Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#1
Hallo,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... habe im Netz nach hilfreichen Tipps gesucht und euch gefunden. Ich bin fast 30 und habe bestimmt seit meinem 15. Lebensjahr Essstörungen. Es ist mir so furchtbar peinlich, noch nie konnte ich das jemandem erzählen. Ich bin seit mehreren Jahren verheiratet und habe Kinder , niemand weiß davon, mein Mann ahnt nichts davon.
Es fing damals an mit wenig essen, kalorien zählen und schauen das ich auch immer in möglichst kleine Hosen passe... Nach meinem ersten Kind ( mit 19 ) war ich ziemlich dick gefuttert. Als ich mich nicht mehr so sehen konnte hab ich angefangen zu erbrechen, erst wenig dann wurde es immer mehr. Ich fühlte mich gut damit, hatte Kontrolle über mich und meinen Körper und freute mich wenn jemand sagte : du bist aber mager geworden. Ich fand es super... Es gab dann immer mal wieder Zeiten in denen ich normal gegessen habe( eher etwas mehr) , in meinen beiden folgenden Schwangerschaften zum Beispiel...
Obwohl ich da auch Zeiten hatte wo ich "gefressen und gebrochen" habe. Es ist ein ständiges auf und ab. Auch magere Zeiten kenne ich.
Zwischendurch mache ich ab und zu Diäten und beschwere mich bei meinem Mann das ich schon wieder so fett geworden bin. Im Prinzip kenne ich mich und weiß auch das ich nicht fett bin aber es kommt automatisch über meine Lippen, so als müßte ich jeden Bissen rechtfertigen. Schlimm ist das.
Obwohl ich weiß das ich eßgestört bin, will ich es irgendwie nicht wahrhaben und sage mir, das ich jederzeit normal essen kann. Kann ich auch aber nur so lange ich halbwegs in meine Uralt- Klamotten passe...
Habt ihr euch jemals damit abgefunden das sich im Laufe des Lebens auch der Kreislauf, die Hormone und einfach der Körper umstellt und es in einem gewissen Alter einfach normal ist, nicht mehr in die Hosen von vor 15 Jahren zu passen...??? Ich kann mir das gerade nicht vorstellen. Es ist wie ein Zwang.

Das momentane Problem ist das mein großes Kind für eine Wo verreist und ich mit dem Gedanken spiele : Jetzt kannst du wieder ungestört ko... was ich ja immer nur heimlich gemacht habe, wenn ich frei habe und kein Kind und Mann im Haus ist ist der Reiz größer es wieder öfter zu machen... Durch die Große habe ich in letzter Zeit selten sowas gemacht eher Diäten. Aber es ist schon schlimm das einem das sofort wieder in den Sinn kommt, so nach dem Motto jetzt darfst du es, nun merkt es keiner. Ich weiß selber nicht so genau ob ich mich vielleicht nicht sogar darauf freue ( also auf die Reaktionen hinterher, hast du abgenommen? usw..) Eigentlich will ich das gar nicht mehr mit dem brechen, weil ich weiß das ich mich da so schnell wieder reinsteiger und es wieder so häufig wird. Ich weiß es nicht im Moment. Habe bisschen Angst vor der Woche.

Oh je ich hab so viel geschrieben, sicher viel verwirrtes, bestimmt habt ihr hier alle ähnliches durch und vielleicht kann mir jemand etwas raten. Zum Arzt gehe ich auf keinen Fall, das ist mir zu peinlich darüber zu reden.

vg Maiblümchen

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#2
Hallo Maiblümchen,
gar nicht so einfach, aus der Situation alleine rauszukommen... ich tue mich auch schwer, mich damit abzufinden, dass ich nicht mehr so dünn bin wie ich vor zwei Jahren noch war.. aber ich habe immer gedacht, wenn man Kinder hat und mal schwanger war, wird das besser... Scheinbar nicht?? ich habe noch keine Kinder, bin aber auch Ende zwanzig und merke, dass mein Köper sich verändert.
Ich versuche zur Zeit, mich anzunehmen, aber es gelingt mir nicht immer.
Gekok* hab ich jetzt seit fast 25 Tage nicht mehr und ich will es auch wirklich nicht mehr tun, weil ich mich so davor ekel und das nicht mehr zu mir gehören soll.
Ich wünsch dir, dass du es diese Woche schaffst! Kannst du nicht was Schönes für dich tun? die Zeit nutzen, um etwas zu tun, was dir gut tut? Wenn du eine Familie hast, hast du bestimmt nich so viel Zeit für dich.
Hast du denn gar niemanden, mit dem du reden kannst?
Meistens steckt hinter einer Essstörung ja noch so viel anderes... wenn man wirklich raus kommen will, muss man sich auch mit sich auseinandersetzen - so ist es zumindest bei mir.
Aber egal, so man anfängt, ob innen (bei den eigenen Gefühlen) oder außen (beim Essen) - es lohnt sich!
Ich hoff, ich war nicht zu moralisch. ich kann deine Verzweiflung versehen, weil es bei mir auch noch nicht so lange her ist..
Liebe Grüße,
Maite
Ich möchte wie ein Kind sein, das einfach aufsteht und weitermacht, wenn es hingefallen ist.
Ein Kind, das ohne Groll aus seinen Fehlschritten lernt und das sich annimmt, wie es ist.

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#3
Liebe Maite,

es tut so gut es einfach mal gesagt zu haben, nein bisher hatte ich nie Gelegenheit dazu... Ich kenne ja auch niemanden dem es ähnlich geht, wie auch , wer sagt sowas schon ???
Mit wem redest du darüber?

Mit den kleinen Kindern und meiner Arbeit habe ich kaum Zeit für mich was zu machen, außer Abends vor dem Computer, wie eben gerade.
Das einzigste was mir einfällt ist Sport zu hause aber das nimmt dann evtl auch überhand...

Danke für deine Worte.

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#4
Hi Maiblümchen
Zum Arzt gehst du auf keinen Fall, das ist dir zu peinlich! Warum denn nur? Klar, es ist keine einfache Aussage, die man machen muss: Ich habe eine Esstörung! Doch du kannst versichert sein, du wärest nicht die erste in der Praxis deines Arztes, die dieses Geständnis macht. Auch dein Mann und deine Kinder, ja deine ganze Verwandtschaft weiss nichts. Wie anstrengend muss es sein, sich derart zurückzuhalten bzw. alles immer heimlich zu tun und ja darauf achten, dass niemand etwas mitbekommen kann? Vielleicht wäre es an der Zeit, deinen Mann einzuweihen. Kann ja sein, dass er viel besser darauf reagiert als du vielleicht befürchtest.
Zeig dir selbst mal deinen Willen und sage dir: Jetzt hätte ich "wunderbar" die Gelegenheit zu k*, weil meine Älteste nicht zu Hause ist. UND GENAU DESHALB TU ICH ES NICHT! Beweise dir, dass du es auch ohne schaffst.
Der menschliche Körper ist einem steten Wandel unterzogen. Niemand kommt daran vorbei. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, dessen du dich nicht zu schämen brauchst. Versuche, deinen Körper so anzunehmen und zu mögen, wie er nun mal ist. Sich mit ein bisschen Sport fit halten ist ganz sicher erlaubt oder gar erwünscht. Doch niemand verlangt doch mehr von dir, dass du in eine Jeansgrösse passt, wie sie Teenies tragen.
Steh zu dir selbst und sei stolz auf dich.
...Und überleg dir das mit dem Arzt nochmal :wink:
liebe Grüsse
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#5
Hallo Maiblümchen,
wie gehts dir heute?
Ich habe mit drei meiner Freundinnen darüber geredet, weil ich einfach das Gefühl hatte, es vor allen zu verheimlichen, ist nicht gut.
Mein Freund weiß zwar von der ES, nicht aber vom k*. Ich wohne aber momentan allein und habe eine Fernbeziehung, seitdem hat es überhaupt wieder angefangen.
Und ich habe mit meiner Heilpraktikerin darüber gesprochen, die ist für mich so ne Mischung aus Arzt und Therapeutin.
Da ich in meinem Leben schon viel Therapie gemacht habe, kommt das momentan für mich nicht in Frage. Wenn ich ich das aber noch nicht getan hätte, dann würde ich das auf jeden Fall tun- da schaut man die wirklichen Probleme an und nicht nur das Essen.
Ich hatte heute leider auch einen Rückfall, da ich mit dem Frust, den der Alltag heute mit sich gebracht hat und dem ganzen Druck nicht klar kam.
Ich bin also auch noch auf dem Weg. obwohl ich mir gestern noch so sicher war, dass ich das nicht mehr will und ja auch 26 Tage clean wasr.
Das zeigt mir aml wieder, dass diese Krankheit schon ganz schön unberechenbar ist, gerade weil sie nicht nur mit dem Essen zu tun hat, sondern immer nur Ausdruck von Gefühlen ist, die man nicht anders bewältigen kann..
Und ja, es ist manchmal sehr schwer, im Alltag neben all dem, was getan werden MUSS, auch noch was für sich zu tun.
Aber das K* und Fressen und die FA zeigen ja, wie wichtig es eigentlich ist, das nicht zu vernachlässigen...
So wie du für deine Kinder sorgst, so sollten wir Essgestörte auch für uns sorgen. Denn wahrscheinlich haben wir alle so ein kleines hungriges Kind in uns, das schreit und Aufmerksamkeit und Liebe will.
Ich vergesse das auch immer wieder.
Bis bald!
Schaff es gut!
Ich möchte wie ein Kind sein, das einfach aufsteht und weitermacht, wenn es hingefallen ist.
Ein Kind, das ohne Groll aus seinen Fehlschritten lernt und das sich annimmt, wie es ist.

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#6
Hallo,

ich habe den Tag heute erst mal überstanden ohne außergewöhnliche Vorkommnisse...

Ja das mit dem Arzt ist vielleicht nicht die schlechteste Lösung, aber ich komm mir da einfach blöd vor. Ich weiß gar nicht wie ich das da sagen soll. Vorallem was macht er denn dann??? Schickt mich zur Therapie oder hält mir eine Moralpredigt??? Keine Ahnung aber für Therapie hab ich keine Zeit, muss so schon sehen das ich Familie und Arbeit unter einen Hut bekomme, ist alles nicht so einfach. Ich mach viele Dinge eben einfach mit mir selber aus. Ich stelle mir dann immer vor was andere von mir denken und ich will nicht so abgestempelt werden.

Liebe Maite, es tut mir leid das du einen Rückfall hattest, vielleicht bleibt es auch bei dem einen mal ? Ich stelle es mir schwer vor alleine zu wohnen, da hat man niemanden der einen zurückhält( ob bewußt oder unbewußt ist egal). Da mußt du jetzt nur für dich stark sein. Ich drücke dir ganz doll die Daumen!
Aber du hast es ja schon eine ganze Zeit geschafft und wenn du es willst, schaffst du das auch nochmal. Ich habe heute auch furchtbar viel zu tun gehabt, das ist gut so, lieber stürze ich mich in Arbeit als in blöde Gedanken. Mal sehen ob es gut geht ich bleibe dran.

lg

Re: Hallo, ich brauch Hilfe diese Woche

#7
Hallo Maiblümchen,
danke für dein Mitgefühl!! Ich hoffe auch, dass es einmalig war. Aber es hat mir gezeigt, dass ich sehr auf mich aufpassen muss.
Toll, dass es bei dir heute geklappt hat!
Der Arzt hat da ja eigentlich nicht so viel mitzureden, sofern du nicht stark untergewichtig bist.
Und wenn du eine Therapie möchtest, dann kannst du ihm das sagen und er wird sie dir sorort verschreiben, wenn du ihm von der ES erzählst und sagst, dass du das wünschst. Viele Ärzte sind da ja gar nicht so persönlich. Und ich glaube auch, dass sie so was schon kennen.
Siehst ja hier, dass es eine Menge Leute gibt, die das auch haben ;-)
Vielleicht musst du dir Zeit einfach nehmen. Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Zeit gut investiert ist - denn wenn die ES mal richtig schlimm ist, dass funktioniert der Alltag auch nicht mehr normal und effektiv. Klar geben dir deine Kinder, die Arbeit und die Ablenkung Halt. Aber wenn du den Schrei in dir (um es dramatische auszudrücken) überhörst, dann wird er immer lauter...
so stelle ich mir das zumindest vor...
Ich kriegs auch nicht immer hin und versuche auch oft, einfach nur stark und normal zu sein und überhöre mein Inneres..

Ach ja: hast du schonmal an eine Selbsthilfegruppe gedacht? Je nachdem, wo du wohnst, gibt es vielleicht eine bei dir in der Nähe. Das hat mir früher viel gehoflen und ich würde sofort wieder hingehen, wenn es eine in meiner Nähe gäbe. die sind meist abends, ein bis zweimal die Woche. VIelleicht findest du einen Babysitter oder dein Mann kümmert sich dann um deine Kinder..

Schönen Abend dir und morgen einen guten Tag!
Ich möchte wie ein Kind sein, das einfach aufsteht und weitermacht, wenn es hingefallen ist.
Ein Kind, das ohne Groll aus seinen Fehlschritten lernt und das sich annimmt, wie es ist.