich habe sie zur Thera geschleppt, nur um ihr zuhören zu müssen,wie sie der Thera erzählt, dass plötzlich alles gut ist und sie keine Thera braucht. Die Thera war davon sicherlich nicht überzeugt, aber weißt du, was sie nach der einen Stunde gesagt hat? "Es freut mich, dass Sie es alleine geschafft haben, wenn Sie doch das Gefühl haben, Sie würden sich gerne von mir helfen lassen, dann können Sie mich gerne anrufen." -> Ich weiß, dass du kein Vollbild der ES hast, aber wenn du sagst, dass du eh keine Thera brauchst, hast du durchaus gute Chancen, dass die Thera dir einfach deshalb noch etwas Zeit gibt, weil sie das Gefühl hat, du bist noch nicht so weit...

Re: therapeutische Fragebögen

#15
Hm...
Also zunächst einmal glaube ich, dass es tatsächlich keinen Sinn macht jetzt die Thera zu beginnen. Weil du gar nicht willst.
Ich finde das gar nicht so entscheident, ob du eine Thera "brauchst" (wer braucht die nicht????), oder keine machen willst.

Viel interessanter ist es doch, das du - aus welchen Gründen auch immer - hingegangen bist um eine zu beginnen. Also ist da doch was in dir, was dich dazu getrieben/ animiert hat.
Und was anderes in dir stemmt sich jetzt wieder dagegen und überzeugt dich davon, dass das absolut nicht nötig ist.

Ich fänd es ja spannend einfach mal heraus zu finden, warum du überhaupt auf den Gedanken gekommen bist und dir einen Termin geben lassen hast.
Ist schon klar, dass es dir in der Zeit nicht so gut ging und du diese Zeit jetzt, wie du sagst, überwunden hast.
Aber Aire - dir ist doch auch klar, dass diese Up's and Down'ns immer wieder kommen, dass es eben nicht so leicht ist, sich da selber immer wieder heraus zu ziehen.

Diese Tief's im Leben hat und kennt jeder Mensch, soviel ist schon mal sicher. Es gibt aber eben Menschen, die z. B. besonders sensibel (oder anderes) sind und für die es sauschwer ist, sich selbst wieder aufzurappeln und in einen "guten Zustand" zu kommen. Und mal abgesehen davon, zu welchen Menschen sich jeder selber zählt - ist es nicht schön, dass man sich dabei unterstützen lassen kann?

Wieso schreib ich das eigentlich alles???
Genau - weil ich finde, dass es doch gerade jetzt, wo du den Ansatz schon gemacht hast - eine tolle Möglichkeit ist, dich mithilfer dieser Thera persönlich weiter zu entwickeln! Das ist (aus meiner Sicht) einfach eine Unterstützung, ein Angebot, eine andere Sichtweise, eine Möglichkeit der Erklärung usw...
Das weißt du ja alles.
Ich wollte auch eigentlich nur nochmal bewusst machen, dass es durchaus einen Grund geben wird, warum du überhaupt beim Fragebogen gelandet bist und das es doch spannend wäre heraus zu finden, was dich dahin getrieben hat.

Aber vielleicht ist der Zeitpunkt halt einfach noch nicht da und wenn du das jetzt gerade so merkst, ist das eine klare Entscheidung. Und klare Entscheidungen find ich immer gut!
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)