Hallo zusammen..

Ich lese hier schon seit Jahren mit und schreib eigentlich nie etwas. Aber diesmal muss selbst ich mal etwas loswerden.

Seit 10 Jahren habe ich Bulimie und keiner, wirklich keiner, weiß etwas davon. Seit 2 Jahren habe ich einen lieben Freund und aufgrund unserer Fernbeziehung gelingt es mir meine lebensbedrohliche Krankheit zu verbergen. Ich habe mit mir selbst den Pakt geschlossen, dass ich mich nicht übergebe wenn ich bei meinem Freund bin.

Nun kann man sich das so vorstellen.. 3 Wochen lang fressen, übergeben, hungern. Und zwar so extrem bis ich viel abgenommen habe. Dann kommen vier Tage bei meinem Freund. Und in dieser Zeit nehme ich alles und noch mehr wieder zu, ich gehe in vier Tagen auf wie ein Hefekloß.

Wenn ich dann wieder zuhause bin, passe ich nicht mehr in meine Hosen und fang an zu heulen. Und das nur wegen vier Tagen.. Unfassbar, aber wahr. Sowas macht die Bulimie mit einem nach 19 Jahren ruiniertem Stoffwechsel..

Tja und nach den vier Tagen gehen die nächsten Wochen wieder los zum hungern.. bis ich wieder bei meinem Freund bin..

Ein Kreislauf aus dem ich nicht rauskomme. Ich war diesmal fast soweit meinen Pakt mit mir sausen zu lassen und mich auch bei meinem Freund zu übergeb.. Aber ich habs gelassen...

Jetzt sitz ich hier, weine und hab nichts zum anziehen für morgen.

Danke fürs lesen

Hi Du!

Ich finde es schon mal gut, dass Du hier mal schreibst?

Willst Du es Deinen Freund nicht sagen? Du führst also ein Doppeleben! Es ist ziemlich schwer!

Hast Du schon mal an eine Therapie gedacht?

Liebe Schlumpfine,

ich führe schon lange ein Dopelleben, stimmt. Komisch, dass so auszusprechen..
Ich war schon einmal in stationärer Behandlung. Offiziell wegen Depressionen. Inoffiziell wegen Bulimie.. Geholfen hat es mir nicht und ich bezweifel einfach, dass mir überhaupt noch irgendwer helfen kann.

Mein Freund meinte heute am Telefon zu mir, dass ich am Wochenende ganz schön viel bei ihm gegessen hätte.

Ist mir selbst gar nicht so sehr aufgefallen, aber ich weiß sowieso nicht was normale Portionen sind. Ich hatte schon fast gehofft er würde noch mehr zu meinem Essverhalten sagen, denn ich glaube dann wär ich in Tränen ausgebrochen und hätte es ihm gesagt.. glaube ich..

Aber so, habe ich nur gelacht und spiel wieder die Starke.

Irgendwann kann man sein Doppelleben nicht mehr führen und man hat auch die Kraft nicht mehr dazu!

Ich war schon in 2 Kliniken und ich kann sagen, eine war wars und die Andere war für den Müll und trotzdem überlege ich ob ich nochmal eine machen werde.

Wie glaubst Du würde Dein Freund reagieren?

Ließt Du Bücher darüber?

Ich befürchte mein Dopelleben wird ganz schnell problematisch wenn wir zusammenziehen werden..

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie er reagieren würde, aber ich habe davor wahnsinnige Angst. Er wird das doch gar nicht verstehen und er kommt sowieso mit Krankheiten nicht klar. Ich muss doch stark sein für ihn..

Bisher habe ich noch keine Bücher darüber gelesen. Wäre vielleicht mal eine Idee. Was meinst du?

Ist es schon geplannt?

In einer Beziehung musst Du nicht nur immer geben, Du darfst auch mal nehmen!

Ich habe schon einige Bücher darüber gelesen und ich lese auch gerade ein Buch darüber. Ich finde es nicht schlecht, weil dann kann man sich mal damit beschäftigen und sich in Ruhe dafür Zeit nehmen und jetzt wo das Wetter schöner ist, kann man sich in die Sonne setzen und dann einfach relaxen und lesen!

Ja, es ist geplant. Aber ich kann das Problem noch recht gut verdrängen. Irgendwie hoffe ich, dass bis dahin eine gute Fee vorbeikommt "schnipp" macht und ich vollkommen gesund bin..

Ich weiß manchmal nicht ob es gut ist, mich noch anderweitig mit dem Thema Bulimie auseinanderzusetzen.

Hm..ich werd mal drüber nachdenken und jetzt schlafen gehen.

Morgen ist ein weiterer tag meins merkwürdigen Doppellebens...
Gute Nacht und Danke fürs Zuhören.

Auf die Gute Fee habe ich auch immer gehofft, nur leider kommt die nicht und das musst Du Dir bewusst machen!

Du flüchtest Dich doch so oft vor dem Thema Bulimie, dann ist es nicht schlecht, Dich darüber zu informieren. Zu viel ist auch nicht gut, dass ist schon klar!

Gute Nacht und ich bin gerne weiter für Dich da!

liebe pamina,

das "schnipp" der guten fee spielts leider nicht, das kannst du vergessen.

stell dir mal vor, wie sich dein freund fühlt, wenn er nach zwei jahren HERAUSFINDEN MUSS, dass seine freundin nachm essen kotzt ... vielleicht denkt er sich, "wenn sie mir zwei jahre lang vorgespielt hat, sie hätte kein problem mit dem essen - was hat sie mir dann noch alles vorgespielt?" noch dazu, wo du es ja nicht für nötig befunden hast, es ihm zu sagen ...
denkst du überhaupt, ein zusammenleben wäre möglich? wie stellst du dir das vor, ohne dass dein zweites leben involviert wird? denn von einen tag auf den anderen normal essen können - geht nicht. außerdem, vertraust du ihm? scheinbar nicht so sehr, dass du dich ihm nicht anvertrauen kannst. wie lange funktioniert eine partnerschaft ohne bzw. mit nicht genug vertrauen?

warum versuchst dus nicht mit einer klinik? wovor hast du angst?
du weißt, dass du nicht gesund lebst. runterkotzen, wieder rauffressen, und das schön regelmäßig ...

ist schon mal ein großer schritt, dich hier, anonym, zu öffnen.
erzähl doch noch über dich, deine beziehung oder deinen freund ... familie? wie geht das, dass 10 jahre lang niemand mitkriegt, dass es dir beschissen geht?

Hallo zusammen..

Ich schäme mich fast schon, erst nach so langer Zeit, zu antworten.
Vielleicht interessiert es ja jemanden wie es mir ergangen ist.

Die Wahrheit ist, dass ich alles wieder verdrängt habe. Naja ich habe es versucht.

In meinem Leben ist viel passiert.

Der liebe Freund von der Fernbeziehung ist inzwischen mein Ehemann..

Tja und was soll ich sagen.. Ich habe noch immer Bulimie und nein, er weiß es nicht.

Ich bin eine Lügnerin und Heuchlerin!

Gruß von Pamina..

Liebe Pamina!

Ich habe gerade erst den ganzen Thread gelesen!

Wie kam es denn jetzt zu so einer schnellen Heirat? Seid ihr jetzt zusammengezogen und du musst die Bulimie immer noch verstecken? Wenn dem so ist, hört sich das nach einem ganz furchtbar anstrengenden "Alltag" an.

Fürchtest du, er könnte sich von dir scheiden lassen, wenn du ihm dein "Geheimnis" beichtest?

Ich habe meine Bulimie auch ein Jahr geheim gehalten, sie versteckt. Es war der reine Terror, neben dieser schlimmen Krankheit auch noch die Heimlichkeit...oh Gott!

Mich hat es unendlich erleichtert, als ich damit an die Außenwelt getreten bin. Vor allem die Mädels, die ich damals in der Gruppentherapie kennen gelernt habe, haben mir gezeigt, dass ich nicht alleine bin. Es tat damals so gut sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

In meinen letzten beiden Beziehungen bin ich auch immer relativ schnell mit meiner Bulimie herausgeplatzt, und es hat mich immer wieder befreit.

Lieben Gruß und viel Kraft!
Kitty

Liebe Kitty!

So schnell war die Heirat gar nicht. Wir sind Ende 2008 zusammengezogen, da hat er mir dann auch einen Antrag gemacht und wir haben 2009 geheiratet.

Jetzt sind wir ein Jahre verheiratet.

Ich glaube nicht, dass er mich verlassen würde wenn ich es ihm sagen würde.
Allerdings kommt er mit Krankheiten gar nicht zurecht... Ich weiß nicht genau wie er reagieren würde.

Ich habe aber nicht wirklich Angst vor der Reaktion. Ich fürchte fast, dass ich mehr Angst davor habe dann anders mit meiner Bulimie umgehen zu müssen.
Wenn man über 12 Jahre sowas immer nur mit sich selbst ausgemacht hat ist es schwierig, dann etwas zu ändern.

Ich weiß, wie krank sich das anhört. Es ist auch krank!

Hallo Pamina,

gut, dass du die Bulimie nicht weiter verdrängen möchtest, sondern dich damit auseinandersetzt.

Pamina hat geschrieben: Ich fürchte fast, dass ich mehr Angst davor habe dann anders mit meiner Bulimie umgehen zu müssen.
Wenn man über 12 Jahre sowas immer nur mit sich selbst ausgemacht hat ist es schwierig, dann etwas zu ändern.
Ich weiß, wie krank sich das anhört. Es ist auch krank!

Klar, sind wir krank, sonst wären wir ja nicht hier ,
aber mal ehrlich:
ist das nicht der Punkt? Die Angst etwas ändern zu müssen, wenn der Partner Bescheid weiß;nicht mehr verdrängen können, sich Fragen stellen zu müssen, evtl. kontrolliert zu werden....etc...?
Die Angst ist verständlich, vor allem, wenn man sich die B neben der Partnerschaft so eingerichtet hat, dass keiner was merkt.....

Ich will auch gar nicht sagen, dass du deinem Mann alles sagen musst, den Zeitpunkt musst du selbst bestimmen.
Du musst aber für dich etwas ändern wollen, nicht für ihn oder aus Scham vor seiner Reaktion.

Versuche doch einen Therapeuten zu finden.
Nur weil der stationäre Auifenthalt damals nichts gebracht hat, heißt es nicht, dass es keine Hilfe gibt.
Es war halt die falsche Klinik.So was gibt`s. Man muss manchmal lange suchen, um die passende Hilfe zu bekommen.
Versuchs doch...für dich