Tag 1.
Denn jetzt muss ich leider auch von meinem ersten RF schreiben

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Es hatte sich ja gestern schon den ganzen Tag angekündigt, eigentlich hatte ich schon seit 9 Uhr morgens nur dagegen angekämpft.
Als ich abends schließlich auf die erste Party aufgebrochen bin, dachte ich schon, ich hätte die Gefahr gebannt.
Aber wieder war es der Alkohol, der meinen Willen schließlich gebrochen hat und von Party Nr.3 bin ich dann schnurstracks nach Hause, hab meine Leute stehengelassen, noch diverses Zeug mehr in mich reingestopft (während der Parties auch schon) "Muss sich ja auch lohnen" und ab damit ins Klo.
DAs ganze war in wesentlich gerigerem Ausmaß, als ich mir den ersten Rückfall vorgestellt habe und hat nicht einmal 10 min Zeit beansprucht, aber Rückfall ist Rückfall.
Ich habe sogar das Veto-Männchen gehört und kurz überlegt ob ich mich einfach vollgefressen ins Bett hauen soll, aber ich war zu schwach, Schwäche zu akzeptieren.
Aus irgendeinem Grund wollte ich unbedingt direkt mitteilen, dass ich versagt, es einfach nicht geschafft habe. Nachdem ich mit mir gerungen hatte und feststellte, dass ich jetzt eigentlich ganz viel Zuneigung brauche - auch wenn ich mich gerde wiederwärtig und ekelhaft und schwach fühle kam mein Freund auch direkt her und hat alles noch mal unterstrichen was ich eh schon weiß - ist nicht so tragisch, wichtig ist das es weitergeht usw usf. Ist ja komplett richtig und seh ich auch so. Sowieso, heut wird Tag eins, der zweite.
Jedenfalls hab ich geheult wie ein Schloßhund, und es war alles total schrecklich, schließlich habe ich NOCH NIE, NICHT EINMAL mit jemandem gesprochen, direkt nach einer Ess-Breh - Attacke. Es war so krass und die Vorstellung, dass das jetzt jedesmal auf mich zukommen würde, erhöht meinen Leidensdruck (den ich ja irgendwie nicht so richtig empfunden hatte bisher) mit einem Schlag enorm

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Aber anstatt mich - wie ich es so sehr gebraucht und mir gewünscht hätte - hat er dann
wieder versucht mich von einer Therapie zu überzeugen. ICh verstehe ihn total, er will dass ich alles versuche, um davon loszukommen, aber in mir sträubt sich noch so viel dagegen.
- Meine Eltern. Sie müssten wieder ins Boot geholt werden für den Therapieantrag, da ich über sie versichert bin und es ist über 4 Jahre her, seit ich das letzte Mal mit meiner Mutter über die Bulimie gesprochen habe
- mein Hochmut. Ich schaffe das alleine - ich bin doch bis jetzt schon so gut gewesen, ein RF ist doch nicht der Beweis schlechthin, dass ich nicht fähig bin es allein - mit eurer aller Hilfe - zu besiegen!
Beide Punkte schlagen die Argumente für eine Therapie absolut nicht, das weiß ich wohl. Aber ich bin einfach noch nicht so weit. Es ist ca 3 Wochen her, dass ich das erste Mal überhaupt den Gedanken hatte, die Bulimie zu besiegen, sei vielleicht keine schlechte Idee.
Seitdem ist so viel passierrt, alles hat sich umgewälzt, mein Freund weiß Bescheid, mein Leben hat sich radikal umgekrempelt. Ich weiß, dass eine Therapie mir dabei helfen sollte, das sinnvoll hinzukriegen, aber - und darin erkenne ich auch in erschreckendem Ausmaß den SUCHTcharakter, den die Bulimie definitiv hat, ich kann mir nicht vorstellen, das jemand anderes außer mir, mich da auch wieder rausholen kann.
Je mehr ich schreibe desto schwächer werden meine Argumente, schließlich habt auch ihr mich hier schon sehr viel weiter gebracht, als ich es alleine je hinbekommen hätte.
Na gut, Resumée: Der GEdanke Therapie schwelt im Untergrund.
Trotzdem war das definitiv gestern nacht viel zu viel auf einmal und ich bin völlig erschöpft. Die Zuneigung die ich so dringend gebraucht habe, habe ich nicht bekommen, das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Aber ich soll ja schließlich auch nicht belohnt werden fürs kotzen.
Ich verstehe sehr gut, wie wertvoll ist, was mein Freund für mich tut, aber es tut dennoch so verdammt weh, sich einzugestehen, dass man Hilfe brauchen könnte.