Hallo zusammen,

nachdem ich schon ein paar mal meinen Senf abgegeben habe, dache ich mir, es ist vll ein wenig netter, sich vorher erst mal vorzustellen.

Ich denke, meine Geschichte ähnelt denen vieler hier im Forum:
abnehmen, den Ausstieg verpassen, zu den falschen Mitteln greifen, familiäre Probleme, die B** als Freundin und Trösterin und *zack* - sind zehn Jahre vergangen und man schleppt dieses dumme Ding wie eine Fußfessel mit sich durchs Leben.

Teils war ich anorektisch, das Gewicht ging auch mal zieml. an die Untergrenze, aber meistens hat man mir nichts angesehen. Also habe ich nach außen immer brav meine Maske getragen, habe funktioniert und habe - selbst nach Jahre langer, schlimmer Krankheit meines Vaters, die mit seinem Tod endete - weiter funktioniert und die Schule brav fertig gemacht, immer wie es sich gehört, immer, wie es erwartet wurde.

Seitdem ist die B*** meine Begleiterin, anfangs gab sie mir noch Wärme und Geborgenheit, Sicherheit und Trost. Aus der freundschaftlichen Umarmung wurde jedoch recht schnell ein Würgegriff und seitdem lässt sie mich nicht mehr aus ihren Klauen.
Ich führe ein Doppel-Leben, früher ein Versteck-Spiel mit der Mutter, heute mit dem Freund. Mittlerweile belastet sie unsere Beziehung ganz schön und ich kann verstehen, dass mein Freund - nachdem ich seit 1,5 Jahren Versprechungen mache - Fortschritte sehen möchte.
Unsere Beziehung wäre schon fast drauf gegangen deswegen und vor die Wahl gestellt, ihn oder sie, möchte ich mich doch für IHN entscheiden!
Mittlerweile belüge ich sogar meinen Therapeuten - aber um was für einen Preis?

Freitag, gestern und heute (toitoitoi) sind die ersten Tage seit ca. einem halben Jahr, die ich nicht gek** habe.
Und dabei habe ich mich sehr viel im Forum rumgetrieben, was mir sehr, sehr, viel Zuversicht und Kraft gegeben hat.

Es reicht jetzt einfach. Nach all den Jahren, die ich auf Knien vor einer Kloschüssel rumgerutscht bin, widerliche Sachen erst reingestopft und sie meinem Körper dann auf ernierigende Art und Weise wieder abgefordert habe.... das ist alles so erbärmlich!

Ich möchte gerne wieder mit erhobenem Kopf durchs Leben gehen - stolz und ohne Kotzegeruch im Schlepptau!

Und ich glaube, hier kann ich das schaffen!!!

Wow, da klingt aber jemand zuversichtlich!
Dann wünsch ich dir noch viele weitere kotzfreie Tage und dass du deinem Therapeuten wieder vertrauensvoll gegenüber sein kannst.

LG,Filthy

Hi Maresa,

wow, wenn das alles so klappt, wie du dir das vorgenommen hast, ist das echt der Wahnsinn!
Du klingst sehr sehr zuversichtlich. Aber warum hast du deinen Therapeuten belogen? Weshalb?
Wie lange bist du den schon in Therapie?
Was gibt dir deine Bulimie nocht?
Würde mich mal interressieren, auch meinetwegen weißt du?

Ich bin seid fast 10 Jahren in der Bulimie gefangen. Aber seid knapp 1nem Jahr wieder "clean"
Bin nach der scheidung meiner eltern total abgerutscht, und habe JAHRE gebraucht, trotz Therapie, um da wieder einigermaßen raus zu kommen!!

freu mich auf deine message,
alles liebe
verena

Hi Verena,

danke für die liebe Message.
Hm, was gibt mir die Zuversicht.... zehn Jahre sind ganz schön lange, weißt Du ja selbst und ich finde es echt traurig, wieviel Lebenszeit ich schon verloren habe.
Ich bin gewiss nicht immer so positiv gestimmt wie in diesem Beitrag - für diesen Optimismus musste ich ziemlich weit unten ankommen.
Meinen Therapeuten habe ich belogen, weil... ja, gute Frage.
Vielleicht, weil mir das fehlt, dass mir ein Therapeut mal sagt "Mädel, Du hast einen Knall, hör auf mit dem Sch***!", sondern dass die einen immer so viel reden lassen und so verdammt verständnisvoll sind. Nicht falsch verstehen, natürlich ist es gut, wenn einem einer zuhört, aber der muss auch mal sagen, wo es lang geht.
Oh je, ich schreibe nur Blödsinn. Ich muss selber sagen, wo es lang gehen soll, ich weiß ja. Ich finde nur einfach keine Antwort, warum ich selbst den belüge. Wahrscheinlich, weil ich mich dann gleich selbst mit belügen kann und alles viel rosiger aussieht...

Aber das mit den ersten drei Tagen ohne K***, das ist wahr und ech und wirklich. Heute bin ich zwar schwach geworden, aber es ist bei einem FA geblieben und ich habe zwar wieder dran gedacht, zu futtern vorhin, aber ich habe mir lieber n Kaffee gemacht, 2 Schokoeier verdrückt (dabei bleibtes, aber das war mit Genuss ) und mich an den Rechner gesetzt.
War nur echt blöd heute, weil ich meine Mutter nachmittags getroffen habe. Hab mich schon Ostern gedrückt (mit guten Ausreden und echten Gründen), aber der Nachmittag musste sein...und das hat mich im Vorfeld und während dessen sehr belastet.
Aber jetzt habe ich die Nase wieder im Wind und nicht mehr in der Schüssel

Und Du, wie geht es Dit mittlerweile mit der B*?
Hast Du seit einem Jahr nicht einen einzigen R*fall gehabt?
Wow, *bewunder*, das hört sich gut an.
Und hattest Du ein Schlüsselerlebnis, oder lief sich das so langsam aus... ?

Liebe Maresa,

dieser Satz hat mich sehr stutzíg gemacht

Unsere Beziehung wäre schon fast drauf gegangen deswegen und vor die Wahl gestellt, ihn oder sie, möchte ich mich doch für IHN entscheiden!
Mittlerweile belüge ich sogar meinen Therapeuten - aber um was für einen Preis?

Diese Ehrlichkeit zeigt, dass du ganz genau weißt, wie du aus der Krankheit raus kommen kannst.
"Loslassen" und es auch wollen!!!!!!!
Nicht für deinen Fraund, nicht für deine Muttter oder sonst wen.
FÜR DICH!

Nun mußt du nur noch lernen, wie wichtig du dir selber bist.

Herzlich Willkommen. Du bist auf dem richtigen Weg.
*daumendrück*

Liebste Grüße
Hedi

Hallo hedi,
mensch, Du hast auf einen Blick den Kern erkannt (wo ich doch so viele Wort drum herum gebastelt habe...).
Es stimmt, bisher waren meine Versuche aufzuhören eher davon geprägt, dass ich etw. / jmd. nicht verlieren möchte oder weil ich objektiv weiß, dass ich mich kaputt mache und gegen steuern muss.
Was bei mir ein bißchen verkümmert ist, das ist die Eigenliebe...
aber ich arbeite dran ...

Und mir ist auch bewusst, dass ich nicht für meinen Freund aufhören darf: der kann eines Tages schließlich auch wieder weg sein...

Dank Dir, hedi!