Es geht um meine Mutter: ein ziemlich persönlichkeits-gestörtes, alkoholkrankes, essgestörtes, instabiles Persönchen.

Sie hat natürlich so ziemlich jeden Menschen aus ihrem Leben vertrieben, insbesondere ihre eigene Familie, die ja weiß was für ein ... gefährlicher Mensch sie ist.

Naja... das Verhältnis ist angespannt, um es mal sachte anzugehen.


Nun, wo ich weit weg am anderen Ende Deutschlands wohne, hatten sie und ich im vergangenen Jahr einige Male lockeren Briefkontakt. Natürlich liebt sie mich... ihr eigen Fleisch und Blut. Davon spüre ich aber nichts in mir.

Sie dreht sich nur um sich selbst. Wenn sie redet, redet sie von sich selbst. Wenn sie etwas fragt, fragt sie oberflächlich um danach wieder bei sich anknüpfen zu können. Im Gespräch ist sie sprunghaft, unaufmerksam und 80% der Redezeit dominiert SIE, mit sich selbst... sie zieht einen in sich und ihre Storys hinein. Da winde ich mich innerlich und bin aufm Sprung.

Ich kann nicht mit ihr reden. Man kann nur small talk betreiben und ich hasse small talk. Ich hasse Oberflächlichkeiten. Ich hasse worüber sie spricht, ich hasse wie sie spricht. Ich hasse einfach alles was sie ist und wie sie's ist.


Sie wünscht sich aber Briefkontakt zu mir. Ich hab mir diese Art Kontakt ausgesucht. Da hat sie ihren Redeschwall wenigstens unter Kontrolle, bzw. sie ist gezwungen Infos zu selektieren und in geordneter Form aufzubereiten und ich bin relativ sicher, dass sie mein Geschriebenes auch komplett liest und evtl. nochmal ein zweites mal um darauf zu antworten. So denke ich mir das zumindest.


Lange lebt sie bestimmt nicht mehr. Sie wird früher oder später an Organversagen sterben, ihr Gesaufe sieht man ihr mehr als deutlich an. Man sieht sofort dass sie krank ist, dass ihr Körper irgendwie vergiftet ist und dass sie nicht richtig isst. Ausgemergelt und kaputt. Sie ist jetzt glaube ich 56 und keine Rettung mehr in Sicht.


Schön und gut, aber wie soll ich damit umgehen!?


Und wie redet man mit jmd. der sich nur um sich selbst dreht?




ratlos,

Para

Hallo Para!

Tja, eine Antwort weiß ich da auch nicht, zumal mich ein ähnliches Problem, wenn auch zugegebener Maßen nicht ganz so krasses, beschäftigt.

Ich hab auch keine Ahnung, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll...zumal sie am Mo. hier auftauchen wird und ich das eigentlich garnicht will, weil das wahrscheinlich hinterher wieder alles für mich komplizierter macht..

Ich hasse es auch, dieses orflächliche Blabla...kann Dich gut verstehen..

Siehst Du Deine Mutter denn ab und zu, telefoniert ihr, oder sind das nur Briefe? Hast Du mal zurückgeschrieben, wie Du es sihst? Einfach mal den Frust rausgelassen? Ich weiß selbst, dass das bei der Person garantiert nie so ankommen wird (oder ankommen will) wie man es gern hätte, aber vielleicht ist es einfach ein Ventil, es mal rauszulassen. Von der Seele schreiben. Oder hast Du das schon versucht? War die Reaktion es zu ignorieren und wieder nur über sich zu schreiben??

Ach Para...echt, nen Rat hab ich wirklich nicht. Nichtmal für mich selber...aber vielleicht hilfts ein bissechen, wenn Du weißt, dass Du nicht die einzige bist, die ne Mutter hat, die den Namen irgendwie zu Unrecht trägt..

Liebe Grüße Nadine

Ehrlich gesagt, gar nicht vermutlich. Wer so lange wie deine Mutter so schön leugnen kann, krank zu sein (sie leugnet's ja immer noch, oder?) die hat das schon drauf, sich seine Welt so zu reden, wie sie die sieht. Du kannst natürlich versuchen, sie u fragen, ob ihr das auffällt, dass sie immer nur von sich redet. Dass sie nie auf andere eingeht, immer nur Small Talk mit denen macht. Und du kannst sie bitten, auch mal dir zuzuhören und Teil zu nehmen an deinem leben, wenn sie das schon explzit wünscht. I besten Falle versteht sie, wovon du redest, merkt, dass es es wirklich so ist. Es is ja recht leicht zu demonstrieren. Du könntest ihr mal nacherzählen, was sie dir in letzter Zeit erzählt hat und sie dann bitten, deine Worte zu wiederholen. Aber selbst wenn sie das einsieht und ändern will, wird es dauern, denn sie hat ja ihr Leben lang nix anderes gelernt in Bezug auf Kommunikation.

lg
aire

Para, wollte dir ein Kompliment machen, ich finde es toll, dass du so reflektiert bist.
Wirklich, Respekt.

Kann dir leider auch nichts anderes sagen, als aire und Nads.

Keine Ahnung, darauf ansprechen, aber du sagst ja, dass sie es nicht versteht.

Hm. Also werde ich wohl immer so weitermachen müssen bis sie eines Tages mal stirbt?

Irgendwie tut sie mir auch leid, sie hat voll das armselige Leben. Davon merkt sie nichts, aber ich seh es doch. Ich glaube sie hat noch nie über sich nachgedacht.
Aber sie ist auch ganz anders aufgewachsen als wir z.b. . Meine Eltern sind ja die erste Generation die in die DDR reingeboren wurde. Die sind mit ganz anderen Werten aufgewachsen. Mit Psychotherapie und so war da wahrscheinlich auch noch nich viel... nicht, dass irgendwer sich je hätte eingestehen oder überhaupt nur vorstellen können psychisch labil zu sein - zumindest meine Eltern nicht. Es wurde alles so hingenommen, nicht viel hinterfragt... was sollte man auch machen?


Und ich bin zufällig direkt nach Mauerfall geboren... Da war plötzlich alles anders. durcheinander.


Naja... was solls. Man arrangiert sich mit allem.


Und meine Eltern, denen kann mans nur n bisschen bequem machen und ich leb dabei mein eingenes Leben.

Hast du Angst, dass du, falls die bald stirbt, Schuldgefühle etc. bekommst weil du keinen normalen Kontakt mit ihr hattest???

Würdest du ihr deine Meinung über ihr Verhalten in den Briefen schreiben, oder hättest du dann ein schlechtes Gewissen???