Von Helga Am 11.06.2001

Hallo alle zusammen! Habt ihr auch schon mal das Gefühl gehabt, jetzt könnte ich es schaffen von dieser Krankheit loszukommen. Ich habe dieses Gefühl nach langem wieder. Sonst lebe ich einfach den Trod und denke mir, was ist den so übel an der Krankheit. Ich muss dazu sagen, dass ich seit fast 10 Jahren Bulimie habe und 25 Jahre alt bin. Ein paar von euch werden mich sicher schon kennen. Wusste am Anfang gar nicht, dass es eine Homepage gibt und habe mir einfach gedacht, dass ich es einmal unter www.bulimie.at probiere und schon war ich unter Gleichgesinnten und Leidensgenossen(innen). Heute ist für mich ein guter Tag - nachdem ich das Wochenende mit Fressen, Sauffen und Kotzen verbracht habe, bin ich heute in der Früh aufgewacht und wollte nicht mehr so weitermachen. Einfach die Krankheit über mich gewinnen lassen. Meine Krankheit hat lange genug die Herrschaft über mich übernommen - ich möchte mein Leben wieder zurückhaben. Ich denke mir öfters, dass ich damals mit 16 Jahren aufgehört habe zu leben, weil das was ich fast 10 Jahre gemacht habe, ist ja wirklich kein Leben mehr gewesen. Ich habe mich in meinen 4 Wände verkrochen und meine Freunde weggestoßen. Habe mich mit dem Kühlschrank und dem Bier angefreundet und bin immer mehr in die Breite gegangen, obwohl ich dreimal am Tag gekotzt habe. Nun frage ich mich wirklich für was ich das alles getan habe. Für nichts und wieder nichts. Vielleicht kann ich auch jetzt ohne diese Krankheit leben und wieder das lebenslustige Mädel werden, was ich vor vielen Jahren war. Die Schuld, die ich damals meinen Eltern, meinem Bruder und allen, nur mir nicht, gegeben habe, kann ich schön langsam abbauen und mir sagen, dass ist mein Leben und da redet mir niemand mehr drein!

Würde mich echt freuen, wenn ich morgen oder heute noch von euch höre. Vielleicht kann ich dann zu sagen, he ein zweiter Tag ohne Kotzerei. Ihr dürft jetzt nicht meinen, dass ich das nicht schon oft gemeint habe und wieder in das gleiche Muster reingefallen bin. Aber mir reicht´s jetzt mit der Kotzerei und ich will wieder leben! Helga

Von daria Am 11.06.2001

ich hab die letzten zwei jahre verschlafen. das kotzen is shclimm, ja, aber schlimmer für mich is, dass es mir so schwer fällt, mit anderen leuten kontakt zu haben und dass ich mich so verstellen muss. ich hab das theaterspielen satt. bin jetzt fast 19 und habs bis jetzt nich gepackt, einen freund zu haben. wie is das bei euch? könnt ihr richtige beziehungen führen? mit liebe und allem? ich kanns nicht. hab immer angst, dass ich irgendwas von mir preisgebe, jetzt nicht nur die bulimie. ich hab das gefühl, ich liefere mich dem emnschen aus, wenn ich mich in ihn verliebe. würd mich sehr interessieren, wie ihr damit klarkommt.

Von Helga Am 12.06.2001

Hallo Daria!

Hab mich sehr über deine Antwort gefreut. Ich bin auch in so einer ähnlichen Zwickmühle wie du. Ich hatte bis jetzt noch keinen richtigen Freund, weil ich mich auch nie so richtig traue, aus mir rauszugehen. Ich kann nicht lieben und werde dies auch leider nicht mehr lernen. Du darfst nicht glauben, dass ich so streng erzogen wurde. Eigentlich ist dies der andere Fall, nur wurde bei uns zu Hause nie ein liebes Wort gesprochen. Meine Eltern haben fast immer gestritten oder sich angeschwiegen. Wir sind drei Kinder - mein älterer Bruder hat die Kurve noch bekommen und ist eigentlich ganz normal (Frau und Kinder). Mein zweiter Bruder konnte auch nie eine Bindung eingehen und kann auf Frauen nicht offen zugehen. Mir geht es so mit den Männern. Wenn ich einen Schritt nach Vorne mache, dann mache ich gleich zwei Schritte wieder zurück. Ich beneide jeden, der normal leben kann. Früher habe ich das immer auf meine Dickheit geschoben. Jetzt weiß ich, dass es ganz egal ist, ob man dünn und dick ist - man bekommt einen Freund, wenn man will und sich nach draußen traut. Am Anfang als alle mit dem fortgehen angefangen haben, da musste ich besser in der Schule sein wie mein Bruder und habe nur gelernt - Ergebnis super Zeugnis. Also lernen was das Zeug hält - dann hatte ich den Führerschein besser und schneller zu machen als meine Brüder und schließlich den perfekten Job zu suchen. Dann im Job besser zu sein als die anderen und ja keinen Fehler machen. Ein perfekter Mensch zu sein mit einem Schönheitsfehler. Ich bin schon lange darauf gekommen, dass die Krankheit nichts bringt und mir nichts gebracht hat. Leben mit der Krankheit ist Scheiße. Ich wollte dünn sein und habe gedacht, dass ich es mit der Bulimie schaffe dünn zu werden - Fehler ich bin noch gleich dick (*kg). Also hat das ganze nichts gebracht. Zurzeit geht es mir voll gut und ich habe wieder die Hoffnung es zu schaffen der Krankheit Herr zu werden. Mal schauen wie es in einer Woche ist. Ich habe schon des Öfteren gedacht, dass ich von der Krankheit los komme und hatte dann einen schlimmen Rückfall. Nach jedem Rückfall dachte ich dann, was ist so schlimm an der Krankheit - sie ist wenigstens ein Halt für mich. Jetzt will ich einen anderen Halt und das LEBEN, dass ich seit fast 10 Jahren nicht mehr hatte zurück! Schreib mir zurück - ich würde mich freuen! Gruß Helga

Von anita Am 13.06.2001

daria, ich habe jetzt seit einem jahr einen freund. nach ein paar monaten habe ich es ihm gestanden. ich kann manchmal unausstehlich sein und leute schlechter machen, als sie sind. nur, um mich selbst besser zu fühlen.
obwohl ich meinen freund sehr lieb habe, kann ich mich nicht ganz hingeben. ich baue mir immer noch eine mauer auf, aus angst, verletzt zu werden.
ich weiß nicht, ob nur miene krankheit schuld an unseren beziehungsproblemen ist, aber ich will nicht zulassen, dass ich ihn dadurch verliere.
er drängt mich zu einer therapie, aber ich kann nicht, noch nicht.