Einmal Hölle und kein zurück in Sicht

#1
Guten Abend ihr lieben.

Ich habe momentan einfach das Bedürfnis, mir einige Dinge von der Seele zu reden. Vieles zu meinem eigentlichem Problem habe ich hier gelesen, viele antworten... eigentlich wurden dort viele Fragen und Sehnsüchte beantwortet, dennoch habe ich das dringende Bedürfnis mir selbst etwas gutes zu tun. Niemand muss es bis zuende lesen, denn eigentlich schreibe ich nur für mich, und ich weiß nicht wie lang es wird.

Mein Mann ist heute auf einer Feier seines besten Freundes, so kann ich die Zeit nutzen bis morgen früh. Leider kann ich nur schreiben, wenn er nicht da ist. Nicht, dass ich ihm nicht vertrauen kann oder ähnliches, aber ich weiß wie allergisch er auf das Thema "Ich und meine kleinen Probleme" reagiert. Gerade in den letzten Wochen ist es wieder ganz schlimm.
Meine "Fressanfälle" werden immer schlimmer, ich versuche derartig den Stress und die Trauer in mir zu verarbeiten bis ich das Gefühl habe, dass mein Gehirn völlig ausschaltet, ich zum Kühlschrank haste und versuche alles in mich herein zu stopfen. Auch nach jedem "normalen" Mittagsteller wird mir direkt danach so derartig übel, dass ich paralysiert mich in eine unbequeme Position begebe und so, lustigerweise, versuche das Übelkeitsgefühl los zu werden. Natürlich funktioniert es vielleicht 2-3 Minuten, bis ich auf die Toilette spurte, hinke oder wie auch immer man das nennen mag. Immer öfter trinke ich Alkohol um von all dem kaum noch etwas mitzubekommen, wenn ich mehr Geld zur verfügung hätte, wären auch sämtliche Drogen regelmäßig hier.
Meine Familie forderte wieder soviel von mir, was ich einfach nicht erfüllen kann. Nein, eigentlich nicht meine Familie, sondern meine Mutter. Mein Vater meldet sich mal wieder nicht mehr, jeden Tag sehe ich auf mein Handy, auf mein Haustelefon in der Hoffnung dass es klingelt. Ich will ihn gern wieder sehen...und ihm endlich sagen, was ich denke. Was ich denke wäre beispielsweise, dass er mir gefälligst den Unterhalt zahlen soll, den er mir seit 10 Jahren verspricht, damit ich vielleicht einfach mal nicht darüber nachdenken muss, ob ich mir ein Brot mehr oder weniger kaufen kann/muss. Einerseits hasse ich ihn dafür, andererseit liebe ich ihn mehr als jeden anderen. Ich weiß doch, dass er es nicht böse meint, ich weiß doch, in welcher Lage er sich befindet, ich weiß doch, wie wenig er sich von mir unterscheidet, umso mehr kann ich ihn verstehen, mehr als er eigentlich verdient. Jeder macht druck darauf, mein Mann, meine Mutter... jeder stellt ihn an den Pranger, und ich als treu-doofe Seele würde mich jedes Mal aufs Neue zwischen meinen Vater und der Kugel schmeißen, ich würde am Galgen hängen wenn er nur weiterleben könnte, in der Hoffnung, dass er endlich sein Glück findet und es auch länger hält, als ein paar Monate.
Diese Dinge setzen mich jetzt in diesem Moment derartig unter Streß, dass ich seit 9 Tagen an Druchfall leide, an dauerhafter Übelkeit vor Hunger, und mich nach der kleinsten Mahlzeit erbrechen muss.
Es ist nicht so, dass es ungewöhnlich wäre, doch in den 5 Jahren an denen ich immer wieder soviel esse und anschließend erbrechen muss, hat es sich wenigstens so gelegt, dass es sich auf einfache Übelkeit und leises Erbrechen beschränkt. Ich habe Angst, in diesen Tagen abzustürzen. Immer und immer wieder lese ich über das Leiden der Welt, über das Leiden von kleinen Mädchen und Jungen die gegen ihren Willen so früh s*x**ll* erzogen werden, wie es ihren Peinigern passt, ich lese über Wirtschaftskriese und frage mich, was ist in 5 Jahren? Warum sollte ich 3 Jahre für eine lächerliche Ausbildung verschwenden, wenn ich dauerhaft das Gefühl habe das meine Zeit immer mehr abläuft, und sie zu kostbar ist um die für die alltägliche 8-Stunden-Prozedur.
Und jeden Tag lese über die Menschen die sich in den Tod stürzen, jedes Mal wirft es mich wieder zurück. zurück zu den Zeiten als ich noch mehr als 3 wirkliche Freunde hatte, die es alle samt selbst nicht geschafft haben. Ich lebe immer mehr isolierter, ich versuche immer mehr neuen Bekanntschaften aus dem Weg zu gehen, ich will nicht, dass jemand zu mir nach Hause kommt, in mein Reich eindringt. Ich bin nicht mehr fähig Freundschaften aufrecht zu erhalten, ich kann nicht "einfach so mal eben" anrufen, den jenigen schreiben oder ähnliches. Denn jedes Mal ist es so oft dasselbe gewesen früher. Wie oft habe ich mir anhören dürfen, wie oft sie doch alle ins Kino gegagen sind, wie oft sie jedes Wochenende auf Partys gehen, wie schön sie doch Essen gegangen sind, wie toll doch der letzte Urlaub auf Griechenland war ... ich habe mich immer gefreut für sie, ich freue mich für jeden Menschen dem es "gut" geht. Doch ich beginne zu weinen, wenn mich jemand fragt, "und? was haste so letzte Woche gemacht?", und ich nichts dazu sagen kann. Sollte ich sagen: "Ich habe versucht nicht soviel zu kotzen", "ich habe mich ein paar Mal weniger geschnitten als davor die Woche", "ich habe garnichts getan, denn ich habe kein Geld", "ich bin eigentlich ganz glücklich mit meinem Leben momentan, ich habe ein Dach über dem Kopf und bin kreativ darin zu kalkulieren wie mein Mann und ich über die nächste Woche kommen" und ich daraufhin nicht mehr als ein müdes Lächeln erhalte.
Aber um all das gehts gar nicht so sehr..ich musste es einfach los werden, bevor ich es an jemand anderem ablasse.

Das ... warum ich eigentlich nach Hilfe schreie, ist der Schrei nach Hilflosigkeit. Ich habe Angst zum Arzt zu gehen, ihm zu erzählen was mit mir so los ist. Ich habe soviel Angst davor...ich weiß auch nicht. Ich habe keine Ahnung was ich machen soll, ich kann es doch niemand erzählen, dass ich mich danach sehe, einfach etwas Ruhe zu haben. So oft sagte man mir, "Mein gott Mädl, geh zum Arzt", wie oft habe ich es mir wirklich vorgenommen...wie oft bin ich daran gescheitert nachdem ich aufgewacht bin. Was sollte ich ihm sagen? Zu welchem Arzt sollte ich eigentlich hingehen? Will ich mir wirklich von anderen erzählen lassen wie ich Probleme alternativ verarbeiten bzw lösen kann? Will ich öffentlich krank sein?
Diese Fragenliste geht in meinem Kopf endlos weiter...und ich hoffe, dass vielleicht mir jemand einfach irgendwas dazu sagen kann. Denn...ich weiß auch nicht, ich kennen niemanden von euch, ich habe keinen Grund ansich euch das zu sagen, oder gar euch um Hilfe zu bitten...aber auf irgendeiner Art und Weise, sind all die Dinge die ich gelesen habe...voller Zuspruch.

So jetzt ist es aber genug^^ falls jemand überhaupt bis hier hin kommt, wünsche ich euch allen einen wunderschönen Samstag Abend :)
Macht es gut und seid tapfer (:

Re: Einmal Hölle und kein zurück in Sicht

#2
Hallo H_T (ich kürz dich jetz einfach mal so ab, ich hoffe ich darf) :-)

Dein Beitrag treibt mir gerade die Tränen in die Augen... Ich kenn deine Situation leider nur zu gut, so fühle ich nicht nur mit dir sondern ich leide direkt mit dir!

Das mit deinem Vater tut mir sehr weh, wenn ich das so lese. Ich kann mir gut vorstellen in welchem Zwiespalt du dich befindest. Und dass dich diese Situation psychisch wie physisch fertig macht ist mehr als verständlich!
Ich weiß ja nicht besonders viel, aber was du so schreibst scheint er trotz allem ziemlich unzuverlässig sein wenn du sagst er zahlt keinen Unterhalt, er meldet sich nur sporadisch...etc.

Ich will ihn keinesfalls verurteilen, aber wenn er an dir nur ein viertel so sehr hängen würde, wie du an ihm, dann hätte er dir inzwischen Unterhalt (nach)gezahlt und sich bei dir gemeldet! Ein Vater/eine Mutter, der sein/die ihr Kind wirklich liebt, setzt Himmel und Hölle in Bewegung damit es dem gut geht! Das kann ich bei dem Verhalten deines Vaters, wie du es beschreibst, nicht rausfiltern! Im Gegenteil, kann es nicht eher sein dass er dir leere Versprechungen macht, wohlwissend dass du in deiner grenzenlose Liebe zu ihm, die einzige in der Familie bist, die ihm das noch abkauft? Darüber solltest du dir schon Gedanken machen und auch wenn es sehr sehr schlimm ist, dann solltest du dich emotional von ihm verabschieden - nein das solltest du nicht nur, das musst du. Ansonsten gehst du vor die Hunde!

Du schreibst, dass du schon ca. 5 Jahre mit B* und Selbstverletzung kämpfst? Ich im übrigen auch! Wobei die MS auch eine sehr sehr große Rolle spielt...momentan hat die B* aber Oberhand, mal wieder....
Ich weiß wie schwer der Gang zum Arzt ist, ich weiß wie lang ich mit mir gehadert habe...letztendlich war es ein dummer Zufall der meine Eltern von meiner Krankheit Wind bekommen ließ u. die mich gezwungen haben zum Doc zu gehen.

Du siehst ich bin heute noch nicht gesund, aber ohne Arzt wäre ich mittlerweile nicht mehr am Leben! Mädel, dein Zustand hört sich wirklich sehr kritisch an. Als ob die B* und das Ritzen nicht schon genug wäern, du schreibst von Alkohol und Drogen!
Ich kann nachvollziehen wie du fühlst - ich flüchte mich auch desöfteren in Alkohol vor Einsamkeit...aber löst das unsere Probleme? Nein, im Gegenteil...uns gehts noch beschissener... Und hätte ich irgendeine MÖglichkeit an Drogen zu kommen, auch das würde ich wohl in vielen Situationen nicht ausschlagen! Aber das sind immer diese Momente (ich denk du weißt was ich mein) Und ein Arzt/Psychologe kann dir helfen Strategien zu entwickeln um diese Momente aufzuhalten bzw. stark zu bleiben!

Ich bin selbst kein Genie darin die Krankheit zu besigen / die besagten Momente gut zu überstehen. Aber es ist auf jd. Fall schon weniger geworden bzw. besser als früher.

Meinst du nicht, du könntest dich doch mal durchringen zum Arzt zu gehen???
Schau dich an, Durchfall, Ritzen, Alkohol, Erbrechen, ständige Übelkeit...etc.
Wenn das so weitergeht dann hast du wirklich nicht mehr lange!
Was du dem Arzt erzählen sollst? Die Wahrheit! Deine Beschwerden, deine Probleme!
Der versteht dich, der stellt dir keine doofen Fragen - du bist nicht die erste u. nicht die letzte die mit so ner Krankheit beim Doc ankommt!

Und dein Mann... er kann nicht besonders verständnisvoll sein, wenn ihm dein Zustand so am A* vorbeigeht - Sorry, auch auf den Fall hin dass du sauer auf mich bist. Aber was ist das für ein Mann, dem es egal ist dass seine Frau sich zugrunde richtet. Der nicht "mit ihren "kleinen" Problemchen belastet werden will? Wenn das kleine Probleme sind was du hast, was versteht er unter großen Problemen? Musst du erst im Grab liegen, dass er den Ernst der Lage erkennt?

So, ich hoffe ich bin dir nicht zu sehr auf den Schlips getreten - nur solche Ignoranz von sogenannten "Lebenspartnern" Stichwort: in guten , wie in schlechten Tagen, macht mich krank!

Ich wünsche dir wirklich alles LIebe und dass du viell. ein wenig über meine Worte nachdenkst....

Liebe Grüße und einen schönen Abend!

Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

Re: Einmal Hölle und kein zurück in Sicht

#3
oh kimberly danke, danke dass du mir geschrieben hast.

Ich fühle mich grade als wüde ich untergehen. Und ich bedanke mich nochmals so sehr, du hast es ziemlich genau getroffen, ich selbst..ja, mir fließen grade die Tränen runter. Es tut wahnsinnig gut solche Worte von jemandem zu hören der weiß, warum wieso weshalb diese Dinge einfach so sind.

Ich kann gerade nicht mehr schreiben, aber bitte vergiss nicht, danke...danke dass du mich nicht alleine lässt

(:

Re: Einmal Hölle und kein zurück in Sicht

#4
Hallo H_T! :)

Nichts zu danken - dafür ist ein Forum doch da, dass man sich schreibt :)

Es freut mich, dass du meinen Beitrag aufmerksam gelesen hast u. dass du dich verstanden fühltest....

Hast du etwas darüber nachgedacht???
Wie geht es dir denn heute?

LG und einen schönen Sonntag!

Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem